Risale-i Nur lesen -Schlusswort

ABDULLAH4

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[h=1]Schlusswort[/h]

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Denn dieses irdische Leben ist nichts als ein trügerischer Genuss.« (Sure 3, 185)



Ein Schlag ins Gesicht für die Gottvergessenen und eine Lektion zur Ermahnung
Oh du meine unglückselige Seele, die du in der Gottvergessenheit versunken bist und dir dieses Leben süß erscheint, die du das Jenseits vergessen hast und dich nach dem Weltleben sehnst! Weißt du, wem du gleichst? Dem Vogel Strauß! Er sieht den Jäger und kann nicht fortfliegen. Er steckt den Kopf in den Sand, damit der Jäger ihn nicht sehen soll. Der ganze Körper aber bleibt draußen. Der Jäger sieht ihn. Er aber hat seine Augen im Sand vergraben und sieht nichts. Oh Seele, betrachte und sichte das folgende Gleichnis:
Wessen Blickwinkel sich auf diese Welt beschränkt, dessen hochgeschätzte Genüsse verwandeln sich in Kummer und Gram. So finden sich z.B. hier in diesem Dorf (d.h. in Barla) zwei Männer. Neunundneunzig von hundert Freunden des einen sind nach Istanbul gegangen und fühlen sich dort wohl. Nur ein einziger von ihnen ist hier geblieben. Auch er wird dorthin gehen. Darum sehnt sich dieser Mann nach Istanbul, denkt daran, möchte zu seinen Freunden gelangen. Wann immer man zu ihm sagen wird: »Gehe dorthin!« wird er mit einem frohen Lächeln hinübergehen. Was aber den anderen Mann betrifft, so sind von hundert seiner Freunde neunundneunzig weggegangen. Ein Teil von ihnen ist zu Grunde gegangen. Ein anderer Teil von ihnen ist in unbekannten Gegenden untergetaucht und die Verbindung zu ihnen ist abgebrochen. Er hält sie alle für verschollen und denkt, dass sie ihr Ende gefunden haben. Dieser bedauernswerte Mann hält an Stelle all dieser die Freundschaft nur noch mit einem einzigen Gast aufrecht und versucht sich mit ihm zu trösten. Mit ihm versucht er den Kummer und Gram über die Trennung zu überdecken.
Oh Seele! Alle deine Freunde, ihnen allen voran der Geliebte Gottes, befinden sich auf der anderen Seite des Grabes. Die ein, zwei restlichen, die noch übrig geblieben sind, werden auch noch dahin gehen. Schrecke vor dem Tode nicht zurück, fürchte dich nicht vor dem Grab und wende dich nicht ab! Ermanne dich, siehe und höre, was das Grab von dir fordert! Lache dem Tod mannhaft ins Gesicht und siehe, was er wünscht! Hüte dich davor, dem zweiten Mann in seiner Gottvergessenheit zu gleichen!
Oh Seele! Sage nicht: »Die Zeit hat sich geändert, die heutigen Anschauungen sind ganz anders geworden. Jedermann ist den irdischen Dingen verhaftet. Ein jeder betet das Leben an, hat den Kopf voll von Sorgen um das tägliche Brot.« Denn der Tod ändert sich nicht. Trennung verwandelt sich nicht in Beständigkeit und wird nicht ausgetauscht. Die Schwächen der Menschheit und die Armseligkeit der Erdenbürger wird nicht aufgehoben, vermehrt sich vielmehr noch. Die Reise des Menschen wird nicht abgebrochen, sondern beschleunigt.
Und sage nicht: »Ich bin genau wie alle anderen in der gleichen Lage.« Denn jeder verleiht dir seine Kameradschaft nur bis ans Tor des Grabes. Der Trost, mit jedem im Unglück zusammen zu sein, hat jenseits des Grabes keinen Wert.
Glaube aber auch nicht, du wärest dir selbst überlassen! Denn wenn du das Gasthaus dieser Welt mit den Augen der Weisheit betrachtest, so wirst du sehen, dass nichts darin ohne einen Sinn und Zweck ist. Wie aber könnte dann dein Leben ohne Sinn und Zweck sein? Auch Ereignisse wie ein Erdbeben oder andere Naturkatastrophen sind nicht Spielzeug des Zufalls.

Zum Beispiel: Die Erde ist mit den verschiedensten Arten von Pflanzen und Tieren wie mit wundersam geordneten und aufs schönste geschmückten, teils übereinander liegenden, teils ineinander verschlungenen Gewändern von Kopf bis Fuß bekleidet, die, wie man sieht, äußerst sinnvoll und besonders zweckmäßig angepasst und ausgestattet sind und sie dreht sich wie ein Mevlevi-Dervish, der ob der überaus hohen Ziele und der vollkommenen Ordnung in Ekstase geraten ist, wie man weiß, um sich selbst und im Kreise. Betrachtet man ein so todbringendes Ereignis, welches zugleich ein Zeichen des Lebens der Erde ist, wie ein Beben *, das einem Achselzucken der Erde gleicht, welche die unsichtbare Last der gottvergessenen Handlungen ihrer Adamssöhne und besonders der Gläubigen unter ihnen bedrückt, als völlig sinnlos und rein zufällig, wie ein Ungläubiger das behauptet hat, dann werden dadurch alle die vom Unglück betroffenen in ihrem leidvollen Verlust, den man ihnen als ein nutz- und sinnloses Opfer ohne jeden Gewinn dargestellt hat, in fürchterliche Verzweiflung gestürzt. Eine solche Behauptung ist nicht nur ein großer Fehler, sondern zugleich auch ein großes Unrecht. Sicherlich geschehen solche Ereignisse auf Befehl eines Allweisen und Allbarmherzigen, sodass die Gläubigen ihr vergängliches Gut in Almosen verwandeln und ihm so Ewigkeitswert verleihen können. * Es gilt zugleich als ein Sühneopfer für die Sünden, die aus der Undankbarkeit gegenüber den göttlichen Gnadengaben erwachsen sind. So wird auch einmal der Tag kommen, da unsere gute, brave Erde sieht, dass die Werke der Menschen, die der Schmuck ihres Antlitzes sind, durch Undankbarkeit und Abgötterei hässlich geworden sind. Dann wird sie auf Befehl ihres Schöpfers in einem einzigen großen Beben ihr Antlitz ganz und gar reinigen und abwischen. Auf Allahs Befehl kippt sie alle Leute der Abgötterei in die Hölle. Den Leuten der Dankbarkeit aber wird gesagt: »Auf! Tretet ein in das Paradies.«
 
Üst