Risale-i Nur lesen -Vierter Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort«

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Risale-i Nur lesen -Vierter Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort«




  • Ein wichtiger Anhang
»Er sagte: Wer wird die Gebeine wieder beleben, nachdem sie bereits vermodert sind? Sprich: Wiederbeleben wird sie der, welcher sie das erste Mal erbaute; denn Er weiß um jegliche Schöpfung.« (Sure 36, 78-79)



Das bedeutet: Der Mensch sagt: »Wer wird die vermoderten Gebeine wiederbeleben?« Sage nun du: »Der, welcher sie am Anfang erbaut und ihnen Leben verliehen hat, der wird sie auch wiederbeleben.«
Wie wir im dritten Gleichnis der Neunten Wahrheit im »Zehnten Wort« dargelegt haben, könnte jemand, nachdem eine Persönlichkeit an einem einzigen Tage vor den Augen ein ganz neues Heer aufgestellt hatte, sagen: »Diese Persönlichkeit kann ein Bataillon, dessen einzelne Soldaten sich in einer Pause zerstreut hatten, mit einem Posaunenstoß wieder versammeln und sie wieder zur Ordnung eines Bataillons zurückrufen.« Sagtest du, oh Mensch, dann: »Ich kann das nicht glauben.«, dann weißt du sehr wohl, wie wahnwitzig dein Leugnen ist. In ähnlicher Weise könnte man fragen, wie der Herr in Seiner Allmacht und Allwissenheit, Er, der aus dem Nichts alle Tiere und all die anderen Lebewesen gleich einem neu erstellten Heer, alle die Bestandteile und alle die Fähigkeiten des Körpers, Bataillonen gleich, in vollkommener Ordnung und ausgewogener Weisheit aushebt und ihnen mit Seinem Wort:


»Sei! Und es ist.«



den Stellungsbefehl erteilt, und der so in jedem Menschenalter karn: etwa sechzig Jahre (A.d.Ü.) , ja, sogar in jedem Frühling über die Erde hin hunderttausende Arten und Gruppen von Lebewesen gleich Heeren aufstellt, mit einem einzigen Posaunenstoß aus Israfils Sur alle die kleinen, aber notwendigen Zellen sowie alle die wesentlichen Organe, die ja mit dem Körper bereits Bekanntschaft geschlossen und in ihm wie unter der Ordnung eines Bataillons gedient hatten, wiederversammeln könne. Darf man überhaupt so fragen und das für unmöglich halten? Es wäre dies doch ein wahnwitziger Irrsinn.
Überdies geschieht es zuweilen, dass der Qur'an Staunen erregende Taten erwähnt, die Gott der Gerechte in dieser Welt vollbringt, um den Menschen auf Seine wunderbaren Taten im Jenseits vorzubereiten, damit dieser sie in seinem Herzen annehme und mit seinem Verstande bestätige. Oder es werden darin die Staunen erregenden Taten erwähnt, die Er in der Zukunft (d.h. beim Weltuntergang) und im Jenseits (d.h. beim Weltgericht) vollbringen wird, damit wir durch die Beobachtung vergleichbarer Ereignisse davon überzeugt werden.
Zum Beispiel:


»Sieht der Mensch etwa nicht, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschaffen haben. Doch er ist uns ein offener Kritiker geworden.« (Sure 16, 4)



usw. bis zum Ende dieser Sure... So also beweist der Weise Qur'an in der Frage der Wiederversammlung die Auferstehung auf sieben, acht Arten, in verschiedener Form.
Zunächst stellt er uns unsere erste Entstehung (nesh'e-i 'ula) vor Augen. Er sagt: von einem Samentropfen (nutfa) zu einem Blutstropfen (alaqa), von einem Blutklumpen zu einem Klumpen Fleisch (mudgha) könnt ihr die Erschaffung des Menschen bis zu seiner Vollendung beobachten... Wie also nun könnt ihr eure zweite Entstehung (nesh'e-i uhra) noch leugnen? Sie gleicht doch der ersten, und ist vielleicht sogar noch einfacher als diese. Zudem weist Gott der Gerechte auch auf die gewaltigen Gnadengaben hin, die Er dem Menschen verliehen hat, indem Er sagt:


»Er, welcher aus grünen Bäumen Feuer für euch gemacht hat.« (Sure 36, 83)



Wird nun Er, der euch solche Gnadengaben verliehen hat, danach euch ganz und gar selbst überlassen, damit ihr euch am Ende ins Grab hinablegen und nicht wiederauferstehen solltet? Zudem sagt er (der Qur'an) indirekt auch: Ihr seht doch, wie tote Bäume von neuem wieder grün und lebendig werden. Könnt ihr nicht aus der Wiederbelebung knochentrockenen Holzes eure Schlussfolgerungen ziehen, und wollt dies für völlig unverständlich ansehen? Ja, sollte denn der, welcher Himmel und Erde erschaffen hat, über Leben und Tod des Menschen, der doch die Frucht der Himmel und Erden ist, keine Macht besitzen? Ja, sollte denn der, welcher diesen riesigen Baum gepflegt hat, der Frucht dieses Baumes keinen Wert mehr beimessen, und sie einem anderen überlassen? Ja, könntet ihr euch vielleicht vorstellen, dass der, welcher den Baum der Schöpfung geformt und mit all seinen Teilen in Weisheit gebildet hat, ihn nun nutz- und sinnlos werden ließe, und all dem, was er hervorbringt, keine Beachtung mehr schenkte? Und weiter heißt es im Qur'an: Der, welcher euch zu der Wiederversammlung auferwecken wird, ist jener Herr (Dhat), vor dem der gesamte Kosmos einem befehlsbereiten Soldaten gleicht. Vor Seinem Befehl:


»Sei und es ist.«



beugt er sich in vollkommenem Gehorsam. Einen Frühling zu erschaffen, ist für Ihn ebenso leicht wie die Erschaffung einer Blume. Die gesamte Tierwelt ins Dasein zu rufen, ist für Ihn in Seiner Macht genau so leicht als handele es sich dabei bloß um eine Mücke. Man darf Ihn nicht herausfordern und Seine Macht geringschätzend zu Ihm sagen:


»Wer wird diese Gebeine wieder beleben?« (Sure 36, 78)



Sodann wird mit der Ayah:


»Lob und Preis sei Ihm, in dessen Händen die Herrschaft (melekut) aller Dinge ruht.« (Sure 36, 83)



zum Ausdruck gebracht, dass der, welcher der Allmächtige ist in Seiner Majestät, die Zügel aller Dinge in Seinen Händen hält und die Schlüssel zu allen Dingen besitzt, und dass Er Tag und Nacht, Sommer und Winter so leicht umblättert wie die Seiten eines Buches. Diesseits und Jenseits gleichen zwei Wohnstätten, deren eine Er öffnet und deren andere Er schließt.
Da dies nun einmal so ist, so zeigt es sich als Schlussfolgerung aller Beweisführung:


»Und zu Ihm werdet ihr zurückkehren.« (Sure 10, 56)



d.h. Er wird euch aus dem Grabe heraus wieder zum Leben zurück und zur Wiederversammlung führen. In Seiner Gegenwart und Größe wird Er euch eure Rechnung vorlegen.
Diese Ayat haben also den Verstand darauf vorbereitet, den Glauben an die Wiederversammlung zu bestätigen. Sie haben auch das Herz bereit gemacht. Denn sie haben auch am Beispiel irdischer Geschehnisse deren Abbilder aufgezeigt. Zudem geschieht es manchmal, dass er (der Qur'an) Seine künftigen Taten in der Weise erwähnt, dass deren irdische Entsprechungen dadurch in uns wachgerufen werden, sodass sie für unmöglich zu halten oder zu leugnen, kein Raum mehr bleibt. Z.B:


»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird,...« (Sure 81, 1)



usw.;


»Wenn der Himmel sich spaltet,...« (Sure 82, 1)



usw.;


»Wenn der Himmel zerreißt,...« (Sure 84, 1)



usw.

In solchen Suren werden die gewaltigen Umwälzungen und all das, was Seine Herrschaft bei der Auferstehung und Wiederversammlung verfügt, in der Weise erwähnt, dass der Mensch diese Umwälzungen, die dem Herzen Furcht einflößen und den Verstand überwältigen, leicht anzunehmen vermag, weil er ihre Entsprechungen in der Welt, z.B. im Herbst und im Frühling sehen kann. Auch nur ein zusammenfassender Hinweis auf den Inhalt dieser drei Suren würde hier zu weit führen. Wir wollen deshalb hier nur einen einzigen Qur'anvers als Beispiel anführen.
Mit den Worten:


»Wenn die Blätter ausgebreitet werden,...« (Sure 81, 10)



wird zum Ausdruck gebracht, dass bei der Wiederversammlung alle Taten jedes Menschen, wie auf einer einzigen Seite zusammengetragen, ausgebreitet werden. Dieses Problem für sich allein betrachtet erscheint uns recht eigenartig und dem Verstand unzugänglich. Aber so wie diese Sure darauf hinweist, findet die Ausbreitung der Blätter ganz offensichtlich ebenso ihre Entsprechung in der Wiederversammlung des Frühlings wie auch anderer vergleichbarer Geschehnisse. Denn jeder fruchttragende Baum und jede blühende Pflanze hat ihre Pflichten und Aufgaben, ihre Aktivitäten und Funktionen und ihre Prädikate. Je nach ihrer Form, in der sie die Namen Gottes zeigen, zelebrieren sie lobend und preisend den Dienst an ihrem Herrn. So ist die Funktion, die Lebens- und Wachstumsgeschichte einer jeden Pflanze allen ihren Samenkernen und Körnern eingegeben, wenn diese in einem neuen Frühling und an einem anderen Ort wieder aus dem Boden hervorkommen werden. Mit der Form und Gestalt, in der sie sich uns zeigen, wird ganz klar ersichtlich, wie sie Ursprung und Herkunft ihrer Taten und Aufgaben gedenken und ihre Äste und Zweige, ihre Blätter und Blüten ausbreiten und ihre Früchte hervorbringen, und so auch die Blätter ihrer Taten und Aufgaben ausbreiten. In der Tat vollbringt der Gleiche voll Weisheit und als ein Verständiger (Hakim), voll Achtsamkeit und als ein Beschützer (Hafis), voll Umsicht und als ein Führer (Mudabbir), voll Fürsorge und als ein Lehrer (Murabbi), ja, voll Zärtlichkeit und als ein Vollender (Latif) alle diese Werke, der gesagt hat:


»Wenn die Blätter ausgebreitet werden,...« (Sure 81, 10)



Man möge nun ähnliche Qur'antellen zum Vergleich heranziehen! Und Möglichkeiten ausdeuten! Um eine Hilfestellung zu geben, wollen wir noch hinzufügen, dass der Qur'anvers:


»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird.« (Sure 81, 1)



mit dem Ausdruck Zusammenfalten, Umhüllung (tekvir) auf das folgende glänzende Beispiel hinweist, und auf dessen Entsprechung anspielt.

Erstens: In der Tat hat Gott der Gerechte die Schleier des Nicht-Seins, des Äthers und des Himmels geöffnet, um die Sonne, einer diamantenen Lampe gleich, aus der Schatzkammer seiner Barmherzigkeit zur Erleuchtung der Welt hervorzuholen und der Welt zu zeigen. Nachdem diese Welt geschlossen worden ist, wird Er dieses Juwel wieder in seine Schleier einhüllen und zurückbringen.

Zweitens: Man kann die Sonne auch als eine Art Beamten betrachten, der damit beauftragt ist, die guten Eigenschaften des Lichtes auszuteilen und dafür Sorge zu tragen, dass es sich hier auf Erden mit der Finsternis abwechselt. Zwar sammelt nun dieser Beamte jeden Abend sein Gut ein und verbirgt sich; es kann aber auch sein, dass sein Geschäft durch den Schleier einer Wolke vermindert wird oder es kann sein, dass der Mond zu einem Schleier vor seinem Antlitz wird und ihn in seinem Dienst zum Teil behindert. So wie er nun seine Güter und das Buch seiner Taten einsammelt, so wird er sicherlich auch einmal von seinen Pflichten entbunden werden. Und sollte es auch keinen Grund für seine Entlassung geben, so finden sich doch zwei Flecken in seinem Gesicht, die sich vergrößern, die zwar jetzt noch klein sind, doch wachsend sein Gesicht bedecken werden. Dann wird die Sonne auf den Befehl des Herrn das Licht, das sie jetzt um das Haupt der Erde geschlungen hat, mit göttlicher Erlaubnis um den eigenen Kopf winden. Und es wird zu ihr gesagt werden: »Auf! Fahre nun zur Hölle hinab und verbrenne dort diejenigen, die dich angebetet haben, und so mit ihrer Treulosigkeit eine gehorsame Dienerin wie dich verspottet haben!« So trägt sie mit ihrem schwarzbefleckten Gesicht den Erlass (ferman) vor:


»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird.« (Sure 81, 1)
 
Üst