Risale-i Nur lesen -Zweites Kapitel

ABDULLAH4

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Risale-i Nur lesen -Zweites Kapitel

  • Einführung
  • Wir beziehen uns hier auf einige Bemerkungen, die wir bereits an anderen Stellen erklärt haben, nämlich im
Erste Anmerkung: Der Verblendete in unserem vorigen Gleichnis und sein vertrauenswürdiger Gefährte entsprechen in der Realität den drei folgenden Paaren:

Erstens: meiner eigensinnigen Seele (nefs-i emmare) und meinem Herzen

Zweitens: einem Adepten der Philosophie und einem Jünger des Weisen Qur'an

Drittens: der Gemeinschaft des Islam und den Leuten des Unglaubens

Der furchtbare Irrtum der Adepten der Philosophie, der Leute des Unglaubens und der triebverhafteten Seele besteht darin, dass sie Gott den Gerechten nicht anerkennen wollen. So wie in dem Gleichnis der vertrauenswürdige Mann gesagt hat: »Ein Buchstabe kann nicht sein, ohne den, der ihn schreibt, und ein Gesetz kann nicht sein, ohne den, der es durchführt.«, so sagen auch wir:
So wie ein Buch, besonders solch ein Buch, in dem eine winzige Feder in jedes Wort ein Buch hineingeschrieben hat, ein feiner Stift in jeden Buchstaben eine vollendete Kasside (Dichtung) hineingeschrieben hat, ohne Schreiber ganz und gar unmöglich wäre, so ist es auch eine unvorstellbare Unmöglichkeit, dass diese Schöpfung ohne Designer sein sollte. Denn dieser Kosmos ist ein solches Buch, das auf jeder Seite viele Bücher in sich enthält, ja, sogar jedes Wort umfasst ein Buch, jeder Buchstabe enthält eine Kasside. Das Antlitz der Erde ist eine Seite. Wie viele Bücher umfasst es! Ein Baum ist ein Wort. Wie viele Seiten enthält es! Eine Frucht ist ein Buchstabe. Ein Kern ist ein Punkt. Dieser Punkt umfasst das Programm, das Inhaltsverzeichnis für einen riesigen Baum. Nun aber kann ein solches Buch nur ein Ornament sein, das mit dem Pinsel der göttlichen Allmacht gemalt wurde, von einer Majestät, die Schönheit, unendliche Macht und Weisheit besitzt. Das heißt, dass man glauben muss, nachdem man die Welt betrachtet und verstanden hat, es sei denn, dass man vom Irrtum berauscht sei...
In ähnlicher Weise kann kein Haus ohne Baumeister entstanden sein, besonders ein Haus, das mit solch wunderbaren Kunstwerken, staunenswerten Ornamenten, einzigartigen Verzierungen ausgestattet wurde, und besonders dann, wenn in jedem Stein so viel Kunstfertigkeit enthalten ist wie in einem ganzen Schloss. Kein vernünftiger Mensch kann akzeptieren, dass es ohne Baumeister entstanden sein sollte. Es erfordert einen sehr geschickten Künstler. Mehr noch: In diesem Schloss werden jede Stunde, wie auf der Leinwand eines Kinos, in schönster Ordnung wahrhafte Wohnstätten gebildet und wieder ausgewechselt, so wie man ein Kleid wechselt, ja, sogar innerhalb jeder Szene dieser Wirklichkeit werden zahllose winzige Wohnstätten ins Dasein gerufen.
Genauso erfordert auch dieses Universum einen allwissenden, allweisen und allmächtigen Baumeister. Denn dieses grandiose Universum ist ein solches Schloss, in dem Sonne und Mond die Lampen, die Sterne die Kerzen sind, die Zeit aber ein Seil oder eine Spule, durch die der königliche Baumeister in jedem Jahr eine andere Welt zur Aufführung bringt. In dieser so vorgeführten Welt erneuert Er die Bilder wohlgeordnet auf dreihundertsechzig Arten. In schönster Ordnung und Weisheit wechselt Er sie. Er hat das Antlitz der Erde zu einem Gabentisch gemacht, den Er in jedem Frühling mit dreihunderttausend Arten Seiner Geschöpfe deckt. Er überhäuft ihn mit Gnadengaben ohne Zahl und Maß. Dies geschieht in der Weise, dass sie sich, obwohl voll und ganz, untereinander und miteinander vermischt, doch wieder bis hin zur allerletzten Stufe voneinander trennen. Zieht man nun auch noch andere Gesichtspunkte zum Vergleich heran, wie kann man dann noch den Baumeister eines solchen Schlosses unbeachtet lassen?
Was wäre das zudem für ein höchst sonderbares und törichtes Geschwätz, wollte man mitten an einem wolkenlosen Tage die Sonne leugnen, während sich doch der Sonnenschein im Meer spiegelt, und man in jedem Tropfen seine Reflektierungen beobachten kann? Denn wollte man diese eine einzige Sonne leugnen und ihre Existenz bestreiten, dann müsste man entsprechend der Fülle der Tropfen, der Menge der Bläschen, der Zahl der Teilchen eben so viele kleine reale und originäre Sonnen annehmen. Wollte man aber von der Notwendigkeit ausgehen, anzunehmen, dass sich eine Riesensonne real in einem Stäubchen (in dem doch nicht mehr als ein Stäubchen Platz hat!) zusammengequetscht befände, so wäre das ebenso, als wollte man angesichts dieser Ordnung in der Natur, die sich ständig mit den Jahreszeiten in Weisheit verwandelt und reibungslos erneuert, nicht bestätigen, dass da ein Schöpfer ist, dessen Attribute Majestät und Vollkommenheit sind. Und das wäre eine noch üblere Torheit von einem Irrtum und das Geschwätz eines Wahnsinnigen. Denn dann müsste man ja in jedem Ding, ja, in jedem Stäubchen eine absolute Gottheit anerkennen.
Denn es ist z.B. möglich, dass ein Atom aus der Luft in jede Blume, jede Frucht, jedes Blatt eintreten und dort wirken kann. Wäre also dieses Atom nicht beauftragt worden, dann müsste es selbst Ablauf, Form und Aufbau all der Arten kennen, in die es eintreten will, um dort zu wirken. Um aber so wirken zu können, müsste es über ein umfassendes Wissen verfügen und Macht besitzen.
So ist z.B. auch noch das kleinste Stückchen Erde dazu in der Lage, den verschiedensten Samenkernen und -körnern Wiege und Ursprung zu sein. Wäre es nicht dazu beauftragt, dann müsste es so viele Werkzeuge und Maschinen in sich enthalten, wie es Gräser und Bäume gibt. Oder aber man müsste ihm die Macht geben, den gesamten Ablauf zu kennen, zu gestalten und die Kunstfertigkeit, um alle die Formen zu wissen, mit denen sie bekleidet werden, und diese zu weben.
Man mag diese Gleichnisse auch noch auf andere Daseinsbereiche anwenden! Am Ende wirst du verstehen, dass in jedem Ding ganz offensichtlich viele Beweise für die Einheit Gottes (Vahdaniyet) enthalten sind. Ja, es ist dies ein Werk, das dem Schöpfer aller Dinge eigen ist: Aus allen Dingen ein einziges zu machen und aus einem einzigen Ding alle zu machen. Beachte den berühmten königlichen Ausspruch:

»Es gibt kein Ding, das Ihn nicht mit Lob und Dank preist und rühmt.«



Das heißt: Wer nicht dazu bereit ist, die Einheit und Einzigartigkeit Gottes (Vahid-i Ahad) anzuerkennen, muss notwendiger Weise so viele Götter anerkennen, wie es Geschöpfe gibt.

Zweite Anmerkung: In unserem Gleichnis war von einem höchsten Botschafter die Rede, und es wurde gesagt, dass jeder, der nicht gerade blind ist und seine Auszeichnungen gesehen hat, verstehen wird, dass diese Persönlichkeit auf Befehl des Königs handelt, und von diesem persönlich beauftragt ist. Dieser höchste Botschafter ist nun der höchst ehrenwerte Gesandte (Gottes), mit dem Friede und Segen sei. Ja, in diesem so herrlich geschmückten Universum ist ein höchst ehrenwerter Gesandter des heiligen Baumeisters in gleicher Weise überaus notwendig wie die Sonne, die, damit wir leben können, notwendigerweise Licht und Wärme ausstrahlt. Denn so wie es der Sonne unmöglich ist, keine Strahlen auszusenden, ebenso ist es der Gottheit unmöglich, sich zu offenbaren, ohne Gesandte auszusenden.
Ja, wäre es überhaupt möglich, dass eine Schönheit von solcher Vollendung nicht den Wunsch hätte, sich durch einen Mittler, der Ihn vorstellt und beschreibt, zu offenbaren?
Ja, wäre es überhaupt möglich, dass eine so vollendete Kunstfertigkeit von einer derartigen Schönheit nicht durch einen Ausrufer, der die Blicke aller darauf lenkt, nach einer Ausstellung verlangt?
Oder wäre es überhaupt möglich, dass ein allgemeines Königtum mit einem universalen Herrschaftsbereich nicht das Bestreben hätte, Seine Einheit und Unabhängigkeit auf allen Ebenen, im Großen wie im Kleinen, durch einen zweiflügeligen Abgeordneten bekannt zu machen? Denn so wie diese Persönlichkeit hinsichtlich ihrer universellen Anbetung und ihres allumfassenden Dienstes der Vertreter aller Ebenen vor dem Thron Gottes ist, so ist er auch der Beauftragte am Thron Gottes auf Grund seiner Nähe und seiner Sendung für alle Ebenen.
Ja, wäre es überhaupt möglich, dass eine Persönlichkeit von einer derartigen essentiellen Schönheit nicht darum bemüht wäre, die Werte und Feinheiten Seiner Schönheit in allen Spiegeln durch Seinen geliebten Propheten zu sehen und zeigen zu lassen? Er ist dadurch sowohl liebenswert, dass er sich Seine Liebe durch den Dienst und die Anbetung erwirbt und Ihm als Spiegel dient, als auch zugleich Sein Prophet zu sein, welcher bewirkt, dass Ihn die Geschöpfe lieben, denen er die Schönheit (Djemal) Seiner Namen aufzeigt.
Ja, wäre es überhaupt möglich, dass der Besitzer der Schatzkammern, gefüllt mit erstaunlichen Wunderwerken von einzigartigem Wert und großer Seltenheit, etwa nicht wünschte und wollte, dass deren verborgene Vollkommenheit durch einen kundigen Juwelenhändler, der ihren Wert kennt und zu beschreiben vermag, dem Volk zugänglich gemacht und über ihren Häuptern gezeigt werde?
Oder wäre es überhaupt möglich, dass der, welcher den Kosmos mit Geschöpfen ausgestattet hat, welche die Vollkommenheit all Seiner Namen zum Ausdruck bringen, ihn gleich einem Schloss mit seltenen, fein gearbeiteten Kunstwerken geschmückt hat, keinen Führer und Lehrer dafür ernannt haben sollte?
Ja, wäre es überhaupt möglich, dass der Herr des Alls die tiefe, verborgene Wahrheit hinter der Frage, was Sinn und Zweck dieses sich ständig wandelnden Universums sei und das Rätsel der drei schwierigen Fragen nach dem »Woher? Wohin? und Was bist du?« nicht durch einen Botschafter lösen sollte?
Wäre es denn überhaupt möglich, dass dieser Baumeister in Seiner göttlichen Majestät, der sich den bewusstseinstragenden Geschöpfen in Seinen schönen Kunstwerken zu erkennen gibt und möchte, dass sie Ihn für Seine kostbaren Gnadengaben in Dankbarkeit lieben, Seinen Wunsch und Willen nicht durch einen Botschafter Seinen bewusstseinstragenden Geschöpfen mitteilen sollte?
Ja, wäre es überhaupt möglich, dass Er, der das Menschengeschlecht so erschaffen hat, dass es in das Bewusstsein einer Vielheit verfallen, aber auch mit der Fähigkeit ausgestattet ist, stellvertretend für die ganze Schöpfung Gott zu dienen und Ihn anzubeten, es nicht gewollt haben sollte, dass es unter der Führung eines Lehrers sein Antlitz von der Vielheit zur Einheit wende?
Es gibt noch viele andere Aufgaben des Prophetentums, deren jede einzelne ein absolut sicherer Beweis dafür ist, dass die Gottheit nicht ohne das Amt des Propheten sein kann.
Ist aber nun in der Welt außer Mohammed aus Arabien, dem Gesegneten, mit dem Friede und Segen sei, etwa noch ein anderer erschienen, der den oben erwähnten Eigenschaften und Aufgaben besser entsprochen und sie mehr als er in sich vereinigt hätte? Hat etwa die Zeit je einen hervorgebracht, der für das Amt des Propheten und seinen Auftrag, zu verkündigen, würdiger und geeigneter gewesen wäre? Nein, ganz gewiss nicht! Ja, er ist sogar das Haupt aller Gesandten (Gottes), der Imam aller Propheten, der erste Kenner aller Wahrheit (Asfiya), der Nächste aller Nahen, der Vornehmste unter allen Geschöpfen und König der Lehrer. Unter den nahezu tausend Wundern, welche Forscher bestätigt haben; z.B. die Spaltung des Mondes oder das Wasser, das aus seinen Fingern hervorströmte, Beweise seines Prophetentums ohne Zahl und Grenze, genügt der ruhmreiche Qur'an, als ein Ozean der Wahrheit und ein Wunder in vierzigfacher Hinsicht, das größte aller Wunder, um sein Prophetentum sonnenklar aufzuzeigen. Weil wir aber schon in anderen Abhandlungen, besonders im »Fünfundzwanzigsten die etwa vierzig Aspekte des Qur'an als eines Wunders besprochen haben, können wir uns hier kurz fassen.


Dritte Anmerkung: Man soll nicht denken, dieser winzig kleine Mensch sei zu unbedeutend, als dass diese
gewaltige Welt um der Abrechnung für seine Handlungen willen geschlossen werde. Sollte ein anderer Bereich eröffnet werden? Denn dieser winzig kleine Mensch hat eine große Bedeutung, weil er auf Grund seiner umfassenden Naturanlagen Meister allen Seins ist, der öffentliche Ausrufer des Gottesreiches und stellvertretend für die ganze Schöpfung als Diener und Anbeter (Gottes) in Erscheinung tritt. Zudem sollte man auch nicht denken, wie kann er in diesem so kurzen Leben eine ewige Strafe verdienen? Denn der Unglaube setzt das Universum, das in seinem Grad und Wert dem Brief seines Souveräns gleicht, auf die Stufe einer Sinn- und Zwecklosigkeit herab, ist eine Beleidigung des ganzen Universums, verleugnet alle die Heiligen Namen Gottes, deren Erscheinungen als der Schmuck allen Seins angesehen werden können, und weist sie zurück, ist eine Lüge gegenüber allen Belegen, welche die Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit Gottes des Gerechten aufzeigen, und ist deshalb ein grenzenloses Verbrechen. Ein grenzenloses Verbrechen erfordert aber eine grenzenlose Strafe.


Vierte Anmerkung: So wie wir anhand unseres Gleichnisses in »Zwölf Bildern« gesehen haben, dass es keineswegs unmöglich ist, dass dieser König, der so ein Reich besitzt, welches eher einer Notunterkunft gleicht, noch ein anderes Reich besitzt, das beständig ist, Seiner Majestät entspricht und die Basis Seines gewaltigen Reiches darstellt, so ist es auch keineswegs unmöglich, dass der Schöpfer, der bleibt (baqi) und eine Welt geschaffen hat, die vergeht (fani), nicht auch eine Welt schaffen sollte, die ewig ist. Zudem ist es nicht möglich, dass dieser Ewige Schöpfer eines so einzigartigen und doch vergänglichen Universums, dieses erschaffen hat und ein anderes, beständiges und ewiges Universum nicht schaffen sollte. Zudem ist es unmöglich, dass der Schöpfer, der allweise, allmächtig und allbarmherzig ist und das Diesseits (dunya) wie ein Messegelände, einen Prüfungsort, ein Ackerfeld geschaffen hat, nicht ein Jenseits (dar-i ahiret) erschaffen hat, in dem sich alle Seine Ziele manifestieren. Man gelangt zu dieser Wahrheit durch »Zwölf Tore«. In den nun folgenden »Zwölf Wahrheiten« werden diese zwölf Tore geöffnet. Wir beginnen mit der kürzesten und einfachsten von ihnen:


Erste Wahrheit: Das Tor zum Königreich und Seiner königlichen Herrschaft ist die Manifestation Seines Namens »Herr« (Rabb). Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass die Herrschaft Gottes, die sich in ihrer tatsächlichen Erscheinung und ihrem Reich manifestiert, die, um ihre Vollendung zu zeigen, eine solche Welt zu höchst erhabenen Zielen und Zwecken für die Gläubigen, die ihren Zielen und Zwecken im Glauben, im Dienst und in der Anbetung entsprechen, geschaffen hat, keine Belohnung bereit hielte? Und sollte Er jene Irregeleiteten, die Seine Zielsetzungen ablehnen und gering schätzen, nicht dafür bestrafen?


Zweite Wahrheit: Das Tor zu Freigiebigkeit und Barmherzigkeit ist die Manifestation Seiner Namen »Freigiebiger« (Kerim) und »Barmherziger« (Rahim). Wäre es denn überhaupt möglich, dass der Herr dieser Welt, der sich in Seinen Werken als der, welcher »ohne Maß« Freigiebigkeit und Barmherzigkeit, unendliche Ehre und grenzenlosen Ruhm besitzt, keine Belohnung bereit hielte, die Seiner Freigiebigkeit und Barmherzigkeit würdig ist, und keine Bestrafung, die Seinem Ruhm und Seiner Ehre entspricht? Ja, wenn man den Lauf der Welt betrachtet, dann sieht man, dass allen Lebewesen, von den schwächsten und ärmsten angefangen bis zu den stärksten, die Versorgung gegeben wird, die ihnen entspricht So sind zum Beispiel alle Bäume im Frühling, den Paradies-Jungfrauen gleich, wie in Seidenbrokat gekleidet, mit ihren Blumen und Früchten wie mit Juwelen geschmückt, und dienen uns mit ihren Zweigen gleich feinen Händen. Sie bieten uns verschiedenartige wohlschmeckende Früchte gleich Kunstwerken an. Zudem empfangen wir aus der Hand der Biene mit ihrem giftigen Stachel einen gesunden und wohlschmeckenden Honig. Wir werden in die schönsten und seidenweichsten Kleider gehüllt aus der Hand eines Insekts, das keine Hände hat. Und auch eine große Schatzkammer des Erbarmens ist in einem winzigen Kern für uns aufbewahrt. Es versteht sich von selbst, welch eine Freigiebigkeit in Schönheit und welch ein einfühlsames Erbarmen in diesen Werken zum Ausdruck kommt. Zudem erfüllen - den Menschen und manche wilde Tiere ausgenommen - die Sonne, der Mond, die Erde und so auch alle Geschöpfe bis hin zu den kleinsten ihre Pflicht mit ganzer Aufmerksamkeit, überschreiten ihre Grenzen nicht einen Fingerbreit und handeln so in einem sie alle umfassenden Gehorsam gegenüber einer gewaltigen Autorität. Dies zeigt, dass sie auf Befehl eines Herrn (Sahib) von hoher Majestät und Würde tätig werden. Es ist ebenso offensichtlich, dass die Art, in der alle Mütter in ihrer erbarmenden Zärtlichkeit sowohl in der Pflanzen- und in der Tier- als auch Menschenwelt ihre schwachen kleinen Kinder mit einer so wohlausgewogenen Nahrung, wie z.B. der Milch, aufziehen, eine Manifestation jenes Erbarmens ist, wie sie in ihrer ganzen Weite und Breite zur Auswirkung kommt. Dieser Weltenlenker verfügt also, wie wir oben gesehen haben, über eine Freigiebigkeit ohne Grenzen und ebenso über ein Erbarmen ohne Maß, und Seine Majestät und Ehre sind in hohem Grade erhaben. Eine so hohe und erhabene Majestät und Ehre aber erfordert, dass die Unbotmäßigen bestraft werden. Eine Freigiebigkeit (kerem) ohne alle Grenzen aber verlangt danach, sich in einer Gastfreundschaft (ikram) ohne Maß zum Ausdruck zu bringen. Grenzenloses Erbarmen aber verlangt danach, sich in Wohltaten zu äußern und einer Güte, die dessen würdig ist. Doch in dieser vergänglichen Welt und in dieser kurzen Lebenszeit kann - gleich einem Tropfen aus dem Meer - nur eine Winzigkeit unter Millionen Winzigkeiten dessen Ausdruck finden und sich manifestieren. Das heißt also, dass es einen Ort der Glückseligkeit geben muss, der dieser Freigiebigkeit würdig ist und dieser Barmherzigkeit entspricht. Man müsste sonst die Existenz dieser Barmherzigkeit, die wir erfahren haben, leugnen. Das aber wäre so, als wollte man die Existenz der Sonne leugnen, die den Tag mit ihrem Licht erfüllt. Denn Tod ohne Wiederkehr verwandelt Liebe in Leid, Mitgefühl in Hass, ein Gnadengeschenk in einen Racheakt, macht den Verstand zu einem Werkzeug des Unheils und verkehrt Wohlgefallen in Qual, sodass (göttliches) Erbarmen aufhören müsste, Realität zu sein. Außerdem muss es einen Ort der Strafe geben, welcher der Majestät und Würde (Gottes) entspricht. Denn meistens verharrt der Unterdrücker in seiner Würde und der Unterdrückte in seiner Erniedrigung, verlässt (diese Welt) und geht hinüber. (Ihre Angelegenheiten) bleiben also einem obersten Gerichtshof überlassen, werden vertagt, jedoch keineswegs übersehen. Dennoch kommt die Strafe manchmal auch schon in dieser Welt. Die Strafen, welche in den vergangenen Jahrhunderten die aufständischen und verstockten Völker getroffen haben, zeigen, dass der Mensch sich nicht selbst überlassen bleibt. Die Ehre und Majestät (Gottes) kann ihn jederzeit mit einer Ohrfeige treffen.
Ist es denn überhaupt möglich, dass der Mensch, nachdem er inmitten allen Seins mit einem wichtigen Auftrag betraut, einer bedeutenden Fähigkeit ausgestattet worden ist, und der Herr des Menschen sich ihm in so wohlgeordneten Kunstwerken zu erkennen gegeben hat, um für die wunderschönen Früchte Seines Erbarmens geliebt zu werden, der Mensch Ihn aber im Glauben nicht anerkennt und nicht in Dienst und Anbetung danach strebt, von Ihm geliebt zu werden?... Wäre es dann möglich, dass er ungestraft bliebe? Wenn Er (der Herr) nun weiter in verschiedensten Gnadenerweisen Seine Liebe und Sein Erbarmen zeigt, der Mensch aber im Gegenteil Ihm nicht durch Dank und Lobpreis die Ehre erweist... wäre es denn überhaupt möglich, dass er dafür unbestraft bliebe? sich selbst überlassen bliebe? Sollte der Herr des Ruhmes und der Ehre, diese Persönlichkeit voll Majestät etwa keinen Ort der Strafe bereitet haben? Wäre es denn möglich, dass Er, der sich nach der Überfülle Seiner Erbarmungen zu erkennen gegeben hat und geliebt werden möchte, denen, die Ihn im Glauben anerkennen, Ihn dienend und anbetend lieben und danach streben, von Ihm geliebt zu werden, dass Er in Seinem Erbarmen denen, die Ihm in Dankbarkeit die Ehre erweisen, Seinen Gläubigen, nicht eine Stätte ewiger Glückseligkeit schenken sollte?

Dritte Wahrheit: Das Tor der Weisheit und Gerechtigkeit ist die Manifestation Seines Namens »Allweiser (Hakim)« und »Allgerechter (Adil)«. Ja, ist es denn überhaupt möglich In der Tat zeigt das in das winzige Samenkorn einer schönen Blume sorgfältig eingearbeitete Programm, der Arbeitsplan, die Lebensgeschichte, die Liste der Ausrüstungsgegenstände eines großen Baumes, eingeschrieben mit dem unsichtbaren Stifte der göttlichen Vorsehung (qader) in einem winzigen Samenkern, die Spur einer Feder voll unendlicher Weisheit.
In der Tat zeigen Kunst und Schönheit, wie sie sich in so hohem Grade bei der Erschaffung eines jeden Dinges finden, in welchem Maß der weise Baumeister es damit ausgeschmückt hat. Und tatsächlich findet man in diesem so winzig kleinen Körper eines Menschen das Inhaltsverzeichnis des ganzen Universums, die Schlüssel zu den Schatzkammern der Barmherzigkeit und die Spiegel aller göttlichen Namen, was zeigt, wie grenzenlos diese Weisheit ist, der wir in Seinen schönen Künsten begegnen.
Ist es also nun überhaupt möglich, dass diese hochherrschaftliche Weisheit, die auf diese Art regiert, denjenigen, die im Glauben und im Gehorsam unter den Flügeln ihrer Herrschaft Zuflucht suchen, nicht gastfreundlich entgegenkäme, sie nicht ewig gastfrei aufnehmen würde?
Und willst du noch einen Beweis dafür, dass alle Dinge in Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit durchgeführt werden? Nun, die genaue Ausgewogenheit, das ihnen eigene Maß, nach dem jeder Körper aufgebaut wird, und das allen Dingen Gestalt verleiht, alles an seinen besonderen Platz stellt, zeigt, mit welch unendlicher Gerechtigkeit und Ausgewogenheit alle Werke ausgeführt werden.
In ähnlicher Weise zeigt die Tatsache, dass jeder, der dazu berechtigt ist, entsprechend seinen Fähigkeiten erhält, was er benötigt, d.h., dass all das, was er in seinem Sein braucht, ihm in der besten für ihn passenden Form gegeben wird, und auch das, was zur Erhaltung seines Daseins notwendig ist, die Hand einer grenzenlosen Gerechtigkeit.
Und wiederum zeigt die Tatsache, dass der, welcher danach fragt und darum eine Bitte äußert, sei es, dass sie sich in seinen Fähigkeiten oder in der Bedürftigkeit seiner Natur äußert oder in seiner Notlage zum Ausdruck kommt, stets eine Antwort erhält, in grenzenlosem Maße Weisheit und Gerechtigkeit.
Ist es denn nun überhaupt möglich, dass die Weisheit und Gerechtigkeit, die auch dem kleinsten Geschöpf auch noch in seinem geringsten Bedürfnis zu Hilfe eilt, den Menschen als das größte unter allen Geschöpfen, in seinem Verlangen nach Ewigkeit, welches sein größtes Bedürfnis ist, unerfüllt lassen? Seinen Notschrei um Hilfe und seine wichtigste Frage ohne Antwort lassen? Sollte diese Gerechtigkeit, um die Majestät ihrer Herrschaft zu schützen, das Recht ihrer Diener und Anbeter nicht verteidigen? Denn der Mensch, der in dieser vergänglichen Welt ein kurzes Leben verbringt, erfährt die Realität einer solchen Gerechtigkeit nicht, und kann sie auch gar nicht erfahren. Sie muss vielmehr einem obersten Gerichtshof überlassen bleiben. Denn die wahre Gerechtigkeit erfordert, dass dieser winzig kleine Mensch nicht entsprechend seiner Winzigkeit, sondern nach der Größe seines Verbrechens, der Bedeutung seines Daseins und seiner gewaltigen Aufgabe Lohn und Strafe empfange. Denn in dieser vergänglichen, vorübergehenden Welt ist der Mensch, der für die Ewigkeit geschaffen ist, sehr weit davon entfernt, eine solche Gerechtigkeit und Weisheit zu erfahren. In jedem Fall wird der Herr, dessen Schönheit sich voll Majestät in Seiner Gerechtigkeit manifestiert, der Herr, dessen Majestät sich manifestiert voll Schönheit in Seiner Weisheit, eine immerwährende Hölle und ein ewiges Paradies haben.


Vierte Wahrheit: Das Tor zu unerschöpflicher Freigiebigkeit und Schönheit ist die Manifestation Seiner Namen »Freigiebiger in Vollkommenheit (Djevvad)« und »Vollkommener in Schönheit (Djemil)«.
Ja, ist es denn überhaupt möglich, dass eine unerschöpfliche Freigiebigkeit und Offenheit, unauslotbarer Reichtum, endlose Schatzkammern, unsterbliche Schönheit ohne Beispiel, makellose immerwährende Vollkommenheit nicht nach solchen verlangte, die in ihrer Not dankbar sind und sich danach sehnen, in einem Haus der Glückseligkeit ewig an einem Gastmahl teilnehmen zu dürfen und all dem Spiegel und staunender Betrachter zu sein? In der Tat zeigt das Antlitz der Erde, geschmückt und ausgestattet mit so vielen Kunstwerken, dem Mond und der Sonne als Lampen darin, einem Tisch voller Gnadengaben, gedeckt mit den verschiedensten Speisen, Obstbäumen, deren jeder einer geöffneten Schale gleicht, die zu jeder Jahreszeit mehrmals nachgefüllt wird, eine unerschöpfliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit... Eine solche unerschöpfliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit, diese endlosen Schatzkammern und eine solche Barmherzigkeit erfordern ein Gastmahl in einem Haus der Glückseligkeit, das nicht nur ewig fortdauern sollte, sondern bei dem sich auch alles findet, was das Herz begehrt. Zudem erfordert es mit Bestimmtheit, dass diejenigen, die es genießen, an diesem Ort der Glückseligkeit ewig bleiben und verweilen dürfen, wo weder Tod noch Trennung noch Trauer sein werden. Denn wie am Ende der Schmerzen die Freude steht, so ist auch das Ende der Freude ein Schmerz. Eine solche Gastfreundschaft duldet keinen Schmerz.
Das heißt, sie verlangt ein ewiges Paradies und darinnen diejenigen, die ewig ihrer bedürfen. Denn unendliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit erfordern es, mit unendlichen Wohltaten zu beschenken. Mit unendlichen Wohltaten zu beschenken aber erfordert es, sie mit unendlicher Dankbarkeit in Empfang zu nehmen. Das wiederum verlangt nach dem fortdauernden Dasein der Person, welcher die Wohltaten erwiesen werden. So sollte das beständige Nehmen des Einen, Dankesschuld und Verbundenheit für das beständige Geben des Anderen hervorrufen. Im anderen Fall wäre es mit einer solchen Freigiebigkeit und Gastfreundschaft unvereinbar, würden sie sich auf den vorübergehenden durch sein Entschwinden bitter gewordenen Genuss eines ganz kurzen Augenblicks beschränken. Sieh dich zudem noch überall in der Welt um, wo Gottes Kunstwerke wie auf Messen ausgestellt sind! Achte auf die königlichen Bekanntmachungen, welche die Pflanzen und Tiere auf dem ganzen Erdball in Händen halten. Dafür gibt es ein Beispiel von sprichwörtlicher Bedeutung: Eine gefeierte Schönheit verwies einmal einen einfachen Mann, der sich in sie verliebt hatte, aus ihrer Gegenwart. Dieser sagte, um sich darüber hinwegzutrösten: »Puh, ist die aber hässlich!« Er verleugnete so ihre Schönheit. Und wiederum künden auch die Geschöpfe, die das Weltall bevölkern, in ihrer wunderbaren Vollendung und ihrem strahlenden künstlerischen Schmuck, gleich wie das Licht von der Sonne kündet, den hohen Wert einer beispiellosen inneren Vollkommenheit, rufen die Tiefe einer unvergleichlichen, verborgenen Schönheit aus. In der Tat verlangt also diese unendliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit, diese beispiellose Schönheit und Vollkommenheit (Djemal), diese makellose Vollendung (Kemal), nach ewig dankbaren, sehnsüchtigen Bewunderern. Doch in der Herberge dieser Welt sehen wir, dass jeder rasch davon geht und entschwindet. Er hat von den Gaben dieser Gastfreundschaft kaum ein wenig gekostet. Sein Appetit wurde angeregt. Doch er geht ohne recht gegessen zu haben. Er sieht nur einen Schimmer des Lichtes von dieser Schönheit und Vollkommenheit (Djemal ve Kemal), ja, nur einen schwachen Schatten davon für einen Augenblick, und geht wieder davon, ohne sich satt gesehen zu haben. Das heißt er geht hinüber in ewige Gärten. Kurzum, so wie diese Welt mit allem, was da ist, unfehlbar auf die Majestät des Schöpfers hinweist, so weisen auch die Attribute und Namen dieser Majestät des Schöpfers auf eine Heimstatt im Jenseits hin, bezeichnen sie und verlangen nach ihr.

Fünfte Wahrheit: Das Tor der selbstlosen Liebe, und der Dienst und die Gottesanbetung, die Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, verrichtete, ist die Manifestation Seiner Namen »Der Bewirkende (Mudjib)« und »Der Erbarmende (Rahim)«.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Herr, der unendliche Liebe und Barmherzigkeit besitzt und auch das primitivste Bedürfnis Seines niedersten Geschöpfes sieht, es auf unerwartete Art und Weise in vollkommener Liebe befriedigt, der auch noch die leiseste Stimme eines Seiner verborgensten Geschöpfe hört und ihm Hilfe schickt, und der auf alle die Bitten, ausgesprochene wie unausgesprochene, hört, die größte Not Seines größten Dieners und Verehrers Oh du mein Gefährte, der du mir gleich meiner Seele zuhörst! In unserer Erzählung haben wir folgendes Bild gebraucht: Auf einer Insel findet eine Versammlung statt... Ein oberster Botschafter hält dort eine Ansprache. Die Wahrheit, die er auslegt, ist wie folgt: Komm! Wir wollen uns von unserer jetzigen Zeit zurückziehen und in unserer Vorstellung in das glückliche Zeitalter auf die Halbinsel Arabien gehen, um den ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, zu besuchen und ihn bei der Erfüllung seiner Pflichten, in Gebet und Gottesdienst zu beobachten. Siehe! So wie diese Persönlichkeit durch Prophetentum und Rechtleitung (hidayet) Ursache für die Schaffung ewiger Glückseligkeit und das Mittel ist, diese zu erlangen, so ist sie auch durch Gebet und Gottesdienst der Grund für das Fortbestehen dieser Glückseligkeit und das Fahrzeug zum Paradies.
Nun siehe! Diese Persönlichkeit betet mit einer so großen Hingabe, in so erhabener Anbetung um die ewige Glückseligkeit, als wäre die ganze Insel, ja der ganze Erdball in seinem Flehen, in einer einzigen, gewaltigen Feier des Gebetes mit ihm vereinigt. Denn in dem Gottesdienst, den er feiert, ist der Gottesdienst der gesamten Gemeinde (umma), die sich ihm unterstellt hat, mitenthalten, gleich wie das Geheimnis dieses Gottesdienstes auch in geheimnisvoller Übereinstimmung alle Propheten umfasst. Er betet und fleht mit einer solchen Hingabe in so gewaltiger Gemeinschaft, als sprächen alle erleuchteten und vollendeten Menschen unter den Kindern Adams, angefangen von den Zeiten Adams bis zu unserer Zeit, ja, sogar bis zum Jüngsten Tage ihr »Amen« zu seinem Gebet, sich in seiner Nachfolge ihm unterwerfend. Siehe, er ruft seine Bitte mit einem so lauten Schrei hinaus, bittet und fleht so rührend, im tiefsten Inneren bewegt, als wollte er die ganze Schöpfung, die Himmel und den Thron (Gottes) dazu bringen, ihm zuzuhören, in einem ekstatischen Gebet »Amin, Allahumma amin« zu sagen. Und siehe, er erbittet von diesem Allmächtigen, dem Freigiebigen, der alles hört, dem Allwissenden, dem Erbarmer, der alles sieht, Glückseligkeit und Beständigkeit. Wie wir es mit eigenen Augen sehen können, sieht und hört Er den verborgensten Wunsch auch noch des verborgensten Wesens, sein leisestes Flehen, nimmt es an, erbarmt sich seiner und beantwortet es, wenn auch unausgesprochen. Er beantwortet es mit soviel Weisheit, Klarsicht und Erbarmen, dass kein Zweifel daran bleibt, dass alles, was zu Unterhalt und Versorgung geschieht, von dem kommt, der alles hört und sieht, dem Freigiebigkeit und Barmherzigkeit zu Eigen ist...
Wollen wir nun hören, was der Stolz des Menschengeschlechtes, dieser Einzigartige in Raum und Zeit, die Ehre des Universums erbittet, er, hinter dem alle Kinder Adams stehen, der, weilend auf der Erde, seine Hände zum Throne des Allgewaltigen erhebt, und der in seinem Gebet, dem wahren Gottesdienst Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, die Essenz des Gottesdienstes der Menschheit umfasst. Siehe, er erbittet für sich und seine Gemeinde (umma) die ewige Glückseligkeit. Er bittet um Beständigkeit, um das Paradies. Er bittet zugleich darum, dass sich dort alle die Heiligen Namen Gottes offenbaren, die ihre Schönheit (Djemal) in den Spiegeln allen Seins zeigen. Du siehst ihn, wie er nach der Offenbarung dieser Namen verlangt. Gäbe es nicht diese zahllosen Gründe, die nach der Existenz eines Jenseits verlangen, und gäbe es nicht die Beweise für sein Vorhandensein, schon ein einziges Gebet dieser Persönlichkeit genügte, jenes Paradies zu erbauen. Der Macht des allbarmherzigen Schöpfers wäre dies ebenso ein Leichtes, wie unseren Frühling zu Stande zu bringen Ja, wie könnte für den, der in jedem Frühling den Erdball einem Versammlungsort gleich werden lässt und dort hunderttausend Nachbildungen einer solchen Versammlung hervorbringt, die Schaffung des Paradieses schwierig sein? Das heißt, sein Prophetentum veranlasste, dass diese Stätte der Prüfung eingerichtet wurde, wie es das Geheimnis des folgenden heiligen Hadith bestätigt:


»Wenn nicht für dich, wenn nicht für dich, ja nicht erschaffen hätte ich das All.«



Desgleichen veranlasste auch sein Gottesdienst, dass eine andere, jenseitige Stätte der Glückseligkeit eingerichtet wurde... Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass eine solche, alle Verstande in Erstaunen versetzende Ordnung in dieser Welt und eine solche makellose künstlerische Schönheit in so breiter Fülle und eine so beispiellose Vollkommenheit (Djemal) in der Herrschaft (Gottes) sein Gebet unbeantwortet lassen sollte? Nein, solch eine Hässlichkeit, eine solche Unbarmherzigkeit, eine solche Unordentlichkeit wäre damit unvereinbar. Denn wer die kleinsten, unbedeutendsten Wünsche, den leisesten Ruf hört, erhört und entspricht, sollte der die wichtigsten, notwendigsten Wünsche für unwichtig ansehen, sie nicht hören, erhören und nicht verstehen? Nein, und abermals und hunderttausendmal Nein! Da sei Gott vor! Eine solche Schönheit ist mit einer derartigen Hässlichkeit unvereinbar und kann niemals hässlich werden. Tatsächlich ist die Umkehrung von Wahrheiten nach allgemeiner Übereinstimmung unmöglich. Was an dieser Umkehrung der Wahrheiten das Unmögliche des Unmöglichen darstellt, was an der Verkehrung des Gegenteils in sein eigenes Gegenteil offensichtlich tausendmal unmöglich ist, ist folgendes: Ein Gegenteil kann nicht seine Beschaffenheit beibehalten und dabei gleichzeitig sein eigenes Gegenteil sein. Zum Beispiel: Eine unendliche Schönheit kann nicht wirklich hässlich sein, während sie in Wirklichkeit schön ist. Also kann, wie wir aus diesem Beispiel ersehen können, die Herrschaft (Gottes) in Ihrer Schönheit und Vollkommenheit nicht gleichzeitig hässlich sein und dabei gleichzeitig Ihren Charakter einer vollkommenen Herrschaft beibehalten. Das wäre in dieser Welt unter allen unmöglichen und abwegigen Beispielen das seltsamste.
Das heißt also, dass der ehrenwerte Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, in seiner Eigenschaft als Gesandter Gottes die Pforten zur Welt geöffnet hat, und so auch in gleicher Weise als Sein Diener und Verehrer die Pforten des Jenseits öffnet...


»Oh Allah, segne Deinen geliebten Diener, der Dich anbetet (abd, habib) und den Du gesandt hast (Rasul), ihn, der der Herr ist in beiden Welten (qaun), der Stolz beider Welten (alem), die Quelle des Lebens hier und dort, der Weg (vasila) zur Glückseligkeit hier und dort, der Herr beider Flügel und der Botschafter (Rasul) für die Menschen und die Geister (Dschinn), ihn und seine Familie und seine Gefährten (Ashab) insgesamt und seine Brüder unter den Propheten (Nabi) und Gesandten (Rasul), Amin.«



Sechste Wahrheit: Das Tor zu Glanz und Unsterblichkeit ist die Manifestation Seiner Namen »Der Majestätische (Djelil)« und »Der Beständige (Baqi)«
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass sich der Glanz Seiner Herrschaft, die sich alles Sein, die Sonnen und auch die Bäume bis hin zu den Atomen gleich gehorsamen Soldaten unterworfen hat und es lenkt, auf verlorene, vergängliche Menschen stützen sollte, die in der Herberge dieser Welt ein flüchtiges Leben verbringen, und er sich nicht eine unsterbliche, bleibende Stätte Seiner Majestät und einen ewigen, erhabenen Sitz Seiner Herrschaft errichten sollte? In der Tat zeigen diese königlichen Maßnahmen, wie der Wechsel der Jahreszeiten, den wir in dieser Welt beobachten, gewaltige Vorgänge, wie die Bewegungen der Planeten, die Flugzeugen gleichen, eine furchterregende Befehlsgewalt, wie sie die Erde dem Menschen zur Wiege und die Sonne ihm zur Leuchte bestimmt hat, umfassende Verwandlungen, gleich der Wiederbelebung der toten, vertrockneten Erde und ihre Ausschmückung, dass es hinter den Kulissen eine große und gewaltige Herrschaft gibt, die in königlichem Glanze herrscht. Eine solche Königsherrschaft verlangt nach Untertanen, die ihrer würdig sind und einem passenden Ort der Manifestation. Stattdessen aber sieht man, dass die bedeutendsten und kompetentesten Seiner Untertanen sich in der Herberge dieser Welt nur vorübergehend zu einer provisorischen Versammlung eingefunden haben. Diese Herberge jedoch füllt und lehrt sich täglich. Zudem versammeln sich alle Untertanen nur vorübergehend an diesem Orte der Prüfung, um ihre Dienstfähigkeit zu erproben. Der Platz aber verwandelt sich stündlich. Zudem bleiben alle Untertanen nur wenige Minuten auf diesem Ausstellungsgelände, um die Nachbildungen jener kostbaren Gnadengaben des königlichen Künstlers und Seine wunderbaren antiken Kunstwerke auf den Ständen des Jahrmarkts dieser Welt wie mit den Augen eines Händlers zu betrachten und dann wieder zu entschwinden. Dieses Messegelände aber verändert sich in jeder Minute. Wer gegangen ist, kommt nicht mehr wieder... wer gekommen ist, wird wieder gehen. Also zeigen uns diese Umstände und Verhältnisse mit Sicherheit, dass sich hinter dieser Herberge, diesem Gelände, diesen Hallen ewige Schlösser und beständige Wohnstätten befinden, in denen der Sitz eines ewigen Königreiches zum Ausdruck kommt, und die angefüllt sind mit den makellosen, erhabenen Originalen der Nachbildungen und Abbildungen, die wir in dieser Welt gesehen haben, dazu noch Weinberge und Schatzkammern. Das heißt, was wir hier erstreben, werden wir dort erhalten. Hier wird gearbeitet, dort der Lohn gegeben. Soweit er sie nicht verloren hat, empfängt jeder dort Glückseligkeit nach seiner Fähigkeit. Es ist tatsächlich unmöglich, dass sich ein solches unvergängliches Königreich auf so vergängliche, verlorene, sterbliche Seelen stützen sollte...
Betrachte nun diese Wahrheit durch das Fernrohr des folgenden Gleichnisses! Du bist, beispielsweise, unterwegs. Da siehst du an deinem Wege eine Herberge liegen. Ein großer Herr hat sie denen erbaut, die als Gäste zu ihm kommen. Damit seine Gäste sich dort eine Nacht lang aufhalten und einen Eindruck gewinnen können, gibt er für die Ausstattung seiner Herberge Millionen Taler aus. Aber es gibt unter den Gästen nur sehr wenige, welche die Ausstattung des Hauses einige Augenblicke betrachten, für kurze Zeit ein wenig von den dargebotenen Wohltaten genießen, während die meisten ungesättigt von dannen gehen. Jedoch fotografiert ein jeder Gast die Dinge in dieser Herberge mit seiner eigenen Kamera und nimmt die Bilder mit sich. Und auch die Diener dieses Großen Herrn machen sich sehr sorgfältig ein Bild von den Handlungen Seiner Gäste und bewahren es auf. Außerdem siehst du, dass dieser Herr täglich einen großen Teil Seiner wertvollen Ausstattung zerstört, um für die neu ankommenden Gäste das Haus wieder neu einzurichten. Ja, bleibt denn noch, nachdem du dies gesehen hast, ein Zweifel daran, dass der Herr, der diese Herberge am Wege erbaut hat, ewige, erhabene Wohnstätten und dazu noch unerschöpfliche, sehr wertvolle Schätze besitzt und dabei noch von einer beständigen, sehr großen Freigiebigkeit ist? Mit der Gastfreundschaft, die Er in dieser Herberge bezeigt, möchte Er in Seinen Gästen einen Hunger nach den Dingen wecken, die Er besitzt. Dadurch weckt Er in ihnen das Verlangen nach den Geschenken, die Er für sie bereit hält. Nach all dem Gesagten wirst du nun aus den Geschehnissen in jeder diesseitigen Herberge die folgenden neun Grundsätze verstehen können, wenn du nicht trunken, sondern aufmerksam bist.


Erster Grundsatz: Du verstehst, dass diese Welt, die einer Herberge gleicht, nicht für sich selbst da ist... Es ist auch unmöglich, dass sie sich selbst diese Form gegeben hat. Sie ist vielmehr ein Gasthaus, das mit Weisheit geschaffen wurde, damit die Scharen der Geschöpfe dorthin kommen und sich darin aufhalten können, bevor sie wieder weiterziehen.

Zweiter Grundsatz: Du verstehst auch, dass die Bewohner dieser Herberge Gäste sind. Ihr freigiebiger Herr lädt sie von dort in das Haus des Friedens ein.


Dritter Grundsatz: Du verstehst auch, dass der Schmuck, mit dem diese Welt ausgestattet ist, nicht nur dem Vergnügen und dem Zeitvertreib dient. Denn diente er nur eine Zeitlang dem Genuss, so verursachte doch seine Aufgabe einen Schmerz für lange Zeit. Er gleicht einer Kostprobe, die den Appetit anregt, ohne ihn zu befriedigen. Denn entweder ist er selbst nur von kurzem Bestand oder aber dein eigenes Leben dauert nur kurze Zeit. Es reicht nicht zur Befriedigung. Das heißt, sein Wert ist zwar hoch, aber nur von kurzer Dauer. Dieser Schmuck dient zur Belehrung, verlangt unsere Dankbarkeit. Er dient der Nachfrage nach den beständigen Originalen. Er dient anderen, hocherhabenen Zielen Vierter Grundsatz: Du verstehst, dass der Schmuck dieser Welt den Nachbildungen und Abbildungen der
Gnadengaben gleicht, die durch das Erbarmen des Barmherzigen für die Gläubigen im Paradies aufbewahrt werden
Erstens: Das erhabenste bezieht sich auf den Schöpfer. Es besteht daraus, die wundervollen Kunstwerke, mit denen Er die Dinge geschmückt hat, wie bei einer Parade den Blicken des urewigen Zeugen zu präsentieren. Für diesen Anblick einen einzigen flüchtigen Augenblick zu leben, genügt. Ja, es genügt schon seine Fähigkeit, die eine unausgesprochene Absicht darstellt, selbst dann, wenn sie nicht Gestalt annimmt. So erreichen die rasch vergänglichen, empfindlichen Kunstwerke, auch wenn sie nicht ins Dasein treten, und die wundervollen Kunstwerke der Samenkörner und -kerne, auch wenn sie nicht zu keimen beginnen, dieses Ziel vollständig. Sinn- und Nutzlosigkeit berührt sie nicht. Das heißt, das erste Ziel jeden Dinges besteht darin, in seinem Leben und Dasein die wunderwirkende Kraft und die Kunstwerke seines Meisters darzustellen und den Blicken der Majestät des Königs zu präsentieren.<BR/>


Zweitens: Der Zweck des Daseins und das Ziel des Lebens besteht darin, mit Bewusstsein betrachtet zu werden. Denn jedes Ding ist wie ein Brief des königlichen Meisters, der die Wahrheiten aufzeigt, eine Kasside, die seine Schönheit besingt, ein Wort der Weisheit, das sich danach sehnt, von Engeln, Dschinnen, Tieren und Menschen betrachtet zu werden und zu einem Studium einlädt, d.h. ein Gegenstand, der für alles, was Bewusstsein trägt, Lehrstoff und Studienmaterial sein möchte.

Drittens: Der Zweck des Daseins und das Ziel des Lebens besteht darin, sich auf sich selbst zu beziehen. Es handelt sich dabei um so persönliche Ziele, wie Genuss, Vergnügen, Beständigkeit und Wohlergehen. Zum Beispiel: Ein hundertstel der Tätigkeiten, die ein Steuermann auf einem riesigen Schiff des Königs verrichtet, dient ihm selbst und zu seiner Entlohnung, neunundneunzig von Hundert sind für den König. In gleicher Weise erfüllt jedes Ding seinen Zweck zu einem Prozent für sich selbst und die diesseitige Welt; neunundneunzig Prozent gehören dem Schöpfer. So erklärt sich also das Geheimnis des Zusammenwirkens der verschiedenen Ziele, die einander so entgegengesetzt und widersprechend erscheinen, wie die Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit der Freigiebigkeit und Gastfreundschaft, besonders, wenn diese unbegrenzt ist. Aus dem einen Blickwinkel betrachtet, herrschen Freigiebigkeit und Gastfreundschaft. So manifestiert sich der Name »Freigiebiger (Djevad)«. Aus diesem Blickwinkel und allein mit diesem Ziel betrachtet gibt es Obst und Getreide ohne Maß. Sie zeigen grenzenlose Freigiebigkeit. Aber vom universellen Standpunkt aus betrachtet herrscht die Weisheit. Der Name »Allweiser« manifestiert sich. Jede Frucht hat so viele Ziele, wie es Früchte an einem Baum gibt. Wie wir oben erklärt haben, lassen sie sich in drei Arten unterteilen. Diese universellen Ziele zeigen eine grenzenlose Weisheit und Sparsamkeit. Die so einander entgegengesetzten Ziele einer grenzenlosen Weisheit, umfassenden Zweckmäßigkeit und einer grenzenlosen Freigiebigkeit verbinden sich so miteinander. So ist zum Beispiel eine Aufgabe des Militärs die Ruhe und Ordnung im Land. Für diese Aufgabe gibt es so viele Soldaten, wie du willst, ja, mehr als genug. Aber für andere Aufgaben wie den Schutz der Grenzen und den Kampf gegen die Feinde ist ihre Anzahl gerade noch ausreichend. Es herrscht ein Gleichgewicht in vollkommener Weisheit und Zweckmäßigkeit. So verbindet sich die Weisheit eines Staates mit seiner Macht. Und so lässt sich sagen, dass es in dieser Armee kein Übermaß gibt.
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Fünfter Grundsatz: Man versteht auch, dass diese vergänglichen Kunstwerke nicht für die Vergänglichkeit erschaffen wurden, um sich ein bisschen zu zeigen und danach vernichtet zu werden, sondern um sich in diesem Dasein für eine kurze Zeit zu versammeln, ihre vorbestimmte Form anzunehmen, damit ihre Bilder festgehalten, ihre Nachbildungen aufbewahrt werden können, damit man ihren Sinn zu verstehen, ihren Zweck zu verzeichnen vermag...
So sollen sie z.B. für die Bewohner der Ewigkeit zu einer bleibenden Ansicht gewebt sein. Auch sollen sie in der bleibenden Welt noch anderen Zwecken dienen. Die Dinge wurden für die Dauer erschaffen, nicht um zu vergehen; ja, selbst wenn sie äußerlich vergehen...mihre Aufgabe erfüllt haben und sie entlassen werden, so versteht man auf diese Weise, dass ein vergängliches Ding zwar in der einen Hinsicht seiner Vernichtung entgegengeht, in vielerlei Hinsicht aber bestehen bleibt. Betrachte zum Beispiel diese Blume, welche ein Wort der Allmacht Gottes ist. Diese Blume schaut und lächelt uns für eine kurze Zeit an. Danach verbirgt sie sich hinter dem Schleier des Nicht-mehr-Seins. Aber sie geht so wie ein Wort, das deinen Mund verlassen hat, und hinterlässt in den Ohren tausende Seinesgleichen. In dem Verstand derer, die es verstehen, verbleiben ihrer Anzahl entsprechend ebenso viele Bedeutungen. Denn nachdem es seine Bedeutung zum Ausdruck gebracht und damit seine Aufgabe erfüllt hat, vergeht und entschwindet es selbst. Auch die Blume entschwindet, nachdem sie allen, die sie wahrgenommen haben, ihre Gestalt ins Gedächtnis eingeprägt, und in jedem ihrer Samenkörner das Wesen ihres Seins zurückgelassen hat. Es ist, als gleiche jedes Gedächtnis und jedes Samenkorn einer Kamera, ihren Schmuck aufzubewahren, und einer Wohnung zu ihrer bleibenden Fortdauer. Verhält es sich aber mit den Geschöpfen auf der untersten Sprosse des Lebens auf diese Weise, dann mag man verstehen, wie sehr der Mensch auf der höchsten Ebene des Lebens als Besitzer einer ewigen Seele der Ewigkeit verbunden ist. Geht man nun wiederum davon aus, dass die Strukturgesetze selbst riesiger blüten- und früchtetragender Pflanzen, deren jedes ein wenig der Seele gleicht, mit vollständiger Ordnung als Miniaturausgaben in den winzigen Samen unter stürmischen Wandlungen bewahrt und weitergegeben werden, so kann man verstehen, wie sehr die Seele des Menschen, vielseitig begabt und ausgestattet durch ihr erhabenes Wesen, bekleidet mit einer äußeren Gestalt, ein bewusstseinstragender, erleuchteter Befehl Gottes, mit der Beständigkeit verknüpft und verbunden ist..

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Sechster Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass es dem Menschen nicht überlassen bleibt, mit einer Leine um den Hals zu grasen, wo er will, vielmehr dass alle seine Taten aufgenommen, aufgeschrieben, und die Ergebnisse aller seiner Handlungen für den Tag der Abrechnung aufbewahrt werden.


Siebenter Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass die Zerstörung im Herbst all des Schönen, das im Sommer, im Frühling zuvor erschaffen worden war, nicht einer Vernichtung gleichkommt, sondern einer Entlassung der Geschöpfe, die ihre Aufgabe erfüllt haben. Diese Entlassung bedeutet zudem, dass Platz geschaffen und frei gemacht wird für die neuen Geschöpfe, die im Frühling kommen werden, dass der Platz vorbereitet, und Raum geschaffen wird für diejenigen, die neu eintreffen und ihre Pflichten übernehmen werden, für die Geschöpfe, die nun ihren Auftrag erhalten. Schließlich ist es auch eine Mahnung des Hochgelobten an alle Seine bewussten Geschöpfe, nicht in Gottvergessenheit und Pflichtvergessenheit zu verfallen, nicht wie im Rausch ihre Dankespflicht zu vernachlässigen.

Achter Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass der ewige Meister dieser vergänglichen Welt noch eine andere, ewige Welt für sich hat, in die zu gelangen Er Seine Diener und Anbeter anführt und anspornt...

Neunter Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass dieser Allerbarmer in einer solchen Welt für Seine getreuen Diener und Anbeter derartige Gastgeschenke bereit halten wird, wie sie noch kein Auge gesehen, von denen noch kein Ohr etwas gehört hat, und über die noch in keines Menschen Herz etwas eingedrungen ist. Wir glauben...

Siebente Wahrheit: Das Tor des Schutzes und der Beschützung ist die Manifestation der Namen »Beschützer (Hafiz)« und »Wächter (Raqib)«.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Schutz, der in vollkommener Ordnung und Ausgewogenheit alle Dinge im Himmel und auf Erden, zu Wasser und zu Lande, seien sie nun nass oder trocken, groß oder klein, hoch oder niedrig, überwacht und das, was sie bewirken, siebt und sichtet, und die Taten und Handlungen des Menschen, die sich auf die allgemeine Herrschaft (Gottes) beziehen, nicht überwachte? Und zwar die Taten des Menschen, der diesen hohen Vorzug besitzt, ein Mensch sein zu dürfen, den Rang eines Groß-Kalifen zu bekleiden, betraut mit der großen Aufgabe, ein hohes Pfand zu verwalten. Sollte Er seine Taten und Handlungen nicht mit dem Sieb Seiner Abrechnung sichten, mit der Waage der Gerechtigkeit wägen, ihm nicht eine entsprechende Belohnung oder Bestrafung zumessen? Nein, es ist keineswegs möglich...
Tatsächlich überwacht diese Persönlichkeit, die das Universum lenkt und leitet, alle Dinge in Ordnung und Ausgewogenheit. Ordnung und Ausgewogenheit aber sind eine Erscheinungsweise angewandter Wissenschaft und eines machtvollen Willens. Denn wir sehen, dass alle Dinge in bester Ordnung und Ausgewogenheit geschaffen und gestaltet wurden. Und obwohl sie ihre Gestalt im Verlaufe ihres Lebens verändern, verharrt doch jedes von ihnen in einem Zustande der Ordnung und dieser gesamte Ablauf bleibt auch unter dem Gesetz der Ordnung. Wir sehen, dass der majestätische Beschützer von allen Dingen, deren Leben nach der Erfüllung ihrer Aufgaben zu Ende gegangen ist und die diese bezeugte Welt scheidend verlassen haben, von ihnen mancherlei Bilder in Gedächtnissen, die wohlgehüteten Tafeln gleichen, in Form ihrer Urbilder schützt, und den größten Teil ihres Lebenslaufes in ihren Kernen und in ihren Früchten einstickt und einschreibt. So verleiht Er ihnen in den inneren und äußeren Spiegeln Beständigkeit. Das Gedächtnis des Menschen, die Frucht eines Baumes, der Kern einer Frucht, der Samen einer Blume zeigen zum Beispiel den ungeheuren Geltungsbereich dieses Gesetzes der Konservierung. Siehst du nicht, dass alle blüten- und früchtetragenden Gewächse eines ungeheuren Frühlings und das Verzeichnis ihrer Taten in der ihnen gemäßen Form, die Gesetze ihres Wachstums und die Urbilder ihrer Form dadurch erhalten werden, dass Er sie in dem engbegrenzten Raum eines Samenkorns einschreibt? In einem zweiten Frühling gibt Er die Liste ihrer Taten auf Grund einer ihnen entsprechenden Abrechnung heraus, gestaltet in vollkommener Ordnung und Weisheit eine neue ungeheure Welt des Frühlings und zeigt so, in welch einem gewaltigen Umfang die Beschützung und Bewahrung zur Auswirkung kommt. Wenn also nun bei so vergänglichen, wertlosen, unbeständigen und bedeutungslosen Dingen eine solche Bewahrung zu beobachten ist, wäre es denn dann überhaupt noch möglich, dass die Taten des Menschen, die in der Welt des Unsichtbaren, der jenseitigen Welt, in der Welt der Seelen und der Geister, unter dem Aspekt der universalen Herrschaft Gottes bedeutende Früchte bringen, nicht als bedeutungsvoll verbucht würden? Nein, durchaus nicht!
In der Tat wird aus der Art, wie sich diese Beschützung und Bewahrung manifestiert, verständlich, dass der Herr (Malik) allen Seins mit großer Sorgfalt auf die Verbuchung aller Abläufe in Seinem Reiche achtet. Außerdem schenkt Er den Pflichten Seiner Herrschaft eine unendlich große Aufmerksamkeit. Und Er verwendet auch eine sehr große Sorgfalt auf die Aufgaben Seiner königlichen Regierung.

Er lässt auch das kleinste Ereignis, auch noch den unbedeutendsten Dienst mit einer großen Sorgfalt aufzeichnen und aufschreiben. Über alle Abläufe in Seinem Reich bewahrt Er die Abbildungen aller Gegenstände in den verschiedenen Dingen auf. Diese Verwahrung ist ein Zeichen dafür, dass einmal ein bedeutendes Abrechnungsbuch der Taten eröffnet, und besonders die großen Taten und wichtigen Handlungen des Menschen, der essentiell der größte, würdigste und vornehmste unter allen Geschöpfen ist, einer genauen Prüfung und Wägung unterzogen werden. Dann wird das Archiv seiner Handlungen geöffnet. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Mensch, mit dem Kalifat und einem Unterpfand (seiner Seele) betraut sein sollte, zu einem Befehlshaber und Zeugen aufgestiegen, der die Universalität der Herrschaft Gottes bezeugt und die Einheit Gottes (Vahdaniyet) im Reich der Vielheit verkündet, der einen großen Teil der Schöpfung in Anbetung und Gottesdienst behindert Oder wie könnte wohl der Mensch ins Nichtsein hinübergehen und entfliehen, in die Erde hinabsteigen und sich verstecken vor der Majestätischen Allmacht, wo doch die Geschehnisse aller vergangenen Zeiten
Von der Jetztzeit an bis zum Tage der Auferstehung, des Paradieses, der Ewigkeit liegt die gesamte zukünftige Zeit im Bereich des Möglichen. Das heißt, die Vergangenheit liegt im Bereich des Tatsächlichen, die Zukunft im Bereich des Möglichen. Stellt man also diese zwei Folgen der beiden Zeiten einander gegenüber, dann erkennt man ohne jeden Zweifel, dass der Herr, der den gestrigen Tag geschaffen hat und alles, was darinnen zu ihm gehört, auch mächtig ist, den morgigen Tag mit allem, was darinnen sein wird, ins Dasein zu rufen. Desgleichen besteht kein Zweifel daran, dass alles, was in vergangener Zeit ins Dasein gerufen wurde mit allen seinen Einzigartigkeiten an dieser Stätte staunenserregender Dinge, Wunder einer majestätischen Allmacht ist. Es bezeugt mit völliger Sicherheit, dass dieser Allmächtige dazu imstande ist, alle Zukunft und den gesamten Bereich der Möglichkeiten zu erschaffen und dessen Einzigartigkeiten zu manifestieren.

Tatsächlich muss derjenige, welcher einen Apfel schaffen kann, sicherlich auch dazu in der Lage sein, alle Äpfel in der Welt zu erschaffen und einen großen und weiten Frühling ins Land zu rufen. Wer nicht den Frühling machen kann, der kann auch keinen Apfel erschaffen. Denn der Apfel ist auf der selben Werkbank verfertigt. Wer einen Apfel erschaffen kann, vermag auch den Frühling ins Dasein zu bringen. Ein Apfel ist ein kleines Beispiel für einen Baum, ja, einen Garten, ja, sogar für den ganzen Kosmos. Betrachtet man vom künstlerischen Standpunkt aus einen Apfelkern, der in sich die gesamte Lebensgeschichte eines riesigen Baumes enthält, dann ist dieser Kern ein solches Kunstwerk, dass der, welcher ihn so erschuf, sich vor keinem Ding mehr als ohnmächtig erzeigen kann. In gleicher Weise ist der, welcher den heutigen Tag erschuf, auch dazu imstande, den Tag der Auferstehung auszurufen; und er kann nur dann den Frühling erschaffen, wenn er zugleich auch der Herr ist, mächtig, die Versammlung (der Toten) zustande zu bringen. Derjenige, welcher alle Welten der Vergangenheit mit vollkommener Weisheit und Ordnung wie auf einem Filmstreifen aufgenommen hat und vorführen kann, ist sicherlich auch dazu imstande, auch noch andere Welten, aufgenommen auf dem Film der Zukunft, zu zeigen; und er wird sie vorführen. In vielen Abhandlungen (»Sözler«), besonders aber in der Sechsundzwanzigsten Abhandlung haben wir mit völliger Gewissheit bewiesen, dass »derjenige, welcher nicht alles erschaffen kann, gar nichts erschaffen kann und derjenige, der ein einziges Ding erschaffen kann, alle Dinge erschaffen kann. Schreibt man zudem die Erschaffung der Dinge einem einzigen Wesen zu, werden alle Dinge so einfach wie ein einziges Ding. So wird alles einfach und leicht. Schreibt man sie aber verschiedenen Ursachen zu, stützt sich auf deren Vielzahl, dann wird die Erschaffung eines einzigen Dinges so schwer, wie die Erschaffung aller Dinge, und es entsteht eine Schwierigkeit, die einer Unmöglichkeit gleichkommt...«
die Wunder Seiner Allmacht bezeugen, dass Er auch für alle künftigen Zeiten der Allmächtige im Bereich alles Möglichen ist, und Winter und Frühling, die dem Untergang der Welt und der Auferstehung gleichen, offensichtlich zu jeder Zeit schafft? Da aber nun einmal in dieser Welt keine entsprechende Abrechnung gehalten und ein Urteil nicht gefällt wird, wird der Mensch sicherlich vor einen obersten Gerichtshof gestellt werden und einer höchsten Glückseligkeit entgegengehen...

Achte Wahrheit: Das Tor der Verheißung von Lohn und Strafe ist die Manifestation Seiner Namen »Djemil (Schönheit)« und »Djelil (großartig und gewaltig)«.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Meister dieser Kunstwerke in Seiner Allwissenheit und Allmacht Seine stets wiederholte Verheißung von Lohn und Strafe, welche alle Propheten übereinstimmend verkündet haben und alle Getreuen (Siddiq) und Freunde Gottes (Auliya) einstimmig bezeugt haben, nicht wahr machen und sich so - Gott bewahre! - als schwach und unwissend erweisen sollte? Denn alles, was Er als Lohn und Strafe verheißen hat, ist für Seine Allmacht keineswegs schwer zu erfüllen. Es ist sehr einfach und leicht... so leicht, wie die zahllosen Geschöpfe des vergangenen Frühlings teils wieder zu beleben, teils neu hervorzubringen Es ist aber sowohl für uns als auch für alle Dinge und auch für Ihn selbst und Seine Königsherrschaft außerordentlich notwendig, dass Er den verheißenen Lohn auch zugesteht. Seine Verheißung nicht zu erfüllen aber wäre sowohl dem Ansehen Seiner (göttlichen) Macht entgegengesetzt als auch ein Widerspruch zu der Weite Seiner Allwissenheit. Denn ein Bruch Seines Versprechens könnte entweder nur aus Unwissenheit oder nur aus Schwäche erwachsen.
Oh du Leugner! Weißt du, was für ein Verbrechen du in deiner Dummheit mit deinem Unglauben und deiner Verleugnung begehst? Du bestätigst das, was dir deine Einbildung vorlügt, was dir dein Verstand vorgaukelt, und was sich deine Seele vormacht, und leugnest so einen Herrn, der keineswegs dazu gezwungen sein kann, Lug und Trug zu begehen, zu dessen Ruhm und Ansehen keineswegs eine Lüge passt und dessen Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit alle sichtbaren Dinge und Geschehnisse bezeugen. In deiner unendlichen Kleinheit begehst du ein unendlich großes Verbrechen! Sicherlich verdienst du dafür eine große und ewige Strafe. Man berichtet, dass ein Zahn bei manchen Bewohnern der Hölle so groß wie ein Berg sei. Dies möge als Maßstab für die Größe seines Verbrechens dienen. Du bist mit einem Reisenden zu vergleichen, der seine Augen vor dem Sonnenlicht verschließt und die Traumbilder betrachtet, die er im Kopf hat. Seine Einbildung möchte ihm seinen schrecklichen Weg einem Leuchtkäfer gleich erhellen, als habe er einen Scheinwerfer auf seinem Kopf. Was aber Gott der Gerechte einmal versprochen hat, dessen Schöpfung Sein zuverlässiges Wort ist, das recht spricht und dessen Wunderzeichen (ayat) die Geschehnisse im Kosmos sind, die die Wahrheit verkünden, das wird Er sicherlich auch halten. Er wird einen höchsten Gerichtshof abhalten und höchste Glückseligkeit verleihen.


Neunte Wahrheit: Das Tor zu Leben und Tod ist eine Manifestation Seiner Namen »der Lebendige (Hayy)« und »der Unwandelbare (Qayyum)«, »Lebensspender (Muhyi)« und »Todbringender (Mumit)«.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Allmächtiger, Allbarmherziger, Allwissender und Allweiser, der die tote, dürre, weite Erde wiedererweckt und wiederbelebt, der Seine Macht dadurch erweist, dass Er unter dieser Seiner Belebung mehr als dreihunderttausend Schöpfungsarten wieder hervorruft und verbreitet, deren jede einzelne hervorzubringen so wunderbar ist wie einen Menschen aufzuerwecken und der Sein allumfassendes Wissen dadurch erweist, dass Er diesen Unterschieden letzte Feinheit und Vorzüge zumisst, während Er sie hervorruft und verbreitet, obwohl sie doch so sehr untereinander vermischt sind, und der die Blicke aller Seiner Diener und Anbeter auf die ewige Glückseligkeit hinlenkt, indem Er den Menschen mit all Seinen himmlischen Erlassen die Auferstehung verspricht, und der Seine gewaltige Herrschaft dadurch erweist, dass Er alle Seine Geschöpfe dazu veranlasst, Kopf an Kopf, Schulter an Schulter und Hand in Hand miteinander zusammenzuwirken, sich im Kreise Seines Willens und Befehls zu bewegen, einander Hilfe zu leisten und sich Ihm zu unterwerfen und der dadurch erweist, welchen Wert Er dem Menschen beimisst, dass Er den Menschen als die vielseitigste, zarteste, empfindsamste, anspruchsvollste und sonnenhungrigste Pflanze am Baume der Schöpfung geschaffen, ihn als Seinen Partner im Dialog angenommen und ihm alles unterworfen hat, die Auferstehung nicht zu Stande bringen sollte? den jüngsten Tag nicht heraufführen sollte oder könnte? die Menschheit nicht auferwecken sollte oder könnte? einen höchsten Gerichtshof nicht abhalten könnte? Himmel und Hölle nicht schaffen könnte? Nein, das alles ist durchaus unmöglich!...
Tatsächlich schafft der glorreiche Lenker dieser Welten in jedem Zeitalter, in jedem Jahr, an jedem Tag auf diesem engen vergänglichen Erdball viele, zahlreiche Beispiele, Zeichen und Gleichnisse der Großen Versammlung und des Platzes der Auferstehung. Kurzum: Bei der Versammlung im Frühling sehen wir, wie Er innerhalb von fünf, sechs Tagen mehr als dreihunderttausend Arten kleiner und großer Tiere und Pflanzen hervorbringt und verteilt. Er belebt die Wurzeln aller Bäume und Gräser und schenkt ihnen und auch einem Teil der Tiere neues Leben. Die übrigen erschafft Er in einer der Gleichheit entsprechenden Ähnlichkeit wieder neu. Den Samenkörnchen aber, die sich in ihrer Zusammensetzung doch kaum voneinander unterscheiden und noch dazu miteinander vermischt sind, werden innerhalb von sechs Tagen oder sechs Wochen ihre Vorzüge und ihre Unterschiede zugemessen und sie werden trotz dieser Schnelligkeit, Verbreitung und Leichtigkeit dennoch in vollkommener Ordnung und Ausgewogenheit wieder belebt. Wäre es denn überhaupt möglich, dass dem Herrn, der diese Handlungen vollbringt, irgendetwas schwer werden könnte? dass Er Himmel und Erde nicht innerhalb von sechs Tagen erschaffen könnte? oder die Menschen nicht auf einen Posaunenstoß hin versammeln könnte? Bewahre!... Nehmen wir einmal an, es gäbe einen mit einer wunderbaren Fähigkeit begabten Dichter, der innerhalb einer einzigen Stunde dreihunderttausend Bücher, deren Buchstaben teils halb verwischt, teils gänzlich unleserlich geworden sind, zu gleicher Zeit auf einem einzigen Blatt wunderschön und fehlerfrei niederschreiben könnte, ohne die Buchstaben zu verwechseln, ohne sich zu irren, ohne einen auszulassen oder zu vergessen. Käme dir dann jemand, der behauptete, dass der Dichter dein Buch, das er verfasst hat, und das ins Wasser gefallen ist, in einer Minute aus dem Gedächtnis neu schreiben könne, würdest du dann sagen, er kann es nicht, ich glaube das nicht?... Oder ein wundertätiger König würde, um seine Macht zu zeigen, oder eine Lehre zu erteilen oder eine Vorführung zu veranstalten mit einem Fingerzeig Berge aufheben und Länder umgestalten, und du könntest sehen, dass Er das Meer in Land verwandelt hat. Wenn du dann einen großen Stein siehst, der in einen Bach gerollt ist und den Gästen, die der König zu seinem Gastmahl eingeladen hat, den Weg versperrt, sodass sie nicht weiter gehen können, und es käme dir jemand und sagte, dass der König diesen Stein, und sei er auch noch so groß, mit einem Fingerzeig aufheben oder zum Verschwinden bringen könnte, er werde seine Gäste nicht auf ihrem Wege allein lassen, würdest du ihm dann entgegnen, er werde sich nicht darum kümmern oder sei nicht dazu in der Lage?... Oder ein Herr würde an einem Tage ein Heer neu aufstellen, und es käme dir jemand und sagte, dieser Herr werde seine Bataillone, dessen Soldaten sich zu einer Ruhepause verstreut haben, mit einem Posaunenstoß wieder versammeln, und die Bataillone würden sich wieder geordnet formieren, würdest du ihm dann zur Antwort geben »Ich glaube es nicht«? Verstehst du nun, wie töricht du dich verhältst?...
Wenn du also jetzt diese drei Gleichnisse verstanden hast, dann betrachte einmal, wie der ewige Designer das weiße Blatt des Winters vor unseren Augen umwendet, das grüne Blatt des Frühlings und des Sommers offen legt und mit der Feder Seiner Macht und Seines göttlichen Wissens (qader) in schönster Form mehr als dreihunderttausend Schöpfungsarten über das Antlitz der Erde hin wie auf ein Blatt aufzeichnet. Sie beeinträchtigen einander nicht und geraten nicht durcheinander. Er zeichnet sie alle gleichzeitig auf, und doch stören sie einander nicht. Sie bleiben nach Form und Inhalt voneinander getrennt und vermischen sich nicht. Seine Zeichnung ist ohne einen Fehler. Ja, darf man denn da noch fragen, wie dieser allweise und allerhaltende Herr, der das Programm auch des größten Baumes gleich seiner Seele wie einen Punkt, selbst in den kleinsten Kern hineinsetzt und bewahrt, die Seelen der Verstorbenen bewahren kann? Ja, darf man denn da noch fragen, wie der Allmächtige, der den Erdball wie in einer Schleuder herumwirbeln lässt, diese Erde Seinen Gästen aus ihrem Weg ins Jenseits räumen oder beseitigen kann? Ja, darf man denn da noch fragen, wie der Herr in Seiner Majestät, der die Heerscharen alles Lebendigen aus dem Nichts heraus wieder neu schafft, und in vollkommener Ordnung die Zellen in den Bataillonen aller Körper mit dem Befehl:


»Sei! Und es ist.«



aushebt und einberuft und so die Heere aufstellt, mit einem Posaunenstoß die Grundbestandteile und Wesenselemente versammeln könne, die sich ja einander bereits kennen gelernt hatten, als sie sich unter dem Kommando des Bataillons, dem der Körper gleicht, zusammengefunden hatten?
Überdies kannst du mit eigenen Augen betrachten, welch reichen Schmuck Er als Muster, als Entwurf, als Skizze der Auferstehung in jeder Kulturepoche, in jedem Zeitalter, ja, sogar im Wechsel von Tag und Nacht, ja selbst in der Bildung und Wiederauflösung der Wolken schafft, welcher der Wiederversammlung im Frühling gleich ist. Ja, wenn du dich in deiner Phantasie tausend Jahre zurückversetzt und dann Vergangenheit und Zukunft, welche die beiden Flügel der Zeit sind, einander gegenüber stellst, kannst du so viele Beispiele der Wiederversammlung und Vorbilder der Wiederauferstehung betrachten, wie der Zahl der Zeitalter und Tage entspricht. Wenn du dann noch, trotz so vieler Beispiele und Vorbilder, die du betrachtet hast, die leibliche Auferstehung für unverständlich und unvorstellbar halten und deshalb leugnen wolltest, so begreifst du nun, was für ein Irrsinn das wäre... Siehe nun, was der Große Königliche Erlass (ferman-i a'zam, der Qur'an) über die Wahrheit sagt, die wir besprochen haben:


»Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs; wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt; Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 50)



Kurzum: Es gibt nichts, was die Wiederauferstehung unmöglich macht. Für das, was sie notwendig erscheinen lässt, spricht aber alles. Die glorreiche und ewige Herrschaft, die allmächtige und allumfassende Macht desjenigen, der dieser weiten Erde als Ort der Wiederversammlung einem einzelnen Tier gleich das Leben und den Tod schenkt, und sie für Mensch und Tier zu einer schönen Wiege oder einem prächtigen Schiff gemacht hat, die Sonne zu einer Licht und Wärme spendenden Lampe in der Herberge dieser Welt und die Planeten den Engeln zu Flugzeugen, kann sich unmöglich nur auf die vergänglichen, brüchigen, unsteten, bedeutungslosen, veränderlichen, unbeständigen, mangelhaften und unvollkommenen Angelegenheiten dieser Welt stützen oder auf sie beschränkt bleiben. Anders gesagt: Es gibt noch einen anderen Ihm würdigen, dauerhaften und beständigen Ort voll Majestät, der nicht dem Verfall unterworfen ist. Bei Ihm gibt es noch ein anderes, beständiges Reich, und um dieses sollen wir uns bemühen. Dorthin lädt Er uns ein. Alle Menschen erleuchteten Geistes, alle geistigen Pole (qutub) einer inneren Ausstrahlung, alle Menschen, die einen klaren Verstand besitzen und mit der Nähe Seiner Gegenwart geehrt wurden, bezeugen, dass Er uns dort hinüberholen wird, berichten einstimmig, dass Er Lohn und Strafe dort für uns bereit hält, teilen uns mit, dass Er uns wiederholt sehr starke Verheißungen gegeben und sehr ernsthafte Warnungen ausgesprochen hat.
Sein Versprechen nicht einzulösen aber wäre sowohl eine Erniedrigung als auch eine Entwürdigung. Das wäre in keiner Weise mit der Erhabenheit Seiner Heiligkeit zu vereinbaren. Eine Drohung nicht wahr zu machen, wäre in gleicher Weise ein Zeichen der Verzeihung oder der Schwäche. Unglaube aber ist ein unendliches Verbrechen Tatsächlich setzt der Unglaube den Wert des Seins herab und unterstellt ihm Bedeutungslosigkeit. Er ist eine Geringschätzung gegenüber dem ganzen Kosmos und eine Verleugnung der Manifestation der Gottesnamen in den Spiegeln des Seins, eine Verspottung aller Gottesnamen und weist das Zeugnis allen Seins von der Einheit Gottes (Vahdaniyet) zurück. Er erklärt die Erschaffung der Welt als Lüge. Er verdirbt die Fähigkeiten des Menschen in der Weise, dass dieser unwürdig wird, Frieden und Wohltaten zu empfangen. Zudem ist er ein so gewaltiges Unrecht, weil er eine Verletzung des Rechtes der ganzen Schöpfung und aller Gottesnamen darstellt. So also erfordert die Wahrung des Rechtes in Anbetracht dessen, dass die Seele des Ungläubigen nicht mehr dazu in der Lage ist, das Gute anzunehmen, dass dem Unglauben nicht mehr vergeben werden kann.


»Fürwahr ist Götzendienst ein gewaltiges Unrecht.« (Sure 31, 31)



bringt das Gesagte zum Ausdruck. .
Ihn zu entschuldigen ist nicht möglich.
Hinzu kommt noch, dass der Allmächtige von jeglicher Schwäche frei und unberührt ist. Dessen sind sich alle Zeugen und Verkündiger, obwohl sie sich in ihren Wegen, Veranlagungen und Rechtsschulen unterscheiden, im Grundsatz dieser Frage unbestritten einig. Auf Grund ihrer Vielzahl erreichen sie den Grad allgemeiner Übereinstimmung (tevatur), und ihre Stimme hat das Gewicht einer ganzen Gemeinschaft. Jeder von ihnen bekleidet den Rang eines Sternes der Menschheit, ist das Auge einer ganzen Gemeinschaft und eine heiligmäßige Persönlichkeit in einem gläubigen Volk. Ihrer Bedeutung entsprechend sind sie in dieser Frage Fachleute, deren Aussage sowohl sachkundig als auch beweiskräftig ist. Dabei werden auf wissenschaftlichem oder künstlerischem Gebiet die Aussagen zweier Fachleute denen von tausend anderen Leuten vorgezogen, und die Nachricht zweier Zeugen wiegt schwerer als tausend Dementis. So macht z.B. die Nachricht zweier Männer, welche zu Beginn des Monats Ramadan die Mondsichel (hilal) gesehen haben, das Dementi von tausend Dissidenten zunichte. Kurzum: es kann in der Welt keine Botschaft geben, die richtiger, keine Verkündigung, die zuverlässiger, keine Wahrheit, die offensichtlicher wäre als diese. Das heißt, die Welt ist zweifelsohne ein Acker. Die Wiederversammlung ist die Zeit, die Ernte zu dreschen. Himmel und Hölle aber sind wie je eine Scheune.


Zehnte Wahrheit: Das Tor der Weisheit (hikmet), der Gnade (inayet), der Barmherzigkeit (rahmet) und der Gerechtigkeit (adalet) ist die Manifestation Seiner Namen »Allweiser (Hakim), Freigiebiger (Kerim), Gerechter (Adil) und Barmherziger (Rahim)«.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass sich im ganzen Umkreis des Reiches der Königsherrschaft über Himmel (melekut) und Erde (mulk) dessen, der in Seiner Majestät (Djelal) Eigentümer des Reiches (Maliku l-Mulk) ist, und dessen Werke in dieser unbeständigen Herberge, an diesem vergänglichen Ort der Prüfung, auf diesem vorläufigen Ausstellungsgelände dieser Erde eine solche offensichtliche Weisheit (hikmet), eine so offenkundige Gnade (inayet), eine so bezwingende Gerechtigkeit (adalet) und eine so umfassende Barmherzigkeit (merhamet) zeigen, keine dauerhaften Heime, keine ewigen Bewohner, keine bleibenden Wohnstätten und keine unsterblichen Geschöpfe finden ließen, und die Tatsache dieser offensichtlichen Weisheit, Gnade, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zunichte werden sollte?
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass dieser Allweise Herr, der sich den Menschen aus der Mitte Seiner Schöpfung heraus zum Sprecher aller und zu Seinem universalen Spiegel gemacht hat, und ihm all das, was die Kammern Seiner Schätze und Vorräte enthalten, zu verkosten und zu bemessen, zu untersuchen und zu erwägen und darüber hinaus auch sich Selbst in all Seinen Namen zu erkennen gegeben hat, der ihn liebt und sich von ihm lieben lässt... danach diesen armseligen Menschen nicht Sein ewiges Reich zuteil werden lassen sollte? ihn nicht zu diesem Ort ewiger Glückseligkeit einladen und dort glücklich machen sollte? Wäre es noch dazu überhaupt verständlich, dass Er jeglichem Sein - und sei es auch so klein wie ein Samenkorn - die Last einer Pflicht von der Größe eines Baumes auflasten, es mit Zielen so zahlreich wie seine Blüten befrachten, es mit Nützlichkeiten so zahlreich wie seine Früchte bestücken sollte und doch an das Ende all dieser Pflichten, dieser Ziele, dieser Nützlichkeiten nur ein Samenkorn voll irdischer Zweckmäßigkeiten gesetzt hätte? dass Er etwas, das ungefähr den Wert eines Senfkorns hat, zum Ziel irdischer Beständigkeit gesetzt haben sollte? dass Er nicht alles Sein zum Samenkorn für die Welt der Bedeutungen und zu einem Acker für die jenseitige Welt bestimmt haben sollte? Und würde es der Verstand überhaupt annehmen, dass Er auf das Haupt des Menschen und seine inneren Empfindungen so viele Aufgaben auflasten sollte wie es Haare gibt und ihm doch nur eines Haares Wert weltlichen Lohn dafür geben sollte? Und sollte er im Gegensatz zur wahren Gerechtigkeit und im Widerspruch zur wahren Weisheit eine sinnlose Arbeit tun?
Wäre es zudem überhaupt möglich, dass Er jedem Lebewesen, ja, sogar jedem Organ, wie z.B. der Zunge, ja, überhaupt allen Seinen Kunstwerken so viel Weisheit und Nützlichkeit verliehen hätte, der Anzahl der Früchte und Nützlichkeiten gleich, die Er einem Baum verliehen hat und so unter Beweis gestellt hätte, dass Er der Allweise ist, danach aber die Beständigkeit, die Vereinigung mit Ihm (liqa) und die ewige Seligkeit, alles das, was die höchste Weisheit, das wichtigste aller Erfordernisse und das unabdingbarste aller Ergebnisse ist, und die Weisheit zur Weisheit, die Gnade zur Gnade und die Barmherzigkeit zur Barmherzigkeit macht, und was die Quelle und das Ziel all Seiner Weisheit, all Seiner Gnadengaben, all Seiner Barmherzigkeit und all Seiner notwendigen Wohltaten ist, nicht geben, sondern aufgeben und all Seine Werke bis zur untersten Stufe der Sinnlosigkeit herabsinken lassen sollte? Damit würde Er jemandem gleichen, der ein Schloss baute, darinnen jeder Stein auf tausenderlei Arten verziert, dessen jede Seite auf tausenderlei Arten geschmückt, in dem jeder Saal mit tausenderlei wertvollen Geräten und Einrichtungsgegenständen ausgestattet wäre und dieses danach ohne ein Dach beließe? damit alles verrotten und nutzlos verfallen sollte? Nein, keineswegs! Aus dem absolut Guten kommt die Güte. Und aus dem absolut Schönen (Djemil) kommt Schönheit. Aus dem absolut Weisen kann Nutzlosigkeit nicht kommen. Ja, wer immer in seiner Vorstellung in die Geschichte einsteigt und in Richtung Vergangenheit fährt, wird so viele abgeschiedene Wohnungen, Plätze, Messen und Welten sehen, wie es Jahre gab. Jede von ihnen gleicht der Wohnung dieser Welt, einer Stätte der Prüfung, einer Ausstellung von Gegenständen so wie wir sie in jetziger Zeit erblicken. Obwohl sie nach Form und Qualität voneinander verschieden sind, gleichen sie doch einander in der Ordnung und Einzigartigkeit, die in ihnen erkennbar, und in der Macht und Weisheit des Baumeisters, die in ihnen sichtbar wird. Auch wird der Mensch in diesen unbeständigen Wohnstätten, auf diesen vergänglichen Plätzen, in diesen vorübergehenden Messen die Ordnung einer so offensichtlichen Weisheit (hikmet), die Zeichen einer so offenkundigen Gnade (inayet), die Werke einer so bezwingenden Gerechtigkeit (adalet) und die Früchte einer so umfassenden Barmherzigkeit (merhamet) erblicken. In soweit er nicht seinen Scharfsinn verloren hat, wird er mit Sicherheit erkennen, dass es eine Weisheit von noch höherer Vollkommenheit (kemal) als diese Weisheit nicht geben kann, dass eine Gnade von noch höherer Schönheit (djemal) als die Gnade, deren Spuren wir sehen, nicht möglich ist, dass eine Gerechtigkeit von noch höherer Majestät als die Gerechtigkeit, deren Werke wir sehen, nicht sein kann, dass eine Barmherzigkeit, noch umfassender als diese Barmherzigkeit, deren Früchte wir sehen, nicht vorstellbar ist.

Wollten wir einmal den unmöglichen Fall annehmen, dass sich in dem Herrschaftsbereich des Ewigen Königs, der alle diese Maßnahmen verfügt und alle diese Herbergen und ihre Gäste austauscht, keine beständigen Wohnungen, keine dauerhaften Heime, keine erhabenen Wohnstätten und keine bleibenden Häuser, keine sesshaften Bewohner, keine glücklichen Diener fänden, dann müsste man die Realität der (göttlichen) Weisheit, Gerechtigkeit, Gnade und Barmherzigkeit leugnen, diese vier geistigen Grundelemente, deren Tragfähigkeit und Weite, Feuer, Wasser, Luft und Erde entspricht, und deren Existenz abstreiten, obwohl sie ebenso offensichtlich sind wie die äußeren Elemente. Denn es ist ja bekannt, dass diese vergängliche Welt, und was in ihr ist, keine vollkommene Manifestation ihres wahren Wesens sein kann. Gäbe es nicht noch irgendwo anders einen Ort, wo es sich vollkommen manifestieren kann, dann müsste man wie ein Wahnsinniger die Existenz der Sonne leugnen, obwohl man doch sehen kann, wie ihr Licht den Tag erfüllt, die Weisheit leugnen, die vor unseren Augen alle Dinge erfüllt, die Gnade leugnen, die wir jederzeit in unseren Seelen und in den meisten Dingen bezeugen können, die Gerechtigkeit leugnen, deren Werke so mächtig sichtbar werden, die Barmherzigkeit leugnen, die wir überall sehen können. Desgleichen müssten wir dann annehmen, dass der Herr dieser weisheitsvollen Ausführungen, dieser gastfreien Behandlung, dieser Gastgeschenke Seiner Barmherzigkeit, die wir im ganzen Universum sehen können - möge Er es verhüten! - ein gemeiner Schauspieler und ein erbarmungsloser Tyrann wäre. Das aber ist eine grenzenlos unmögliche Verkehrung der Wahrheit! Sogar die törichten Sophisten, die die Existenz allen Seins und ihrer selbst leugnen, wären nicht so leicht dazu bereit, derartige Betrachtungen anzustellen
Die eine davon ist positiv, die andere negativ. Was die positive Art betrifft, so besteht sie darin, dem Berechtigten sein Recht zu geben. Diese Art von Gerechtigkeit gibt es in dieser Welt in einem solchen Ausmaß, dass sie bereits offensichtlich ist. Denn wie wir in der »Dritten Wahrheit« bewiesen haben, gibt der Schöpfer in Seiner Majestät offensichtlich allem, was da ist, ausgewogen und abgemessen, das, was es entsprechend seiner Veranlagung, seiner Bedürfnisse und den Notwendigkeiten erstrebt und erbittet, und was es gerechtermaßen für Leben und Dasein benötigt, in eigener und jeweils ausgewogener und gesondert abgemessener Weise. Das heißt, es gibt diese Art der Gerechtigkeit gleichermaßen mit Sicherheit wie das Leben und das Dasein selbst.

Zusammenfassung: Betrachen wir die völlige Ungleichheit zwischen den verschiedenen Handlungsabläufen, wie einerseits das Leben weltweit vereinigt wird und der Tod es rasch wieder trennt, die prunkvollen Versammlungen und eiligen Auflösungen, die gewaltigen Leichenbegräbnisse und die großen Manifestationen, und wie wir andererseits in dieser vergänglichen Welt mit all dem nur für eine kurze Zeit winzige Früchte ernten und nur unbedeutende Zwischenziele erreichen, so ist dies, als wollten wir einem kleinen Stein Sinn und Weisheit eines großen Berges zuschreiben, den Sinn eines großen Berges aber dem eines kleinen Steines gleich erachten. Dies kann aber niemals der Vernunft und Weisheit entsprechend sein.

Mit anderen Worten: Ein derartiger Mangel an Verhältnismäßigkeit zwischen allem Sein in dieser Welt und den darin ablaufenden Prozessen und deren auf sie beschränkten Ergebnissen bezeugt mit Sicherheit, dass das Antlitz allen Seins der Welt der Bedeutungen zugewandt ist. Dort wird es seine ihm entsprechenden Früchte ernten und dort werden seine Augen die Heiligen Namen (Gottes) betrachten. Sein Ziel schaut nach jener Welt hin. Während sein Wesen unter dem Boden dieser Erde liegt, entfalten sich seine Urbilder in der Welt der Entsprechungen (alem-i misal). Der Mensch sät hier seinen Fähigkeiten entsprechend aus und er wird gleich einem Samenkorn ausgesät. Im Jenseits bringt er die Ernte ein. Ja, betrachtet man das Antlitz der Dinge, das auf die Namen Gottes und auf die jenseitige Welt hin ausgerichtet ist, dann sieht man, dass jedes einzelne Samenkorn ein Wunder der Macht ist, und ebenso viele Bestimmungen hat wie ein Baum. Jede einzelne Blüte, die ein Wort der Weisheit ist, hat den gleichen Sinn wie alle Blüten des Baumes, und jede einzelne Frucht, die ein Wunderwerk ist und ein Gedicht der Barmherzigkeit, enthält so viel Weisheit wie alle Früchte des Baumes. Sie dient uns zur Nahrung, was unter tausenden von Weisheiten nur eine einzige Weisheit ist, vollendet ihre Aufgabe, erfüllt ihren Sinn, stirbt und wird in unserem Magen begraben


Antwort: Einerseits, weil sie unter den Kunstwerken der Macht die wertvollsten, wunderbarsten und einzigartigsten sind, andererseits weil die Naturwissenschaftler und Philosophen, alle diejenigen, die in die Irre gehen, den feinen Schriftzug, den die Feder der Bestimmung (qalem-i qader) und die Macht hinterlassen hat, nicht lesen konnten und darin erstickt sind. Sie stürzten in den Sumpf des Naturalismus...
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Weil nun aber diese vergänglichen Dinge an einem anderen Ort bleibende Früchte hervorbringen, immerwährende Urbilder hinterlassen und in anderer Hinsicht eine ewige Bedeutung zum Ausdruck bringen (die Namen Gottes verkörpern), rezitieren sie beständig den Lobpreis Gottes (tesbihat). Der Mensch aber, der ihr Antlitz betrachtet, das auf diesen Aspekt hin ausgerichtet ist, wird dadurch zum Menschen. So findet er in der Vergänglichkeit den Weg zur Ewigkeit.
Mit anderen Worten: Hinter allem Sein, das zwischen Leben und Tod hin- und hergetrieben, eingesammelt und wieder ausgestreut wird, verbirgt sich ein anderer Sinn. Dieser Vergleich hinkt nicht. Die Vorbilder gleichen den Nachbildungen, die von ihnen angefertigt, und ihre Abläufe den Vorführungen, die ihnen gemäß veranstaltet werden. Es werden zu hohen Kosten kurze Versammlungen einberufen und wieder aufgelöst, nur um Bilder aufzunehmen und zusammenzustellen, die ständig auf einer Leinwand gezeigt werden. Genauso liegt einer der Gründe, dass in dieser Welt für kurze Zeit ein individuelles Leben und ein soziales Leben geführt wird, darin, Bilder aufzunehmen und zusammenzustellen, die Ergebnisse unserer Taten zu verbuchen und einzuspeichern, damit sie am Tage der Großen Versammlung ihrer Abrechnung zugeführt und auf einer gewaltigen Messe-Veranstaltung gezeigt werden können, um die Fähigkeit (des Menschen) zu höchster Glückseligkeit offen zu legen. In der ehrwürdigen Überlieferung (Hadith) wird diese Tatsache mit folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: »Das Diesseits ist der Acker für das Jenseits.« Weil es also nun einmal diese Welt gibt und es in dieser Welt offensichtlich Weisheit, Gnade (inayet), Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gibt, gibt es mit Sicherheit auch das Jenseits, und zwar mit der gleichen Sicherheit wie das Diesseits. Da nun einmal alles in dieser Welt in gewisser Hinsicht jener Welt zugewandt ist, bedeutet dies, dass alles nach dorthin strebt. Das Jenseits zu leugnen, heißt, das Diesseits mit allem, was darinnen ist, zu leugnen. So wie also Tod und Grab auf den Menschen warten, so beobachten und erwarten auch Himmel und Hölle den Menschen.

Elfte Wahrheit: Das Tor der Menschlichkeit ist die Manifestation Seiner Namen »Wahrhaftiger und Gerechter (Haqq)«
Wäre es denn überhaupt möglich, dass Gott der Gerechte und Herr der Wahrheit (Djenab-i Haqq) und der zu Recht Angebetete in der Wahrheit (Ma'bud-u bi l-Haqq) den Menschen innerhalb des Kosmos als Seinen Diener und Anbeter erschaffen haben sollte, der hinsichtlich der Vollkommenheit Seiner Göttlichen Herrschaft und vor aller Welt in Anbetracht Seiner universellen Herrschaft der Bedeutendste ist, dass Er ihn zu jenem Gesprächspartner gemacht hätte, welcher der tiefsinnigste Denker unter den Angeredeten des Hochgelobten ist, zu einem allumfassenden Spiegel der Manifestationen Seiner Namen, ihm den höchsten Wert (ahsen-i taqvim) verliehen hätte, um an ihm den Rang der Erscheinung Seines Gewaltigen Namens (Ism-i A'zam) zu offenbaren, der sich in allen Seinen Namen wiederfindet, damit er, als das schönste Wunder Seiner Macht, die Schatzkammern Seiner Barmherzigkeit erwägen und ermessen solle, ihn zu einem Forscher gemacht hätte, der mehr als alle anderen die Waage und die Werkzeuge besitzt, welcher unendlicher Gnade mehr als alle anderen bedürftig ist, welcher unter der Vergänglichkeit mehr als alle anderen leidet, und sich mehr als alle anderen nach Beständigkeit sehnt, der unter allen Lebewesen am meisten mit Feinempfinden ausgestattet ist, das empfindlichste, ärmste und bedürftigste unter ihnen, derjenige, welcher im irdischen Leben am meisten leidet und darüber am unglücklichsten ist, er, der erhabenste und größte nach Form und Wesen, und ihn nicht in das Haus der Ewigkeit entsenden sollte, wofür er würdig und geeignet ist, und wonach er sich sehnt, und so die Menschenrechte aufheben könnte, Seine eigene Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit ganz und gar in ihr Gegenteil verkehren, und das Antlitz von Recht und Wahrheit ungerecht und abscheulich machen könnte?

Wäre es zudem überhaupt möglich, dass der Allgerechte in Seiner Weisheit, der Allbarmherzige in Seiner Vollkommenheit, dem Menschen die Fähigkeit verliehen hätte, das Große Pfand auf sich zu nehmen, welches zu tragen Himmel, Erde und Berge nicht wagten, nämlich mit seinen winzig-kleinen Maßstäben und an Hand winziger Kunstwerke die allumfassenden Attribute, die universalen Taten und die unendlichen Manifestationen des Schöpfers zu ermessen und zu erkennen, dass Er ihn zudem auf dieser Erde als äußerst fein und zart, empfindlich, arm und schwach erschaffen, ihn jedoch als eine Art Ordnungshüter über alle tierischen und pflanzlichen Geschöpfe gesetzt und dazu beauftragt hätte, an ihrem Lobpreis und Gottesdienst gestaltend mitzuwirken, ihm gezeigt hätte, ein Beispiel im Kleinen zu sein für das göttliche Geschehen im All, im Universum ein Verkünder der Herrschaft des Hochgelobten im Wort und in der Tat zu sein, dass Er ihn vor den Engeln bevorzugt und ihm den Rang eines Kalifen verliehen hätte und ihm dennoch nicht die Ewige Glückseligkeit als Ergebnis, Ziel und Frucht all seiner Aufgaben geben sollte? dass Er ihn auf die Stufe eines unglücklichsten, hilflosesten, leidgeprüftesten, beklagenswertesten und würdelosesten aller Geschöpfe hinabstoßen und seinen Verstand, dieses so überaus gesegnete, lichtvolle Werkzeug zur Glückseligkeit und Geschenk der Weisheit für diesen Hilflosen, in ein ebenso unheilvolles, finsteres Werkzeug zur Qual verwandeln und so eine Unbarmherzigkeit so gänzlich entgegengesetzt zu Seiner Allweisheit und im Widerspruch zu Seiner Allbarmherzigkeit begehen sollte? Nein, keineswegs!...


Zusammenfassung: Wir haben in unserem Gleichnis bereits Pass und Soldbuch eines Offiziers betrachtet und gesehen, dass uns sowohl sein Rang als auch seine Aufgabe, sein Sold, seine Dienstanweisung und seine Ausrüstung zeigen, dass dieser Offizier nicht für dieses vergängliche Feld da ist, sondern in ein bleibendes Reich geht und demgemäß arbeitet. So stimmen auch die Entdecker und Erforscher (des Landes der Wahrheit und Gerechtigkeit) darin überein, dass die wahre Bildung, eingetragen im Pass seines Herzens, die Qualitäten, eingetragen im Soldbuch seines Verstandes, die Ausrüstung, eingeschrieben in seiner Veranlagung, vollkommen harmonisch auf die Ewige Glückseligkeit hin ausgerichtet sind und ihm dementsprechend verliehen wurden, und er somit dementsprechend ausgerüstet ist.
Mit einem Satz: Zum Beispiel sagte ein Diener und Darsteller jener Vorstellungskraft, die wir den Verstand nennen: Ich werde dir eine Million Lebensjahre und das Königreich der Welt geben, doch im Jenseits wirst du mit Sicherheit nicht mehr existieren. Falls die Einbildung nicht trügt und seine Begierde (nefs) nicht stärker ist, wird er »ach« statt »oh« sagen und bedauern. Das heißt, dass auch nicht das größte Stück Vergänglichkeit Herz, Sinn und Verstand des Menschen auch nur ein ganz kleines bisschen zu sättigen vermag. Es entspricht also der Veranlagung des Menschen, dass seine Hoffnungen, die sich nach der Ewigkeit ausstrecken, seine Gedanken, die das All umspannen, und seine Wünsche, die sich auf die Ewige Seligkeit hin öffnen, darauf hinweisen, dass dieser Mensch für die Ewigkeit geschaffen wurde und in die Ewigkeit eingehen wird. Das Diesseits ist für ihn eine Herberge und ein Wartesaal für das Jenseits...

Zwölfte Wahrheit: Sie ist das Tor des Prophetentums und der Offenbarung, durch das sich »Bismillahi r-Rahmani r-Rahim (Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen)« manifestiert.
Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass Wahnideen und Täuschungen, in denen sich kaum die Kraft eines Mückenflügels befindet, in der Lage wären, den Weg ins Jenseits und das Tor zum Paradies zu versperren, das der Ehrwürdige Gesandte (Gottes), mit dem Friede und Segen sei, so entschieden mit ganzer Macht geöffnet hat, gestützt auf die Kraft der tausend Wunder, die er gewirkt hat, gestützt auf tausende maßgeblicher Verse (ayat) des Weisen Qur'an, der selbst wiederum in vierzigfacher Hinsicht ein Wunder ist. Sein Wort wird bekräftigt durch alle Propheten (enbiya), die sich auch wieder auf ihre Wunder stützen. Sein Ruf (da'va) wird bestätigt durch alle Heiligen (auliya), die sich ihrerseits wieder auf Erkenntnisse und Wundergaben stützen. Seine Wahrhaftigkeit wird bezeugt durch alle die weitblickenden und klarsichtigen Wissenschaftler (asfiya), die sich auf ihre Forschungen stützen...

Auf Grund der oben aufgeführten Wahrheiten ist es nun offensichtlich geworden, dass die Wiederversammlung eine so fest verwurzelte Wahrheit ist, dass noch nicht einmal eine Kraft, die im Stande wäre, den Globus aus den Angeln zu heben, zu zerstören und fortzuschleudern, diese Wahrheit erschüttern könnte. Denn diese Wahrheit hat Gott der Gerechte selbst fest verankert, wie es alle Seine Namen und Eigenschaften beweisen. Der Ehrwürdige Prophet bestätigt sie mit allen seinen Wundern und Zeugnissen. Der Weise Qur'an beweist sie mit seiner ganzen Wahrheit und in all seinen Versen. Das Weltall bezeugt sie mit all den Zeichen (ayat) seiner Natur und in der Weisheit all dessen, was darinnen geschieht. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Notwendig-Seiende (Vadjibu l-Vudjud) in der Frage der Wiederversammlung mit all dem, was da ist, nicht übereinstimmen sollte (die Ungläubigen davon ausgenommen) und Zweifel, die nicht die Kraft eines Haares besitzen, satanische Einflüsterungen, diese bergesgleich feste und hohe Wahrheit erschüttern und von der Stelle heben sollte? Nein, keineswegs!... Nun darf man aber keineswegs annehmen, dass die Beweise für die Wiederversammlung auf die besprochenen zwölf Wahrheiten beschränkt sind. Keineswegs, vielmehr weist uns allein der Weise Qur'an noch auf tausend weitere Aspekte gleich den oben erwähnten zwölf Wahrheiten hin, über die er uns bereits unterrichtet hat. Jeder von diesen Aspekten ist ein starker Hinweis dafür, dass unser Schöpfer uns aus dieser vergänglichen Heimstatt in eine bleibende Heimstatt versetzen wird.
Man darf auch keineswegs annehmen, dass es sich bei den göttlichen Namen, welche eine Wiederversammlung erheischen, lediglich um diejenigen handelt, welche wir besprochen haben (Hakiem, Kerim, Rahim, Adil, Hafiz). Keineswegs, vielmehr erfordern alle Göttlichen Namen, die sich bei der Lenkung und Leitung des Alls manifestieren, ein Jenseits, ja, erzwingen es geradezu.
Und weiter darf man auch nicht annehmen, dass die Wunderzeichen (ayat) in der Natur auf dieser Welt beschränkt sind, auf diejenigen, welche wir bereits besprochen haben. Keineswegs, vielmehr können wir in Allem Sein meistenteils Ansichten und Eigenschaften betrachten, die sich wie zwei Vorhänge nach rechts und links öffnen. Es (das Sein) legt einerseits ein Zeugnis für seinen Baumeister ab und ist andererseits ein Hinweis auf die Wiederversammlung. Zum Beispiel: Der Mensch weist in all der Schönheit seiner Erschaffung und dem hohen Wert, den er in ihr hat, auf seinen Meister hin, während zu gleicher Zeit die Tatsache, dass er bei all der Vielseitigkeit seiner Fähigkeiten und dem hohen Wert, den er verkörpert, dennoch in kurzer Zeit wieder verfällt, auf seine Wiederversammlung verweist. Betrachtet man zuweilen einen Aspekt hinsichtlich zweier verschiedener Gesichtspunkte, so verweisen diese sowohl auf den Meister als auch auf die Wiederversammlung. Betrachtet man zum Beispiel die weisheitsvolle Ordnung, die gnadenvolle Ausschmückung, die rechtliche Ausgewogenheit, das erbarmungsvolle Entgegenkommen, welches in dem Wesen der meisten Dinge sichtbar wird, so erkennt man, dass sie aus der Hand der Macht des Meisters hervorgehen, dessen Name »Hakiem, Kerim, Adil, Rahim« ist. Des Weiteren tut sich vor uns das Jenseits auf, betrachtet man wie unbedeutend und kurzlebig das vergängliche Dasein als Manifestation der Namen von Unendlichkeit und Macht ist. Jedes Ding verkündet in seiner Art unausgesprochen:

»Ich glaube an Gott und den Jüngsten Tag.«
und dies lässt sich aus jedem Ding herauslesen.



»Fürwahr ist Götzendienst ein gewaltiges Unrecht.« (Sure 31, 31)



und dies lässt sich aus jedem Ding herauslesen.
 
Üst