Die Hidschra,

ABDULLAH4

Forum Yöneticisi
Die Hidschra, der Auszug des Propheten aus Mekka


Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

“Diejenigen, welche gläubig wurden und auswanderten und sich, mit ihrem Hab
und Gut und ihrem Leben, auf Allahs Weg bemühten, nehmen die höchste
Rangstufe bei Allah ein. Und sie, sie werden die Glückseligen sein.”
Der Koran, Sure “Tevbe”, Vers 20



Verehrte Gläubige,

unser Prophet Muhammed (Allahs Segen und Heil seien auf ihm), der gesandt
wurde, um den Islam zu verkünden, damit dieser den Menschen Frieden und Glück
bringt, war in Mekka mit seinen Gefolgsleuten den Anfeindungen, Beleidigungen,
dem Druck und der Folter der Polytheisten ausgesetzt. Die Muslime wanderten,
nachdem sie sich, trotz all der Schwierigkeiten, in ihren Köpfen und in ihren
Herzen bereits zurückgezogen und damit die Auswanderung in ihrer eigentlichen
Bedeutung vollzogen hatten, auch tatsächlich aus Mekka aus und ließen sich
zunächst in Abessinien, danach in Taif und schließlich in Medina nieder, um hier in
Ruhe das Bewusstsein für eine Gemeinde zu entwickeln, die sich auf Offenbarungen
beruft. Mit diesem Auszug des Propheten aus Mekka, der Hidschra, die sich im Jahr
622 n. Chr. ereignet hat, beginnt die islamische Zeitrechnung und damit das
islamische Jahr. Am kommenden Montag, den 29. Dezember 2008, jährt sich dieses
Ereignis und wir schreiben dann, nach dem islamischen Kalender, das Jahr 1430.
Auf der anderen Seite endet in derselben Woche auch das Kalenderjahr nach
christlicher Zeitrechnung.


Verehrte Muslime,

die Hidschra gehört sicherlich zu den wichtigsten Ereignissen in der Geschichte des
Islams und im Leben des Propheten. Denn die Hidschra ist in jeder Hinsicht ein
Wendepunkt, der uns zahlreiche Lehren und Exempel liefert, mit denen wir sowohl
den Islam, als auch den Propheten besser verstehen lernen. Daher sollten wir die
Hidschra nicht nur als historisches Ereignis betrachten, sondern auch oder gerade
als Ansporn, seinem Beispiel zu folgen und unser Leben immer und überall nach
Gott auszurichten, d.h. zu versuchen, mit unserem Verhalten Sein Wohlwollen zu
erlangen.

In dieser Hinsicht ist die Hidschra der heldenhafte Ausdruck und das Sinnbild des
Glaubens, des Gehorsams gegenüber Gott und Seinem Gesandten, der
Aufopferungsbereitschaft für den Islam, für den man, wenn es sein muss, Vater,
Mutter, Hab und Gut, ja sogar das Leben aufgibt.

Die Hidschra ist die lehrreiche Geschichte der Muslime in Mekka, die für ihren
Glauben ihre Heimat, ihre Familie und alles andere zurückließen ohne auch nur mit
der Wimper zu zucken, sowie der Muslime in Medina, der so genannten Ensar, die
alles, was sie in den Händen hatten, mit den Neuankömmlingen geteilt haben. Die
Hidschra ist die erste Stufe auf dem Weg zu einer neuen, einer islamischen
Zivilisation. Die Hidschra steht für den historischen Sieg, für den zuvor die Geduld
auf die Probe gestellt wurde und der ferner das Worthalten symbolisiert sowie das
Überwinden aller Probleme durch Solidarität und Brüderlichkeit und für den
schließlich Masche für Masche ein Regelwerk gewoben wurde, das gegenseitige
Anstands- und Höflichkeitsregeln bestimmt. Die Hidschra ist aber auch das
Fernbleiben von Allen und Allem, was Gott missfällt, um damit Sein Wohlwollen zu
erlangen. Keinesfalls ist es ein Davonlaufen vor Problemen oder Schwierigkeiten,
sondern die Suche nach einer grundlegenden Lösung für das immerwährende Glück.
Lassen Sie uns unsere Herzen, die verdunkelt sind von den Problemen unserer Zeit,
durch die menschlichen und islamischen Werte, die mit der Hidschra begannen,
wieder erhellen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die wahre Hidschra im
Fernbleiben von allen verbotenen Dingen und in der aufrichtigen und bewussten
Dienerschaft besteht, die durchwirkt ist mit Liebe und mit Gottesdiensten. So sagte
unser Prophet:
“Die wahre Hidschra besteht in der Aufgabe schlechter Dinge.”
[1]


Verehrte Gläubige,

nächste Woche ist, sowohl nach islamischer, als auch nach christlicher
Zeitrechnung, Neujahr. Dies sollten wir zum Anlass nehmen, um unser Leben Revue
passieren zu lassen und uns dabei zu fragen, ob wir alles richtig gemacht haben und
ob wir dabei auf dem richtigen Weg sind. Denn mit jedem Tag, der verstreicht,
geht auch Lebenszeit verloren und somit werden wir nicht nur älter, sondern
rücken auch näher an den Tod heran. Was hätten wir als Muslim alles machen
können für Gott, für unsere Familie, unsere Gemeinde und für das Wohl der
gesamten Menschheit sowie für den Weltfrieden? Was hätten wir tun können, damit
alles Schlechte weicht und an dessen Stelle Liebe, Toleranz und Gerechtigkeit
herrschen? Was hätten wir also alles tun können und was haben wir tatsächlich
getan? Haben wir uns auch richtig vorbereitet auf diesen großen Tag der Prüfung,
auf den Jüngsten Tag? Der letzte Tag im Jahr ist nun eine gute Gelegenheit, um
uns all diese und ähnliche Fragen zu stellen und um Rechenschaft abzulegen vor
uns selbst.
Das heißt also: auf dem Weg ins neue Jahr sollten wir Gott um Vergebung bitten für
unsere Sünden und Fehler, wenn wir gegen irgendwelche Verbote oder
Bestimmungen unserer Religion verstoßen haben sollten und uns gleichzeitig
vornehmen, diese nicht zu wiederholen. In diesem Zusammenhang sollten wir uns
fernhalten von einigen Silvesterfeiern, in denen Alkohol und Glücksspiele mit im
Spiel sind, denn diese gehören zu den großen Sünden. Ferner befiehlt uns unser

Glaube, einen Baumsprössling zu setzen, selbst wenn wir wüssten, dass im nächsten
Moment der Jüngste Tag hereinbricht. Den Geburtstag der Propheten begehen wir
daher nicht mit Feierlichkeiten, in denen Alkohol und Glücksspiele vorkommen oder
Bäume geschlagen und aufgestellt werden, sondern indem wir der Propheten in
diesen Tagen mit Ehrerbietung gedenken und für sie beten. Wir dürfen nicht
vergessen, dass wir Angehörige einer Religion sind, die uns mitteilt, dass das
überschreiten von Verboten -und dazu gehört auch, dass niemand in der Schuld
eines anderen Menschen stehen darf, indem er sich an seinen Rechten vergreift
oder gar in der Schuld einer ganzen Gesellschaft, weil er sich, durch
unrechtmäßiges Aneignen öffentlicher Gelder oder Sachmittel, eben an den
Rechten einer ganzen Gesellschaft vergreift- und dass unrechtmäßiger Gewinn, wie
z.B. aus Silvesterlotterien, Wetteinsätzen beim Lotto- und Totospiel oder aus
Sportwetten und aus diversen anderen Glücksspielen uns am Jüngsten Tag
umschlingen werden wie ein Hemd aus Feuer.
Ich beende meine Predigt mit einem Koranvers:

“O ihr, die ihr glaubt! Seid
gottesfürchtig! Eine jede Seele habe auf das Acht, was sie für morgen
vorausschickt. Und seid gottesfürchtig! Denn Allah weiß sehr wohl, was ihr tut!”
[2]
Möge die Hidschra und das neue Jahr der ganzen Menschheit Frieden und Glück
bescheren.

-----------------------
[1]
İbni Mace, Fitne
[2] HaschrŞaban KONDİ
Vorbeter und Prediger der DITIB-Zentralmoschee in Köln
 
Üst