ABDULLAH4
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[h=1]Dreißigstes Wort - Ego (Ene) / Atom (Dherre)[/h]
1. Kapitl2. Kapitel
»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Wahrlich, wir boten das Vertrauenspfand den Himmeln und der Erde und den Bergen an, doch sie weigerten sich, es zu tragen, und schreckten davor zurück. Aber der Mensch nahm es auf sich. Fürwahr, er ist sehr ungerecht und unwissend.« (Sure 33, 72)
Wir wollen auf einen einzigen Edelstein aus der großartigen Schatzkammer dieser Ayah hinweisen. Es ist wie folgt:
Ein Objekt, ein Aspekt unter verschiedenen Aspekten des Vertrauenspfandes, das zu tragen sich Himmel, Erde und Berge weigerten und vor dem sie zurückschreckten, ist das Ego. In der Tat ist das Ego der Kern eines leuchtenden paradiesischen Baumes (Tuba-Baum) und eines schrecklichen höllischen Baumes (Zakkum-Baum), welcher von der Zeit Adams her bis heute in alle Richtungen der Welt der Menschheit Äste und Zweige treibt. Bevor wir mit dieser gewaltigen Wahrheit beginnen, möchte ich eine Einführung bringen, die dem Verstehen dieser Wahrheit dienen soll. Es ist wie folgt:
Das Ego ist der Schlüssel zu den Namen Gottes, die verborgene Schätze sind. So ist es auch der Schlüssel zu dem verschlossenen tiefen Sinn dieses Kosmos. Dabei ist es selber ein Rätsel, (dessen Lösung) alle Schwierigkeiten beseitigt, und eine tiefe Wahrheit, welche unsere Verwunderung weckt. Durch das Erkennen des Wesens des Ego öffnet sich dieses Ego, dieses einzigartige Rätsel, diese eigenartige verschlossene tiefe Wahrheit und öffnet auch den verborgenen tiefen Sinn des Kosmos und die Schatzkammern der Welt des NotwendigSeienden (Alemi Vudjub = Gottes Welt). Über dieses Thema habe ich in einer Abhandlung auf Arabisch mit dem Titel »Shemme« (Schimmer) folgendes geschrieben: Der Schlüssel der Welt liegt in den Händen des Menschen und ist an seine Seele Das Wort »enaniyet« lässt sich im Deutschen nicht eindeutig wiedergeben. Wir haben es in seiner negativen Bedeutung mit Egoismus übersetzt. In seinem positiven Aspekt bezeichnet es jedoch jenen Urgrund menschlichen Wesens, in dem sich das Bild seines Schöpfers widerspiegelt. (A.d.Ü.) ), wodurch er die verborgenen Schätze des Schöpfers des Kosmos entdeckt. Das Ego ist selbst auch äußerst kompliziert und rätselhaft. Es ist eine verschlossene tiefe Wahrheit, welche schwer zu öffnen ist. Wenn man aber sein wahres Wesen und den Sinn seiner Erschaffung erkennt, öffnet es sich nicht nur selbst, sondern gleichzeitig auch der Kosmos. Es ist dies wie folgt:
Der allweise Meister hat in die Hände des Menschen als Vertrauenspfand das Ego gelegt, welches Hinweise und Beispiele beinhaltet, um die Wahrheit der Eigenschaften Gottes und der Taten Seiner Herrschaft zu zeigen und vorzustellen. Dieses Ego soll als eine Art Messlatte dem Vergleich dienen, wodurch die Eigenschaften der Herrschaft Gottes und Seine Taten erkannt werden sollen. Aber diese Vergleichsgröße benötigt keine reale Existenz, ist vielmehr eine angenommene Vorstellung wie die angenommenen Linien in der Technik. Feststellbar durch Wissenschaft und Forschung muss sie nicht sein.
Frage: Warum ist die Erkenntnis der Eigenschaften und Namen Gottes des Gerechten vom »Egoismus (enaniyet)« abhängig?
Antwort: Da etwas, das absolut und allumfassend ist, keine Grenzen und kein Ende hat, kann man ihm keine Gestalt geben und über ihn nicht urteilen, von ihm nichts feststellen und sich von ihm nichts vorstellen. Was sein Wesen ist, kann man nicht erkennen. Zum Beispiel: Ein beständiges Licht kann man ohne Dunkel nicht erkennen und nicht bemerken. Wenn in ihm aber eine Linie aus einem tatsächlichen oder imaginären Dunkel gezogen wird, dann wird es erkennbar. Da also die Eigenschaften und Namen Gottes des Gerechten wie Wissen und Macht, Allweisheit und der Allbarmherzigkeit, allumfassend, ohne Grenzen und ohne Gegensätze sind, kann man über sie nicht urteilen, nicht erkennen, was sie sind, und sie nicht bemerken. Da sie kein tatsächliches Ende und keine Grenzen haben, benötigt man dazu eine angenommene, eine imaginäre Linie. Diese aber zieht der Egoismus (enaniyet). Er ist selbst die Vorstellung von einer Herrschaft, von Besitz und Eigentum, von Macht und Wissen und zieht (auf diese Weise) eine Linie. Dadurch setzt er den allumfassenden Eigenschaften (Gottes) eine imaginäre Schranke. »Bis hierher ist mein, ab dort ist Sein.« sagt er und macht so eine Teilung. Mit den winzig kleinen Maßstäben seiner Vorstellungen beginnt er ganz langsam ihr Wesen zu erkennen. Zum Beispiel: Durch die vorgestellte Herrschaft in seinem Eigentumsbereich kennt (das Ego) die Herrschaft seines Schöpfers im Kosmos, im Bereich des Möglichen. Durch seine Vorstellung von Besitz und Eigentum versteht es das wahre Besitzrecht Seines Eigentümers und seines Schöpfers. »Wie ich der Eigentümer dieses Hauses bin, so ist der Schöpfer auch der Eigentümer dieses Kosmos.« sagt das Ego und es versteht so in seinem wenn auch nur bruchstückhaften Wissen Sein Wissen und durch seine erworbene Kunstfertigkeit das Schaffen des glorreichen Meisters. Zum Beispiel: »Wie ich dieses Haus aufgebaut und geordnet habe, so hat einer dieses Weltenhaus aufgebaut und geordnet.« sagt es. Usw.... Tausende geheimnisvolle Zustände, Eigenschaften und Gefühle, um alle Eigenschaften und Durchführungen Gottes in gewissem Maße zu erkennen, wohnen dem Ego inne.
Das heißt, dass das Ego mit einem Spiegel vergleichbar ist. Es ist eine Einheit, die dem Vergleich dient, ein Fahrzeug für die Entfaltung (des Menschen) und wie ein Buchstabe, der in sich keinen Sinn hat, sondern dazu da ist, um die Bedeutung eines anderen zu zeigen. Es ist ein bewusstseinstragender Faden aus dem dicken Seil des Menschenkörpers und ein feines Haar aus der Hülle des Menschenwesens und ein Strich aus dem Buch der Identität Adams. Dieser Strich hat zwei Gesichter. Das eine schaut nach Gutem und wahrem Sein. Nur in dieser Hinsicht ist es für (den Empfang) der Gnade (Gottes) fähig. Es nimmt den an, der gibt, und kann selber nichts erschaffen. In dieser Hinsicht ist es nicht aktiv und seine Hand greift zu kurz. Das andere Gesicht schaut nach Bösem und führt in das Nichts. In dieser Hinsicht ist es tätig und Herr seiner Taten.
Außerdem bekleidet sein Wesen die Rolle eines (arabischen) Buchstabens, der (als eine arabische Präposition) auf ein Nomen hinweist. Seine Herrschaft besteht in seiner Vorstellung. Seine Existenz ist aber so schwach und dünn, dass es nichts für sich alleine auf sich nehmen, schultern kann. Ja vielmehr gleicht es einem Thermometer oder Barometer, welches die Stufen und Mengen der Dinge feststellt, ein Messgerät, um die absoluten, allumfassenden und unbegrenzten Eigenschaften des NotwendigSeienden zu erkennen.
Derjenige also, der sein Wesen in dieser Weise kennt und von ihm überzeugt ist und sich dementsprechend verhält, tritt in die frohe Botschaft von
»Selig ist, wer es (von sich aus) rein hält;...« (Sure 91, 9)
ein. Er geht mit dem Vertrauenspfand richtig um. Er sieht durch das Fernrohr des Ego, was der Kosmos ist, und seinen Zweck. Wenn Kenntnisse aus der Umwelt kommen, erfahren sie in seinem Ego eine Bestätigung. Dieses Wissen bleibt als Erleuchtung und Weisheit. Es verwandelt sich nicht in Finsternis und Absurdität. Wenn das Ego seinen Zweck in dieser Weise erfüllt, gibt es seine vorgestellte Herrschaft und seine imaginäre Vorstellung, Eigentümer und Besitzer zu sein, auf, welche nur ein Vergleichsmaßstab ist.
»Ihm gehört das Eigentum. Ihm gehört der Lobpreis. Ihm gehört die Macht. Und zu Ihm kehren wir zurück.«
sagt es und es nimmt seinen eigentlichen Auftrag an, Gott zu dienen und Ihn anzubeten. Es steigt zu dem Wert eines »Ahseni Taqvim« (Besten in der Schöpfung) auf.
Wenn dieses Ego den Sinn seiner Erschaffung vergisst, seine eigentliche Aufgabe aufgibt, seinen Sinn in sich selbst gefunden zu haben glaubt und sich selbst für den Eigentümer hält, dann verrät es somit das (ihm von Gott anvertraute) Pfand. Es gerät unter das Wort
»Aber enttäuscht wird (in seinen Hoffnungen), wer es verkommen lässt.« (Sure 91, 10)
Also entsteht denn alles, was Abgötterei, Bosheit und Irrglaube hervorbringen, aus diesem Aspekt des Egoismus (enaniyet), wovor »Himmel und Erde und die Berge« (Sure 33, 72) zurückschreckten und sich vor der Möglichkeit der Abgötterei fürchteten. Das Ego ist tatsächlich nur ein feiner Strich (Elif), ein dünner Draht, eine nur vorgestellte Linie. Wenn sein Wesen nicht erkannt wird, gedeiht es unter dem Deckmantel der Erde, nimmt allmählich an Umfang zu, verbreitet sich überall im menschlichen Körper, verschluckt (schließlich den ganzen) Körper des Menschen wie ein ungeheuerlicher Drache. So wird (am Ende) der ganze Mensch bis in seine feinsten (Verästelungen hinein) zu einem (bloßen) Ego. Danach gibt dann ein Rassenegoismus (enaniyet) angesichts einer rassistischen und nationalistischen Gesinnung diesem Ego (enaniyet) Kraft. So stützt es sich auf diesen rassistischen Egoismus (enaniyet) und beginnt wie der Teufel gegen die Gebote des majestätischen Schöpfers anzukämpfen. Wie man sich im Geist (nefs) an die Stelle der anderen versetzt, so versetzt (das Ego) sich dann in seiner Vorstellung (nefs) an die Stelle eines jeden, ja selbst aller Dinge und beginnt das Eigentum Gottes des Gerechten unter ihnen und den Ursachen zu verteilen. Es verfällt in eine gewaltige Vielgötterei und entspricht somit inhaltlich dem
»Siehe, Vielgötterei ist ein gewaltiger Frevel!« (Sure 31, 13)
So wie ein Mann, der aus dem staatlichen Vermögen vierzig Para gestohlen hat, in der Tat nur dann gelassen bleiben kann, wenn er annehmen darf, dass alle seine gegenwärtigen Freunde auch einen Dirhem genommen haben, so muss derjenige, der sagt: »Ich gehöre mir.« notwendiger Weise der Überzeugung Ausdruck geben: »Alles gehört nur sich selbst«.
Also befindet sich das Ego infolge dieser seiner verräterischen Haltung in einer absoluten Ignoranz. Auch kennte es Tausende von Wissenschaften, haftet an ihm dennoch die noch gesteigerte Unwissenheit der Unwissenheiten, die sich noch dazu für gebildet hält. Denn da seine Gedanken und Gefühle, die das Licht der Erkenntnis aus dem Kosmos empfangen, in seiner Seele keinen Stoff finden, sie zu bestätigen, zu erleuchten und fortzusetzen, verlöschen sie wieder. Alles, was (aus dem Kosmos auf ihn) zukommt, wird mit den Farben aus seiner Seele gefärbt. Wäre es selbst die lautere Weisheit, erschiene sie ihm doch in seiner Seele als völlige Absurdität. Denn infolge seiner Haltung entspricht die Farbe des Ego der Vielgötterei, der Versandung, der Verleugnung Gottes. Wäre der ganze Kosmos von leuchtenden Wunderzeichen (Ayat) erfüllt, würden sie durch einen finsteren Punkt in diesem Ego als völlig unbedeutend ausgelöscht, sodass sie nicht mehr in Erscheinung träten. Im »Elften Wort« wurde bereits mit äußerster Gewissheit ausführlich erklärt, was das Wesen des Menschen ist, und was für ein empfindliches Messgerät, welch ein zuverlässiger Maßstab, welch ein umfangreiches Inhaltsverzeichnis, welch eine genaue Landkarte, welch ein umfassender Spiegel und was für ein wundervolles Kalenderblatt (in der Geschichte des) Kosmos die Essenz (enaniyet) des menschlichen Wesens hinsichtlich ihrer Funktion als Buchstabe (bzw. Präposition) ist. Dort kann man also nachschlagen! Wir begnügen uns mit dieser ausführlichen Erklärung zu diesem Wort, wollen uns hier kurz fassen und diese Einführung damit abschließen. Hast du also diese Einführung verstanden, dann lass uns nun zum eigentlichen Hauptstück unserer Abhandlung kommen!
Siehe: Zwei gewaltige Strömungen, zwei Wogen der Lehren verzweigen sich weit in der Welt der Menschheit, zwei gewaltigen Bäumen gleich in alle Richtungen und unter allen Schichten der Menschen seit Adams Zeiten bis zum heutigen Tage... Die eine ist die Woge des Prophetentums und der Frömmigkeit; die andere ist die der Philosophie und der Weisheit... Sie sind gekommen und setzen sich fort. Wann auch immer diese beiden Wogen einander in Einklang und Verständnis fanden, das heißt, wann immer die Woge der Philosophie sich mit der Woge der Theologie vereinigte, ihr gehorchte, ihr diente, erlebte die Menschheit eine glanzvolle Zeit der Blüte, des Glücks und des gesellschaftlichen Lebens. Wann immer sie aber voneinander getrennt gingen, versammelten sich alles Gute und Leuchtende um die Woge des Prophetentums und der Frömmigkeit und scharten sich Bosheit und Irrglaube um die Woge der Philosophie. Nun müssen wir die Ursprünge und Grundlagen dieser beiden Wogen finden.
Siehe: Die Woge der Philosophie, die sich der Woge der Theologie nicht unterwirft, nimmt die Gestalt eines Höllenbaumes (Zakkum) an und verbreitet um sich die Finsternis der Abgötterei und des Irrglaubens. Ja dieser Baum des Denkvermögens trug sogar die Früchte des Atheismus, Materialismus und Naturalismus und überreichte diese dem menschlichen Verstand. (Aus diesem Baum der Philosophie wuchs) der Ast der zornigen Eigenschaften des Menschen (heraus und) brachte Menschen hervor, die tyrannisch wie Nimrod, stolz wie Pharao, hartherzig wie Scheddad (König von Ad) waren, und die Menschheit ins Unglück stürzten. Der eine Aspekt des Ego bewegt sich in Richtung auf das Prophetentum (die Theologie), der andere Aspekt kommt aus der Richtung der Philosophie.
Der erste Aspekt (des Egos) ist der theologische Aspekt. Sein Ursprung liegt in seinem lauteren Dienst und der Anbetung Gottes. Das heißt; das Ego kennt sich selbst als einen Diener Gottes. Es versteht sich selbst über seinen Dienst an einem anderen. Sein Wesen (entspricht der Funktion) eines Buchstabens (d.h. einer Präposition). Das heißt; es ist sich dessen bewusst, dass es dazu da ist, (Träger der) Bedeutung eines anderen zu sein. Seine eigene Existenz ist daneben zweitrangig. Das heißt, es ist fest davon überzeugt, dass es sein Dasein der Existenz eines anderen verdankt, dessen Erschaffung ihm Bestand verleiht. Sein Eigentumsanspruch ist lediglich eine Annahme. Das heißt; es weiß, dass es sich nur auf Grund der Erlaubnis seines Eigentümers einen scheinbaren, vorübergehenden Eigentumsanspruch vorstellen kann. Seine Wahrheit ist nur schattenhaft. Das heißt, es ist ein armseliger, kaum wahrnehmbarer Schatten, der das Aufscheinen einer notwendigerweise gegebenen Wahrheit anzeigt. Was aber seinen Auftrag betrifft, so dient es dem (menschlichen) Selbstbewusstsein als Maßstab oder Messgerät für die Eigenschaften und Taten seines Schöpfers.
Also betrachteten die Propheten, Theologen und Heiligen, die auf der Woge der Propheten mit schwammen, das Ego, sahen sie und verstanden die Wahrheit in dieser Hinsicht. Das ganze Eigentum haben sie dem wahren Eigentümer (MalikulMulk) überlassen und sind zu der festen Überzeugung gelangt, dass dieser majestätische Eigentümer weder in Seinem Eigentum noch in Seiner Herrschaft noch in seiner Gottheit einen Teilhaber oder Mitregenten hat. Er bedarf weder eines Helfers noch eines Ministers. Der Schlüssel aller Dinge liegt in Seiner Hand. Er ist der Allmächtige über allen Dingen. Die äußeren Ursachen verhüllen Ihn wie einen Schleier. Die Natur folgt den Gesetzen ihrer Erschaffung, dem Kodex Seiner Erlasse und der Lineatur Seiner Macht. So wurde denn dieser strahlende, lichterfüllte, wunderschöne Aspekt (der menschlichen Seele) zu jenem lebendigen, verheißungsvollen Samen, aus dem der glorreiche Schöpfer den paradiesischen TubaBaum Seines Dienstes und Seiner Anbetung erschuf, dessen segensreiche Äste die Welt der Menschen überall mit leuchtenden Früchten verziert. (Dieser Aspekt, dieser Seelenfunke) vertreibt die Finsternis aller vergangenen Zeiten und zeigt, dass diese längst vergangene Zeit kein riesiges Grabmal ist, so wie das die Philosophie sehen möchte, sondern dass er eine Lichtquelle und eine Leiter ist, die mit vielen Sprossen in die Zukunft der Erleuchtung und der Ewigen Glückseligkeit empor führt, in ein lichtvolles Lichtreich (Nuristan), einen Garten für die Seelen (ruh), wo sie endlich ihre schweren Lasten abladen und frei werden, nachdem sie von der Erde dahingeschieden sind.
Was aber den zweiten Aspekt betrifft, so folgt er der philosophischen Richtung. Was nun die Philosophie betrifft, so betrachtet das Ego sich darin als Nomen (und nicht als eine Präposition). Das heißt; die Philosophie sagt, dass das Ego auf sich selbst verweist (und nicht auf Gott). Seine Bedeutung findet sich in ihm selbst. Es arbeitet und urteilt für sich selbst und seine eigenen Belange. Es behauptet, sein Dasein verdanke Ursprung und Wesen sich selbst, das heißt, das Wesen seiner Existenz läge in ihm selbst. Es nimmt an, es gäbe da einen Anspruch auf sein Leben und es habe die tatsächliche Verfügungsgewalt in seinem Herrschaftsbereich. Es hält sich für eine konkrete Gegebenheit. Es betrachtet seinen Auftrag als eine Art von Selbstverwirklichung, die nur aus der Liebe zu sich selbst erwächst usw.... Auf vielen solchen oder ähnlichen brüchigen Grundsätzen haben die Philosophen ihre Lehre aufgebaut.
Es ist aber bereits in anderen Abhandlungen, besonders im Band »Worte (Sözler)«, insbesondere im »Zwölften« und »Fünfundzwanzigsten Wort« unwiderlegbar bewiesen worden, wie grundlos und wie faul diese Grundsätze sind. Selbst Männer wie Platon und Aristoteles, Avicenna und AlFarabi, die edelsten und größten in der Reihe der Philosophen, wahre Koryphäen auf ihrem Gebiet, (bekannten): »Das Ziel aller Ziele wahren Menschseins ist es, ein Abbild des NotwendigSeienden zu werden. Das heißt, zum Imago des NotwendigSeienden zu werden.« So haben sie in ihrem Pharaonenstolz gelehrt, ihren Egoismus hochgepeitscht, ihn in den Tälern der Abgötterei frei umher laufen lassen und so den verschiedenen Arten der Abgötterei, wie der Anbetung der Ursachen, der Anbetung der Götzen, der Anbetung der Natur, der Anbetung der Sterne den Weg geebnet. Während sie die Türen der Ohnmacht und Schwäche, der Armseligkeit und Bedürftigkeit, der Fehlerhaftigkeit und des Mangels, welche im Innern des Menschen wohnen, zuschlossen, versperrten sie den Weg des Dienstes und der Anbetung (Gottes). Sie verrannten sich in den Naturalismus, konnten sich nicht vollständig vor der Abgötterei retten und das große Tor zur Dankbarkeit nicht finden.
Was aber das Prophetentum betrifft, so lehrten die Propheten, dass das Ziel der Menschheit und der Auftrag des Menschen darin besteht, sich die gottgegebene Sitte und Moral und einen guten Charakter zu Eigen zu machen, seine eigene Ohnmacht zu erkennen, bei der Macht Gottes seine Zuflucht zu suchen, seine eigenen Schwächen zu kennen und sich auf die Kraft Gottes zu stützen, seine eigene Armseligkeit zu begreifen, auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen und von dem Reichtum Gottes Hilfe zu erbitten, seine eigenen Fehler wahrzunehmen und von Gott, dem Verzeihenden, Vergebung zu erbitten, den eigenen Mängeln gegenüber die Vollkommenheit Gottes zu loben und zu preisen, wie es einem Diener (Gottes) gebührt.
Da also nun die Philosophie, in ihrem Ungehorsam gegenüber dem Glauben (diyanet), auf diese Weise vom rechten Weg abgeirrt ist, nimmt das Ego nun die Zügel selbst in die Hand und läuft jeder Art von Irrglauben nach. So wächst denn nun unter diesem Aspekt über dem Kopf des Ego ein höllischer ZakkumBaum heran, der mehr als die Halbe Welt mit ihren Menschen überschattet.
So sind denn die Früchte dieses Baumes, die an dem Ast der Macht tierischer, wollüstiger Begierde des Menschen in sein Blickfeld kommen, seine Götter und Göttinnen. Denn in der Grundlage der Philosophie wird die Macht gutgeheißen. Ja, einer ihrer Grundsätze lautet sogar: »Das Recht ist auf Seiten des Stärkeren.« Sie sagt: »Der Überlegene ist der Stärkere. Der Stärkere hat Recht.« Das heißt, diese Idole nehmen ihren Verehrern gegenüber selbst heuchlerisch eine anbetungsvolle Haltung ein, um sich ihren Leidenschaften gegenüber als entgegenkommend zu erweisen und ihren Beifall zu gewinnen.
An dem Ast mit den zornigen Eigenschaften dieses Baumes erwuchsen diesen hilflosen Menschen über ihren Häuptern Früchte wie kleine und große Nimrods, Pharaonen und Scheddade. An dem Ast des Denkvermögens erwuchsen dem Geist der Menschen Früchte wie der Atheismus, Materialismus, Naturalismus und zersplitterte den Verstand der Menschen in tausenderlei Sektoren...
Nun wollen wir, um diese Wahrheit deutlich herauszustellen, drei, vier Beispiele unter tausenderlei Vergleichen für die Folgen aufführen, die aus den falschen Grundsätzen der Philosophie entstehen, verglichen mit den Folgen, welche sich aus den richtigen Grundsätzen entsprechend der Reihe (silsile) der Propheten ergeben.
Erstes Beispiel: Vergleichen wir einmal den Grundsatz:
»Rüstet euch aus mit der Sittenlehre Gottes!«
ein Prinzip des Prophetentums, welches das persönliche Leben der Menschen betrifft, mit dem selbstgefälligen Grundsatz der Philosophie: »Werdet zum Ebenbild des NotwendigSeienden!« ist die höchste Vollendung des Menschseins. »Ihr sollt danach streben, dem NotwendigSeienden ähnlich zu werden!« Was ist in der Tat das Wesen des Menschen, geschaffen in seiner unendlichen Ohnmacht, Schwäche, Armseligkeit und Bedürftigkeit, verglichen mit dem Wesen des NotwendigSeienden, in Seiner unendlichen Allmacht und Stärke, Seinem Reichtum und Seiner Unabhängigkeit!...
Zweites Beispiel: Vergleichen wir einmal den Grundsatz der gegenseitigen Hilfeleistung, das Prinzip der Güte, das Gesetz der ehrenvollen Aufnahme, eines von den Folgen der Grundsätze des Prophetentums im gesellschaftlichen Leben, wo es gilt, angefangen von der Sonne und dem Mond, bis zu den Pflanzen, die den Tieren zu Hilfe eilen, und den Tieren, die den Menschen zu Hilfe eilen, ja sogar Nährstoffen, die den Körperzellen zu Hil fe und ihrer Unterstützung eilen, mit dem Kampfprinzip, das eines der Prinzipien der Philosophie im gesellschaftlichen Leben ist und das nur aus dem Missbrauch der natürlichen Fähigkeiten mancher brutaler Gewaltmenschen und der Raubtiere entsteht! In der Tat halten die Philosophen das Kampfprinzip für so grundlegend und umfassend, dass sie törichterweise urteilen: »Das Leben ist ein Kampf.«
Drittes Beispiel: Vergleichen wir einmal jenen Grundsatz der Einheit Gottes (Tauhid), jenes hocherhabene Ergebnis, jenen kostbaren Grundsatz des Prophetentums, der zur Einheit hinführt, der da lautet:
Das heißt; »Alles, was eine Einheit bildet, kann nur aus dem Einen hervorgehen.« Und: »Da sich nun einmal jedem einzelnen Ding (die Einheit des gemeinsamen Ursprungs innewohnt) und alle Dinge in ihrer Gemeinsamkeit (miteinander verbunden sind), ist dies das Werk eines einzigen Wesens (Dhat).« mit einem der Glaubensgrundsätze der alten Philosophie:
»Aus dem Einen kann nur das Eine entstehen.«
Das heißt: »Aus einem Einzigen kann nur ein Einziges direkt hervorgehen. Aus ihm können andere Dinge nur durch Vermittlung eines Mittlers entstehen.« Da sie den absolut Reichen und Allmächtigen so darstellen, als ob Er eines ohnmächtigen Mittlers bedürfe, schreiben sie allen Ursachen und Mittlern in der Herrschaft Gottes eine Art Teilhaberschaft zu und dem majestätischen Schöpfer ein Geschöpf namens »Urverstand (einen Logos oder Demiurgen)«, so als würden sie das, was von Seinem Herrschaftsbereich noch übrig geblieben ist, unter den Ursachen und den Mittlern verteilen, und öffnen so den Weg zu einer gewaltigen Teilhaberschaft mit ihrer durch Vielgötterei besudelten und vom rechten Weg abgeirrten Grundsätzen dieser Philosophie!.. Wenn schon die Gnostiker (und ihre Nachfolger in Orient und Okzident!), welche die am weitesten fortgeschrittenen unter den Philosophen waren, so etwas anrichten konnten, so kannst du damit vergleichen, was nun erst die unteren Ränge (der Philosophen) wie Materialisten und Naturalisten noch alles anrichten werden!
Viertes Beispiel: Nach dem Geheimnis von
»Und es gibt kein Ding, das Ihn nicht lobt und preist.« (Sure 17, 44)
lautet eines von den weisen Prinzipien des Prophetentums: »Wenn das Ergebnis und der Zweck (hikmet) jedes Dinges, jedes Lebewesens, das sich selbst gehört, nur eines ist, so sind die Ergebnisse, die seinem Meister zukommen, die Absichten (hikmet), die sich auf seinen Schöpfer zurückführen lassen, Tausende. Jedes Ding, sogar jede Frucht hat so viele Bestimmungen (hikmet) und so viele Ergebnisse, wie die Zahl der Früchte an einem Baum.« Vergleiche nun aber einmal diesen weisen Grundsatz, der die lautere Wahrheit ist, mit der (Behauptung) der Philosophen, die sagen: »Der Zweck eines jeden Lebewesens richtet sich allein nach ihm selbst oder nach seinem Nutzen für den Menschen.« und mit den Grundsätzen einer trügerisch glänzenden Philosophie ohne jede Weisheit, die in allem nur noch eine völlige Sinnlosigkeit erkennen kann, als ob man einem Baum, riesig wie ein Berg, nur eine Frucht, ein Ergebnis von der Größe eines Senfkorns zusprechen würde?
Da diese Wahrheit schon in der Zehnten Wahrheit des »Zehnten Wortes« bis zu einem gewissen Grade erkennbar wurde, haben wir sie hier nur kurz zusammengefasst. So kannst du diesen vier Beispielen noch Tausend weitere Beispiele anreihen. In einer Abhandlung namens »Lemeat (Stichpunkte mit Erklärung)« haben wir schon auf einen Teil von ihnen hingewiesen.
Und so ist es denn eine Folge solcher falscher philosophischer Grundsätze und irrigen Vorstellungen, dass selbst noch Koryphäen islamischer Philosophie, wie Avicenna und AlFarabi, hingerissen von äußerlichem Prunk und Pracht, überwältigt von ihrem Ruhm und Ruf, einen Weg eingeschlagen haben, auf dem sie nur die Stufe eines unerfahrenen Gläubigen erlangen konnten. Selbst ein Huddjatu lIslam (ein Zeuge islamischer Wahrheit) wie Imam Ghazzali, konnte ihnen noch nicht einmal diese Stufe zugestehen.
Da auch die Vorsteher der Schule der »Mu'tazila (Sektierer)«, Gelehrte unter den Theologen mit ozeangleichem Wissensumfang, von der äußerlichen Pracht der Philosophie hingerissen waren und auf diesem Weg (meslek) ernst zu nehmende Beziehungen (zu anderen Schulen) pflegten und den menschlichen Verstand zur obersten Richtschnur annahmen, konnten sie nur die Stufe eines sündigen, unerfahrenen Gläubigen erlangen. Des Weiteren haben unter den berühmten islamischen Dichtern (Männer) wie Abu l'Alai Ma'arri, der wegen seines Pessimismus bekannt wurde, und Omar Hayyam mit seinen Wehklagen eines Verwaisten, von den Kennern der Wahrheit und den Vollendeten scharfen Tadel und die Beschuldigung der Gottlosigkeit hinnehmen müssen, weil sie die Freude an ihren eigenen Lehren (meslek) genossen, die ihrer rebellischen Seele schmeichelten, und haben von ihnen vernichtende Kritik und moralische Ohrfeigen einstecken müssen, wobei sie zu hören bekamen: »Ihr begeht Schamlosigkeiten, seid dem Unglauben verfallen und erzieht zu ihm hin.«
Des Weiteren folgt aus den falschen Grundsätzen des philosophischen Weges (meslek) dass das Ego durch diese unselige Betrachtungsweise der Philosophie und weil es diese aus eigenem Antrieb für sinnvoll hält, obwohl es eigentlich doch von nur schwacher Natur ist wie die Luft, ein Ego, das wenn man es mit dem Dampf vergleicht flüssig wird, sich schließlich durch die Macht der Gewohnheit und wegen seiner intensiven Beschäftigung mit materiellen Dingen verhärtet, wonach dann dieser Egoismus in seiner Gottvergessenheit und Verleugnung kristallisiert. Sodann wird er in seiner Rebellion gegen Gott trübe und verliert seine Klarheit. Sodann schwillt er allmählich an und verschluckt (am Ende) seinen Träger (ruh, der Geist, erstickt). In der (allgemein gängigen) Meinung des Menschengeschlechts bläht er sich auf. Sodann vergleicht er die anderen Menschen, ja sogar die Ursachen mit sich selbst und seinen Begierden (nefs) und verleiht jeder von ihnen die Stellung eines Pharao, obwohl diese sie nicht annehmen wollen, sie zurückweisen. So ist es denn dieser Zustand, in dem er gegenüber den Befehlen des glorreichen Schöpfers eine Kampfposition einnimmt.
»Wer wird diese Knochen wieder lebendig machen, nachdem sie bereits morsch geworden sind.« (Sure 36, 78)
sagt er und beschuldigt den Allmächtigen der Ohnmacht und fordert Ihn damit heraus. Ja er greift sogar die Eigenschaften des glorreichen Schöpfers an. Solche, die ihm unpassend erscheinen oder dem Pharaonenstolz seiner herrischen Seele nicht gefallen, weist er entweder zurück, leugnet sie, oder verfälscht sie.
Zum Beispiel: Eine Gruppe der Philosophen bezeichnet Gott den Gerechten als »Mudjibi bizzat (eine wesensgemäße Zwanghaftigkeit)« und verneint so Seine freie Willensentscheidung. Sie bezichtigen die so unendlich vielen Zeugnisse der ganzen Schöpfung, welche die Freiheit Seiner Willensentscheidung beweisen, der Lüge. Oh, gepriesen sei Gott! Obwohl von einem Stäubchen bis zur Sonne alle Gegebenheiten des Seins im Universum, so wohl bestimmt und wohlgeordnet sind, so voll Weisheit und Wohlausgewogenheit und (auf diese Weise) die freie Willensentscheidung ihres Schöpfers beweisen, sieht dieses verblendete Auge der Philosophen es nicht. Des Weiteren verneint ein anderer Teil der Philosophen den gewaltigen Umfang des Wissens Gottes, indem er sagt: »Mit Kleinigkeiten beschäftigt sich Gottes Allwissenheit nicht.« und weisen die glaubhaften Zeugnisse allen Seins zurück.
Des Weiteren schreibt die Philosophie den Ursachen eine Wirkung zu und spricht der Natur eine Schöpfungskraft zu. Das glänzende Siegel in allen Dingen, das allein dem Schöpfer aller Dinge gehört, wie im »Zweiundzwanzigsten Wort« mit einer absoluten Gewissheit bewiesen wurde, erkennt sie nicht an und nimmt die Natur, welche ohnmächtig, leblos, unbewusst und blind ist und deren beide Hände in der Hand zweier Blinder wie Zufall und Kraft liegen, als Quelle an. Sie schreibt der Natur einen Teil des Seins zu, welches Tausende erhabener Weisheiten in sich enthält, wo doch alles im Dasein und jedes einzelne für sich als ein Brief des Einzigartigen (Samed) gilt.
Des Weiteren konnten die Philosophen das Tor zur Wiederauferstehung und zum Leben nach dem Tode nicht finden, welches, wie bereits im »Zehnten Wort« bewiesen wurde, Gott der Gerechte mit all Seinen Namen, der Kosmos mit allen Gegebenheiten (haqq), die Reihe der Propheten mit all ihren kritischen Forschungen (tahqiqat) und die himmlischen Bücher mit all ihren Versen aufzeigen. (Die Philosophen der Antike) bestritten die Wiederauferstehung nach dem Tode und schrieben den Geistern (ruh) eine Urewigkeit zu. So magst du nun diese (Art törichten) Aberglaubens mit noch anderen Hypothesen vergleichen. In der Tat (bedient sich) der Satan der Schnäbel und Klauen des Egos, um diese atheistischen Philosophen bei ihrem Verstand (zu packen), in die Luft zu heben und sie in die Bäche der Irrtümer hinunter zu werfen, wo sie dann völlig durcheinander geraten. In ihrer kleinen Welt ist das Ego (den Philosophen) zum Götzen (taghut) geworden, so wie es die Natur in ihrer großen Welt ist.
»Wer nun an die Götzen nicht glaubt, aber an Gott glaubt, der hält sich fest an dem Seil, bei dem es kein Reißen gibt. Und Gott ist der Allhörende und der Allwissende.« (Sure 2, 256)
In diesem Zusammenhang möchte ich hier kurz zusammengefasst eine innere Schau erwähnen, über die ich im »Lemeat (Stichpunkte mit Erklärung)« in gereimter Prosa schrieb, welche die oben angeführten Wahrheiten näher beleuchten soll. Es ist dies wie folgt:
Acht Jahre vor der Abfassung dieser Abhandlung hatte ich in Istanbul im heiligen Monat Ramadan eine visionäre Schau, ein Erlebnis wie im Traum, während der alte Said, der sich noch mit philosophischen Fragen (meslek) beschäftigte und schon im Begriff war, sich in den neuen Said zu verwandeln und über die drei Wege (meslek) nachdachte, auf die am Ende der ersten Sure »Die Eröffnung (Fatiha Scherif)« mit folgenden Worten
»Den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht den Weg derer, die Deinem Zorn verfallen sind und die in die Irre gehen!« (Sure 1, 7)
hingewiesen wird:
Ich sah mich in einer großen Wüste. Die ganze Erdoberfläche war mit finsteren, beklemmenden und erstickenden Wolken überzogen. Es gab weder einen Lufthauch, noch Licht, auch kein lebendiges Wasser... Nichts dergleichen ward dort zu finden. Ich hatte die Vorstellung, als gäbe es überall Wölfe, so als wäre (die ganze Gegend) voller wilder und reißender Tiere. Da tauchte in meinem Herzen (der Gedanke) auf: Es gibt auf der anderen Seite der Welt Licht, Luft und lebendiges Wasser. Dahin muss man gehen. Ich bemerkte, wie ich ohne meinen Willen geführt wurde. Ich wurde in eine Höhle unter der Erde, wie in einen Tunnel hineingebracht. Schritt für Schritt reiste ich durch die Erde. Ich bemerkte, dass schon vor mir viele Menschen diesen unterirdischen Weg gegangen waren. Sie waren überall erstickt und liegen geblieben. Ich erkannte ihre Fußspuren. Eine Weile noch vernahm ich die Stimmen einiger von ihnen. Dann aber verstummten diese Stimmen.
Oh mein Freund, der du dich in deiner Vorstellung an meiner visionären Reise beteiligst! Diese Erde ist die Natur und die naturalistische Philosophie. Was aber den Tunnel betrifft, so ist er die Berufung derer, die mit den Meinungen der Philosophen zur Wahrheit einen Weg zu öffnen versuchen. Die Fußspuren, die ich sah, sind die solch berühmter (Männer) wie Platon und Aristoteles
hingewiesen wird, ist der Weg derer, die die Ursachen anbeten und den Vermittlern Schöpfungsmacht und Einfluss zuschreiben, wie die atheistischen Philosophen, die nur mit Vernunft und Verstand einen Weg zur Wahrheit aller Wahrheiten und zur Erkenntnis des NotwendigSeienden bahnen wollen. Der dritte Weg aber, auf den mit dem Ausdruck
»den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast.«
hingewiesen wird, ist die leuchtende Straße der Leute des Qur'an, die die Leute des geraden Weges sind, welcher der kürzeste, angenehmste, sicherste und für jeden zugängliche, himmlische, barmherzige und leuchtende Weg ist.
welches das Rätsel des Kosmos entschleiert und ein bedeutendes Geheimnis des weisen Qur'an löst, ist ein Elif (senkrechter Strich) und ein Punkt, welche aus dem Ego (Ene) und dem Atom (Dherre) bestehen. Es besteht aus zwei Kapiteln. Das erste Kapitel dient dazu, das Wesen und die Folgen des Ego zu behandeln, das zweite Kapitel der Bewegung und der Aufgabe des Atoms. |
1. Kapitl2. Kapitel
»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Wahrlich, wir boten das Vertrauenspfand den Himmeln und der Erde und den Bergen an, doch sie weigerten sich, es zu tragen, und schreckten davor zurück. Aber der Mensch nahm es auf sich. Fürwahr, er ist sehr ungerecht und unwissend.« (Sure 33, 72)
Wir wollen auf einen einzigen Edelstein aus der großartigen Schatzkammer dieser Ayah hinweisen. Es ist wie folgt:
Ein Objekt, ein Aspekt unter verschiedenen Aspekten des Vertrauenspfandes, das zu tragen sich Himmel, Erde und Berge weigerten und vor dem sie zurückschreckten, ist das Ego. In der Tat ist das Ego der Kern eines leuchtenden paradiesischen Baumes (Tuba-Baum) und eines schrecklichen höllischen Baumes (Zakkum-Baum), welcher von der Zeit Adams her bis heute in alle Richtungen der Welt der Menschheit Äste und Zweige treibt. Bevor wir mit dieser gewaltigen Wahrheit beginnen, möchte ich eine Einführung bringen, die dem Verstehen dieser Wahrheit dienen soll. Es ist wie folgt:
Das Ego ist der Schlüssel zu den Namen Gottes, die verborgene Schätze sind. So ist es auch der Schlüssel zu dem verschlossenen tiefen Sinn dieses Kosmos. Dabei ist es selber ein Rätsel, (dessen Lösung) alle Schwierigkeiten beseitigt, und eine tiefe Wahrheit, welche unsere Verwunderung weckt. Durch das Erkennen des Wesens des Ego öffnet sich dieses Ego, dieses einzigartige Rätsel, diese eigenartige verschlossene tiefe Wahrheit und öffnet auch den verborgenen tiefen Sinn des Kosmos und die Schatzkammern der Welt des NotwendigSeienden (Alemi Vudjub = Gottes Welt). Über dieses Thema habe ich in einer Abhandlung auf Arabisch mit dem Titel »Shemme« (Schimmer) folgendes geschrieben: Der Schlüssel der Welt liegt in den Händen des Menschen und ist an seine Seele Das Wort »enaniyet« lässt sich im Deutschen nicht eindeutig wiedergeben. Wir haben es in seiner negativen Bedeutung mit Egoismus übersetzt. In seinem positiven Aspekt bezeichnet es jedoch jenen Urgrund menschlichen Wesens, in dem sich das Bild seines Schöpfers widerspiegelt. (A.d.Ü.) ), wodurch er die verborgenen Schätze des Schöpfers des Kosmos entdeckt. Das Ego ist selbst auch äußerst kompliziert und rätselhaft. Es ist eine verschlossene tiefe Wahrheit, welche schwer zu öffnen ist. Wenn man aber sein wahres Wesen und den Sinn seiner Erschaffung erkennt, öffnet es sich nicht nur selbst, sondern gleichzeitig auch der Kosmos. Es ist dies wie folgt:
Der allweise Meister hat in die Hände des Menschen als Vertrauenspfand das Ego gelegt, welches Hinweise und Beispiele beinhaltet, um die Wahrheit der Eigenschaften Gottes und der Taten Seiner Herrschaft zu zeigen und vorzustellen. Dieses Ego soll als eine Art Messlatte dem Vergleich dienen, wodurch die Eigenschaften der Herrschaft Gottes und Seine Taten erkannt werden sollen. Aber diese Vergleichsgröße benötigt keine reale Existenz, ist vielmehr eine angenommene Vorstellung wie die angenommenen Linien in der Technik. Feststellbar durch Wissenschaft und Forschung muss sie nicht sein.
Frage: Warum ist die Erkenntnis der Eigenschaften und Namen Gottes des Gerechten vom »Egoismus (enaniyet)« abhängig?
Antwort: Da etwas, das absolut und allumfassend ist, keine Grenzen und kein Ende hat, kann man ihm keine Gestalt geben und über ihn nicht urteilen, von ihm nichts feststellen und sich von ihm nichts vorstellen. Was sein Wesen ist, kann man nicht erkennen. Zum Beispiel: Ein beständiges Licht kann man ohne Dunkel nicht erkennen und nicht bemerken. Wenn in ihm aber eine Linie aus einem tatsächlichen oder imaginären Dunkel gezogen wird, dann wird es erkennbar. Da also die Eigenschaften und Namen Gottes des Gerechten wie Wissen und Macht, Allweisheit und der Allbarmherzigkeit, allumfassend, ohne Grenzen und ohne Gegensätze sind, kann man über sie nicht urteilen, nicht erkennen, was sie sind, und sie nicht bemerken. Da sie kein tatsächliches Ende und keine Grenzen haben, benötigt man dazu eine angenommene, eine imaginäre Linie. Diese aber zieht der Egoismus (enaniyet). Er ist selbst die Vorstellung von einer Herrschaft, von Besitz und Eigentum, von Macht und Wissen und zieht (auf diese Weise) eine Linie. Dadurch setzt er den allumfassenden Eigenschaften (Gottes) eine imaginäre Schranke. »Bis hierher ist mein, ab dort ist Sein.« sagt er und macht so eine Teilung. Mit den winzig kleinen Maßstäben seiner Vorstellungen beginnt er ganz langsam ihr Wesen zu erkennen. Zum Beispiel: Durch die vorgestellte Herrschaft in seinem Eigentumsbereich kennt (das Ego) die Herrschaft seines Schöpfers im Kosmos, im Bereich des Möglichen. Durch seine Vorstellung von Besitz und Eigentum versteht es das wahre Besitzrecht Seines Eigentümers und seines Schöpfers. »Wie ich der Eigentümer dieses Hauses bin, so ist der Schöpfer auch der Eigentümer dieses Kosmos.« sagt das Ego und es versteht so in seinem wenn auch nur bruchstückhaften Wissen Sein Wissen und durch seine erworbene Kunstfertigkeit das Schaffen des glorreichen Meisters. Zum Beispiel: »Wie ich dieses Haus aufgebaut und geordnet habe, so hat einer dieses Weltenhaus aufgebaut und geordnet.« sagt es. Usw.... Tausende geheimnisvolle Zustände, Eigenschaften und Gefühle, um alle Eigenschaften und Durchführungen Gottes in gewissem Maße zu erkennen, wohnen dem Ego inne.
Das heißt, dass das Ego mit einem Spiegel vergleichbar ist. Es ist eine Einheit, die dem Vergleich dient, ein Fahrzeug für die Entfaltung (des Menschen) und wie ein Buchstabe, der in sich keinen Sinn hat, sondern dazu da ist, um die Bedeutung eines anderen zu zeigen. Es ist ein bewusstseinstragender Faden aus dem dicken Seil des Menschenkörpers und ein feines Haar aus der Hülle des Menschenwesens und ein Strich aus dem Buch der Identität Adams. Dieser Strich hat zwei Gesichter. Das eine schaut nach Gutem und wahrem Sein. Nur in dieser Hinsicht ist es für (den Empfang) der Gnade (Gottes) fähig. Es nimmt den an, der gibt, und kann selber nichts erschaffen. In dieser Hinsicht ist es nicht aktiv und seine Hand greift zu kurz. Das andere Gesicht schaut nach Bösem und führt in das Nichts. In dieser Hinsicht ist es tätig und Herr seiner Taten.
Außerdem bekleidet sein Wesen die Rolle eines (arabischen) Buchstabens, der (als eine arabische Präposition) auf ein Nomen hinweist. Seine Herrschaft besteht in seiner Vorstellung. Seine Existenz ist aber so schwach und dünn, dass es nichts für sich alleine auf sich nehmen, schultern kann. Ja vielmehr gleicht es einem Thermometer oder Barometer, welches die Stufen und Mengen der Dinge feststellt, ein Messgerät, um die absoluten, allumfassenden und unbegrenzten Eigenschaften des NotwendigSeienden zu erkennen.
Derjenige also, der sein Wesen in dieser Weise kennt und von ihm überzeugt ist und sich dementsprechend verhält, tritt in die frohe Botschaft von
»Selig ist, wer es (von sich aus) rein hält;...« (Sure 91, 9)
ein. Er geht mit dem Vertrauenspfand richtig um. Er sieht durch das Fernrohr des Ego, was der Kosmos ist, und seinen Zweck. Wenn Kenntnisse aus der Umwelt kommen, erfahren sie in seinem Ego eine Bestätigung. Dieses Wissen bleibt als Erleuchtung und Weisheit. Es verwandelt sich nicht in Finsternis und Absurdität. Wenn das Ego seinen Zweck in dieser Weise erfüllt, gibt es seine vorgestellte Herrschaft und seine imaginäre Vorstellung, Eigentümer und Besitzer zu sein, auf, welche nur ein Vergleichsmaßstab ist.
»Ihm gehört das Eigentum. Ihm gehört der Lobpreis. Ihm gehört die Macht. Und zu Ihm kehren wir zurück.«
sagt es und es nimmt seinen eigentlichen Auftrag an, Gott zu dienen und Ihn anzubeten. Es steigt zu dem Wert eines »Ahseni Taqvim« (Besten in der Schöpfung) auf.
Wenn dieses Ego den Sinn seiner Erschaffung vergisst, seine eigentliche Aufgabe aufgibt, seinen Sinn in sich selbst gefunden zu haben glaubt und sich selbst für den Eigentümer hält, dann verrät es somit das (ihm von Gott anvertraute) Pfand. Es gerät unter das Wort
»Aber enttäuscht wird (in seinen Hoffnungen), wer es verkommen lässt.« (Sure 91, 10)
Also entsteht denn alles, was Abgötterei, Bosheit und Irrglaube hervorbringen, aus diesem Aspekt des Egoismus (enaniyet), wovor »Himmel und Erde und die Berge« (Sure 33, 72) zurückschreckten und sich vor der Möglichkeit der Abgötterei fürchteten. Das Ego ist tatsächlich nur ein feiner Strich (Elif), ein dünner Draht, eine nur vorgestellte Linie. Wenn sein Wesen nicht erkannt wird, gedeiht es unter dem Deckmantel der Erde, nimmt allmählich an Umfang zu, verbreitet sich überall im menschlichen Körper, verschluckt (schließlich den ganzen) Körper des Menschen wie ein ungeheuerlicher Drache. So wird (am Ende) der ganze Mensch bis in seine feinsten (Verästelungen hinein) zu einem (bloßen) Ego. Danach gibt dann ein Rassenegoismus (enaniyet) angesichts einer rassistischen und nationalistischen Gesinnung diesem Ego (enaniyet) Kraft. So stützt es sich auf diesen rassistischen Egoismus (enaniyet) und beginnt wie der Teufel gegen die Gebote des majestätischen Schöpfers anzukämpfen. Wie man sich im Geist (nefs) an die Stelle der anderen versetzt, so versetzt (das Ego) sich dann in seiner Vorstellung (nefs) an die Stelle eines jeden, ja selbst aller Dinge und beginnt das Eigentum Gottes des Gerechten unter ihnen und den Ursachen zu verteilen. Es verfällt in eine gewaltige Vielgötterei und entspricht somit inhaltlich dem
»Siehe, Vielgötterei ist ein gewaltiger Frevel!« (Sure 31, 13)
So wie ein Mann, der aus dem staatlichen Vermögen vierzig Para gestohlen hat, in der Tat nur dann gelassen bleiben kann, wenn er annehmen darf, dass alle seine gegenwärtigen Freunde auch einen Dirhem genommen haben, so muss derjenige, der sagt: »Ich gehöre mir.« notwendiger Weise der Überzeugung Ausdruck geben: »Alles gehört nur sich selbst«.
Also befindet sich das Ego infolge dieser seiner verräterischen Haltung in einer absoluten Ignoranz. Auch kennte es Tausende von Wissenschaften, haftet an ihm dennoch die noch gesteigerte Unwissenheit der Unwissenheiten, die sich noch dazu für gebildet hält. Denn da seine Gedanken und Gefühle, die das Licht der Erkenntnis aus dem Kosmos empfangen, in seiner Seele keinen Stoff finden, sie zu bestätigen, zu erleuchten und fortzusetzen, verlöschen sie wieder. Alles, was (aus dem Kosmos auf ihn) zukommt, wird mit den Farben aus seiner Seele gefärbt. Wäre es selbst die lautere Weisheit, erschiene sie ihm doch in seiner Seele als völlige Absurdität. Denn infolge seiner Haltung entspricht die Farbe des Ego der Vielgötterei, der Versandung, der Verleugnung Gottes. Wäre der ganze Kosmos von leuchtenden Wunderzeichen (Ayat) erfüllt, würden sie durch einen finsteren Punkt in diesem Ego als völlig unbedeutend ausgelöscht, sodass sie nicht mehr in Erscheinung träten. Im »Elften Wort« wurde bereits mit äußerster Gewissheit ausführlich erklärt, was das Wesen des Menschen ist, und was für ein empfindliches Messgerät, welch ein zuverlässiger Maßstab, welch ein umfangreiches Inhaltsverzeichnis, welch eine genaue Landkarte, welch ein umfassender Spiegel und was für ein wundervolles Kalenderblatt (in der Geschichte des) Kosmos die Essenz (enaniyet) des menschlichen Wesens hinsichtlich ihrer Funktion als Buchstabe (bzw. Präposition) ist. Dort kann man also nachschlagen! Wir begnügen uns mit dieser ausführlichen Erklärung zu diesem Wort, wollen uns hier kurz fassen und diese Einführung damit abschließen. Hast du also diese Einführung verstanden, dann lass uns nun zum eigentlichen Hauptstück unserer Abhandlung kommen!
Siehe: Zwei gewaltige Strömungen, zwei Wogen der Lehren verzweigen sich weit in der Welt der Menschheit, zwei gewaltigen Bäumen gleich in alle Richtungen und unter allen Schichten der Menschen seit Adams Zeiten bis zum heutigen Tage... Die eine ist die Woge des Prophetentums und der Frömmigkeit; die andere ist die der Philosophie und der Weisheit... Sie sind gekommen und setzen sich fort. Wann auch immer diese beiden Wogen einander in Einklang und Verständnis fanden, das heißt, wann immer die Woge der Philosophie sich mit der Woge der Theologie vereinigte, ihr gehorchte, ihr diente, erlebte die Menschheit eine glanzvolle Zeit der Blüte, des Glücks und des gesellschaftlichen Lebens. Wann immer sie aber voneinander getrennt gingen, versammelten sich alles Gute und Leuchtende um die Woge des Prophetentums und der Frömmigkeit und scharten sich Bosheit und Irrglaube um die Woge der Philosophie. Nun müssen wir die Ursprünge und Grundlagen dieser beiden Wogen finden.
Siehe: Die Woge der Philosophie, die sich der Woge der Theologie nicht unterwirft, nimmt die Gestalt eines Höllenbaumes (Zakkum) an und verbreitet um sich die Finsternis der Abgötterei und des Irrglaubens. Ja dieser Baum des Denkvermögens trug sogar die Früchte des Atheismus, Materialismus und Naturalismus und überreichte diese dem menschlichen Verstand. (Aus diesem Baum der Philosophie wuchs) der Ast der zornigen Eigenschaften des Menschen (heraus und) brachte Menschen hervor, die tyrannisch wie Nimrod, stolz wie Pharao, hartherzig wie Scheddad (König von Ad) waren, und die Menschheit ins Unglück stürzten. Der eine Aspekt des Ego bewegt sich in Richtung auf das Prophetentum (die Theologie), der andere Aspekt kommt aus der Richtung der Philosophie.
Der erste Aspekt (des Egos) ist der theologische Aspekt. Sein Ursprung liegt in seinem lauteren Dienst und der Anbetung Gottes. Das heißt; das Ego kennt sich selbst als einen Diener Gottes. Es versteht sich selbst über seinen Dienst an einem anderen. Sein Wesen (entspricht der Funktion) eines Buchstabens (d.h. einer Präposition). Das heißt; es ist sich dessen bewusst, dass es dazu da ist, (Träger der) Bedeutung eines anderen zu sein. Seine eigene Existenz ist daneben zweitrangig. Das heißt, es ist fest davon überzeugt, dass es sein Dasein der Existenz eines anderen verdankt, dessen Erschaffung ihm Bestand verleiht. Sein Eigentumsanspruch ist lediglich eine Annahme. Das heißt; es weiß, dass es sich nur auf Grund der Erlaubnis seines Eigentümers einen scheinbaren, vorübergehenden Eigentumsanspruch vorstellen kann. Seine Wahrheit ist nur schattenhaft. Das heißt, es ist ein armseliger, kaum wahrnehmbarer Schatten, der das Aufscheinen einer notwendigerweise gegebenen Wahrheit anzeigt. Was aber seinen Auftrag betrifft, so dient es dem (menschlichen) Selbstbewusstsein als Maßstab oder Messgerät für die Eigenschaften und Taten seines Schöpfers.
Also betrachteten die Propheten, Theologen und Heiligen, die auf der Woge der Propheten mit schwammen, das Ego, sahen sie und verstanden die Wahrheit in dieser Hinsicht. Das ganze Eigentum haben sie dem wahren Eigentümer (MalikulMulk) überlassen und sind zu der festen Überzeugung gelangt, dass dieser majestätische Eigentümer weder in Seinem Eigentum noch in Seiner Herrschaft noch in seiner Gottheit einen Teilhaber oder Mitregenten hat. Er bedarf weder eines Helfers noch eines Ministers. Der Schlüssel aller Dinge liegt in Seiner Hand. Er ist der Allmächtige über allen Dingen. Die äußeren Ursachen verhüllen Ihn wie einen Schleier. Die Natur folgt den Gesetzen ihrer Erschaffung, dem Kodex Seiner Erlasse und der Lineatur Seiner Macht. So wurde denn dieser strahlende, lichterfüllte, wunderschöne Aspekt (der menschlichen Seele) zu jenem lebendigen, verheißungsvollen Samen, aus dem der glorreiche Schöpfer den paradiesischen TubaBaum Seines Dienstes und Seiner Anbetung erschuf, dessen segensreiche Äste die Welt der Menschen überall mit leuchtenden Früchten verziert. (Dieser Aspekt, dieser Seelenfunke) vertreibt die Finsternis aller vergangenen Zeiten und zeigt, dass diese längst vergangene Zeit kein riesiges Grabmal ist, so wie das die Philosophie sehen möchte, sondern dass er eine Lichtquelle und eine Leiter ist, die mit vielen Sprossen in die Zukunft der Erleuchtung und der Ewigen Glückseligkeit empor führt, in ein lichtvolles Lichtreich (Nuristan), einen Garten für die Seelen (ruh), wo sie endlich ihre schweren Lasten abladen und frei werden, nachdem sie von der Erde dahingeschieden sind.
Was aber den zweiten Aspekt betrifft, so folgt er der philosophischen Richtung. Was nun die Philosophie betrifft, so betrachtet das Ego sich darin als Nomen (und nicht als eine Präposition). Das heißt; die Philosophie sagt, dass das Ego auf sich selbst verweist (und nicht auf Gott). Seine Bedeutung findet sich in ihm selbst. Es arbeitet und urteilt für sich selbst und seine eigenen Belange. Es behauptet, sein Dasein verdanke Ursprung und Wesen sich selbst, das heißt, das Wesen seiner Existenz läge in ihm selbst. Es nimmt an, es gäbe da einen Anspruch auf sein Leben und es habe die tatsächliche Verfügungsgewalt in seinem Herrschaftsbereich. Es hält sich für eine konkrete Gegebenheit. Es betrachtet seinen Auftrag als eine Art von Selbstverwirklichung, die nur aus der Liebe zu sich selbst erwächst usw.... Auf vielen solchen oder ähnlichen brüchigen Grundsätzen haben die Philosophen ihre Lehre aufgebaut.
Es ist aber bereits in anderen Abhandlungen, besonders im Band »Worte (Sözler)«, insbesondere im »Zwölften« und »Fünfundzwanzigsten Wort« unwiderlegbar bewiesen worden, wie grundlos und wie faul diese Grundsätze sind. Selbst Männer wie Platon und Aristoteles, Avicenna und AlFarabi, die edelsten und größten in der Reihe der Philosophen, wahre Koryphäen auf ihrem Gebiet, (bekannten): »Das Ziel aller Ziele wahren Menschseins ist es, ein Abbild des NotwendigSeienden zu werden. Das heißt, zum Imago des NotwendigSeienden zu werden.« So haben sie in ihrem Pharaonenstolz gelehrt, ihren Egoismus hochgepeitscht, ihn in den Tälern der Abgötterei frei umher laufen lassen und so den verschiedenen Arten der Abgötterei, wie der Anbetung der Ursachen, der Anbetung der Götzen, der Anbetung der Natur, der Anbetung der Sterne den Weg geebnet. Während sie die Türen der Ohnmacht und Schwäche, der Armseligkeit und Bedürftigkeit, der Fehlerhaftigkeit und des Mangels, welche im Innern des Menschen wohnen, zuschlossen, versperrten sie den Weg des Dienstes und der Anbetung (Gottes). Sie verrannten sich in den Naturalismus, konnten sich nicht vollständig vor der Abgötterei retten und das große Tor zur Dankbarkeit nicht finden.
Was aber das Prophetentum betrifft, so lehrten die Propheten, dass das Ziel der Menschheit und der Auftrag des Menschen darin besteht, sich die gottgegebene Sitte und Moral und einen guten Charakter zu Eigen zu machen, seine eigene Ohnmacht zu erkennen, bei der Macht Gottes seine Zuflucht zu suchen, seine eigenen Schwächen zu kennen und sich auf die Kraft Gottes zu stützen, seine eigene Armseligkeit zu begreifen, auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen und von dem Reichtum Gottes Hilfe zu erbitten, seine eigenen Fehler wahrzunehmen und von Gott, dem Verzeihenden, Vergebung zu erbitten, den eigenen Mängeln gegenüber die Vollkommenheit Gottes zu loben und zu preisen, wie es einem Diener (Gottes) gebührt.
Da also nun die Philosophie, in ihrem Ungehorsam gegenüber dem Glauben (diyanet), auf diese Weise vom rechten Weg abgeirrt ist, nimmt das Ego nun die Zügel selbst in die Hand und läuft jeder Art von Irrglauben nach. So wächst denn nun unter diesem Aspekt über dem Kopf des Ego ein höllischer ZakkumBaum heran, der mehr als die Halbe Welt mit ihren Menschen überschattet.
So sind denn die Früchte dieses Baumes, die an dem Ast der Macht tierischer, wollüstiger Begierde des Menschen in sein Blickfeld kommen, seine Götter und Göttinnen. Denn in der Grundlage der Philosophie wird die Macht gutgeheißen. Ja, einer ihrer Grundsätze lautet sogar: »Das Recht ist auf Seiten des Stärkeren.« Sie sagt: »Der Überlegene ist der Stärkere. Der Stärkere hat Recht.« Das heißt, diese Idole nehmen ihren Verehrern gegenüber selbst heuchlerisch eine anbetungsvolle Haltung ein, um sich ihren Leidenschaften gegenüber als entgegenkommend zu erweisen und ihren Beifall zu gewinnen.
An dem Ast mit den zornigen Eigenschaften dieses Baumes erwuchsen diesen hilflosen Menschen über ihren Häuptern Früchte wie kleine und große Nimrods, Pharaonen und Scheddade. An dem Ast des Denkvermögens erwuchsen dem Geist der Menschen Früchte wie der Atheismus, Materialismus, Naturalismus und zersplitterte den Verstand der Menschen in tausenderlei Sektoren...
Nun wollen wir, um diese Wahrheit deutlich herauszustellen, drei, vier Beispiele unter tausenderlei Vergleichen für die Folgen aufführen, die aus den falschen Grundsätzen der Philosophie entstehen, verglichen mit den Folgen, welche sich aus den richtigen Grundsätzen entsprechend der Reihe (silsile) der Propheten ergeben.
Erstes Beispiel: Vergleichen wir einmal den Grundsatz:
»Rüstet euch aus mit der Sittenlehre Gottes!«
ein Prinzip des Prophetentums, welches das persönliche Leben der Menschen betrifft, mit dem selbstgefälligen Grundsatz der Philosophie: »Werdet zum Ebenbild des NotwendigSeienden!« ist die höchste Vollendung des Menschseins. »Ihr sollt danach streben, dem NotwendigSeienden ähnlich zu werden!« Was ist in der Tat das Wesen des Menschen, geschaffen in seiner unendlichen Ohnmacht, Schwäche, Armseligkeit und Bedürftigkeit, verglichen mit dem Wesen des NotwendigSeienden, in Seiner unendlichen Allmacht und Stärke, Seinem Reichtum und Seiner Unabhängigkeit!...
Zweites Beispiel: Vergleichen wir einmal den Grundsatz der gegenseitigen Hilfeleistung, das Prinzip der Güte, das Gesetz der ehrenvollen Aufnahme, eines von den Folgen der Grundsätze des Prophetentums im gesellschaftlichen Leben, wo es gilt, angefangen von der Sonne und dem Mond, bis zu den Pflanzen, die den Tieren zu Hilfe eilen, und den Tieren, die den Menschen zu Hilfe eilen, ja sogar Nährstoffen, die den Körperzellen zu Hil fe und ihrer Unterstützung eilen, mit dem Kampfprinzip, das eines der Prinzipien der Philosophie im gesellschaftlichen Leben ist und das nur aus dem Missbrauch der natürlichen Fähigkeiten mancher brutaler Gewaltmenschen und der Raubtiere entsteht! In der Tat halten die Philosophen das Kampfprinzip für so grundlegend und umfassend, dass sie törichterweise urteilen: »Das Leben ist ein Kampf.«
Drittes Beispiel: Vergleichen wir einmal jenen Grundsatz der Einheit Gottes (Tauhid), jenes hocherhabene Ergebnis, jenen kostbaren Grundsatz des Prophetentums, der zur Einheit hinführt, der da lautet:
Das heißt; »Alles, was eine Einheit bildet, kann nur aus dem Einen hervorgehen.« Und: »Da sich nun einmal jedem einzelnen Ding (die Einheit des gemeinsamen Ursprungs innewohnt) und alle Dinge in ihrer Gemeinsamkeit (miteinander verbunden sind), ist dies das Werk eines einzigen Wesens (Dhat).« mit einem der Glaubensgrundsätze der alten Philosophie:
»Aus dem Einen kann nur das Eine entstehen.«
Das heißt: »Aus einem Einzigen kann nur ein Einziges direkt hervorgehen. Aus ihm können andere Dinge nur durch Vermittlung eines Mittlers entstehen.« Da sie den absolut Reichen und Allmächtigen so darstellen, als ob Er eines ohnmächtigen Mittlers bedürfe, schreiben sie allen Ursachen und Mittlern in der Herrschaft Gottes eine Art Teilhaberschaft zu und dem majestätischen Schöpfer ein Geschöpf namens »Urverstand (einen Logos oder Demiurgen)«, so als würden sie das, was von Seinem Herrschaftsbereich noch übrig geblieben ist, unter den Ursachen und den Mittlern verteilen, und öffnen so den Weg zu einer gewaltigen Teilhaberschaft mit ihrer durch Vielgötterei besudelten und vom rechten Weg abgeirrten Grundsätzen dieser Philosophie!.. Wenn schon die Gnostiker (und ihre Nachfolger in Orient und Okzident!), welche die am weitesten fortgeschrittenen unter den Philosophen waren, so etwas anrichten konnten, so kannst du damit vergleichen, was nun erst die unteren Ränge (der Philosophen) wie Materialisten und Naturalisten noch alles anrichten werden!
Viertes Beispiel: Nach dem Geheimnis von
»Und es gibt kein Ding, das Ihn nicht lobt und preist.« (Sure 17, 44)
lautet eines von den weisen Prinzipien des Prophetentums: »Wenn das Ergebnis und der Zweck (hikmet) jedes Dinges, jedes Lebewesens, das sich selbst gehört, nur eines ist, so sind die Ergebnisse, die seinem Meister zukommen, die Absichten (hikmet), die sich auf seinen Schöpfer zurückführen lassen, Tausende. Jedes Ding, sogar jede Frucht hat so viele Bestimmungen (hikmet) und so viele Ergebnisse, wie die Zahl der Früchte an einem Baum.« Vergleiche nun aber einmal diesen weisen Grundsatz, der die lautere Wahrheit ist, mit der (Behauptung) der Philosophen, die sagen: »Der Zweck eines jeden Lebewesens richtet sich allein nach ihm selbst oder nach seinem Nutzen für den Menschen.« und mit den Grundsätzen einer trügerisch glänzenden Philosophie ohne jede Weisheit, die in allem nur noch eine völlige Sinnlosigkeit erkennen kann, als ob man einem Baum, riesig wie ein Berg, nur eine Frucht, ein Ergebnis von der Größe eines Senfkorns zusprechen würde?
Da diese Wahrheit schon in der Zehnten Wahrheit des »Zehnten Wortes« bis zu einem gewissen Grade erkennbar wurde, haben wir sie hier nur kurz zusammengefasst. So kannst du diesen vier Beispielen noch Tausend weitere Beispiele anreihen. In einer Abhandlung namens »Lemeat (Stichpunkte mit Erklärung)« haben wir schon auf einen Teil von ihnen hingewiesen.
Und so ist es denn eine Folge solcher falscher philosophischer Grundsätze und irrigen Vorstellungen, dass selbst noch Koryphäen islamischer Philosophie, wie Avicenna und AlFarabi, hingerissen von äußerlichem Prunk und Pracht, überwältigt von ihrem Ruhm und Ruf, einen Weg eingeschlagen haben, auf dem sie nur die Stufe eines unerfahrenen Gläubigen erlangen konnten. Selbst ein Huddjatu lIslam (ein Zeuge islamischer Wahrheit) wie Imam Ghazzali, konnte ihnen noch nicht einmal diese Stufe zugestehen.
Da auch die Vorsteher der Schule der »Mu'tazila (Sektierer)«, Gelehrte unter den Theologen mit ozeangleichem Wissensumfang, von der äußerlichen Pracht der Philosophie hingerissen waren und auf diesem Weg (meslek) ernst zu nehmende Beziehungen (zu anderen Schulen) pflegten und den menschlichen Verstand zur obersten Richtschnur annahmen, konnten sie nur die Stufe eines sündigen, unerfahrenen Gläubigen erlangen. Des Weiteren haben unter den berühmten islamischen Dichtern (Männer) wie Abu l'Alai Ma'arri, der wegen seines Pessimismus bekannt wurde, und Omar Hayyam mit seinen Wehklagen eines Verwaisten, von den Kennern der Wahrheit und den Vollendeten scharfen Tadel und die Beschuldigung der Gottlosigkeit hinnehmen müssen, weil sie die Freude an ihren eigenen Lehren (meslek) genossen, die ihrer rebellischen Seele schmeichelten, und haben von ihnen vernichtende Kritik und moralische Ohrfeigen einstecken müssen, wobei sie zu hören bekamen: »Ihr begeht Schamlosigkeiten, seid dem Unglauben verfallen und erzieht zu ihm hin.«
Des Weiteren folgt aus den falschen Grundsätzen des philosophischen Weges (meslek) dass das Ego durch diese unselige Betrachtungsweise der Philosophie und weil es diese aus eigenem Antrieb für sinnvoll hält, obwohl es eigentlich doch von nur schwacher Natur ist wie die Luft, ein Ego, das wenn man es mit dem Dampf vergleicht flüssig wird, sich schließlich durch die Macht der Gewohnheit und wegen seiner intensiven Beschäftigung mit materiellen Dingen verhärtet, wonach dann dieser Egoismus in seiner Gottvergessenheit und Verleugnung kristallisiert. Sodann wird er in seiner Rebellion gegen Gott trübe und verliert seine Klarheit. Sodann schwillt er allmählich an und verschluckt (am Ende) seinen Träger (ruh, der Geist, erstickt). In der (allgemein gängigen) Meinung des Menschengeschlechts bläht er sich auf. Sodann vergleicht er die anderen Menschen, ja sogar die Ursachen mit sich selbst und seinen Begierden (nefs) und verleiht jeder von ihnen die Stellung eines Pharao, obwohl diese sie nicht annehmen wollen, sie zurückweisen. So ist es denn dieser Zustand, in dem er gegenüber den Befehlen des glorreichen Schöpfers eine Kampfposition einnimmt.
sagt er und beschuldigt den Allmächtigen der Ohnmacht und fordert Ihn damit heraus. Ja er greift sogar die Eigenschaften des glorreichen Schöpfers an. Solche, die ihm unpassend erscheinen oder dem Pharaonenstolz seiner herrischen Seele nicht gefallen, weist er entweder zurück, leugnet sie, oder verfälscht sie.
Zum Beispiel: Eine Gruppe der Philosophen bezeichnet Gott den Gerechten als »Mudjibi bizzat (eine wesensgemäße Zwanghaftigkeit)« und verneint so Seine freie Willensentscheidung. Sie bezichtigen die so unendlich vielen Zeugnisse der ganzen Schöpfung, welche die Freiheit Seiner Willensentscheidung beweisen, der Lüge. Oh, gepriesen sei Gott! Obwohl von einem Stäubchen bis zur Sonne alle Gegebenheiten des Seins im Universum, so wohl bestimmt und wohlgeordnet sind, so voll Weisheit und Wohlausgewogenheit und (auf diese Weise) die freie Willensentscheidung ihres Schöpfers beweisen, sieht dieses verblendete Auge der Philosophen es nicht. Des Weiteren verneint ein anderer Teil der Philosophen den gewaltigen Umfang des Wissens Gottes, indem er sagt: »Mit Kleinigkeiten beschäftigt sich Gottes Allwissenheit nicht.« und weisen die glaubhaften Zeugnisse allen Seins zurück.
Des Weiteren schreibt die Philosophie den Ursachen eine Wirkung zu und spricht der Natur eine Schöpfungskraft zu. Das glänzende Siegel in allen Dingen, das allein dem Schöpfer aller Dinge gehört, wie im »Zweiundzwanzigsten Wort« mit einer absoluten Gewissheit bewiesen wurde, erkennt sie nicht an und nimmt die Natur, welche ohnmächtig, leblos, unbewusst und blind ist und deren beide Hände in der Hand zweier Blinder wie Zufall und Kraft liegen, als Quelle an. Sie schreibt der Natur einen Teil des Seins zu, welches Tausende erhabener Weisheiten in sich enthält, wo doch alles im Dasein und jedes einzelne für sich als ein Brief des Einzigartigen (Samed) gilt.
Des Weiteren konnten die Philosophen das Tor zur Wiederauferstehung und zum Leben nach dem Tode nicht finden, welches, wie bereits im »Zehnten Wort« bewiesen wurde, Gott der Gerechte mit all Seinen Namen, der Kosmos mit allen Gegebenheiten (haqq), die Reihe der Propheten mit all ihren kritischen Forschungen (tahqiqat) und die himmlischen Bücher mit all ihren Versen aufzeigen. (Die Philosophen der Antike) bestritten die Wiederauferstehung nach dem Tode und schrieben den Geistern (ruh) eine Urewigkeit zu. So magst du nun diese (Art törichten) Aberglaubens mit noch anderen Hypothesen vergleichen. In der Tat (bedient sich) der Satan der Schnäbel und Klauen des Egos, um diese atheistischen Philosophen bei ihrem Verstand (zu packen), in die Luft zu heben und sie in die Bäche der Irrtümer hinunter zu werfen, wo sie dann völlig durcheinander geraten. In ihrer kleinen Welt ist das Ego (den Philosophen) zum Götzen (taghut) geworden, so wie es die Natur in ihrer großen Welt ist.
In diesem Zusammenhang möchte ich hier kurz zusammengefasst eine innere Schau erwähnen, über die ich im »Lemeat (Stichpunkte mit Erklärung)« in gereimter Prosa schrieb, welche die oben angeführten Wahrheiten näher beleuchten soll. Es ist dies wie folgt:
Acht Jahre vor der Abfassung dieser Abhandlung hatte ich in Istanbul im heiligen Monat Ramadan eine visionäre Schau, ein Erlebnis wie im Traum, während der alte Said, der sich noch mit philosophischen Fragen (meslek) beschäftigte und schon im Begriff war, sich in den neuen Said zu verwandeln und über die drei Wege (meslek) nachdachte, auf die am Ende der ersten Sure »Die Eröffnung (Fatiha Scherif)« mit folgenden Worten
hingewiesen wird:
Ich sah mich in einer großen Wüste. Die ganze Erdoberfläche war mit finsteren, beklemmenden und erstickenden Wolken überzogen. Es gab weder einen Lufthauch, noch Licht, auch kein lebendiges Wasser... Nichts dergleichen ward dort zu finden. Ich hatte die Vorstellung, als gäbe es überall Wölfe, so als wäre (die ganze Gegend) voller wilder und reißender Tiere. Da tauchte in meinem Herzen (der Gedanke) auf: Es gibt auf der anderen Seite der Welt Licht, Luft und lebendiges Wasser. Dahin muss man gehen. Ich bemerkte, wie ich ohne meinen Willen geführt wurde. Ich wurde in eine Höhle unter der Erde, wie in einen Tunnel hineingebracht. Schritt für Schritt reiste ich durch die Erde. Ich bemerkte, dass schon vor mir viele Menschen diesen unterirdischen Weg gegangen waren. Sie waren überall erstickt und liegen geblieben. Ich erkannte ihre Fußspuren. Eine Weile noch vernahm ich die Stimmen einiger von ihnen. Dann aber verstummten diese Stimmen.
Oh mein Freund, der du dich in deiner Vorstellung an meiner visionären Reise beteiligst! Diese Erde ist die Natur und die naturalistische Philosophie. Was aber den Tunnel betrifft, so ist er die Berufung derer, die mit den Meinungen der Philosophen zur Wahrheit einen Weg zu öffnen versuchen. Die Fußspuren, die ich sah, sind die solch berühmter (Männer) wie Platon und Aristoteles
hingewiesen wird, ist der Weg derer, die die Ursachen anbeten und den Vermittlern Schöpfungsmacht und Einfluss zuschreiben, wie die atheistischen Philosophen, die nur mit Vernunft und Verstand einen Weg zur Wahrheit aller Wahrheiten und zur Erkenntnis des NotwendigSeienden bahnen wollen. Der dritte Weg aber, auf den mit dem Ausdruck
»den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast.«
hingewiesen wird, ist die leuchtende Straße der Leute des Qur'an, die die Leute des geraden Weges sind, welcher der kürzeste, angenehmste, sicherste und für jeden zugängliche, himmlische, barmherzige und leuchtende Weg ist.