Risale-i Nur lesen -Erstes Kapitel

ABDULLAH4

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Risale-i Nur lesen -Erstes Kapitel




»Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs; wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt; und Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 50)
Bruder, wenn du eine Auslegung von Auferstehung und Jenseits in einfacher Sprache und allgemein verständlicher Form möchtest, dann lausche den nun folgenden kleinen Beispielerzählungen. Betrachte sie so, wie auch meine Seele es tut!
Es kommen zwei Männer in ein Land, das so schön ist wie das Paradies (womit wir diese Welt bezeichnen wollen). Sie schauen sich um und sehen, dass jeder der Bewohner Tür und Tor von Haus und Hof offen stehen lässt und gar nicht daran denkt, seinen Laden zu bewachen. Somit sind Geld und Gut jedermann zugänglich. Der eine der beiden Männer streckt seine Hand nach allem aus, was er sich wünscht, stiehlt es, rafft es an sich. So folgt er seinen Gelüsten, tut Unrecht und kennt kein Maß. Die Bewohner kümmern sich wenig darum. Der andere aber sagt zu ihm: »Was machst du da? Man wird dich bestrafen. Und mich wirst du mit in dein Unglück hineinziehen. All dies hier ist Staatseigentum. Diese Bewohner leisten Militärdienst mit all ihren Familien, dienen als Beamte und verrichten ihren Dienst in Zivil. Deswegen kümmern sie sich so wenig um dich. Aber das Gesetz ist streng. Des Königs Telefone und seine Beamten finden sich überall. Geh schnell und entschuldige dich!« Doch der Strolch bleibt verstockt und sagt: »Nein, das ist gar kein Staatseigentum! Wahrscheinlich ist es volkseigen und gehört eigentlich niemandem. Jeder kann sich davon nehmen, was er will. Ich sehe gar keinen Grund dafür, warum ich mir den Gebrauch dieser schönen Dinge versagen sollte. Wenn ich das nicht mit eigenen Augen sehe, werde ich es nicht glauben.« So fährt er fort, sich in seine Spitzfindigkeiten hinein zu philosophieren. Zwischen den beiden beginnt nun ein ernsthaftes Streitgespräch. Zuerst sagt dieser in seiner Verblendung: »Wer ist der König? Ich kenne ihn nicht...«
Sein Gefährte gibt ihm zur Antwort: »Es gibt kein Dorf ohne einen Bürgermeister, keine Nadel ohne ihren Meister; sie kann nicht ohne einen Besitzer sein. Es gibt keinen Buchstaben ohne seinen Schreiber; das weißt du. Wie wäre es also möglich, dass dieses so wohlgeordnete Land ohne einen Herrscher wäre? Woher sollte all der Reichtum an kunst- und wertvollen Gütern kommen, so, als käme jede Stunde ein Zug Aussprachebezeichnungen für bestimmte Gruppen von Buchstaben. (A.d.Ü.) aus dem Unsichtbaren?
Hier wird er ausgeladen und fährt wieder weiter. Wie sollte er keinen Herrn haben? Und die Veröffentlichungen und Bekanntmachungen, die überall zu sehen sind, die Siegel, Stempel und Plomben, die an allen Waren zu sehen sind, die Fahnen, die an allen Ecken flattern, wie sollten sie ohne Besitzer sein? Ich meine, du hättest ein wenig fremde Sprachen studiert. Doch diese islamischen Schriften kannst du nicht lesen? Ja, du fragst nicht einmal den, der sie kennt. Also komm nun, ich werde dir des Königs obersten Erlass verlesen!«
Doch jener in seiner Verblendung wendet sich ab und sagt: »Also nehmen wir einmal an, dass es einen König gibt! Aber was schadet ihm das bisschen, das ich mir nehme? Verliert dadurch sein Schatz an Wert? Zudem gibt es hier nicht Haft noch Kerker. Eine Strafe ist nicht zu erkennen.«
Sein Gefährte gibt ihm zur Antwort: »Mein Gott, das Land, das du hier siehst, ist doch ein Übungsgelände. Zudem ist es ein Museum der wunderbarsten Kunstwerke des Sultans. Es gleicht einer Wanderherberge ohne Basis. Siehst du denn nicht, wie jeden Tag eine Schar kommt, eine andere geht und entschwindet. Es füllt sich und entleert sich ständig. Noch kurze Zeit und dieses Land wird umgestaltet werden. Diese Bewohner werden in ein anderes, ewiges Königreich verpflanzt werden. Dort wird jeder seinem Verdienst entsprechend Strafe oder Lohn empfangen.«
Doch wiederum lehnt sich der Treulose in seiner Verblendung dagegen auf und sagt: »Das glaube ich nicht. Ist es denn überhaupt möglich, dass dieses Land zerstört werden sollte?... und alle in ein anderes Land hinüberwandern sollten.« Dem antwortet sein getreuer Gefährte:
Da du nun einmal so verstockt und verbohrt bist, komm und lass dir in »Zwölf Bilder« zeigen, welche Beweise ohne Zahl und Grenze es dafür gibt, dass es einen obersten Gerichtshof gibt, ein Haus der Gnade und Belohnung und ein Haus der Gefangenschaft und Strafe, und dass dieses Land, so wie es sich jeden Tag ein wenig leert, eines kommenden Tages auch völlig entleert und zerstört werden wird.
Erstes Bild: Wäre es überhaupt möglich, dass in einem Königreich - und besonders in einem Königreich von solchem Glanz, die Untertanen für gute Dienstleistungen keinen Lohn und die Aufständischen keine Strafe empfingen? Es scheint, als gäbe es hier dergleichen nicht. Das heißt, es muss an einem anderen Ort einen Obersten Gerichtshof geben.
Zweites Bild: Betrachte einmal den Handel und Verkehr! Wie jedermann, auch der Ärmste und Schwächste unter ihnen so gut und so vollkommen versorgt wird! Selbst die Kranken, die niemanden haben, werden bestens versorgt. Zudem gibt es kostbare und erlesene Speisen, wertvolles Geschirr, edelsteingeschmückte Orden und Ehrenzeichen, die schönsten Festtagskleider und königliche Gastmähler. Sieh einmal, wie sehr ein jeder, ausgenommen so Verblendete wie du, seinen Pflichten die höchste Aufmerksamkeit schenkt! Niemand überschreitet auch nur um einen Zoll seine Grenzen. Die größte Persönlichkeit verrichtet ihren Dienst in Demut, Gehorsam und Bescheidenheit und in aller Ehrfurcht. So besitzt also der Herr dieses Königreichs höchste Freigiebigkeit und allumfassendes Erbarmen, wie auch größte Würde, höchste Majestät, Ehre und Ansehen. Freigiebigkeit aber erfordert es, Huld zu erweisen. Erbarmen kann ohne die Güte nicht sein. Zudem ist es notwendig, zu tun, was der Würde entspricht und die Selbstachtung erfordert. Ehre und Ansehen erfordern es, dass die Ehr- und Würdelosen bestraft werden. Aber in diesem Land wird kaum ein tausendstel dessen erfüllt, was der Barmherzigkeit und Würde entspricht. Der Unterdrücker verharrt in seinem Stolz und der Beleidigte in seiner Erniedrigung; sie ziehen von dannen, scheiden von hinnen. Das heißt, alles bleibt einem Obersten Gerichtshof überlassen.
Drittes Bild: Siehe, mit welch erhabener Weisheit und Wohlgeordnetheit alles ausgeführt wird! Und auch mit welch wahrhafter Gerechtigkeit und Ausgewogenheit alles Nötige erledigt wird! So erfordert es die Weisheit der Staatsführung, dass die Flüchtlinge, die unter königlichem Schutz Zuflucht gesucht haben, mit Wohlwollen aufgenommen werden. Und die Gerechtigkeit erfordert, dass die Untertanen in ihren Rechten geachtet werden, damit das Ansehen des Staates und seine königliche Majestät gewahrt bleiben.
Aber in diesen Breiten wird kaum ein tausendstel dessen erfüllt, was einer solchen Weisheit und Gerechtigkeit entspricht. Doch gleich dir ziehen die meisten verblendet, ohne ihre Strafe erlangt zu haben, von dannen. Das heißt, alles bleibt einem Obersten Gerichtshof überlassen.
Viertes Bild: Betrachte diese unvergleichlichen Juwelen in Ausstellungen ohne Zahl und Grenze, diese einzigartigen Speisen auf den Tischen: sie zeigen die grenzenlose Freigiebigkeit des Königs dieser Stätten und seine Kammern voll unschätzbarer Reichtümer. Aber eine solche Freigiebigkeit und solche unerschöpflichen Reichtümer erfordern eine beständige Einrichtung, in der die Gäste stets all das vorfinden, was sie sich nur wünschen.
Und weiter ist es wünschenswert, dass diejenigen, welche in den Genuss dieses Gastmahles gelangt sind, daran auch weiterhin teilnehmen können, damit weder Tod noch Trennung noch Trauer seien, denn wie am Ende der Schmerzen die Freude steht, so ist auch das Ende der Freude ein Schmerz. Betrachte diese Ausstellungen! Schaue jene Bekanntmachungen an! Leihe dein Ohr diesen Ausrufern! Sie stellen die Kunstschätze eines wundertätigen Königs dar und zeigen sie. Sie künden seine Vollkommenheit. Sie sind ein Zeugnis seiner unvergleichlichen geistigen Vollendung. Sie erzählen von der Tiefe seiner verborgenen Schönheit. Das heißt also, dass seine innere Schönheit und Vollendung über die Maßen staunenswert ist. Eine solche verborgene, makellose Vollendung aber erfordert jemanden, der sie zu würdigen weiß, sich für sie zu begeistern vermag, »Mashaallah (so wie es Gott wollte!)«, der sie zu erkennen und für andere darzustellen versteht. Diese verborgene Schönheit ohne gleichen verlangt zu sehen und gesehen zu werden, nämlich die eigene Schönheit auf zweierlei Weise anzuerkennen... erstens, sich selbst in verschiedenen Spiegeln zu betrachten, zum anderen, sich in dem Verlangen der Betrachter und der Begeisterung der Bewunderer zu erkennen, selbst sowohl zu sehen als auch geschaut zu werden, ständig zu bezeugen und immerwährender Zeuge zu sein. Auch verlangt diese immerwährende Schönheit die beständige Anwesenheit derer, welche sie sehnsüchtig betrachten und sich für sie begeistern. Denn eine immerwährende Schönheit kann sich nicht mit einem sterblichen Bewunderer zufrieden geben. Denn ein Betrachter, der unwiderruflich zum Tode verurteilt ist, dessen Liebe verwandelt sich angesichts des Todes in Feindschaft. Seine Begeisterung und Verehrung verwandelt sich in Beschimpfung. Denn der Mensch ist ein Feind dessen, was er nicht kennt und nicht zu erreichen vermag. Denn jeder scheidet rasch aus diesen Herbergen und zieht von dannen. Er sieht das Licht dieser Schönheit und Vollkommenheit oder auch nur einen Schatten davon für einen Augenblick und geht wieder davon, ohne sich satt gesehen zu haben. Das heißt, er geht hinüber in ewige Gärten.
Fünftes Bild: Siehe, wie in allen diesen Werken sichtbar wird, welch große Liebe diese unvergleichliche Persönlichkeit hat! Denn er schickt seine Hilfe jedem, der von einem Unglück betroffen ist. Er gibt eine Antwort auf jedes Ansinnen und Verlangen. Ja, siehe, er befriedigt sogar liebevoll das allereinfachste Bedürfnis eines seiner niedersten Untertanen. Hat sich das Schaf eines Hirten den Fuß verstaucht, schickt er entweder eine Salbe oder einen Arzt.
Auf! Gehen wir zu dieser Insel dort hinüber, wo gerade eine große Versammlung stattfindet. Alle Edlen des ganzen Landes haben sich dort versammelt. Schau, einer der höchsten Botschafter, geschmückt mit höchsten Auszeichnungen, hält eine Rede. Er erbittet etwas von seinem liebevollen König. Alle Einwohner sagen: »Ja, oh ja, das ist es, was wir wünschen.« Sie unterstützen und bestätigen ihn. Höre nun, was der sagt, auf dem das Wohlgefallen des Königs ruht: »Oh du unser Sultan, der du uns mit deinen Gnadengaben nährst! Zeige uns die Ursprünge und Quellen dessen, was du uns durch Beispiele oder nur schattenhaft vor Augen geführt hast. Lenke unsere Schritte zum Sitz deiner Königsherrschaft! Lass uns nicht in diesen Wüsten zu Grunde gehen! Rufe uns in deine Gegenwart! Erbarme dich unser! Speise uns dort mit den wohlschmeckenden Gaben, von denen du uns hier bereits einen Vorgeschmack gegeben hast! Bestrafe uns nicht mit Tod und Verbannung! Lass deine gehorsamen Untertanen, die nach dir verlangen und die dir Dank sagen, nicht als Waisen zurück, damit sie nicht zugrunde gehen!« So spricht er und fleht inständig. Und auch du kannst ihn hören. Ja, wäre es denn möglich, dass ein so liebevoller und mächtiger König, der auch den einfachsten Wunsch auch eines ganz einfachen Mannes ernstnimmt und erfüllt, dem vornehmsten Verlangen eines seiner edelsten Botschafter nicht mit Wohlwollen entspräche? Denn das Verlangen dieses Edlen ist zugleich auch das Verlangen aller. Zudem fordert dies auch der Wunsch des Königs und auch seine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Und es fällt ihm auch leicht, nicht schwer. Es ist ihm dies weniger schwer, als diese zeitweiligen Rastplätze in den Ausflugsorten für die Gäste zu schaffen. Er, der, um uns ein Musterbeispiel vor Augen zu führen, für einen Rastplatz von fünf, sechs Tagen solche Kosten aufwendet und dieses Land aufgebaut hat, wird sicherlich auch, um seine wahren Schatzkammern, seine Vollkommenheiten und Kunstfertigkeiten am Sitz seines Königtums darzustellen, auch Rast- und Ruheplätze schaffen und unsere Sinne in Erstaunen versetzen.
Das heißt, dass wir an diesem Ort der Prüfungen nicht uns selbst überlassen bleiben, sondern die Schlösser der Glückseligkeit oder die Kerker auf uns warten.
Sechstes Bild: Also nun komm und sieh! All diese gewaltigen Flugzeuge, Maschinen- und Werkzeugparks, Bahndepots und Lagerhallen, Messen, Ausstellungen und Kongresse zeigen, dass es ein glanzvolles Königreich Ein Beispiel: Ein riesiges Heer, das auf einem Truppenübungsplatz während einer Gefechtsübung den Befehl erhält: »Zu den Waffen! Pflanzt die Bajonette auf!«, gleicht einem Wald, der mit dichtem, dornübersäten Unterholz bewachsen ist. In gleicher Weise ähnelt ein Truppenübungsplatz, wenn an Feiertagen zur Parade der Befehl ausgegeben wird: »Es ist Uniform anzuziehen und die Orden sind anzulegen!«, einem Garten, der ganz und gar mit bunten Blumen aller Arten geschmückt ist. So auch erhalten die bewusstseinslosen Arten der Pflanzen unter den zahllosen Arten der Heere des urewigen Sultans wie Engel, Dschinnen, Menschen und Tiere auf dem Weltenrund im Kampf ums Dasein den Befehl:

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»Sei! Und es ist.«




So ist auch jeder einzelne Frühlingstag, jede einzelne Woche wie ein Feiertag für eine bestimmte Pflanzenart. Und jede Pflanzenart stellt sich so dar, als ob sie die schönen Geschenke, die ihr der urewige König verliehen hat, zur Schau stellt und die Auszeichnungen, mit denen er sie geschmückt hat, in einer Art Parade, den betrachtenden Blicken des Sultans vorführen wollte. Es ist, als hörten alle die großen und kleinen Pflanzen den Befehl des Herrn: »Schmückt euch mit den edelsteinbesetzten Kunstwerken des Herrn und legt eure Auszeichnungen der göttlichen Schöpfernatur, wie man die Blüten und Früchte nennen möchte, an! Und alle Knospen sollen sich öffnen!« Die Erdoberfläche gleicht einem Heerlager, das an einem großartigen Festtage bei einer königlichen Parade im Schmuck seiner farbenprächtigen Uniformen und edelsteinbesetzten Orden strahlt.
Eine in solchem Grade weise und wohlgeordnete Ausstattung und all dieser Schmuck zeigen sicherlich jedem, der nicht blind ist, dass dies auf Befehl eines Königs geschieht, der grenzenlos mächtig ist und ein Herrscher von unbegrenzter Weisheit.
gibt, das gleichsam hinter dieser Kulisse regiert.
Ein solches Königreich erfordert Untertanen, die dessen würdig sind. Du siehst aber, dass sich alle Untertanen in dieser Herberge versammelt haben. Diese Herberge aber füllt und leert sich täglich. Außerdem haben sich alle Untertanen zu Übungen auf dem Prüfungsgelände eingefunden. Dieses Gelände jedoch wird jede Stunde verändert. Und alle Untertanen bleiben nur ein paar Minuten auf diesem Messegelände, um die Muster wertvoller Geschenke und wunderbarer antiker Kunstwerke des Königs in den Hallen zu betrachten. Dieses Messegelände jedoch verwandelt sich in jeder Minute. Wer gegangen ist, kommt nicht mehr wieder; wer gekommen ist, geht wieder. So zeigen also diese Situation und ihre Veränderungen unfehlbar, dass es hinter dieser Herberge, dem Übungsgelände und dem Messegelände immerwährende Schlösser, bleibende Wohnungen, Weinberge und Schatzhäuser, angefüllt mit reinen und hohen Originalen dieser Muster und Bilder gibt.
Das heißt, hier wird gearbeitet und dort empfangen. Er gibt hier die Arbeit und dort den Lohn. Es empfängt dort jeder Glückseligkeit entsprechend seiner Fähigkeit.
Siebentes Bild: Komm und lass uns ein wenig spazieren gehen, wir wollen einmal sehen, was diese zivilisierten Leute so alles besitzen! Schau, überall und in jeder Ecke sind Fotoapparate Das heißt also, das diese Persönlichkeit befohlen hat, alles, was sich in seinem Eigentum ereignet, alle Amtshandlungen und alle Arbeiten aufzuzeichnen. Das bedeutet also, dass diese gewaltige Persönlichkeit alle Vorkommnisse registriert und Bilder davon macht. So ist also diese genaue Aufzeichnung und Registrierung sicherlich für eine Abrechnung vorgesehen. Wäre es nunmehr überhaupt möglich, dass ein König, der alles bewahrt, nicht die bedeutendsten Taten seiner bedeutendsten Untertanen wahrnehmen, nicht mit ihnen abrechnen, ihnen nicht Lohn oder Strafe geben sollte, wo er doch die unbedeutendsten Handlungen seiner geringsten Untertanen nicht vernachlässigt? Aber es werden Taten gerade von den Bedeutendsten begangen, die eine Beleidigung für Ansehen und Würde dieser Persönlichkeit sind, und die mit Seiner Barmherzigkeit unvereinbar sind. Hier werden sie nicht dafür bestraft. Das heißt also, das bleibt einem Obersten Gerichtshof überlassen.
Achtes Bild: Komm, ich werde dir die Erlasse, die von ihm kommen, vorlesen. Siehe, er verspricht immer wieder, und droht streng: »Ich werde euch von hier wegführen, zum Sitz meines Königreiches bringen, die Gehorsamen glücklich machen und die Widerstrebenden in den Kerker werfen. Ich werde diese vergängliche Stätte zerstören und ein anderes Reich mit ewigen Schlössern und Kerkern aufbauen.« Und er kann sogar sehr leicht erfüllen, was er versprochen hat und was für seine Untertanen von großer Bedeutung ist. Würde er sein Versprechen nicht halten, wäre dies unvereinbar mit der Würde Seiner Regierungsgewalt. Nun siehe also, du Verblendeter! Du bestätigst das, was dir deine Einbildung vorlügt, was dir dein Verstand vorgaukelt, und was sich deine Seele vormacht. Du bezeichnest eine Persönlichkeit als Lügner, die in keiner Weise zu Wortbruch und Widerspruch gezwungen sein kann, die in keiner Hinsicht mit Widersprüchlichkeit vereinbar ist, und deren alle offensichtlichen Werke für ihre Aufrichtigkeit Zeugnis geben. Gewiss verdienst du eine große Strafe. Du gleichst einem Reisenden, der seine Augen vor dem Licht der Sonne verschließt und statt dessen seine Phantasieprodukte betrachtet. In seiner Arroganz versucht er, einem Leuchtkäfer gleich, mit dem Schein der Leuchte seines Verstandes seinen fürchterlichen Weg zu erhellen. Da der König es aber nun schon einmal versprochen hat, wird er es auch halten. Zudem ist die Erfüllung sehr leicht für ihn, für uns wie ihn selbst, und sein Reich äußerst notwendig.
Das heißt, es gibt einen Obersten Gerichtshof, eine höchste Glückseligkeit.
Neuntes Bild: Komm jetzt! Betrachte die führenden Persönlichkeiten Denn dieses großartige Reich, das keinen Untergang kennt und dessen Größe wir aus seinen Spuren zu erahnen vermögen, kann nicht auf solch unvollkommenen Werken aufgebaut sein und bleiben, die vergänglich, unbeständig, schwankend und wertlos sind, die sich ständig wandeln und niemals fortbestehen.
Das heißt also, es besteht fort auf großartigen vollendeten und bleibenden Werken, die seiner würdig, beständig, dauerhaft und fest verankert sind und keinen Untergang kennen. Das heißt, es gibt noch ein anderes Land, in das wir mitten hinein reisen werden.
Zehntes Bild: Komm, heute ist das königliche Nauruzfest. Oh du Verblendeter! Du fragst: »Wie kann dieses Riesenreich zerstört und an anderer Stätte wieder errichtet werden?«
Nun, du siehst hier, dass in jeder Stunde Umwälzungen und Verwandlungen gleich der Verwandlung des Landes geschehen, die dein Verstand nicht akzeptiert. Aus diesem Zueinanderkommen und Sich-voneinander-trennen und all diesen Ereignissen lässt sich verstehen, dass mit all diesem raschen Zueinanderkommen und Sich-vonein-ander-trennen, Sich-bilden und Wieder-zerstört-werden ein anderer Zweck erstrebt wird. Für ein Beisammensein von einer Stunde wird ein Aufwand von zehn Jahren gemacht. Das heißt also: Diese Formen können nicht Selbstzweck sein. Sie sind ein Beispiel, ein Muster. Diese Persönlichkeit macht sie als ein Wunder, sodass ihre Bilder aufgenommen, zusammengestellt und die Ergebnisse aufbewahrt und aufgezeichnet werden, wie ja schon auf dem Übungs- und Prüfungsgelände alle Dinge aufgezeichnet und aufgeschrieben wurden. Das heißt also, auf dem Großen Versammlungsplatz werden die Handlungen darauf aufgebaut und fortgesetzt. Zudem werden sie ständig auf einer riesigen Messe ausgestellt. Das heißt also, diese vergänglichen, unbeständigen Formen bringen beständige Bilder und bleibende Früchte hervor.
Das bedeutet, dass diese Vorführungen und Veranstaltungen einer höchsten Glückseligkeit, einem Obersten Gerichtshof und erhabenen Zwecken dienen, die wir nicht kennen...
Elftes Bild: Nun komm, mein hartnäckiger Freund! Steigen wir in ein Flugzeug, das nach Osten oder Westen fliegt, d.h. sich in die Vergangenheit oder die Zukunft bewegt. Sehen wir, welche Wunder diese wunderwirkende Persönlichkeit an anderen Orten vollbringt. Siehe also, wie sich die gleichen Merkwürdigkeiten, die wir in den Wohnungen, Plätzen und auf den Messen gesehen haben, überall finden. Sie unterscheiden sich voneinanderlediglich in ihrer künstlerischen Gestaltung. Doch beachte wohl, welch tiefe Weisheit sich in der Ordnung, welch offensichtliche Zeichen von Mitleid, welche Zeichen einer hohen Stufe der Gerechtigkeit, welche Früchte einer derart umfassenden Barmherzigkeit in diesen vorübergehenden Wohnungen, den vergänglichen Stätten, den unbeständigen Messen sichtbar wird. Jedermann, der nicht ohne Einsicht ist, wird gewiss verstehen, dass eine vollkommenere Weisheit als die seine, ein Mitleid, wunderbarer als das seine, eine umfassendere Barmherzigkeit als die seine, eine Gerechtigkeit noch ruhmreicher als die seine nicht sein kann und nicht vorstellbar ist. Nehmen wir einmal an, es gäbe - wie du dir einbildest - im Lande seines Königtums keine dauerhaften Unterkünfte, keine erhabenen Stätten, keine festen Aufenthaltsorte, keine bleibenden Wohnungen, keine sesshaften Bewohner, keine glücklichen Untertanen, dann ist klar, dass dieses unbeständige Reich nicht eine solche Weisheit, ein solches Mitleid und Erbarmen, eine solche Gerechtigkeit zeigen könnte. Um diese Realitäten aufzuzeigen, müsste ein anderer Platz gefunden werden, da man sonst die vor unseren Augen liegende Weisheit leugnen, das Mitleid, das wir doch bezeugen, leugnen, diese Barmherzigkeit, die wir doch sehen, leugnen, diese Gerechtigkeit, deren so kräftige Spuren und Zeichen doch offensichtlich sind, leugnen müsste. Das aber wäre, als wollten wir am helllichten Tage die Sonne leugnen, deren Strahlen wir doch sehen. Zudem müssten wir dann den Herrn all dessen, was er in Weisheit getan, in Freigiebigkeit geschaffen, in Barmherzigkeit geschenkt hat - möge Gott uns davor bewahren und behüten! - als einen primitiven Spieler oder grausamen Tyrannen ansehen. Das aber wäre eine Umkehr der Realität in ihr Gegenteil. Denn die Verkehrung der Wahrheit ist nach der Übereinstimmung aller Leute von Verstand unmöglich und unvorstellbar, ausgenommen für Sophisten, die in ihrer Torheit alle Dinge leugnen.
Das heißt also, es gibt noch einen anderen als diesen Ort. Es muss dort einen Obersten Gerichtshof, einen Ort höchster Gerechtigkeit und zugleich überwältigender Großzügigkeit geben, sodass diese Barmherzigkeit, Weisheit, das Mitleid und die Gerechtigkeit vollendet in Erscheinung treten können.
Zwölftes Bild: Komm, wir kehren jetzt zurück! Wir wollen mit den Präsidenten und Offizieren darüber sprechen und ihre Ausrüstungen untersuchen, ob diese Ausrüstungen ihnen nur für eine sehr kurze Dauer, um an diesem Ort auszuharren, gegeben wurden. Oder wurde sie ihnen gegeben, um sich damit ein langes, glückseliges Leben an einem anderen Ort zu erwerben? Lasst uns einmal sehen! Wir können nicht jedermann und seine Ausrüstung untersuchen. Aber wir wollen eine Stichprobe machen, und den Ausweis und das Soldbuch dieses Offiziers betrachten. In seinem Soldbuch sind sein Rang und Sold, seine Aufgabe, sein Kontostand und die Anweisungen für sein Verhalten eingetragen. Sein Rang kann ihm nicht nur für ein paar Tage, sondern muss ihm für eine sehr lange Zeit verliehen worden sein. Außerdem steht noch geschrieben: »Sie werden Ihren Sold an einem bestimmten Tag aus der königlichen Privatschatulle ausbezahlt bekommen.« Aber dieser Tag wird erst nach langer Zeit und erst nach Verlassen des Ortes kommen. Was seine Aufgabe betrifft, so wurde sie ihm sicherlich nicht nur um dieses vergänglichen Ortes willen übertragen, sondern um dadurch eine immerwährende Glückseligkeit in der Nähe des Königs zu erwerben. Und auch sein Konto wurde ihm nicht eröffnet, um ein paar Tage in dieser Herberge zu verbringen, vielmehr nur um eines langen, glückseligen Lebens willen. Auch aus seinen Anweisungen geht klar und einwandfrei hervor, dass der Inhaber dieses Soldbuches für einen anderen Ort vorgesehen ist, für eine andere Welt arbeitet. Sieh dir Ausweis und Soldbuch an! In ihnen sind Gebrauchsanweisungen und seine Verantwortung für Waffen und Ausrüstung eingetragen. Gäbe es also nicht noch eine andere, erhabene, bleibende Stätte, als nur diesen Ort hier, dann wäre ein solch definitiver Ausweis und ein solch unanfechtbares Soldbuch ganz und gar ohne Sinn. Zudem würde dieser ehrenwerte Offizier, dieser geachtete Kommandant, dieser angesehene Präsident tiefer sinken als alle Bewohner, unglücklicher werden als sie alle, elender, armseliger, würdeloser, erbärmlicher und beklagenswerter als ein jeder von ihnen. Vergleiche dies mit den übrigen Gegebenheiten! Was immer du betrachten mögest, das alles bezeugt, dass es nach diesem Vergänglichen (fani) ein Ewiges (baqi) gibt... Oh mein Freund! Dieses vergängliche Reich gleicht einem Acker. Es ist ein Übungsgelände, ein Marktplatz. Dem folgt sicherlich ein oberster Gerichtshof, eine höchste Glückseligkeit. Wenn du das leugnest, dann bist du gezwungen, auch alle Ausweise, Soldbücher, Ausrüstungen, Anweisungen, ja, sogar die ganze Ordnung in diesem Lande, ja, die Regierung selbst zu leugnen, und es wird notwendig, zu bestreiten, dass alle diese Maßnahmen tatsächlich durchgeführt worden sind. Dann aber wird man dich nicht mehr länger einen Menschen nennen können, der über ein Bewusstsein verfügt. Du wirst noch weniger Verstand besitzen als die Sophisten...
Du darfst nicht denken, dass die Beweise für die Verwandlung des Reiches auf diese »Zwölf Bilder« beschränkt seien. Im Gegenteil, es gibt unbegrenzt viele, unzählige Anzeichen, ja, Beweise dafür, dass dieses unbeständige, sich ständig verändernde Reich in ein Reich umgewandelt werden wird, das keinen Untergang und keinen Wechsel kennt. Zudem gibt es unbegrenzt viele, zahllose Hinweise und Anzeichen dafür, dass diese Einwohner aus diesen Behelfsunterkünften hinweggenommen und zum Sitz des immerwährenden Königreiches hingebracht werden.
Komm nun, ich werde dir noch ein besonders beweiskräftiges Zeugnis dafür zeigen, eines, das noch überzeugender ist, als diese »Zwölf Bilder«!
Komm also nun und sieh! Inmitten seiner gewaltigen Gemeinde, die wir von Weitem sehen können, hält jener höchste Botschafter, den wir schon zuvor - geschmückt mit einem großen Orden - auf der Insel gesehen hatten, eine Ansprache. Gehen wir hin und hören wir ihm zu! Siehe, dieser glanzvolle, oberste Botschafter verkündet den Bewohnern einen höchsten königlichen Erlass. Du siehst ihn dort oben aufgehängt. Er sagt unter anderem etwa folgendes: »Seid bereit! Ihr werdet in ein anderes, ein bleibendes Reich hinübergehen, in ein Land, im Vergleich zu dem dieses Land hier wie ein Gefängnis ist. Ihr werdet zum Sitz des Reiches unseres Königs gehen, seine Barmherzigkeit und all seine Güte erfahren, wenn ihr diesen Erlass hört und ihn bestens befolgt... Rebelliert ihr aber dagegen und wollt ihr nicht hören, dann werdet ihr in furchtbare Kerker geworfen.« Du siehst auch, dass in diesem großen Erlass ein Siegel von solch einer Vollendung angebracht ist, dass es auf gar keine Weise möglich ist, es nachzuahmen. Jedermann, außer so einem Verblendeten wie du, weiß mit Sicherheit, dass dieser Erlass der Erlass des Königs ist, und jedermann, außer einem Blinden wie du, erkennt ganz klar, dass dieser glanzvolle, oberste Botschafter, der solche Auszeichnungen trägt, des Königs oberster Befehlshaber ist.
Jetzt also, mein Freund, bist du an der Reihe, zu reden! Sage nun, was du zu sagen hast! »Was kann ich denn sagen? Kann man dagegen denn noch etwas einwenden? Kann man denn am helllichten Tage noch ein Wort gegen die Sonne richten? Ich kann nur noch sagen: Elhamdulillah! Dank sei hunderttausendmal dafür, dass ich aus der Knechtschaft meiner Träume und Neigungen, von Lust und Laune errettet wurde, vor ewigem Gefängnis und Kerker bewahrt blieb.
Ich bin zu dem Glauben gelangt, dass es über dieses Tohuwabohu von Notunterkünften hinaus einen Ort der Glückseligkeit in königlicher Nähe gibt, für den wir vorherbestimmt sind.«
Siehe, nun ist dieses Gleichnis, welches beinhaltet und anspielt auf eine letzte Versammlung und die Auferstehung, vollendet. Nun wollen wir zu der erhabenen Wahrheit hinüberschreiten. Allah verleihe uns dazu Erfolg! Jetzt werden wir den vorangegangenen »Zwölf Bildern« entsprechend »Zwölf einander stützende Wahrheiten« behandeln. Wir beginnen mit einer Einführung.
 
Üst