Über die Bedeutung des islamischen Monats Muharrem

garp

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Über die Bedeutung des islamischen Monats Muharrem und warum man
sich selbst zur Rechenschaft ziehen sollte

الرحيم الرحمن لله بسم
تَعْمَلُونَ بِمَا خبَيْرٌ للهَ إِنَّ للهَ اتَّقُوا وَ لِغَدٍ قَدَّمَتْ مَا نَفْسٌ وَلْتَنْظُرْ للهَ اتَّقُوا آمَنُوا الَّذيِنَ أَيُّھَا يَا

O ihr, die ihr glaubt! Seid gottesfürchtig! Eine jede Seele habe auf das Acht,
was sie für morgen vorausschickt. Und seid gottesfürchtig! Denn Allah weiß sehr
wohl, was ihr tut!”

Der Koran, Sure “Haschr”, Vers 18
◌َ :سَلَّمَ وَ عَلَيْھِ للهُ صَلَّى للهِ رَسوُلُ قاَل
أفْنَاه فِيمَا عُمرِهِ عَنِ يُسْأَلَ حَتّى الْقِيَامَةِ يَوْمَ عَبْدٍ قَدَمَا تَزُولُ لاَ
Der Prophet sagte: “Der Diener Allahs verlässt am Jüngsten Tag das Gericht erst
dann, wenn er über alles, was er zu Lebzeiten gemacht hat, zur Rechenschaft
gezogen worden ist.”
Tirmizi, Kıyamet 1


Verehrte Muslime,

nach dem islamischen Kalender haben wir nun Neujahr und befinden uns somit im Monat Muharram. Der zehnte Tag des Muharram, der in der islamischen Geschichte eine besondere Stellung hat, ist der so genannte “Aschura-Tag”. Es gehört zur Tradition des Propheten, an diesem Tag sowie am Tag davor und danach zu fasten. [1] Auch nachdem das Fasten im Monat Ramadan zur Pflicht wurde, hielt unser Prophet am Fasten zu den Aschura-Tagen fest, das er wie folgt beschrieb: “Nach dem Fasten im Monat Ramadan ist es das Fasten an den Aschura-Tagen im Monat Allahs, also im Muharram, das am angemessensten und vortrefflichsten ist.” [2] Daher sollten diejenigen, die die Möglichkeit dazu haben, in diesem Monat reichlich fasten. Der Muharrem gilt als der Monat, in dem sich so manch wichtige Begebenheit ereignet hat, die als Wendepunkt in der Geschichte des Menschen erachtet werden kann. So wurde z.B. in diesem Monat der Prophet Adam (Friede sei mit ihm) vom Paradies auf die Erde gesandt; überlebte der Prophet Noah (Friede sei mit ihm) die Sintflut und wurden schließlich der Prophet Moses (Friede sei mit ihm) und seine Anhänger von der Unterdrückung und Knechtschaft des
Pharao befreit.


Verehrte Gläubige,
ein weiteres Jahr liegt nun hinter uns, und somit ist auch ein weiteres Jahr unserer Lebenszeit verstrichen. Laufenden Schrittes nahen wir uns dem Tod. Daher sollten wir den Tod und das Jüngste Gericht nicht verdrängen, sondern diese unausweichliche Realität bei unseren Handlungen immer im Auge behalten. Viele Menschen sind dieses Jahr nicht mehr unter uns. Andererseits gibt es auch viele Menschen, die letztes Jahr vielleicht noch gesund waren, dieses Jahr jedoch in ihren Wohnungen oder Krankenhäusern auf Genesung hoffen. Und wie sieht es aus mit uns? Werden wir nächstes Jahr noch dabei sein oder gesund und wohlauf? Da es keine Garantie hierfür gibt, sollten wir uns nun folgende Frage stellen: Sollten wir jetzt, in diesem Moment, sterben, können wir da mit dem, was wir auf Erden



alles getan oder auch unterlassen haben, ohne weiteres vor unseren erhabenen
Schöpfer treten? Dann sollten wir uns, auch indem wir das neue Jahr als Gelegenheit begreifen, zunächst selbst zur Rechenschaft ziehen und uns fragen, ob wir im vergangenen Jahr alles richtig gemacht haben. Denn spätestens wenn wir vor unserem Schöpfer stehen werden wir dies tun und über unsere Worte und Taten Rechenschaft ablegen müssen. So sagte unser Prophet Muhammed (Allahs Segen und Heil seien auf ihm): “Der Diener Allahs verlässt am Jüngsten Tag das Gericht erst dann, wenn er über alles, was er zu Lebzeiten gemacht hat, zur Rechenschaft gezogen worden ist.” [3] In einem anderen Hadis des Propheten werden wir wie folgt gemahnt: “Zieht euch selbst zur Rechenschaft, bevor ihr (vor Allah) zur Rechenschaft gezogen werdet.” [4]


Verehrte Gläubige,

Was haben wir nun letztes Jahr alles tun können für uns, für unsere Familienmitglieder, unsere Verwandten, Nachbarn, für das Land, in dem wir leben sowie für die gesamte Menschheit? Oder haben wir gar uns selbst, der Gesellschaft oder der Menschheit geschadet? Diese Rechenschaft gilt es vor uns selbst abzulegen. Über all dies sollten wir uns Gedanken machen und eventuell begangene Sünden sowie überschrittene Verbote bereuen, für diese um Vergebung bitten und uns von diesen Sünden und schlechten Angewohnheiten ein für allemal verabschieden. Sollten wir unsere Pflichten und vorgeschriebenen Gottesdienste vernachlässigt oder hier drin Fehler begangen haben, müssen wir diese wieder ausgleichen. Denn den Rest unseres Lebens sollten wir nicht mit dem Begehen von Sünden und Fehlern verbringen, sondern mit gottesdienstlichen Handlungen und Taten, mit denen wir Sein Wohlwollen erlangen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei unseren Kindern. Wir müssen sie in jeder Hinsicht gut erziehen und ihnen eine gute Bildung zuteil werden lassen. Dazu gehört auch, dass wir ihnen, gerade
hier in Deutschland, unsere traditionellen und religiösen Werte so gut wie möglich vermitteln. Denn sie sind unsere Zukunft.
Meine Predigt möchte ich mit Vers 18 der Sure “Haschr” beenden: “O ihr, die ihr
glaubt! Seid gottesfürchtig! Eine jede Seele habe auf das Acht, was sie für
morgen vorausschickt. Und seid gottesfürchtig! Denn Allah weiß sehr wohl, was
ihr tut!”
[1] Tirmizî, Savm, 50. III, 128.
[2] Tirmizî, Savm, 46. III, 117.
[3] Tirmizi, Kıyamet 1.
[4] Tirmizi, Kıyamet 25.
Die Predigtkommission
 
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