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[h=1]Sechsundzwanzigstes Wort - Gottes Vorherwissen (Qader)[/h]
»Und es gibt kein Ding, das wir nicht bei uns in Vorrat hätten, aber wir senden davon nur herab, in bestimmten Maßen.« (Sure 15, 21) »Und von allen Dingen haben wir berichtet in einer klaren Schrift.« (Sure 36, 12)
Die göttliche Vorherbestimmung und die Freiheit des menschlichen Willens sind zwei wichtige Fragen. Hier wollen wir versuchen, einige von den feinen Wahrheiten darüber, innerhalb von vier Abschnitten aufzuzeigen.
Erster Abschnitt: Die göttliche Vorherbestimmung und die Freiheit des menschlichen Willens, wie sie auf der letzten Stufe die Grenzen der muslimischen Lehre und des islamischen Glaubens aufzeigen, sind der Sache nach und dem menschlichen Gewissen entsprechend Teilbereiche des Glaubens. Demgegenüber sind sie kein Teilbereich philosophischer oder persönlicher Betrachtungsweise. Denn wenn der Gläubige alles, sogar sein Tun und auch sich selbst immer Gott dem Gerechten anheim stellt, tritt ihm die Freiheit des menschlichen Willens entgegen, damit er sich letztendlich von Zuständigkeit und Verantwortung nicht entbinden kann. Sie sagt ihm: »Du bist zuständig und verantwortlich.« Sodann kommt ihm die göttliche Vorherbestimmung entgegen, damit er auf die guten Taten und die Vollkommenheiten, die durch ihn erwachsen, nicht stolz wird. Sie sagt: »Bekenne deine Grenzen, du bist nicht der, welcher das tut.«
In der Tat stehen die göttliche Vorherbestimmung und die menschliche Willensfreiheit auf der letzten Stufe des geistigen und des praktischen Islam. Die göttliche Vorherbestimmung, um die Seele vor Hochmut, und die menschliche Willensfreiheit, um die Seele vor der Verantwortungslosigkeit zu retten, gehören zu den Glaubensgrundsätzen. Sich von der Verantwortlichkeit der Bosheiten, die die triebverhaftete Seele in ihrer Eigenwilligkeit begeht, zu entbinden und an der göttlichen Vorherbestimmung festzuhalten und mit den Schönheiten, mit denen er begnadet wurde, stolz und hochmütig sein und sie auf seine persönliche Entscheidungsfreiheit zurückzuführen, widerspricht ganz und gar dem Sinn der Vorherbestimmung und der Weisheit der menschlichen Entscheidungsfreiheit. Es sind keine philosophischen Fragen, die eine solche Verhaltensweise rechtfertigen könnten. In der Tat findet der Glaube an die Vorherbestimmung Gottes unter dem einfachen Volk, das geistig nicht fortgeschritten ist, immer Anwendung. Sie gilt aber für die vergangenen und unglücklichen Ereignisse und ist ein Heilmittel für die Verzweiflung und das Leid. Sie gilt nicht für die zukünftigen Ereignisse und Sünden, sodass sie ein Grund für Müßiggang und einen liederlichen Lebenswandel sein könnten. Das heißt, die Frage nach der göttlichen Vorherbestimmung ist nicht ein Bestandteil des Glaubens, um sich aus seiner misslichen Lage zu erretten und von seiner Verantwortung zu entbinden, sondern wurde Bestandteil des Glaubens, um sich vor Hochmut und Stolz bewahren zu können. Jener Bruchteil menschlicher Willensfreiheit wurde Bestandteil religiöser Überzeugung, um auf sie die menschliche Bosheit zurückführen zu können, nicht aber um sie als Quelle aller guten Werke angeben zu können und so einen pharaonengleichen Stolz zu nähren.
So ist denn, wie ja der Qur'an sagt, der Mensch für seine Bosheit voll und ganz verantwortlich, denn er ist es, der das Böse erstrebt. Da die Bosheit Zerstörungscharakter hat, vermag der Mensch durch ein wenig Bosheit viel Zerstörung anzurichten. Und dafür verdient er mit Recht eine fürchterliche Strafe. - Vergleichbar einem Streichholz, das ein Haus in Brand zu stecken vermag. - Aber bei guten Werken hat er kein Recht darauf stolz zu sein. Dabei ist sein Anteil zu gering. Denn, der, der das Gute wünscht und fordert, ist die Barmherzigkeit Gottes und der es schafft, ist die Macht des Herrn. Wunsch nach dem Guten und Antwort dafür, Ruf danach und dessen Ursachen kommen beide von dem Gerechten. Der Mensch wird allein dazu ermächtigt durch Gebet, durch Glaube, durch Bewusstwerdung und Zustimmung.
Wer aber das Böse wünscht, ist die Begierde des Menschen (entweder durch seine Fähigkeit oder durch seine Entscheidung), so wie einige Dinge durch die schönen, weißen Strahlen der Sonne Schwärze und Fäulnis bekommen. Diese Schwärze ist aber auf ihre Eigenschaften zurückzuführen. Der jedoch das Schlechte durch göttliches Gesetz hervorruft, das so viele schöne Dinge zu Folge hat, ist wiederum der Gerechte. Die Ursache und der Wunsch nach dem Bösen entspringen aber aus der Begierde des Menschen, sodass sie die Verantwortung dafür trägt. Die Erschaffung und das ins Dasein bringen, die dem Gerechten gehören, sind schön und gut, weil sie noch weitere schöne Folgen und Früchte haben. So lautet denn das Geheimnis dahinter wie folgt:
Das Erwerben des Bösen ist böse. Das Erschaffen des Bösen ist nicht böse. So sollte denn ein fauler Mann, wenn er Schaden von dem Regen erleidet, der doch viele Segnungen in sich enthält, nicht sagen: »Regen ist kein Segen.« Es liegt in der Tat in dem Erschaffen und Ins-Dasein-bringen von dem ein klein wenig Schlechten auch sehr viel Gutes. Wegen des ein klein wenig Schlechten sehr viel Gutes verlassen, heißt, sehr viel Schlechtes entstehen lassen. Darum wird dieses ein Teil Schlechte als Gutes gezählt. In dem, was Gott erschafft, gibt es nichts Schlechtes oder Hässliches. Vielmehr ist es auf die Einstellung des Dieners und auf seine Eigenschaften zurückzuführen. Denn so wie das göttliche Vorherwissen, so gilt auch hinsichtlich der Ziele und Früchte, dass sie frei sind von allem, was schlecht oder hässlich wäre, desgleichen gilt auch hinsichtlich von Mittel und Grund, dass diese geheiligt sind und frei von Schuld und Sünde. Denn die göttliche Vorherbestimmung bezieht sich auf die eigentlichen Gründe und wird gerecht. Die Menschen errichten mit äußerlich sichtbaren Mitteln der Gerechtigkeit ein Gebäude und stürzen in die Ungerechtigkeit, wo die göttliche Vorherbestimmung gerecht ist. Zum Beispiel: Der Richter verurteilt dich wegen Diebstahls zu einer Haftstrafe. Du bist aber kein Dieb. Doch es gibt da einen heimlichen Mord, von dem niemand etwas weiß. So hat dich denn auch göttliche Vorsehung zu dieser Gefängnisstrafe verurteilt. Doch die göttliche Vorherbestimmung verurteilt dich aber auf Grund deines heimlichen Mordes und bewirkt Gerechtigkeit. Was den Richter betrifft, so hat er dir dadurch, dass er dich wegen Diebstahls zu Unrecht verurteilt hat, Gewalt angetan. Hier wird in zweierlei Hinsicht sichtbar, wie die göttliche Vorherbestimmung und das Erschaffen Gottes in ein und derselben Sache gerecht und das menschliche Tun ungerecht werden kann. Vergleiche andere Dinge damit. Das heißt also, dass die göttliche Vorherbestimmung und das Erschaffen hinsichtlich des Anfangs und des Endes, des Wesentlichen und der Einzelheiten, der Ursachen und deren Folgen frei von Bosheit und Fehlerhaftigkeit sind.
Wenn man sagt: Wenn im Bereich menschlichen Willens keine Möglichkeit gegeben ist, etwas aus dem Nichts zu erschaffen und in der Hand des Menschen nichts anderes liegt, als eine schöpferische Vorstellung, wie kommt es dann, dass der Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, dem Menschen den Zustand eines Rebellen und eines Feindes dem Schöpfer der Himmel und der Erde gegenüber zuschreibt? Der Schöpfer der Erde und der Himmel klagt ihn gewaltig an. Um dem gläubigen Diener gegen diesen rebellischen Menschen zu helfen, bietet Er sich selber und Seine Engel an. Er nimmt ihn als Feind überaus ernst.
Antwort: Es ist dies so, weil Unglaube, Rebellion und Bosheit negativ und destruktiv sind. In Wirklichkeit können gewaltige Zerstörungen und endloses Fehlen auf eine Ursache zurückgeführt werden, die nur eingebildet ist und fehlt.
So wie ein riesiges Schiff untergeht, weil der Steuermann nicht seine Pflicht erfüllt hat, und damit die Anstrengungen aller Arbeiter und Angestellten zunichte gemacht hat, sind diese Zerstörungen auf einen einzigen Fehler zurückzuführen. So können auch Unglaube und Sünde, da sie von negativer und destruktiver Art sind, und der freie Wille des Menschen nur eine Annahme ist, Zerstörungen anrichten und die Ursache einer fürchterlichen Wirkung sein. Denn da der Unglaube, der eine einzige Sünde ist, eine Beleidigung des ganzen Weltalls mit Wertlosigkeit und Sinnlosigkeit, eine Anschuldigung der Lüge allen Seins, die die Beweise der Einheit Gottes aufzeigen und eine Verachtung aller Erscheinungen der Gottesnamen, ist es lautere Weisheit, wenn Gott der Gerechte anstelle des ganzen Weltalls, allen Seins und der göttlichen Namen den Ungläubigen heftig anklagt und ihn fürchterlich bedroht und es ist lautere Gerechtigkeit, wenn er ihn für ewig bestraft. Da der Mensch nun einmal durch Unglaube und Auflehnung in die Richtung der Zerstörung geht, kann er durch ein Wenig Aktivität sehr viele Dinge vollbringen. Darum brauchen die Leute des Glaubens gegen sie große Unterstützung von Gott dem Gerechten. Übernehmen auch zehn starke Männer die Überwachung und Instandhaltung eines Hauses und ein boshaftes Kind beschäftigt sich jedoch damit dieses Haus in Brand zu stecken, dann müsste man den Erziehungsberechtigten dieses Kindes, ja sogar den König selber ersuchen und sie ständig (um Hilfe) bitten. In gleicher Weise bedürfen auch die Gläubigen viel Beistand bei Gott dem Gerechten, um solchen sittenlosen Leuten der Auflehnung widerstehen zu können.
Zusammenfassung: Wenn der Mann, der über das göttliche Vorherwissen und die Freiheit des menschlichen Willens spricht, in der göttlichen Gegenwart lebt und einen vollkommenen Glauben besitzt, so führt er sich selbst und die Welt auf Gott den Gerechten zurück und weiß, dass sie Seiner Herrschaft unterstehen. Dann hat er auch das Recht, über das göttliche Vorherwissen und die menschliche Willensfreiheit zu sprechen. Da er nun einmal weiß, dass seine Seele und alle Dinge Gottes des Gerechten sind, kann er sich auch auf seinen freien Willen stützen und dafür die Verantwortung übernehmen. Er erkennt an, dass er der Ort ist, von dem das Böse ausgeht und erweist der Heiligkeit des Herrn die Ehre. Er verbleibt im Bereich der Anbetung und tut seine Schuldigkeit gegenüber dem göttlichen Anerbieten. So behält er denn auch das göttliche Vorherwissen im Blick, um nicht stolz zu werden auf die Vollkommenheiten und die Schönheiten, die durch ihn zum Ausdruck kommen, und anstatt überheblich zu werden, dankt er. Bricht ein Unglück über ihn herein, sieht er darin die göttliche Vorherbestimmung und fasst sich in Geduld.
Ist der Mensch, der über das göttliche Vorherwissen und die menschliche Willensfreiheit spricht, einer von den gottvergessenen Leuten, so hat er kein Recht über das göttliche Vorherwissen und die menschliche Willensfreiheit zu sprechen. Denn eine eigenwillige Seele, die durch ihre Irrtümer und durch ihre Gottvergessenheit auf Abwege geraten ist, und die Welt auf deren Ursachen zurückführt, teilt diesen zu, was Gott gehört und übereignet sogar sich selbst. Ihre Taten schreibt sie sich selbst und deren Ursachen zu. Ihre Verantwortlichkeit und ihre eigene Fehlerhaftigkeit überträgt sie dem Schicksal. Damit aber wird die Diskussion über den freien Willen als einer letzten Endes von Gott dem Gerechten verliehenen Fähigkeit sinnlos und damit zugleich auch die über das göttliche Vorherwissen, das letztendlich die Quelle unserer Betrachtungsweise sein sollte. Sie ist ganz und gar aller Weisheit entgegengesetzt und ein Betrug der Seele, um sich vor der eigenen Verantwortlichkeit zu retten.
Zweiter Abschnitt: Den Leuten der Wissenschaft gewidmet ist sie eine Wissenschaft die feinfühlig und sorgfältig untersucht. Dieser zweite Abschnitt beschäftigt sich um die tiefste und äußerst komplizierte Frage über das Geheimnis der göttlichen Vorherbestimmung. Es ist eine Frage über die theologischen Glaubensgrundsätze, die unter allen Forschern unter Gelehrten äußerst wichtig ist und diskutiert wird. In der Risale-i Nur ist sie völlig geklärt.
Wenn du sagst: »Wie lässt sich der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung mit dem Glauben an den freien Willen des Menschen vereinbaren?«
Antwort: Auf siebenfältige Weise...
Erstens: So wie das All durch Ordnung und Ausgewogenheit eine Weisheit zum Ausdruck bringt und durch seine Gerechtigkeit Zeugnis ablegt für den Gerechten und Allweisen, so wurde dem Menschen mit Sicherheit auch ein uns in seinem Wesen unbekannter freier Wille gegeben, welcher ihm Quelle zu Lohn und Strafe ist. So wie wir sehr viele Weisheiten des Gerechten Allweisen nicht kennen, so ist unsere Unkenntnis kein Beweis dafür, dass sich die Freiheit des menschlichen Willens mit der göttlichen Vorherbestimmung nicht vereinbaren lassen.
Zweitens: Notwendigerweise verspürt jeder in sich selbst einen Willen. Er weiß von innen heraus um das Vorhandensein eines solchen Willens. Das Wesen der Existenzen zu kennen ist die eine Sache, und ihre Erscheinungsform zu kennen ist eine andere Sache. Es gibt viele Dinge: Obwohl uns die Erscheinungsform offensichtlich ist, bleibt uns ihr Wesen dennoch unbekanntâ?¦ So ist es auch mit dem freien Willen, den wir hier mit einreihen können. Es ist nicht alles begrenzt auf das Wissen, das wir davon haben. Unsere Unwissenheit beweist nicht, dass er nicht vorhanden ist.
Drittens: Der Glaube an den freien Willen ist nicht unvereinbar mit dem Glauben an die göttliche Vorherbestimmung. Vielmehr bestätigt der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung den Glauben an die Freiheit des menschlichen Willens. Denn die Vorherbestimmung ist eine Art des göttlichen Wissens. Das göttliche Wissen kennt, was unser freier Wille entscheidet. Weil dies aber so ist, bestätigt der Glaube an die Vorherbestimmung Gottes, dass wir über einen freien Willen verfügen, er hebt ihn nicht auf.
Viertens: Die Vorherbestimmung ist Wissen. Das Wissen ist aber von Kenntnissen abhängig. Das heißt, so wie etwas geschehen ist, so ist dementsprechend auch unsere Kenntnis davon. Die Kenntnisse sind aber nicht vom Wissen abhängig. Das heißt, die Grundlagen im Wissen sind nicht Hauptgründe, dem, was zu Stande kommen wird, einen sichtbaren Körper zu verleihen und ihn zu verwalten. Denn das, was zu Stande kommen wird, sein Wesen und sein sichtbarer Körper sind auf Wille und Macht angewiesen. Ferner ist die Urewigkeit nicht ein Ende der vergangenen Kettenreihe, sodass man sie für die Entstehung der Dinge als Ursprung hält und dementsprechend von einer Zwangsläufigkeit ausgeht, sondern, die Urewigkeit ist mit einem Spiegel vergleichbar, der von der Höhe herab schaut und die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zugleich erfasst. Sich innerhalb der vergangenen Seite, die sich im Bereich des Möglichen erstreckt, ein Ende vorzustellen und es die Urewigkeit zu nennen und sich einzubilden, dass sich die Dinge in das Wissen des Urewigen einreihen, während wir selber außerhalb dessen stehen und dementsprechend zu urteilen, entspricht nicht der Wahrheit. Um dieses Geheimnis zu entschleiern, betrachte das folgende Beispiel:
In deiner Hand befinde sich ein Spiegel. Stell dir nun vor, nach der rechten Seite hin erstrecke sich die Vergangenheit und nach der linken Seite hin erstrecke sich die Zukunft. Der Spiegel aber erfasst nur das, was ihm gegenüber liegt. Des Weiteren erfasst er zu beiden Seiten eine gewisse Strecke. Den größten Teil jedoch erfasst er nicht. Je tiefer sich dieser Spiegel befindet, desto weniger vermag er zu sehen. Je mehr man ihn jedoch nach oben empor zieht, desto mehr erweitert sich die Reichweite dieses Spiegels. Allmählich erfasst er mehr und mehr alle beiden Erstreckungen gleichzeitig und im selben Augenblick. Und darum kann man also nun nicht mehr sagen, dass der Spiegel in dieser Stellung durch seine Projektion bei dieser Entfernung die ablaufenden Zeiten einander vorausgehen, nachfolgen, einander entsprechen oder einander entgegengesetzt sind. Da die Vorherbestimmung zu dem Wissen des Urewigen gehört, erfasst das Wissen des Urewigen nach der Erklärung einer Hadith »aus einem hohen Blickwinkel heraus von Ewigkeit zu Ewigkeit alles, was geschah und was geschehen wird, in einem, und umfasst es von seinem hohen Standpunkt aus.« Wir und unsere Beurteilung können nicht außerhalb dessen stehen, sodass es (das Wissen des Urewigen) einem Spiegel gleichen sollte, der auf Seiten der Vergangenheit steht.
Fünftens: Die Vorherbestimmung steht mit Ursache und Wirkung gleichzeitig in Beziehung. Das heißt: diese Wirkung tritt mit dieser Ursache ein. Weil dies aber so ist, darf man nicht sagen: »Es war nun einmal diesem Mann bestimmt, zu dieser Zeit zu sterben. Was war die Schuld dessen, der aus freiem Willen geschossen hat. Und hätte dieser nicht geschossen, wäre jener dann dennoch gestorben.«
Frage: Warum darf man so nicht sagen?
Antwort: Das ist so, weil sein Tod mit dem Schuss aus seinem Gewehr in göttlicher Vorherbestimmung im Zusammenhang steht. Stellst du dir vor, er hätte nicht geschossen, dann heißt das, dass du dir vorstellen musst, dass dieser Zusammenhang in der göttlichen Vorherbestimmung nicht existierte. Woraus willst du dann seinen Tod schließen? Du musst dir die göttliche Vorherbestimmung entweder nach Art der Schule Djebri vorstellen: Die Ursache ist das eine, die Wirkung etwas anderes; oder die göttliche Vorherbestimmung leugnen, wie dies die Schule der Mu'tezila tut, dich von »den Leuten der Sunnah und der Gemeinschaft« trennen und dich der Gruppe der Irregehenden anschließen. Weil dies so ist, sagen wir, die Leute der Wahrheit: »Wäre der Schuss nicht abgefeuert worden, so bliebe auch der Tod des Mannes für uns unbestimmt.« Die Schule Djebri sagt: »Hätte er nicht geschossen, wäre er dennoch gestorben.« Die Schule Mu'tezile sagt: »Hätte dieser nicht geschossen, wäre jener nicht gestorben.«
Sechstens: Eine Wahrheit, bestimmt für Gelehrte, die sich besonders der Forschung widmen. Nach der Lehre Maturidis ist die Neigung (etwas zu tun), welche einer Willensentscheidung grundsätzlich vorausgeht, eine Vorstellung, die sich auf den Diener zurückführen lässt. (D.h. also: Eine Vorstellung, die sich der Mensch selbst macht, wird zur Neigung, etwas zu tun.) Jedoch nach der Lehre von Esh'ari wird (die Neigung etwas zu tun) nicht auf den Diener zurückgeführt, weil sie unter dem Blickwinkel von etwas bereits Gegebenem betrachtet wird. (Mit anderen Worten: Die Neigung, etwas zu tun, stammt von Gott.) Doch der Gebrauch, (den der Mensch von seiner ihm von Gott eingegebenen) Neigung macht, ist nach Esh'ari nur eine vorgestellte Sache (d.h. also eine menschliche Angelegenheit). Dann aber ist diese Neigung (nach Maturidi) oder dieser Gebrauch (also nach Esch'ari das, was der Mensch daraus macht) nur eine bedingte Sache. Sie haben in Wahrheit keine äußere Existenz (mit anderen Worten: Die Vorstellung, die sich der Mensch macht, und aus der dann die Neigung erwächst, etwas zu tun, bzw. das, was er aus seiner Neigung macht, sind menschlich vergängliche Dinge und keine konkreten, ewig göttlichen Werke).
Was eine vorgestellte Sache betrifft, so benötigt sie keine vollständige Ursache, sodass aus der Existenz der vollständigen Ursache die Notwendigkeit, die Zwangsläufigkeit und die Unerlässlichkeit in die Mitte kommt und die menschliche Willensfreiheit aufhebt. (D.h.: Wenn alle notwendigen Vorbedingungen eines Geschehens erfüllt sind, dann geschieht, was geschehen muss, zwangsläufig und ohne den Einfluss des menschlichen Willens.) Wenn jedoch die Ursache einer vorgestellten Sache eine Gestalt annimmt, die den Grad einer Priorität hat, kann diese vorgestellte Sache sich als gesichert erweisen. Wenn aber dies nun einmal so ist, kann man sie zugleich auch wieder fallen lassen. Der Qur'an sagt dann in diesem Augenblick dazu: »Das ist schlecht, tu es nicht!« Wenn der Diener in der Tat als Schöpfer handeln könnte und die Fähigkeit etwas zu erschaffen besäße, wäre zugleich auch seine Willensfreiheit aufgehoben. (Mit anderen Worten: Wäre der Mensch ein Schöpfer, dann hätte sein Wunsch die Fähigkeit etwas zu erschaffen, ohne dass dazwischen noch ein Entscheidungsspielraum bliebe.) Denn nach dem Grundsatz der Quellenlehre (= Qur'an, Tradition, Analog und Übereinstimmung) und der Weisheit (= Auslegung der Lehren des Qur'an) heißt ein Grundsatz:
»Was nicht notwendig ist, kommt nicht zu Stande.«
(Das heißt: Wo die Voraussetzungen nicht gegeben sind, da entsteht auch nichts.) D.h. erst wenn die Ursachen vollständig sind, kann etwas ins Dasein treten. (D.h. erst wenn alle Bedingungen erfüllt sind, kann auch die Wirkung eintreten.) Was aber die vollständige Ursache betrifft, so erfordert sie die Wirkung mit Notwendigkeit und Zwangsläufigkeit. (D.h.: Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, muss zwangsläufig auch die Wirkung eintreten.) Dann bleibt kein Wille. (D.h. Ursache und Wirkung lassen keinen Raum mehr für eine freie Entscheidung.)
Wenn du sagst: Eine Vorrangigkeit ohne Vorrang ist unmöglich Überlegenheit ist die eine Sache, Bevorzugung eine andere Sache. Der Unterschied ist groß. (d.h. wo kein Unterschied besteht, ist auch keine Wahl möglich), weil jener Anteil des Menschen, den wir eine vorgestellte Sache genannt haben, teils ausgeführt, teils nicht getan werden mag, wenn also kein notwendiger Vorrang gefunden wird, dann wird eine Wahl ohne Vorrang notwendig. (Mit anderen Worten: Es ist dem Menschen gegeben, etwas tun oder lassen zu wollen, je nach seiner Vorstellung. Wo es jedoch weder Vorzüge noch Nachteile gibt, müsste er wählen, ohne eine Auswahl zu haben.) Wenn dies aber so ist, widerspricht das dann nicht dem wichtigsten Grundsatz der Lehre und Wurzel des Wortes (d.h. jener Wissenschaft, die sich mit der Auslegung des Qur'an befasst?)
Antwort: Eine vorrangige Überlegenheit ohne Vorrang ist unmöglich. Denn ohne Grund und Vorrang ist eine Überlegenheit unmöglich. Andererseits ist eine Wahl ohne eine Bevorzugung möglich und geschieht auch. Wille ist eine Eigenschaft (d.h. es entspricht einer Fähigkeit des Menschen, etwas wollen zu können). Seine Wirkung ist es, eine solche Arbeit zu verrichten (d.h. der Wille ist dem Menschen gegeben, damit er eine Auswahl treffen kann.)
Wenn du sagst: »Da nun einmal Gott der Gerechte den Mord erschafft, warum nennt man mich dann noch einen Mörder?«
Antwort: Das ist so, weil nach den Grundregeln der Grammatik das Subjekt von einem Prädikat (also einem Verbum) abgeleitet wird, das auf ein Objekt bezogen bleibt und sich nicht auf ein Verbalnomen bezieht, dessen Objekt bereits feststeht. Prädikat ist das, was wir getan haben; und so bekommen wir auch den Titel eines Mörders. Das Verbalsubstantiv (das Morden) ist ein Geschöpf Gottes des Gerechten. Das, was eine Verantwortlichkeit erahnen lässt (also derjenige, welcher in seiner Menschlichkeit den Mord begeht) wird nicht von dem Verbalsubstantiv abgeleitet.
Siebentens: Der menschliche Wille und die Freiheit seiner Entscheidungsfähigkeit ist zwar schwach und nur eine vorgestellte Sache, doch hat Gott der Gerechte in Seiner allumfassenden Weisheit diesen schwachen Bruchteil menschlicher Willensfreiheit zur allgemeinen Bedingung für die Verbundenheit mit Seinem allumfassenden göttlichen Willen gemacht. Denn Er sagt sinngemäß. »Oh mein Knecht! Welchen Weg auch immer dein Wille begehren möge, auf diesen Weg werde ich dich auch führen. Doch wenn dies auch so ist, gehört dennoch die Verantwortung dir!« Wenn du also - um einmal einen wenn auch etwas unpassenden Vergleich zu gebrauchen - ein noch unmündiges Kind auf deine Schultern hebst und ihm die Wahl lässt: »Ich werde dich überall hintragen, wohin du möchtest.« Und du bringst nun dieses Kind nach seinem Wunsch auf einen hohen Berg und das Kind erkältet sich dabei oder stürzt, so wirst du sicherlich sagen: »Du hast es ja so gewollt.« Und ihm in seiner Verdrossenheit eine Ohrfeige geben. So betrachtet auch Gott der Gerechte und der Beste aller Richter den Willen Seines Dieners in seiner unendlichen Schwäche und macht ihn zur allgemeinen Bedingung für Seinen eigenen alles umfassenden Willen.
Zusammenfassung: Oh Mensch! Du verfügst über einen sehr schwachen Willen, den man als deine freie Entscheidung bezeichnet, einen Willen, der zwar äußerst schwach ist und doch einerseits äußerst weitreichend, wenn es um das Böse geht und um die Zerstörung und andererseits noch dazu äußerst unzureichend, wenn es um das Gute geht. Lege in die eine Hand dieses Willens das Gebet, damit diese Hand sich nach dem Paradies ausstrecke, das eine Frucht am Ende der Kette des Guten ist, und die ewige Glückseligkeit pflücke, die dessen Blume ist. Lege in seine andere Hand die Bitte um Vergebung, damit diese Hand nicht das Böse erreiche und nicht die Frucht jenes verfluchten Baumes pflücke, des Zakkum-Baumes, der aus der Hölle erwächst. Das also heißt, dass Gebet und Gottvertrauen, welche mit großer Kraft die Neigung zum Guten verstärken, während zu gleicher Zeit die Bitte um Vergebung und die Reue die Neigung zum Bösen bricht und die Widerstände zerschlägt.
Dritter Abschnitt: Der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung gehört zu den Grundpfeilern des Glaubens. Das heißt: »Jede Sache besteht nach der Bestimmung Gottes des Gerechten.« Sichere Beweise für die göttliche Vorherbestimmung sind dermaßen viel, grenzenlos, unzählbar. Mit einer einfachen und allgemein verständlichen Art wollen wir in der folgenden Einführung zeigen, wie stark und allgemeingültig dieser Glaubenspfeiler ist.
Einführung: Sehr viele qur'anische Verse wie
»Nichts Feuchtes und nichts Trockenes, was nicht in einer deutlichen Schrift verzeichnet wäre.« (Sure 6, 59)
stellen fest, dass alles vor seiner Entstehung und nach seiner Existenz verzeichnet ist. Die Verse des großen Qur'an der Macht, der das Universum genannt wird, bestätigen auch diese qur'anische Feststellung durch seine Verse in der Schöpfung wie Anordnung, Ausgewogenheit, Wohlordnung, Gestaltung, Verzierung und Unterscheidung. In der Tat bezeugen Schriften dieses kosmischen Buches in Versmaß und seine gereimten Wunderzeichen, dass alles verzeichnet ist. Die Beweise dafür, dass alle Dinge vor ihrer Existenz bestimmt und verzeichnet waren, sind alle Prinzipien, Kerne, Mengen und Gestalten und sie sind Zeuge dafür. Denn jedes Samenkorn und jeder Kern ist ein feines Kästchen von der Werkbank »Kaf-Nun« Diese beiden arabischen Buchstaben, gelesen Kaf-Nun, bilden das Wort »Kun«, das heißt, »Sei!«. Gott spricht diesen Befehl, wenn Er etwas erschaffen will. (Siehe: Sure 2, 117) (A.d.Ü.), ein kleines Inhaltsverzeichnis, gezeichnet durch die göttliche Vorherbestimmung und gespeichert. Die Macht stellt die Atome nach der Zeichnung jener Vorherbestimmung in Dienst und baut auf jenen Samenkörnchen riesige Wunderwerke der Macht auf. Also gilt alles, was ein Baum erleben wird, mit all den dazugehörigen Ereignissen als in seinem Kern verzeichnet. Denn die Samenkörner sind von ihrem Stoff her homogen und gleich. Von ihrem Stoff her haben sie keinen Unterschied. Überdies zeigt die ausgewogene Menge jedes Dinges eindeutig die göttliche Vorherbestimmung. Egal, welches Lebewesen man zu betrachten vermag, so sieht man eine Menge, eine Gestalt, als kämen sie aus einer überaus weisheitsvollen und künstlerischen Gussform heraus. Um diese Menge, diese Gestalt und dieses Aussehen zu bekommen, muss es entweder eine stoffliche Gussform sein, die wunderbar und äußerst krumm und schief sein soll, oder eine geistige Gussform, die nach der göttlichen Vorherbestimmung wohlausgewogen und wissensbezogen ist und die der Urewige mit Seiner Macht schneidert und mit diesem Aussehen überzieht.
Betrachte zum Beispiel diesen Baum oder dieses Tier aufmerksam; Atome, die leblos, taub, blind, bewusstlos und einander ähnlich sind, bewegen sich um sein Wachstum und Gedeihen. Sie stoppen sich an krummen und schiefen Grenzen, als würden sie wohl die Stellen der Früchte und Nutzbarkeiten kennen, sehen und wissen. Dann lenken sie zu einer anderen Stelle ab, als würden sie ein noch größeres Ziel verfolgen. Also bewegen sich die Atome nach der geistigen Bestimmung, die aus dem göttlichen Vorherwissen kommt, und auf den geistigen Befehl entsprechend dieser Menge. Da es nun einmal bei den materiellen und sichtbaren Dingen derartig große Erscheinungen der göttlichen Vorherbestimmung gibt, folgen mit Sicherheit auch die Formen, die die Dinge im Laufe der Zeit tragen, und die Zustände die durch deren Bewegungen zu Stande kommen, derartiger Wohlordnung der göttlichen Vorherbestimmung.
In der Tat werden durch einen Kern zweierlei Erscheinungen der göttlichen Vorherbestimmung sichtbar. Die eine ist offensichtlich und gibt von der »Klaren Schrift« als eine Bezeichnung für den Willen und die Seinsbefehle Kunde und setzt darauf Zeichen, und die andere ist theoretisch und berichtet von dem »Klaren Vorbild« als eine Bezeichnung für den Befehl und das Wissen Gottes und weist darauf hin. Was offensichtliche Vorherbestimmung betrifft, so ist sie materielle Eigenschaften, Zustände und Glieder eines Baumes, den jener Kern beinhaltet und später zu betrachten ist. Was aber die theoretische betrifft, so ist sie die Umwandlungen, Zustände, Formen, Bewegungen und Lobpreisungen eines Baumes, der aus jenem Kern erschaffen werden wird, welche er in der Zeitspanne seines Lebens erleben wird. Diese Formen, Zustände, Gestalten und Handlungen, die sich Zeit für Zeit verändern, nennt man den Lebenslauf. So gibt es je ein wohlgeordnetes Maß aus der göttlichen Vorherbestimmung für jenen Baum, für seine Äste und für seine Blätter usw. Da die gewöhnlichsten und einfachsten Dinge nun einmal den Erscheinungen der göttlichen Vorherbestimmung dermaßen stark ausgesetzt sind, so bringt das mit Sicherheit zum Ausdruck, dass alles Sein vor seiner Existenz verzeichnet war, was man durch ein wenig Aufmerksamkeit bemerkt.
Nun, was den Beweis betrifft, dass der Lebenslauf eines jeden Dinges nach seinem Ableben aufgeschrieben wird, so sind alle Früchte, die von der »Klaren Schrift« und dem »Klaren Vorbild« in der Welt kundgeben, und das Gedächtnisvermögen aller Menschen, welches von der »Wohlverwahrten Tafel« berichtet und darauf hinweist, je ein Zeuge und ein Merkmal dafür. In der Tat, was eine jede Frucht betrifft, so wird in ihrem Kern, der ihr Herz ist, der ganze Baum mit seinem gesamten Leben aufgeschrieben. Der Lebenslauf eines Menschen und auch zum Teil vergangene Ereignisse der Welt wird in seinem Gedächtnisvermögen auf solch eine Art eingeschrieben, dass die Hand der Macht durch die Feder Seiner Vorherbestimmung in dieses winzig kleine Vermögen, das so wenig Platz einnimmt wie ein Senfkorn, eine kleine Urkunde von den Taten des Menschen ausstellt und in seine Hand gibt, in die Tasche seines Gedächtnisses steckt, damit der Mensch am Tage der Abrechnung dazu veranlasst wird, sich daran zu erinnern.
Des Weiteren soll der Mensch sich damit innerlich überzeugen können, dass es in all diesem Tohuwabohu der Vergänglichkeit und des Untergangs sehr viele Spiegeln gibt, die nach der Ewigkeit gerichtet sind, und in denen der Allmächtige und Allweise die Identitäten der Untergehenden zeichnet, ihnen Form, Gestalt und Ewigkeit verleiht. Es gibt auch sehr viele Tafeln, die nach der Ewigkeit gerichtet sind, und auf denen der Allwissende Bewahrer und Erhalter den Sinn alles Vergänglichen aufzeichnet.
Zusammenfassung: Da nun einmal das Leben der Pflanzen, welches die einfachste und die unterste Stufe des Lebens ist, in einem solchen Grade von der Ordnung göttlicher Voraussicht abhängig ist, ist mit Sicherheit auch das Leben der Menschen, welches die höchste Stufe des Lebens ist, in all seinen Einzelheiten der göttlichen Vorausschau entsprechend in all seinen Einzelheiten vorgezeichnet und von Seiner Feder niedergeschrieben. Und so geben dann in der Tat, so wie Regentropfen Kunde geben von den Wolken, Wassertropfen auf ihre Quelle verweisen, Urkunden, Ausweise Zeichen setzen von der Existenz eines Großen Melderegisters, so verweist auch die von uns wohlbekannte Ordnung an der materiellen Seite des Lebens, welche die Göttliche Planung sichtbar macht und die innerliche, lebendige Ordnung, welche allem Lebendigen unsichtbar zu Grunde liegt, die Früchte, Spermen, Samenkerne und -körner, Formen und Gestalten, die Tropfen, Urkunden und Ausweisen gleichen, ganz offensichtlich auf Willen und Befehl, wie sie sich im Buch des Lebens, welches wir die »Klare Schrift« nennen, und im Wissen Gottes und im Göttlichen Ratschluss, der »Wohlverwahrten Tafel«, die wir das »Klare Vorbild« nennen, vorfinden.
Kurzum: Wir sehen nun deutlich, das alles was lebt, in der Zeit, da es wächst und sich entfaltet, seine Zellen bis an die äußersten Grenzen schickt, wo sie verharren. Dann ändern die Zellen ihre Richtung. An diesem äußersten Ende bringen sie dann den Ertrag ihrer Weisheit, ihren Gewinn, den Erfolg des Geschäfts. Und ganz offensichtlich sind die äußeren Abmessungen aller Dinge mit dem Stift Göttlicher Voraussicht entworfen und gezeichnet. So erweist es sich denn, dass es außer der bekannten, offensichtlichen göttlichen Voraussicht für die inneren Zustände lebender Wesen auch Trennlinien und Endstellen gibt, gezeichnet mit dem Stift göttlicher Vorausschau, wo wohlgeordnet Früchte wachsen. Die Macht (Gottes) ist der Ausführer, Seine Vorherbestimmung ist der Plan. Die Macht Gottes tuscht dieses bedeutungsvolle Buch des Kosmos über diesem Plan. Wir haben nun ein für alle Mal verstanden, dass die Trennlinien, an denen die Früchte reifen und die Enden, dort wo die Göttliche Weisheit wirkt, im konkret physischen wie im abstrakt spirituellen Sinne mit dem Stift göttlicher Vorausschau entworfen und gestaltet worden sind. Mit Sicherheit sind auch alle Zustände und Verhaltensweisen, denen alles, was da lebt, in der Spanne seines Lebens unterworfen ist mit diesem Stift göttlicher Voraussicht entworfen und gestaltet.
Wenn du sagst: »Die Vorherbestimmung hat uns in der Weise gebunden, dass sie unsere Freiheit aufhebt. Ist nicht der Glaube an die Vorherbestimmung eine Bürde und eine Einengung für das Herz und den Geist, die sich nach Ungebundenheit und Freizügigkeit sehnen?«, so lautet
die Antwort: Nie und nimmer! So wie es keineswegs eine Einengung bedeutet, vielmehr unendlich erleichtert, entspannt, erfreut und erfrischt, verleiht sie Sicherheit und Geborgenheit, Licht und Heiterkeit. Denn: Wenn ein Mensch nicht an die göttliche Vorherbestimmung glaubt, ist er gezwungen, im kleinen Kreise seines bisschen Freiheit, einer vorübergehenden Unabhängigkeit, ein Joch so schwer wie die Welt auf den armseligen Schultern seines Geistes zu tragen. Denn: Der Mensch ist mit dem ganzen Kosmos verbunden. Er hat grenzenlose Wünsche und Erwartungen. Weil seine Macht, sein Wille, seine Freiheit noch nicht einmal dem millionsten Teil von ihnen genügen können, lässt sich leicht verstehen, wie fürchterlich und entsetzlich der Druck der inneren Bedrängnis ist, unter der er leidet. So lässt ihn denn sein Glaube alles Schwere auf das Schiff der göttlichen Vorherbestimmung werfen und gibt ihm Raum, seine Reise in vollkommener Ruhe und in der vollendeten Freiheit des Geistes und des Herzens zu unternehmen. Er nimmt nur der herrschsüchtigen Seele ihre kleinen Freiheiten, vernichtet ihr pharaonisches Wesen, beseitigt ihre Herrschaft und lässt sie nicht so einfach tun, was immer sie gerne möchte. Der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung ist so köstlich und von einer solchen Glückseligkeit, wie man sie nicht beschreiben kann. Mit dem folgenden Gleichnis wollen wir auf diese Köstlichkeit, diese Glückseligkeit nur mit einem Beispiel verweisen.
Da ziehen also nun zwei Männer zu dem Regierungssitz eines großen Königs. Sie gelangen zu dem privaten Schloss dieses Königs, einem Ort voll eigenartiger Dinge. Der eine kennt den großen König nicht. Er möchte an diesem Ort sich niederlassen, um zu rauben und zu stehlen. Jedoch fühlt er sich gezwungen, die in Schloss und Garten erforderlichen Unterhalts- und Verwaltungsarbeiten zu verrichten, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die Einnahmen zu überwachen und für die Bedienung der Geräte zu sorgen. Er muss die seltenen Tiere versorgen und sieht sich noch vielen anderen, ähnlichen Mühen und Anstrengungen ausgesetzt, die ihm beständige Mühen und Sorgen bereiten. Dieser paradiesesgleiche Garten wird für ihn selbst zu einer Hölle. Er bedauert alles. Er kann die Dinge nicht führen. Seine Zeit verbringt er im Bedauern. Und schließlich wird dieser ungezogene Dieb zur Strafe ins Gefängnis geworfen.
Der andere Mann aber kennt den König und er weiß, dass er ein Gast des Königs ist. Er ist davon überzeugt, dass alles, was in diesem Schloss und diesem Park geschieht, dem Gesetz entsprechend geordnet vonstatten geht und dass alles planmäßig, in vollkommener Weise und ohne alle Schwierigkeiten bewerkstelligt wird. Er überlässt alle Mühen und Sorgen dem Gesetz des Königs und zieht in ganzer, unbeschwerter Heiterkeit Nutzen aus all den Köstlichkeiten dieses paradiesesgleichen Gartens. Gestützt auf die Güte des Königs und die Schönheit Seiner Verwaltungsvorschriften betrachtet er alle Dinge als angenehm und verbringt sein Leben in vollendeter Köstlichkeit und Glückseligkeit. So verstehe denn nun dieses Geheimnis
»Wer an die göttliche Vorherbestimmung glaubt und vertraut, ist geborgen und frei von allen Sorgen.«
Vierter Abschnitt: Wenn du sagst: »Im ersten Abschnitt hast du bewiesen, dass alle Dinge der göttlichen Vorherbestimmung schön und gut sind. Selbst das Böse, das aus ihm erwächst, ist gut. Auch das Hässliche ist schön. Doch im Hause dieser Welt widerlegen Katastrophen und Heimsuchungen diesen Urteilsspruch.«, so lautet
die Antwort: Oh meine Seele! Du mein Freund, der du aus einem starken Mitgefühl einen heftigen Schmerz empfindest! Alles Dasein ist reine Güte und Nicht-Sein reine Bosheit. Beweis dafür ist, dass alle Güte und jegliche Vollkommenheit (Grund und Basis in ihrem Da- und) Vorhandensein haben, alle Sünden, alles Leid und alle Unvollkommenheiten hingegen ihren Grund in einem Mangel haben.
Denn Mangel und Nichtsein ist nun einmal das reine Böse. Zustände, die auf ein Nichtsein hinauslaufen, oder das Gefühl eines Mangels hinterlassen, haben gleichfalls das Böse zu ihrem Inhalt. Darum findet das Leben, jenes strahlendste Licht des Daseins, kreisend in den verschiedenen Umständen, seine Kraft. Es tritt in unterschiedliche Zustände ein, wird gereinigt, nimmt zahlreiche Eigenschaften an, bringt die ersehnten Früchte, nimmt zahlreiche Stufen ein und zeigt auf schöne Weise die Ornamente der Namen (Gottes), des Spenders des Lebens. So ist es denn diese Tatsache, dass einige Zustände sich unerwartet einstellen und die Lebewesen mit Schmerzen, Leiden, Mühen und Heimsuchungen überfallen, wobei in ihrem Leben die Lichter des Daseins erneuert werden, die Finsternis des Nichtseins sich absondert und das Leben gereinigt wird. Denn: Stillstand, Ruhe und Schweigen, Trägheit und Müßiggang, Ruhepausen, Eintönigkeit und Langeweile sind ihrer Beschaffenheit nach und entsprechend ihrem Zustand eine Art von Negation, Mangel oder Abwesenheit. Sogar das größte Vergnügen wird durch Eintönigkeit wieder zunichte.
Zusammenfassung: Da das Leben nun einmal die Ornamente der Schönen Namen (Gottes) aufweist, sind auch alle Dinge, die im Leben geschehen können, schön und gut. Zum Beispiel: Da kleidet eine Persönlichkeit, die außerordentlich reich, in unendlichem Maße geschickt und in vielen Künsten erfahren ist, einen ganz gewöhnlichen armen Menschen, der ihm als Modell dienen soll, für eine Stunde und gegen Bezahlung mit einem juwelengeschmückten, künstlerisch gestalteten Gewand, das er verfertigt hat, um sein Kunstwerk vorzuführen und zugleich auch seine beachtliche Wohlhabenheit darzustellen. Er bearbeitet es an ihm, modelliert und verändert es. Auch schneidet, verändert, verlängert, verkürzt er daran, um jegliche Art seiner Kunstfertigkeit zum Ausdruck zu bringen. Wird nun aber etwa jener arme Tagelöhner zu dieser Persönlichkeit sagen: »Sie belästigen mich. Sie lassen mich verschiedene Haltungen annehmen, mich auf und nieder beugen. Du schneidest an meinem Gewand herum, das mich schmückt, verkürzt es und verdirbst mir meine Schönheit!«? Kann man (einem solchen Menschen) recht geben? Darf er denn sagen: »Du handelst unbarmherzig und ungerecht.«? So verändert denn gleich ihm auch der Schöpfer in Seiner Herrlichkeit, der Erschaffer ohne Gleichen unter vielen Umständen das Gewand unserer Existenz, mit dem Er die Lebewesen bekleidet, geschmückt mit Augen, Ohren, Herz und Verstand, mit seinen äußerlichen Sinnen und innerlichen Feinheiten, um so die Ornamente Seiner Schönen Namen vorzuführen. Er verändert sie unter vielen verschiedenen Umständen. In den Vorfällen von Schmerz und Leid finden sich, um die starke Auswirkung einiger Seiner Namen aufzuzeigen, Strahlen Göttlicher Barmherzigkeit in diesem Blitz Göttlicher Weisheit und in diesen Strahlen Göttlicher Barmherzigkeit feine innere Schönheiten.
- Eine Abhandlung über die göttliche Vorherbestimmung (Qader)
»Und es gibt kein Ding, das wir nicht bei uns in Vorrat hätten, aber wir senden davon nur herab, in bestimmten Maßen.« (Sure 15, 21) »Und von allen Dingen haben wir berichtet in einer klaren Schrift.« (Sure 36, 12)
Die göttliche Vorherbestimmung und die Freiheit des menschlichen Willens sind zwei wichtige Fragen. Hier wollen wir versuchen, einige von den feinen Wahrheiten darüber, innerhalb von vier Abschnitten aufzuzeigen.
Erster Abschnitt: Die göttliche Vorherbestimmung und die Freiheit des menschlichen Willens, wie sie auf der letzten Stufe die Grenzen der muslimischen Lehre und des islamischen Glaubens aufzeigen, sind der Sache nach und dem menschlichen Gewissen entsprechend Teilbereiche des Glaubens. Demgegenüber sind sie kein Teilbereich philosophischer oder persönlicher Betrachtungsweise. Denn wenn der Gläubige alles, sogar sein Tun und auch sich selbst immer Gott dem Gerechten anheim stellt, tritt ihm die Freiheit des menschlichen Willens entgegen, damit er sich letztendlich von Zuständigkeit und Verantwortung nicht entbinden kann. Sie sagt ihm: »Du bist zuständig und verantwortlich.« Sodann kommt ihm die göttliche Vorherbestimmung entgegen, damit er auf die guten Taten und die Vollkommenheiten, die durch ihn erwachsen, nicht stolz wird. Sie sagt: »Bekenne deine Grenzen, du bist nicht der, welcher das tut.«
In der Tat stehen die göttliche Vorherbestimmung und die menschliche Willensfreiheit auf der letzten Stufe des geistigen und des praktischen Islam. Die göttliche Vorherbestimmung, um die Seele vor Hochmut, und die menschliche Willensfreiheit, um die Seele vor der Verantwortungslosigkeit zu retten, gehören zu den Glaubensgrundsätzen. Sich von der Verantwortlichkeit der Bosheiten, die die triebverhaftete Seele in ihrer Eigenwilligkeit begeht, zu entbinden und an der göttlichen Vorherbestimmung festzuhalten und mit den Schönheiten, mit denen er begnadet wurde, stolz und hochmütig sein und sie auf seine persönliche Entscheidungsfreiheit zurückzuführen, widerspricht ganz und gar dem Sinn der Vorherbestimmung und der Weisheit der menschlichen Entscheidungsfreiheit. Es sind keine philosophischen Fragen, die eine solche Verhaltensweise rechtfertigen könnten. In der Tat findet der Glaube an die Vorherbestimmung Gottes unter dem einfachen Volk, das geistig nicht fortgeschritten ist, immer Anwendung. Sie gilt aber für die vergangenen und unglücklichen Ereignisse und ist ein Heilmittel für die Verzweiflung und das Leid. Sie gilt nicht für die zukünftigen Ereignisse und Sünden, sodass sie ein Grund für Müßiggang und einen liederlichen Lebenswandel sein könnten. Das heißt, die Frage nach der göttlichen Vorherbestimmung ist nicht ein Bestandteil des Glaubens, um sich aus seiner misslichen Lage zu erretten und von seiner Verantwortung zu entbinden, sondern wurde Bestandteil des Glaubens, um sich vor Hochmut und Stolz bewahren zu können. Jener Bruchteil menschlicher Willensfreiheit wurde Bestandteil religiöser Überzeugung, um auf sie die menschliche Bosheit zurückführen zu können, nicht aber um sie als Quelle aller guten Werke angeben zu können und so einen pharaonengleichen Stolz zu nähren.
So ist denn, wie ja der Qur'an sagt, der Mensch für seine Bosheit voll und ganz verantwortlich, denn er ist es, der das Böse erstrebt. Da die Bosheit Zerstörungscharakter hat, vermag der Mensch durch ein wenig Bosheit viel Zerstörung anzurichten. Und dafür verdient er mit Recht eine fürchterliche Strafe. - Vergleichbar einem Streichholz, das ein Haus in Brand zu stecken vermag. - Aber bei guten Werken hat er kein Recht darauf stolz zu sein. Dabei ist sein Anteil zu gering. Denn, der, der das Gute wünscht und fordert, ist die Barmherzigkeit Gottes und der es schafft, ist die Macht des Herrn. Wunsch nach dem Guten und Antwort dafür, Ruf danach und dessen Ursachen kommen beide von dem Gerechten. Der Mensch wird allein dazu ermächtigt durch Gebet, durch Glaube, durch Bewusstwerdung und Zustimmung.
Wer aber das Böse wünscht, ist die Begierde des Menschen (entweder durch seine Fähigkeit oder durch seine Entscheidung), so wie einige Dinge durch die schönen, weißen Strahlen der Sonne Schwärze und Fäulnis bekommen. Diese Schwärze ist aber auf ihre Eigenschaften zurückzuführen. Der jedoch das Schlechte durch göttliches Gesetz hervorruft, das so viele schöne Dinge zu Folge hat, ist wiederum der Gerechte. Die Ursache und der Wunsch nach dem Bösen entspringen aber aus der Begierde des Menschen, sodass sie die Verantwortung dafür trägt. Die Erschaffung und das ins Dasein bringen, die dem Gerechten gehören, sind schön und gut, weil sie noch weitere schöne Folgen und Früchte haben. So lautet denn das Geheimnis dahinter wie folgt:
Das Erwerben des Bösen ist böse. Das Erschaffen des Bösen ist nicht böse. So sollte denn ein fauler Mann, wenn er Schaden von dem Regen erleidet, der doch viele Segnungen in sich enthält, nicht sagen: »Regen ist kein Segen.« Es liegt in der Tat in dem Erschaffen und Ins-Dasein-bringen von dem ein klein wenig Schlechten auch sehr viel Gutes. Wegen des ein klein wenig Schlechten sehr viel Gutes verlassen, heißt, sehr viel Schlechtes entstehen lassen. Darum wird dieses ein Teil Schlechte als Gutes gezählt. In dem, was Gott erschafft, gibt es nichts Schlechtes oder Hässliches. Vielmehr ist es auf die Einstellung des Dieners und auf seine Eigenschaften zurückzuführen. Denn so wie das göttliche Vorherwissen, so gilt auch hinsichtlich der Ziele und Früchte, dass sie frei sind von allem, was schlecht oder hässlich wäre, desgleichen gilt auch hinsichtlich von Mittel und Grund, dass diese geheiligt sind und frei von Schuld und Sünde. Denn die göttliche Vorherbestimmung bezieht sich auf die eigentlichen Gründe und wird gerecht. Die Menschen errichten mit äußerlich sichtbaren Mitteln der Gerechtigkeit ein Gebäude und stürzen in die Ungerechtigkeit, wo die göttliche Vorherbestimmung gerecht ist. Zum Beispiel: Der Richter verurteilt dich wegen Diebstahls zu einer Haftstrafe. Du bist aber kein Dieb. Doch es gibt da einen heimlichen Mord, von dem niemand etwas weiß. So hat dich denn auch göttliche Vorsehung zu dieser Gefängnisstrafe verurteilt. Doch die göttliche Vorherbestimmung verurteilt dich aber auf Grund deines heimlichen Mordes und bewirkt Gerechtigkeit. Was den Richter betrifft, so hat er dir dadurch, dass er dich wegen Diebstahls zu Unrecht verurteilt hat, Gewalt angetan. Hier wird in zweierlei Hinsicht sichtbar, wie die göttliche Vorherbestimmung und das Erschaffen Gottes in ein und derselben Sache gerecht und das menschliche Tun ungerecht werden kann. Vergleiche andere Dinge damit. Das heißt also, dass die göttliche Vorherbestimmung und das Erschaffen hinsichtlich des Anfangs und des Endes, des Wesentlichen und der Einzelheiten, der Ursachen und deren Folgen frei von Bosheit und Fehlerhaftigkeit sind.
Wenn man sagt: Wenn im Bereich menschlichen Willens keine Möglichkeit gegeben ist, etwas aus dem Nichts zu erschaffen und in der Hand des Menschen nichts anderes liegt, als eine schöpferische Vorstellung, wie kommt es dann, dass der Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, dem Menschen den Zustand eines Rebellen und eines Feindes dem Schöpfer der Himmel und der Erde gegenüber zuschreibt? Der Schöpfer der Erde und der Himmel klagt ihn gewaltig an. Um dem gläubigen Diener gegen diesen rebellischen Menschen zu helfen, bietet Er sich selber und Seine Engel an. Er nimmt ihn als Feind überaus ernst.
Antwort: Es ist dies so, weil Unglaube, Rebellion und Bosheit negativ und destruktiv sind. In Wirklichkeit können gewaltige Zerstörungen und endloses Fehlen auf eine Ursache zurückgeführt werden, die nur eingebildet ist und fehlt.
So wie ein riesiges Schiff untergeht, weil der Steuermann nicht seine Pflicht erfüllt hat, und damit die Anstrengungen aller Arbeiter und Angestellten zunichte gemacht hat, sind diese Zerstörungen auf einen einzigen Fehler zurückzuführen. So können auch Unglaube und Sünde, da sie von negativer und destruktiver Art sind, und der freie Wille des Menschen nur eine Annahme ist, Zerstörungen anrichten und die Ursache einer fürchterlichen Wirkung sein. Denn da der Unglaube, der eine einzige Sünde ist, eine Beleidigung des ganzen Weltalls mit Wertlosigkeit und Sinnlosigkeit, eine Anschuldigung der Lüge allen Seins, die die Beweise der Einheit Gottes aufzeigen und eine Verachtung aller Erscheinungen der Gottesnamen, ist es lautere Weisheit, wenn Gott der Gerechte anstelle des ganzen Weltalls, allen Seins und der göttlichen Namen den Ungläubigen heftig anklagt und ihn fürchterlich bedroht und es ist lautere Gerechtigkeit, wenn er ihn für ewig bestraft. Da der Mensch nun einmal durch Unglaube und Auflehnung in die Richtung der Zerstörung geht, kann er durch ein Wenig Aktivität sehr viele Dinge vollbringen. Darum brauchen die Leute des Glaubens gegen sie große Unterstützung von Gott dem Gerechten. Übernehmen auch zehn starke Männer die Überwachung und Instandhaltung eines Hauses und ein boshaftes Kind beschäftigt sich jedoch damit dieses Haus in Brand zu stecken, dann müsste man den Erziehungsberechtigten dieses Kindes, ja sogar den König selber ersuchen und sie ständig (um Hilfe) bitten. In gleicher Weise bedürfen auch die Gläubigen viel Beistand bei Gott dem Gerechten, um solchen sittenlosen Leuten der Auflehnung widerstehen zu können.
Zusammenfassung: Wenn der Mann, der über das göttliche Vorherwissen und die Freiheit des menschlichen Willens spricht, in der göttlichen Gegenwart lebt und einen vollkommenen Glauben besitzt, so führt er sich selbst und die Welt auf Gott den Gerechten zurück und weiß, dass sie Seiner Herrschaft unterstehen. Dann hat er auch das Recht, über das göttliche Vorherwissen und die menschliche Willensfreiheit zu sprechen. Da er nun einmal weiß, dass seine Seele und alle Dinge Gottes des Gerechten sind, kann er sich auch auf seinen freien Willen stützen und dafür die Verantwortung übernehmen. Er erkennt an, dass er der Ort ist, von dem das Böse ausgeht und erweist der Heiligkeit des Herrn die Ehre. Er verbleibt im Bereich der Anbetung und tut seine Schuldigkeit gegenüber dem göttlichen Anerbieten. So behält er denn auch das göttliche Vorherwissen im Blick, um nicht stolz zu werden auf die Vollkommenheiten und die Schönheiten, die durch ihn zum Ausdruck kommen, und anstatt überheblich zu werden, dankt er. Bricht ein Unglück über ihn herein, sieht er darin die göttliche Vorherbestimmung und fasst sich in Geduld.
Ist der Mensch, der über das göttliche Vorherwissen und die menschliche Willensfreiheit spricht, einer von den gottvergessenen Leuten, so hat er kein Recht über das göttliche Vorherwissen und die menschliche Willensfreiheit zu sprechen. Denn eine eigenwillige Seele, die durch ihre Irrtümer und durch ihre Gottvergessenheit auf Abwege geraten ist, und die Welt auf deren Ursachen zurückführt, teilt diesen zu, was Gott gehört und übereignet sogar sich selbst. Ihre Taten schreibt sie sich selbst und deren Ursachen zu. Ihre Verantwortlichkeit und ihre eigene Fehlerhaftigkeit überträgt sie dem Schicksal. Damit aber wird die Diskussion über den freien Willen als einer letzten Endes von Gott dem Gerechten verliehenen Fähigkeit sinnlos und damit zugleich auch die über das göttliche Vorherwissen, das letztendlich die Quelle unserer Betrachtungsweise sein sollte. Sie ist ganz und gar aller Weisheit entgegengesetzt und ein Betrug der Seele, um sich vor der eigenen Verantwortlichkeit zu retten.
Zweiter Abschnitt: Den Leuten der Wissenschaft gewidmet ist sie eine Wissenschaft die feinfühlig und sorgfältig untersucht. Dieser zweite Abschnitt beschäftigt sich um die tiefste und äußerst komplizierte Frage über das Geheimnis der göttlichen Vorherbestimmung. Es ist eine Frage über die theologischen Glaubensgrundsätze, die unter allen Forschern unter Gelehrten äußerst wichtig ist und diskutiert wird. In der Risale-i Nur ist sie völlig geklärt.
Wenn du sagst: »Wie lässt sich der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung mit dem Glauben an den freien Willen des Menschen vereinbaren?«
Antwort: Auf siebenfältige Weise...
Erstens: So wie das All durch Ordnung und Ausgewogenheit eine Weisheit zum Ausdruck bringt und durch seine Gerechtigkeit Zeugnis ablegt für den Gerechten und Allweisen, so wurde dem Menschen mit Sicherheit auch ein uns in seinem Wesen unbekannter freier Wille gegeben, welcher ihm Quelle zu Lohn und Strafe ist. So wie wir sehr viele Weisheiten des Gerechten Allweisen nicht kennen, so ist unsere Unkenntnis kein Beweis dafür, dass sich die Freiheit des menschlichen Willens mit der göttlichen Vorherbestimmung nicht vereinbaren lassen.
Zweitens: Notwendigerweise verspürt jeder in sich selbst einen Willen. Er weiß von innen heraus um das Vorhandensein eines solchen Willens. Das Wesen der Existenzen zu kennen ist die eine Sache, und ihre Erscheinungsform zu kennen ist eine andere Sache. Es gibt viele Dinge: Obwohl uns die Erscheinungsform offensichtlich ist, bleibt uns ihr Wesen dennoch unbekanntâ?¦ So ist es auch mit dem freien Willen, den wir hier mit einreihen können. Es ist nicht alles begrenzt auf das Wissen, das wir davon haben. Unsere Unwissenheit beweist nicht, dass er nicht vorhanden ist.
Drittens: Der Glaube an den freien Willen ist nicht unvereinbar mit dem Glauben an die göttliche Vorherbestimmung. Vielmehr bestätigt der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung den Glauben an die Freiheit des menschlichen Willens. Denn die Vorherbestimmung ist eine Art des göttlichen Wissens. Das göttliche Wissen kennt, was unser freier Wille entscheidet. Weil dies aber so ist, bestätigt der Glaube an die Vorherbestimmung Gottes, dass wir über einen freien Willen verfügen, er hebt ihn nicht auf.
Viertens: Die Vorherbestimmung ist Wissen. Das Wissen ist aber von Kenntnissen abhängig. Das heißt, so wie etwas geschehen ist, so ist dementsprechend auch unsere Kenntnis davon. Die Kenntnisse sind aber nicht vom Wissen abhängig. Das heißt, die Grundlagen im Wissen sind nicht Hauptgründe, dem, was zu Stande kommen wird, einen sichtbaren Körper zu verleihen und ihn zu verwalten. Denn das, was zu Stande kommen wird, sein Wesen und sein sichtbarer Körper sind auf Wille und Macht angewiesen. Ferner ist die Urewigkeit nicht ein Ende der vergangenen Kettenreihe, sodass man sie für die Entstehung der Dinge als Ursprung hält und dementsprechend von einer Zwangsläufigkeit ausgeht, sondern, die Urewigkeit ist mit einem Spiegel vergleichbar, der von der Höhe herab schaut und die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zugleich erfasst. Sich innerhalb der vergangenen Seite, die sich im Bereich des Möglichen erstreckt, ein Ende vorzustellen und es die Urewigkeit zu nennen und sich einzubilden, dass sich die Dinge in das Wissen des Urewigen einreihen, während wir selber außerhalb dessen stehen und dementsprechend zu urteilen, entspricht nicht der Wahrheit. Um dieses Geheimnis zu entschleiern, betrachte das folgende Beispiel:
In deiner Hand befinde sich ein Spiegel. Stell dir nun vor, nach der rechten Seite hin erstrecke sich die Vergangenheit und nach der linken Seite hin erstrecke sich die Zukunft. Der Spiegel aber erfasst nur das, was ihm gegenüber liegt. Des Weiteren erfasst er zu beiden Seiten eine gewisse Strecke. Den größten Teil jedoch erfasst er nicht. Je tiefer sich dieser Spiegel befindet, desto weniger vermag er zu sehen. Je mehr man ihn jedoch nach oben empor zieht, desto mehr erweitert sich die Reichweite dieses Spiegels. Allmählich erfasst er mehr und mehr alle beiden Erstreckungen gleichzeitig und im selben Augenblick. Und darum kann man also nun nicht mehr sagen, dass der Spiegel in dieser Stellung durch seine Projektion bei dieser Entfernung die ablaufenden Zeiten einander vorausgehen, nachfolgen, einander entsprechen oder einander entgegengesetzt sind. Da die Vorherbestimmung zu dem Wissen des Urewigen gehört, erfasst das Wissen des Urewigen nach der Erklärung einer Hadith »aus einem hohen Blickwinkel heraus von Ewigkeit zu Ewigkeit alles, was geschah und was geschehen wird, in einem, und umfasst es von seinem hohen Standpunkt aus.« Wir und unsere Beurteilung können nicht außerhalb dessen stehen, sodass es (das Wissen des Urewigen) einem Spiegel gleichen sollte, der auf Seiten der Vergangenheit steht.
Fünftens: Die Vorherbestimmung steht mit Ursache und Wirkung gleichzeitig in Beziehung. Das heißt: diese Wirkung tritt mit dieser Ursache ein. Weil dies aber so ist, darf man nicht sagen: »Es war nun einmal diesem Mann bestimmt, zu dieser Zeit zu sterben. Was war die Schuld dessen, der aus freiem Willen geschossen hat. Und hätte dieser nicht geschossen, wäre jener dann dennoch gestorben.«
Frage: Warum darf man so nicht sagen?
Antwort: Das ist so, weil sein Tod mit dem Schuss aus seinem Gewehr in göttlicher Vorherbestimmung im Zusammenhang steht. Stellst du dir vor, er hätte nicht geschossen, dann heißt das, dass du dir vorstellen musst, dass dieser Zusammenhang in der göttlichen Vorherbestimmung nicht existierte. Woraus willst du dann seinen Tod schließen? Du musst dir die göttliche Vorherbestimmung entweder nach Art der Schule Djebri vorstellen: Die Ursache ist das eine, die Wirkung etwas anderes; oder die göttliche Vorherbestimmung leugnen, wie dies die Schule der Mu'tezila tut, dich von »den Leuten der Sunnah und der Gemeinschaft« trennen und dich der Gruppe der Irregehenden anschließen. Weil dies so ist, sagen wir, die Leute der Wahrheit: »Wäre der Schuss nicht abgefeuert worden, so bliebe auch der Tod des Mannes für uns unbestimmt.« Die Schule Djebri sagt: »Hätte er nicht geschossen, wäre er dennoch gestorben.« Die Schule Mu'tezile sagt: »Hätte dieser nicht geschossen, wäre jener nicht gestorben.«
Sechstens: Eine Wahrheit, bestimmt für Gelehrte, die sich besonders der Forschung widmen. Nach der Lehre Maturidis ist die Neigung (etwas zu tun), welche einer Willensentscheidung grundsätzlich vorausgeht, eine Vorstellung, die sich auf den Diener zurückführen lässt. (D.h. also: Eine Vorstellung, die sich der Mensch selbst macht, wird zur Neigung, etwas zu tun.) Jedoch nach der Lehre von Esh'ari wird (die Neigung etwas zu tun) nicht auf den Diener zurückgeführt, weil sie unter dem Blickwinkel von etwas bereits Gegebenem betrachtet wird. (Mit anderen Worten: Die Neigung, etwas zu tun, stammt von Gott.) Doch der Gebrauch, (den der Mensch von seiner ihm von Gott eingegebenen) Neigung macht, ist nach Esh'ari nur eine vorgestellte Sache (d.h. also eine menschliche Angelegenheit). Dann aber ist diese Neigung (nach Maturidi) oder dieser Gebrauch (also nach Esch'ari das, was der Mensch daraus macht) nur eine bedingte Sache. Sie haben in Wahrheit keine äußere Existenz (mit anderen Worten: Die Vorstellung, die sich der Mensch macht, und aus der dann die Neigung erwächst, etwas zu tun, bzw. das, was er aus seiner Neigung macht, sind menschlich vergängliche Dinge und keine konkreten, ewig göttlichen Werke).
Was eine vorgestellte Sache betrifft, so benötigt sie keine vollständige Ursache, sodass aus der Existenz der vollständigen Ursache die Notwendigkeit, die Zwangsläufigkeit und die Unerlässlichkeit in die Mitte kommt und die menschliche Willensfreiheit aufhebt. (D.h.: Wenn alle notwendigen Vorbedingungen eines Geschehens erfüllt sind, dann geschieht, was geschehen muss, zwangsläufig und ohne den Einfluss des menschlichen Willens.) Wenn jedoch die Ursache einer vorgestellten Sache eine Gestalt annimmt, die den Grad einer Priorität hat, kann diese vorgestellte Sache sich als gesichert erweisen. Wenn aber dies nun einmal so ist, kann man sie zugleich auch wieder fallen lassen. Der Qur'an sagt dann in diesem Augenblick dazu: »Das ist schlecht, tu es nicht!« Wenn der Diener in der Tat als Schöpfer handeln könnte und die Fähigkeit etwas zu erschaffen besäße, wäre zugleich auch seine Willensfreiheit aufgehoben. (Mit anderen Worten: Wäre der Mensch ein Schöpfer, dann hätte sein Wunsch die Fähigkeit etwas zu erschaffen, ohne dass dazwischen noch ein Entscheidungsspielraum bliebe.) Denn nach dem Grundsatz der Quellenlehre (= Qur'an, Tradition, Analog und Übereinstimmung) und der Weisheit (= Auslegung der Lehren des Qur'an) heißt ein Grundsatz:
»Was nicht notwendig ist, kommt nicht zu Stande.«
(Das heißt: Wo die Voraussetzungen nicht gegeben sind, da entsteht auch nichts.) D.h. erst wenn die Ursachen vollständig sind, kann etwas ins Dasein treten. (D.h. erst wenn alle Bedingungen erfüllt sind, kann auch die Wirkung eintreten.) Was aber die vollständige Ursache betrifft, so erfordert sie die Wirkung mit Notwendigkeit und Zwangsläufigkeit. (D.h.: Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, muss zwangsläufig auch die Wirkung eintreten.) Dann bleibt kein Wille. (D.h. Ursache und Wirkung lassen keinen Raum mehr für eine freie Entscheidung.)
Wenn du sagst: Eine Vorrangigkeit ohne Vorrang ist unmöglich Überlegenheit ist die eine Sache, Bevorzugung eine andere Sache. Der Unterschied ist groß. (d.h. wo kein Unterschied besteht, ist auch keine Wahl möglich), weil jener Anteil des Menschen, den wir eine vorgestellte Sache genannt haben, teils ausgeführt, teils nicht getan werden mag, wenn also kein notwendiger Vorrang gefunden wird, dann wird eine Wahl ohne Vorrang notwendig. (Mit anderen Worten: Es ist dem Menschen gegeben, etwas tun oder lassen zu wollen, je nach seiner Vorstellung. Wo es jedoch weder Vorzüge noch Nachteile gibt, müsste er wählen, ohne eine Auswahl zu haben.) Wenn dies aber so ist, widerspricht das dann nicht dem wichtigsten Grundsatz der Lehre und Wurzel des Wortes (d.h. jener Wissenschaft, die sich mit der Auslegung des Qur'an befasst?)
Antwort: Eine vorrangige Überlegenheit ohne Vorrang ist unmöglich. Denn ohne Grund und Vorrang ist eine Überlegenheit unmöglich. Andererseits ist eine Wahl ohne eine Bevorzugung möglich und geschieht auch. Wille ist eine Eigenschaft (d.h. es entspricht einer Fähigkeit des Menschen, etwas wollen zu können). Seine Wirkung ist es, eine solche Arbeit zu verrichten (d.h. der Wille ist dem Menschen gegeben, damit er eine Auswahl treffen kann.)
Wenn du sagst: »Da nun einmal Gott der Gerechte den Mord erschafft, warum nennt man mich dann noch einen Mörder?«
Antwort: Das ist so, weil nach den Grundregeln der Grammatik das Subjekt von einem Prädikat (also einem Verbum) abgeleitet wird, das auf ein Objekt bezogen bleibt und sich nicht auf ein Verbalnomen bezieht, dessen Objekt bereits feststeht. Prädikat ist das, was wir getan haben; und so bekommen wir auch den Titel eines Mörders. Das Verbalsubstantiv (das Morden) ist ein Geschöpf Gottes des Gerechten. Das, was eine Verantwortlichkeit erahnen lässt (also derjenige, welcher in seiner Menschlichkeit den Mord begeht) wird nicht von dem Verbalsubstantiv abgeleitet.
Siebentens: Der menschliche Wille und die Freiheit seiner Entscheidungsfähigkeit ist zwar schwach und nur eine vorgestellte Sache, doch hat Gott der Gerechte in Seiner allumfassenden Weisheit diesen schwachen Bruchteil menschlicher Willensfreiheit zur allgemeinen Bedingung für die Verbundenheit mit Seinem allumfassenden göttlichen Willen gemacht. Denn Er sagt sinngemäß. »Oh mein Knecht! Welchen Weg auch immer dein Wille begehren möge, auf diesen Weg werde ich dich auch führen. Doch wenn dies auch so ist, gehört dennoch die Verantwortung dir!« Wenn du also - um einmal einen wenn auch etwas unpassenden Vergleich zu gebrauchen - ein noch unmündiges Kind auf deine Schultern hebst und ihm die Wahl lässt: »Ich werde dich überall hintragen, wohin du möchtest.« Und du bringst nun dieses Kind nach seinem Wunsch auf einen hohen Berg und das Kind erkältet sich dabei oder stürzt, so wirst du sicherlich sagen: »Du hast es ja so gewollt.« Und ihm in seiner Verdrossenheit eine Ohrfeige geben. So betrachtet auch Gott der Gerechte und der Beste aller Richter den Willen Seines Dieners in seiner unendlichen Schwäche und macht ihn zur allgemeinen Bedingung für Seinen eigenen alles umfassenden Willen.
Zusammenfassung: Oh Mensch! Du verfügst über einen sehr schwachen Willen, den man als deine freie Entscheidung bezeichnet, einen Willen, der zwar äußerst schwach ist und doch einerseits äußerst weitreichend, wenn es um das Böse geht und um die Zerstörung und andererseits noch dazu äußerst unzureichend, wenn es um das Gute geht. Lege in die eine Hand dieses Willens das Gebet, damit diese Hand sich nach dem Paradies ausstrecke, das eine Frucht am Ende der Kette des Guten ist, und die ewige Glückseligkeit pflücke, die dessen Blume ist. Lege in seine andere Hand die Bitte um Vergebung, damit diese Hand nicht das Böse erreiche und nicht die Frucht jenes verfluchten Baumes pflücke, des Zakkum-Baumes, der aus der Hölle erwächst. Das also heißt, dass Gebet und Gottvertrauen, welche mit großer Kraft die Neigung zum Guten verstärken, während zu gleicher Zeit die Bitte um Vergebung und die Reue die Neigung zum Bösen bricht und die Widerstände zerschlägt.
Dritter Abschnitt: Der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung gehört zu den Grundpfeilern des Glaubens. Das heißt: »Jede Sache besteht nach der Bestimmung Gottes des Gerechten.« Sichere Beweise für die göttliche Vorherbestimmung sind dermaßen viel, grenzenlos, unzählbar. Mit einer einfachen und allgemein verständlichen Art wollen wir in der folgenden Einführung zeigen, wie stark und allgemeingültig dieser Glaubenspfeiler ist.
Einführung: Sehr viele qur'anische Verse wie
»Nichts Feuchtes und nichts Trockenes, was nicht in einer deutlichen Schrift verzeichnet wäre.« (Sure 6, 59)
stellen fest, dass alles vor seiner Entstehung und nach seiner Existenz verzeichnet ist. Die Verse des großen Qur'an der Macht, der das Universum genannt wird, bestätigen auch diese qur'anische Feststellung durch seine Verse in der Schöpfung wie Anordnung, Ausgewogenheit, Wohlordnung, Gestaltung, Verzierung und Unterscheidung. In der Tat bezeugen Schriften dieses kosmischen Buches in Versmaß und seine gereimten Wunderzeichen, dass alles verzeichnet ist. Die Beweise dafür, dass alle Dinge vor ihrer Existenz bestimmt und verzeichnet waren, sind alle Prinzipien, Kerne, Mengen und Gestalten und sie sind Zeuge dafür. Denn jedes Samenkorn und jeder Kern ist ein feines Kästchen von der Werkbank »Kaf-Nun« Diese beiden arabischen Buchstaben, gelesen Kaf-Nun, bilden das Wort »Kun«, das heißt, »Sei!«. Gott spricht diesen Befehl, wenn Er etwas erschaffen will. (Siehe: Sure 2, 117) (A.d.Ü.), ein kleines Inhaltsverzeichnis, gezeichnet durch die göttliche Vorherbestimmung und gespeichert. Die Macht stellt die Atome nach der Zeichnung jener Vorherbestimmung in Dienst und baut auf jenen Samenkörnchen riesige Wunderwerke der Macht auf. Also gilt alles, was ein Baum erleben wird, mit all den dazugehörigen Ereignissen als in seinem Kern verzeichnet. Denn die Samenkörner sind von ihrem Stoff her homogen und gleich. Von ihrem Stoff her haben sie keinen Unterschied. Überdies zeigt die ausgewogene Menge jedes Dinges eindeutig die göttliche Vorherbestimmung. Egal, welches Lebewesen man zu betrachten vermag, so sieht man eine Menge, eine Gestalt, als kämen sie aus einer überaus weisheitsvollen und künstlerischen Gussform heraus. Um diese Menge, diese Gestalt und dieses Aussehen zu bekommen, muss es entweder eine stoffliche Gussform sein, die wunderbar und äußerst krumm und schief sein soll, oder eine geistige Gussform, die nach der göttlichen Vorherbestimmung wohlausgewogen und wissensbezogen ist und die der Urewige mit Seiner Macht schneidert und mit diesem Aussehen überzieht.
Betrachte zum Beispiel diesen Baum oder dieses Tier aufmerksam; Atome, die leblos, taub, blind, bewusstlos und einander ähnlich sind, bewegen sich um sein Wachstum und Gedeihen. Sie stoppen sich an krummen und schiefen Grenzen, als würden sie wohl die Stellen der Früchte und Nutzbarkeiten kennen, sehen und wissen. Dann lenken sie zu einer anderen Stelle ab, als würden sie ein noch größeres Ziel verfolgen. Also bewegen sich die Atome nach der geistigen Bestimmung, die aus dem göttlichen Vorherwissen kommt, und auf den geistigen Befehl entsprechend dieser Menge. Da es nun einmal bei den materiellen und sichtbaren Dingen derartig große Erscheinungen der göttlichen Vorherbestimmung gibt, folgen mit Sicherheit auch die Formen, die die Dinge im Laufe der Zeit tragen, und die Zustände die durch deren Bewegungen zu Stande kommen, derartiger Wohlordnung der göttlichen Vorherbestimmung.
In der Tat werden durch einen Kern zweierlei Erscheinungen der göttlichen Vorherbestimmung sichtbar. Die eine ist offensichtlich und gibt von der »Klaren Schrift« als eine Bezeichnung für den Willen und die Seinsbefehle Kunde und setzt darauf Zeichen, und die andere ist theoretisch und berichtet von dem »Klaren Vorbild« als eine Bezeichnung für den Befehl und das Wissen Gottes und weist darauf hin. Was offensichtliche Vorherbestimmung betrifft, so ist sie materielle Eigenschaften, Zustände und Glieder eines Baumes, den jener Kern beinhaltet und später zu betrachten ist. Was aber die theoretische betrifft, so ist sie die Umwandlungen, Zustände, Formen, Bewegungen und Lobpreisungen eines Baumes, der aus jenem Kern erschaffen werden wird, welche er in der Zeitspanne seines Lebens erleben wird. Diese Formen, Zustände, Gestalten und Handlungen, die sich Zeit für Zeit verändern, nennt man den Lebenslauf. So gibt es je ein wohlgeordnetes Maß aus der göttlichen Vorherbestimmung für jenen Baum, für seine Äste und für seine Blätter usw. Da die gewöhnlichsten und einfachsten Dinge nun einmal den Erscheinungen der göttlichen Vorherbestimmung dermaßen stark ausgesetzt sind, so bringt das mit Sicherheit zum Ausdruck, dass alles Sein vor seiner Existenz verzeichnet war, was man durch ein wenig Aufmerksamkeit bemerkt.
Nun, was den Beweis betrifft, dass der Lebenslauf eines jeden Dinges nach seinem Ableben aufgeschrieben wird, so sind alle Früchte, die von der »Klaren Schrift« und dem »Klaren Vorbild« in der Welt kundgeben, und das Gedächtnisvermögen aller Menschen, welches von der »Wohlverwahrten Tafel« berichtet und darauf hinweist, je ein Zeuge und ein Merkmal dafür. In der Tat, was eine jede Frucht betrifft, so wird in ihrem Kern, der ihr Herz ist, der ganze Baum mit seinem gesamten Leben aufgeschrieben. Der Lebenslauf eines Menschen und auch zum Teil vergangene Ereignisse der Welt wird in seinem Gedächtnisvermögen auf solch eine Art eingeschrieben, dass die Hand der Macht durch die Feder Seiner Vorherbestimmung in dieses winzig kleine Vermögen, das so wenig Platz einnimmt wie ein Senfkorn, eine kleine Urkunde von den Taten des Menschen ausstellt und in seine Hand gibt, in die Tasche seines Gedächtnisses steckt, damit der Mensch am Tage der Abrechnung dazu veranlasst wird, sich daran zu erinnern.
Des Weiteren soll der Mensch sich damit innerlich überzeugen können, dass es in all diesem Tohuwabohu der Vergänglichkeit und des Untergangs sehr viele Spiegeln gibt, die nach der Ewigkeit gerichtet sind, und in denen der Allmächtige und Allweise die Identitäten der Untergehenden zeichnet, ihnen Form, Gestalt und Ewigkeit verleiht. Es gibt auch sehr viele Tafeln, die nach der Ewigkeit gerichtet sind, und auf denen der Allwissende Bewahrer und Erhalter den Sinn alles Vergänglichen aufzeichnet.
Zusammenfassung: Da nun einmal das Leben der Pflanzen, welches die einfachste und die unterste Stufe des Lebens ist, in einem solchen Grade von der Ordnung göttlicher Voraussicht abhängig ist, ist mit Sicherheit auch das Leben der Menschen, welches die höchste Stufe des Lebens ist, in all seinen Einzelheiten der göttlichen Vorausschau entsprechend in all seinen Einzelheiten vorgezeichnet und von Seiner Feder niedergeschrieben. Und so geben dann in der Tat, so wie Regentropfen Kunde geben von den Wolken, Wassertropfen auf ihre Quelle verweisen, Urkunden, Ausweise Zeichen setzen von der Existenz eines Großen Melderegisters, so verweist auch die von uns wohlbekannte Ordnung an der materiellen Seite des Lebens, welche die Göttliche Planung sichtbar macht und die innerliche, lebendige Ordnung, welche allem Lebendigen unsichtbar zu Grunde liegt, die Früchte, Spermen, Samenkerne und -körner, Formen und Gestalten, die Tropfen, Urkunden und Ausweisen gleichen, ganz offensichtlich auf Willen und Befehl, wie sie sich im Buch des Lebens, welches wir die »Klare Schrift« nennen, und im Wissen Gottes und im Göttlichen Ratschluss, der »Wohlverwahrten Tafel«, die wir das »Klare Vorbild« nennen, vorfinden.
Kurzum: Wir sehen nun deutlich, das alles was lebt, in der Zeit, da es wächst und sich entfaltet, seine Zellen bis an die äußersten Grenzen schickt, wo sie verharren. Dann ändern die Zellen ihre Richtung. An diesem äußersten Ende bringen sie dann den Ertrag ihrer Weisheit, ihren Gewinn, den Erfolg des Geschäfts. Und ganz offensichtlich sind die äußeren Abmessungen aller Dinge mit dem Stift Göttlicher Voraussicht entworfen und gezeichnet. So erweist es sich denn, dass es außer der bekannten, offensichtlichen göttlichen Voraussicht für die inneren Zustände lebender Wesen auch Trennlinien und Endstellen gibt, gezeichnet mit dem Stift göttlicher Vorausschau, wo wohlgeordnet Früchte wachsen. Die Macht (Gottes) ist der Ausführer, Seine Vorherbestimmung ist der Plan. Die Macht Gottes tuscht dieses bedeutungsvolle Buch des Kosmos über diesem Plan. Wir haben nun ein für alle Mal verstanden, dass die Trennlinien, an denen die Früchte reifen und die Enden, dort wo die Göttliche Weisheit wirkt, im konkret physischen wie im abstrakt spirituellen Sinne mit dem Stift göttlicher Vorausschau entworfen und gestaltet worden sind. Mit Sicherheit sind auch alle Zustände und Verhaltensweisen, denen alles, was da lebt, in der Spanne seines Lebens unterworfen ist mit diesem Stift göttlicher Voraussicht entworfen und gestaltet.
Wenn du sagst: »Die Vorherbestimmung hat uns in der Weise gebunden, dass sie unsere Freiheit aufhebt. Ist nicht der Glaube an die Vorherbestimmung eine Bürde und eine Einengung für das Herz und den Geist, die sich nach Ungebundenheit und Freizügigkeit sehnen?«, so lautet
die Antwort: Nie und nimmer! So wie es keineswegs eine Einengung bedeutet, vielmehr unendlich erleichtert, entspannt, erfreut und erfrischt, verleiht sie Sicherheit und Geborgenheit, Licht und Heiterkeit. Denn: Wenn ein Mensch nicht an die göttliche Vorherbestimmung glaubt, ist er gezwungen, im kleinen Kreise seines bisschen Freiheit, einer vorübergehenden Unabhängigkeit, ein Joch so schwer wie die Welt auf den armseligen Schultern seines Geistes zu tragen. Denn: Der Mensch ist mit dem ganzen Kosmos verbunden. Er hat grenzenlose Wünsche und Erwartungen. Weil seine Macht, sein Wille, seine Freiheit noch nicht einmal dem millionsten Teil von ihnen genügen können, lässt sich leicht verstehen, wie fürchterlich und entsetzlich der Druck der inneren Bedrängnis ist, unter der er leidet. So lässt ihn denn sein Glaube alles Schwere auf das Schiff der göttlichen Vorherbestimmung werfen und gibt ihm Raum, seine Reise in vollkommener Ruhe und in der vollendeten Freiheit des Geistes und des Herzens zu unternehmen. Er nimmt nur der herrschsüchtigen Seele ihre kleinen Freiheiten, vernichtet ihr pharaonisches Wesen, beseitigt ihre Herrschaft und lässt sie nicht so einfach tun, was immer sie gerne möchte. Der Glaube an die göttliche Vorherbestimmung ist so köstlich und von einer solchen Glückseligkeit, wie man sie nicht beschreiben kann. Mit dem folgenden Gleichnis wollen wir auf diese Köstlichkeit, diese Glückseligkeit nur mit einem Beispiel verweisen.
Da ziehen also nun zwei Männer zu dem Regierungssitz eines großen Königs. Sie gelangen zu dem privaten Schloss dieses Königs, einem Ort voll eigenartiger Dinge. Der eine kennt den großen König nicht. Er möchte an diesem Ort sich niederlassen, um zu rauben und zu stehlen. Jedoch fühlt er sich gezwungen, die in Schloss und Garten erforderlichen Unterhalts- und Verwaltungsarbeiten zu verrichten, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die Einnahmen zu überwachen und für die Bedienung der Geräte zu sorgen. Er muss die seltenen Tiere versorgen und sieht sich noch vielen anderen, ähnlichen Mühen und Anstrengungen ausgesetzt, die ihm beständige Mühen und Sorgen bereiten. Dieser paradiesesgleiche Garten wird für ihn selbst zu einer Hölle. Er bedauert alles. Er kann die Dinge nicht führen. Seine Zeit verbringt er im Bedauern. Und schließlich wird dieser ungezogene Dieb zur Strafe ins Gefängnis geworfen.
Der andere Mann aber kennt den König und er weiß, dass er ein Gast des Königs ist. Er ist davon überzeugt, dass alles, was in diesem Schloss und diesem Park geschieht, dem Gesetz entsprechend geordnet vonstatten geht und dass alles planmäßig, in vollkommener Weise und ohne alle Schwierigkeiten bewerkstelligt wird. Er überlässt alle Mühen und Sorgen dem Gesetz des Königs und zieht in ganzer, unbeschwerter Heiterkeit Nutzen aus all den Köstlichkeiten dieses paradiesesgleichen Gartens. Gestützt auf die Güte des Königs und die Schönheit Seiner Verwaltungsvorschriften betrachtet er alle Dinge als angenehm und verbringt sein Leben in vollendeter Köstlichkeit und Glückseligkeit. So verstehe denn nun dieses Geheimnis
»Wer an die göttliche Vorherbestimmung glaubt und vertraut, ist geborgen und frei von allen Sorgen.«
Vierter Abschnitt: Wenn du sagst: »Im ersten Abschnitt hast du bewiesen, dass alle Dinge der göttlichen Vorherbestimmung schön und gut sind. Selbst das Böse, das aus ihm erwächst, ist gut. Auch das Hässliche ist schön. Doch im Hause dieser Welt widerlegen Katastrophen und Heimsuchungen diesen Urteilsspruch.«, so lautet
die Antwort: Oh meine Seele! Du mein Freund, der du aus einem starken Mitgefühl einen heftigen Schmerz empfindest! Alles Dasein ist reine Güte und Nicht-Sein reine Bosheit. Beweis dafür ist, dass alle Güte und jegliche Vollkommenheit (Grund und Basis in ihrem Da- und) Vorhandensein haben, alle Sünden, alles Leid und alle Unvollkommenheiten hingegen ihren Grund in einem Mangel haben.
Denn Mangel und Nichtsein ist nun einmal das reine Böse. Zustände, die auf ein Nichtsein hinauslaufen, oder das Gefühl eines Mangels hinterlassen, haben gleichfalls das Böse zu ihrem Inhalt. Darum findet das Leben, jenes strahlendste Licht des Daseins, kreisend in den verschiedenen Umständen, seine Kraft. Es tritt in unterschiedliche Zustände ein, wird gereinigt, nimmt zahlreiche Eigenschaften an, bringt die ersehnten Früchte, nimmt zahlreiche Stufen ein und zeigt auf schöne Weise die Ornamente der Namen (Gottes), des Spenders des Lebens. So ist es denn diese Tatsache, dass einige Zustände sich unerwartet einstellen und die Lebewesen mit Schmerzen, Leiden, Mühen und Heimsuchungen überfallen, wobei in ihrem Leben die Lichter des Daseins erneuert werden, die Finsternis des Nichtseins sich absondert und das Leben gereinigt wird. Denn: Stillstand, Ruhe und Schweigen, Trägheit und Müßiggang, Ruhepausen, Eintönigkeit und Langeweile sind ihrer Beschaffenheit nach und entsprechend ihrem Zustand eine Art von Negation, Mangel oder Abwesenheit. Sogar das größte Vergnügen wird durch Eintönigkeit wieder zunichte.
Zusammenfassung: Da das Leben nun einmal die Ornamente der Schönen Namen (Gottes) aufweist, sind auch alle Dinge, die im Leben geschehen können, schön und gut. Zum Beispiel: Da kleidet eine Persönlichkeit, die außerordentlich reich, in unendlichem Maße geschickt und in vielen Künsten erfahren ist, einen ganz gewöhnlichen armen Menschen, der ihm als Modell dienen soll, für eine Stunde und gegen Bezahlung mit einem juwelengeschmückten, künstlerisch gestalteten Gewand, das er verfertigt hat, um sein Kunstwerk vorzuführen und zugleich auch seine beachtliche Wohlhabenheit darzustellen. Er bearbeitet es an ihm, modelliert und verändert es. Auch schneidet, verändert, verlängert, verkürzt er daran, um jegliche Art seiner Kunstfertigkeit zum Ausdruck zu bringen. Wird nun aber etwa jener arme Tagelöhner zu dieser Persönlichkeit sagen: »Sie belästigen mich. Sie lassen mich verschiedene Haltungen annehmen, mich auf und nieder beugen. Du schneidest an meinem Gewand herum, das mich schmückt, verkürzt es und verdirbst mir meine Schönheit!«? Kann man (einem solchen Menschen) recht geben? Darf er denn sagen: »Du handelst unbarmherzig und ungerecht.«? So verändert denn gleich ihm auch der Schöpfer in Seiner Herrlichkeit, der Erschaffer ohne Gleichen unter vielen Umständen das Gewand unserer Existenz, mit dem Er die Lebewesen bekleidet, geschmückt mit Augen, Ohren, Herz und Verstand, mit seinen äußerlichen Sinnen und innerlichen Feinheiten, um so die Ornamente Seiner Schönen Namen vorzuführen. Er verändert sie unter vielen verschiedenen Umständen. In den Vorfällen von Schmerz und Leid finden sich, um die starke Auswirkung einiger Seiner Namen aufzuzeigen, Strahlen Göttlicher Barmherzigkeit in diesem Blitz Göttlicher Weisheit und in diesen Strahlen Göttlicher Barmherzigkeit feine innere Schönheiten.