ABDULLAH4
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[h=1]Zweiundzwanzigtes Wort - Tauhid[/h]
[h=3]erstes Kapitel[/h]
»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Gott stellt für die Menschen Gleichnisse auf, damit sie sich ermahnen lassen sollten.« (Sure 14, 25) »Und so stellt Gott Gleichnisse für die Menschen auf, damit sie darüber nachdenken sollten.« (Sure 59, 21)
Einst wuschen sich zwei Männer in einem Teich. Da verloren sie wunderbarer Weise das Bewusstsein. Als sie ihre Augen wieder öffneten, sahen sie, dass sie in eine sonderbare Welt versetzt worden waren. Es war dies eine Welt, in der Anordnung und Einordnung an ein Königreich, ja eine Burg, ja sogar ein Schloss denken ließ. Voll Erstaunen blickten sie sich um. Sobald man sie in gewisser Weise betrachtete, schien sie eine riesengroße Welt zu sein. Betrachtete man sie in einer anderen Art, erschien sie ihnen wie ein wohlgeordnetes Königreich. Besahen sie sie in wieder einer anderen Art, glich sie einer vollendet schönen Burg. Und blickten sie abermals in einer anderen Weise auf sie, so kam sie ihnen wie ein Schloss vor, das eine weitere außerordentlich prächtige Welt in seinem Inneren beherbergte. Sie wanderten darin umher und betrachteten sie. Sie bemerkten, dass sie von Geschöpfen bewohnt war, die sich auf irgendeine Art miteinander verständigten. Doch verstanden sie deren Sprache nicht. Sie schlossen aber aus ihrem Verhalten, dass sie wichtige Aufgaben wahrnahmen und bedeutende Aufträge erfüllten.
Da sagte der eine der beiden Männer zu seinem Gefährten: »Dies ist eine wunderbare Welt, die sicherlich ihren Verwalter, ein wohlgeordnetes Königreich, das auch einen König, eine vollendet schöne Burg, die auch einen Burgherr, ein kunstvoll erbautes Schloss, das sicherlich auch seinen Baumeister hat. Wir sollten uns darum bemühen, ihn kennen zu lernen. Denn Er war es verständlicher Weise, der uns hierher gebracht hat. Wenn wir Ihn nicht kennen lernen, wer anders sollte uns dann helfen. Was können wir sonst schon von diesen armen Geschöpfen hier erwarten, deren Sprache wir nicht verstehen und die uns gar nicht beachten?
Außerdem wünscht der Herr, der diese riesengroße Welt in der Gestalt eines Königreiches, in der Form einer Burg, nach Art eines Schlosses gemacht und von seinem Anfang bis an sein Ende von wunderbaren Dingen erfüllt hat, es mit allen Arten von Ornamenten verziert und es mit eindruckerweckenden Wunderwerken ausgestattet hat, sicherlich etwas von uns und all denen, die hierher gekommen sind. Wir wollen Ihn kennen lernen. Zudem wäre es notwendig, zu erfahren, was Er von uns will.«
Doch der andere entgegnete ihm: »Ich glaube nicht, dass es so einen Herrn, wie du sagst, überhaupt gibt und er diese ganze Welt hier völlig allein regiert.« Sein Gefährte gab ihm zu Antwort: »Lernen wir Ihn nicht kennen und bleiben Ihm gegenüber gleichgültig, so ist der Vorteil, den wir dabei haben, gar keiner, der Nachteil, den das haben könnte, jedoch ein gewaltiger. Bemühen wir uns darum, Ihn kennen zu lernen, ist unser Einsatz nur ein geringer, der Gewinn, den wir erzielen könnten, jedoch ein gewaltiger. Ihm gegenüber gleichgültig zu bleiben ist also völlig sinnlos.« Jener Verblendete erwiderte jedoch: »Ich erblicke all meine Ruhe und mein ganzes Wohlergehen gerade darin, gar nicht an Ihn zu denken. Außerdem beschäftige ich mich nicht mit Dingen, die mein Verstand nicht erfassen kann. Alle diese Dinge hier sind nur zufällig. Ich verstehe zwar nichts von diesen Dingen, doch läuft hier alles von selbst und geht mich nichts an.« Sein verständiger Gefährte meinte aber: »Deine Verbohrtheit kann auch mich, ja sogar noch viele andere ins Unglück stürzen. Es geschieht manchmal, dass wegen eines Menschen Sittenlosigkeit ein ganzes Königreich untergeht.«
Wiederum wandte jener Verblendete ein: »Entweder beweist du mir unwiderleglich, dass dieses riesige Königreich einen einzigen König, einen einzigen Meister hat, oder aber du störst mich nicht länger!«
Nun machte ihm sein Gefährte folgenden Vorschlag: »Da also nun deine Verbohrtheit sich zum Irrsinn steigert, wirst du noch mit deiner Verbohrtheit den Zorn über uns und sogar das ganze Land heraufbeschwören. So werde ich dir also nun an Hand von zwölf Beweisen aufzeigen, dass diese Welt, die einem Schloss gleicht, dieses Königreich, das einer Burg gleicht, einen einzigen Meister hat und dass es einzig dieser Meister ist, der alles regiert. Bei Ihm gibt es weder Fehler noch Mängel. Dieser Meister, den wir nicht sehen können, sieht uns und alle Dinge, hört alle unsere Worte. Alle Seine Taten sind einzigartig und wunderbar. Alle diese Geschöpfe, die wir hier sehen, sind, auch wenn wir ihre Sprache nicht verstehen können, in Seinen Dienst gestellt.«
Erster Beweis: Komm her und schaue dich nach allen Richtungen um! Gib Acht auf alles! In allen diesen Dingen ist eine verborgene Hand am Werk. Denn siehe: ein Ding, das so klein ist wie ein Kern, der kaum soviel wiegt wie ein Dirhem (etwa 3g), vermag eine Last von tausenden Batman (etwa 8kg) zu tragen. Eine Anspielung auf so zarte Pflänzchen wie die Reben des Weinstocks, die sich selbst nicht erheben und ihre Früchte nicht selbst tragen können, strecken ihre kleinen Hände nach anderen Bäumen aus, umarmen sie und suchen an ihnen Halt. Das also heißt, dass sie nicht aus eigenem Antrieb arbeiten. Es ist da jemand im Verborgenen, der ihr mächtiger Herr ist und sie ans Werk setzt. Würden sie dies von sich aus tun, dann müsste alles hier im Lande rings umher einem Wunder gleichen. Es müssten alles dies hier außerordentliche Dinge sein, die von einem Wundertäter bewirkt wurden. Das aber wäre jedoch absurd.
Zweiter Beweis: Komm und achte einmal darauf, wie schön alle diese Felder und Wälder, die Straßen und Plätze, die Häuser und Wohnungen geschmückt sind! In ihnen allen gibt es etwas, das von diesem verborgenen Herrn Kunde gibt. Es ist so als trügen sie alle ein Siegel oder Wappen, dass von ihrem verborgenen Herrn Kunde gibt. Sieh doch einmal, was Er hier vor unseren Augen aus einem Dirhem Baumwolle schafft! Siehe, wie viele Ballen Tücher aller Art wie Batist oder Batikstoffe u. dgl. Er daraus hervorbringt! Siehe, wie viele Arten Süßigkeiten, wohlschmeckende Bällchen Köfte hier hergestellt werden! Kämen auch tausende von Menschen wie wir, sich damit zu bekleiden oder davon zu essen, es würde für sie alle reichen! Und betrachte einmal weiter, wie Er das Eisen hier, die Erde, das Wasser, die Kohle, das Kupfer, Silber und Gold unsichtbar in Seine Hand nimmt (und sie formt und in Seiner Hand aus Erde) Fleisch wird. Dritter Beweis: Komm und siehe diese einzigartigen, beweglichen Kunstwerke! Vierter Beweis: Oh du eigensinniger Freund! Ich will dir etwas zeigen, was noch wunderbarer ist. Schau, in diesem Land hat sich jedes Werk, jedes Ding verändert und verändert sich weiterhin. Nichts verbleibt im selben Zustand. Gib Acht, alle diese toten Gegenstände, die wir hier sehen, diese Kästchen, die nichts zu empfinden scheinen, haben alle die Gestalt eines absoluten Herrschers angenommen. Es ist, als herrsche jedes Ding über alle anderen Dinge. Betrachte also einmal diese Maschine hier! Es ist als erteile sie ihre Befehle. So kommen denn alle Werkzeuge und Materialien, die sie für Schmuck und Werk benötigt, von weit entfernten Stätten herbeigelaufen. So siehe denn, wie auch dieses leblose Ding hier sich so, als ob es nur eines Winkes bedürfe, ein anderes riesengroßes Ding dienstbar macht und für sich arbeiten lässt. Ziehe hierzu auch noch andere Dinge zum Vergleich heran! Es ist, als ob ein jedes Ding alles in der Welt erschaffene in seinen Dienst stellte. Wolltest du also nun diesen verborgenen Herrn nicht anerkennen, dann müsstest du alle die Meisterschaft, die Kunstfertigkeiten, Vollkommenheiten, die wir in allem Geschaffenen, in den Steinen, in der Erde, den Tieren und den Menschen finden, (Stück für Stück) jedem einzelnen Ding zuschreiben. So müssten also an Stelle des allein wunderwirkenden Herrn, (an den zu glauben dir) weit davon entfernt (erscheint,) vernünftig zu sein, Milliarden von Wundertätern da sein, die gleich Ihm und zugleich einander entgegengesetzt und dennoch einander gleich und wiederum ineinander zu finden sein sollten, sodass diese Ordnung nicht zerstört werde und die Welt nicht in Unordnung gerate. Würden sich jedoch in diesem Riesenreich auch nur zwei Finger (eines fremden Partners von außen) einmischen, (geriete alles) durcheinander. Denn wo zwei Schulzen in einem Dorf, zwei Meister auf einer Burg, zwei Könige in einem Reich wären, bringen sie alles durcheinander. Wie also wäre es denkbar oder möglich, dass es unzählige absolute Herrscher geben könnte?!
Fünfter Beweis: Oh du argwöhnischer Freund! Komm nun und achte auf die Kunstwerke dieses Schlosses, alle die Schönheiten dieser Stadt, die ganze große Ordnung in diesem Reich und denke über alle die wundervollen Werke in dieser Welt nach! Wäre die Feder des verborgenen Herrn, der so wunderbar und meisterhaft ist, nicht am Werke und müsste man also die Kunstwerke anderen unbedachten Ursachen, blindem Zufall und den tauben Kräften der Natur zuschreiben, so wäre es auch notwendig, dass in diesem Reich selbst jeder Stein und jedes Kraut ein so wundervoller Schreiber, ein so außerordentlicher Kalligraph sein müsste, dass er in einen einzigen Buchstaben tausend Bücher hineinschreiben und in einem einzigen Ornament Millionen von Kunstwerken zusammenfassen könnte. Denn sieh einmal wie sich in jedem dieser Steine die Kunstwerke des ganzen Schlosses, die Gesetze zur Verwaltung einer ganzen Stadt, das Programm zur Gestaltung eines großen Reiches wiederfinden. Das aber heißt, dass die Verfertigung solcher Kunstwerke ebenso wunderbar ist wie die Gestaltung des großen Reiches. Wenn das aber so ist, dann ist auch jedes Schmuckstück, jedes Kunstwerk gleich einer Verkündigung oder einem Siegel dieses verborgenen Herrn. Sechster Beweis: Komm, wandern wir über diese weite Ebene! Könnte es also in dieser Welt etwas geben, was noch unvorstellbarer wäre, als dass unter diesen Dingen, die wir hier sehen, Dinge rein zufällig sein könnten, oder sinnlos oder nutzlos, oder dass sich verschiedene Hände (in ihre Verwaltung) einmischen könnten, dass ihr Meister nicht aller Dinge mächtig wäre, oder sie Ihm nicht dienstbar wären?! Nun denn, mein Freund! Wenn du nun noch dazu in der Lage bist, versuche doch noch einen Einwand dagegen vorzubringen!
Siebenter Beweis: Nun komm, mein Freund! Lassen wir nun die Einzelheiten und wollen wir statt dessen das Verhältnis der einzelnen Bestandteile dieser wunderbaren Welt zueinander betrachten, welche die Gestalt eines Schlosses hat. Siehe nun: In dieser Welt geschehen alle Dinge, vollziehen sich die großen, allgemeinen Umwandlungen in einer Ordnung von so hohem Grade, dass alle Steine, die Erde und die Bäume und alle Dinge, die wir in diesem Schloss (und in seinen Gärten) vorfinden, jede für sich wie selbständig handelnd, die ganze, umfassende Ordnung in dieser Welt beobachten und sich im Einklang mit ihr bewegen. Dinge, die am weitesten voneinander entfernt sind, eilen einander zu Hilfe. So siehe denn: Aus der unsichtbaren Welt kommt eine Karawane gezogen. Ihre Tragtiere sind die Bäume und alle die übrigen Pflanzen, ja selbst die Berge, sie tragen ein Tablett mit Speisen auf ihren Köpfen. Siehe nun: Sie bringen den verschiedenen Tieren, die auf dieser Seite (= dem Diesseits) warten, ihre Nahrung. Und siehe weiter: Jene gewaltige elektrische Lampe in der Kuppel (des Schlosses) spendet ihnen Licht und kocht ihnen zugleich auch all ihre Speisen auf das Beste. Man braucht nur die Speisen, die wie von unsichtbarer Hand an einem Strick befestigt zu sein scheinen, zum Kochen vor sie zu halten. Und siehe nun weiter, wie dort vor diesen armen, schwachen, kraftlosen und hilflosen Jungen (der Tiere) kleine mit köstlicher Nahrung gefüllte Säckchen herabhängen, Brunnen gleich, an denen sich diese kraftlosen Geschöpfe nur noch mit ihrer Schnauze festzusaugen brauchen. Zusammenfassung: Alle Dinge in dieser ganzen Welt helfen einander, als wären sie für einander bestimmt, reichen einander die Hand, als könnten sie einander erkennen und verstehen. Um sich einander zu vervollkommnen, stehen sie zueinander Schulter an Schulter. Sie stärken einander den Rücken und arbeiten zusammen. Du kannst nun alle Dinge heranziehen, um sie damit zu vergleichen! Die Anzahl der Beispiele ist nicht zu zählen... So zeigen denn alle diese oben angeführten Beziehungen und Verhältnisse mit der gleichen Sicherheit, mit der zwei mal zwei vier ist, dass dem Meister dieses wunderbaren Schlosses, d.h. dem Herrn dieser einzigartigen Welt, alle Dinge dienstbar sind. Jedes Ding arbeitet nach Seinem Willen. Alle Dinge gleichen Soldaten, die bereit sind, Ihm zu dienen. Alle Dinge laufen (wie ein Geschäft, eine Maschine) durch Seine Kraft. Alle Dinge bewegen sich auf Seinen Befehl. Alle Dinge werden in Seiner Weisheit geordnet. Alle Dinge helfen einander mit Hilfe Seiner Freigiebigkeit (d.h. des Menschen Hilfe kommt von Gott). Alle Dinge eilen in Seiner Barmherzigkeit einander zu Hilfe, d.h. sie werden durch sie in Bewegung gesetzt. Nun denn, mein Freund, wenn du nun noch dazu in der Lage bist, versuche doch noch ein Wort dagegen vorzubringen!
Achter Beweis: Komm, oh du mein unvernünftiger Freund, der du dich, gleich meiner Seele (nefs), selbst für klug hältst! Da willst du den Herrn dieses prächtigen Schlosses nicht anerkennen. Dabei weist doch jedes Ding auf Ihn hin, tut Ihn kund, legt für Ihn Zeugnis ab. Wie kannst du das Zeugnis all dieser Dinge leugnen! Doch in diesem Fall musst du auch dieses Schloss leugnen und sagen: »Die Welt gibt es gar nicht. Dieses Land gibt es nicht.« und leugne dich selbst und dann löse dich selbst in Nichts auf! Oder aber komm zur Vernunft und höre mich an! So siehe denn: Es gibt in diesem Schloss einheitliche Elemente, Stoffe, die dieses Schloss und das ganze Land erfüllen und es zugleich umschließen. Alle Dinge, die in diesem Lande hergestellt werden, sind offensichtlich aus diesen Stoffen gemacht. Das aber heißt, wem diese Stoffe gehören, dem gehören auch alle Dinge, die daraus verfertigt werden. Wem der Acker gehört, dem ist auch die Ernte. Wem das Meer gehört, dem ist auch alles, was darinnen ist. Und weiter siehe: alle diese gewebten Stoffe, diese mit kunstvollen Mustern angefertigten Tücher werden alle aus der gleichen Materie (z.B. aus Wollfäden) hergestellt. Derjenige, der das Ausgangsmaterial herbeischafft, es vorbereitet und sodann zu Fäden verspinnt, ist offensichtlich ein und derselbe. Denn diese Arbeit duldet keinen Partner. Da dies aber so ist, sind alle diese kunstvoll gewebten Stoffe Sein Eigentum.
Und weiter siehe: alle diese hier gewebten und verfertigten Stoffe aller Art finden sich überall im ganzen Land. Alle diese Kinder von der gleichen Art sind so verbreitet, dass sie alle gleichzeitig miteinander, nebeneinander, in gleicher Weise hervorgebracht werden. Das aber heißt, dass dies die Tätigkeit eines einzigen Herrn ist, auf einen einzigen Befehl in Gang gesetzt wird. Anderenfalls wäre es unmöglich, dass sie in ein und derselben Zeit auf gleiche Art, auf dieselbe Weise, übereinstimmend in Aufbau und Form miteinander harmonieren könnten. Da dies aber so ist, weisen alle diese kunstvoll gestalteten Dinge als eine Verkündigung jenes verborgenen Herrn auf Ihn allein hin.
Es ist, als sagte jeder einzelne dieser geblümten Stoffe, jede kunstvolle Maschine, jeder wohlschmeckende Bissen als Siegel dieses wundertätigen Herrn, Sein Stempelabdruck, Sein Kennzeichen, als das Mal Seiner Spur unausgesprochen: »Ich bin das Kunstwerk dessen, welcher auch der Eigentümer der Kisten und der Besitzer der Kaufläden ist, in denen ich mich befinde.« Und ein jedes Muster spricht: »Ich bin ein Muster, eingewebt in das Tuch dessen, der das Tuch und sein Muster und den ganzen Ballen Stoff gewebt hat.« Jeder wohlschmeckende Bissen spricht: »Der mich zubereitet hat, ist auch derjenige, dem der Topf ist, in dem ich mich befinde.« Jede Maschine spricht: »Der mich gebaut hat, ist auch derjenige, der im ganzen Lande alle die gebaut hat, die mir gleichen und der uns überall im ganzen Lande herstellt. Das heißt, Er ist auch der Eigentümer des Landes und der König dieses Reiches. Da dies aber so ist, kann nur der, dem das ganze Land gehört und welcher der Herr jenes Schlosses ist, unser Herr und Besitzer sein.« Um z.B. ein einziges Koppelschloss oder einen einzigen Uniformknopf besitzen zu können, wäre es notwendig, alle Fabriken zu besitzen, die sie herstellen, um deren tatsächlicher Besitzer zu sein. Man würde (diese Dinge) sonst einem zivilen Angeber aus der Hand nehmen, ihm sagen, dass sie Militärgut sind, und ihn deswegen bestrafen.
Zusammenfassung: Die Elemente dieses Landes sind Stoffe, die im ganzen Lande vorkommen. Auch ihr Besitzer kann nur ein Einziger sein, der Herr, dem auch das ganze Land gehört. So weisen denn die Kunstwerke, die im ganzen Reich verbreitet sind, da sie einander gleichen und dieselbe Prägung tragen, ja alles, was sich überall im ganzen Lande findet, darauf hin, dass sie Kunstwerke eines einziges Herrn sind, der über alle Dinge herrscht. Nun denn mein Freund! Es gibt nun einmal in diesem Lande, d.h. in jenem prächtigen Schloss, ein Merkmal der Einheit, ein einheitliches Siegel. Denn ein Teil der Dinge ist einfach und allumfassend. Ein anderer hingegen weist, obwohl sich (die Dinge einander) gleichen und sich überall finden, dennoch eine Einheit in seiner Art auf. Was diese Einheit betrifft, so weist sie immer auf den Einen hin. Das also heißt, dass sein Meister, sein Eigentümer, sein Herr, sein Erbauer ein und derselbe sein muss. Darüber hinaus achte nun auch darauf, wie hinter dem Schleier des Unsichtbaren ein Seil hervortritt. Siehe, wie sodann tausende von Fäden aus ihm hervor wachsen. Betrachte die Enden der Fäden: An ihnen sind Diamanten, Orden, Gaben und Geschenke angebunden. Sie bieten jedem das ihm entsprechende Geschenk an. Ja weißt du denn nicht, was für ein törichtes Verhalten es ist, einen solchen Herrn, der hinter einem so einzigartigen Schleier vor dem Unsichtbaren so wunderbare Gaben und Geschenke für Seine Geschöpfe hervorbringt, nicht anzuerkennen und Ihm nicht zu danken. Wolltest du Ihn jedoch nicht anerkennen, so wärest du ja gezwungen zu sagen: »Diese Fäden bringen an ihren Enden von selbst Diamanten und andere Geschenke hervor und bieten sie uns an.«
Dann aber müsste man auch einem jeden Faden die Bedeutung eines ganzen Königreiches zuschreiben. Dabei macht doch eine unsichtbare Hand vor unseren Augen diese Fäden und befestigt an ihnen die Geschenke. Das aber heißt, dass jedes Ding in diesem Schloss weit mehr auf jenen wundertätigen Herrn hinweist als auf sich selbst. Erkennst du Ihn nicht an, wirst du durch eine solche Leugnung all dieser Dinge hundertfach unter das Tier hinabsinken.
Neunter Beweis: Komm nun, mein Freund, der du nicht recht zu urteilen weißt! Du glaubst nicht an den Herrn dieses Schlosses und willst auch gar nicht an Ihn glauben. Denn das liegt dir fern. Da Seine Kunstwerke und Seine Taten so wunderbar sind, dass sie die Vernunft übersteigen, verirrst du dich zu deren Leugnung. Doch das, was dir wirklich fern liegt und was eigentlich schwierig für dich ist, die wahren Probleme und all die fürchterliche Mühsal entsteht daraus, dass du nicht an Ihn glaubst. Denn wenn wir an Ihn glauben, wird alles, was mit diesem Schloss, dieser Welt zu tun hat, so leicht, als handele es sich dabei nur um eine einzige Sache, wird ganz einfach. Darin findet sich die Quelle dafür, dass alles auf dem Markt so billig und so reichlich vorhanden ist. Wenn wir nicht an Ihn glauben und es Ihn gar nicht gäbe, dann würde jede einzelne Angelegenheit ebenso schwierig sein, wie sämtliche Angelegenheiten dieses ganzen Schlosses. Denn jedes einzelne Ding ist genauso kunstvoll wie das ganze Schloss. So bliebe dann nichts mehr, was noch billig und reichlich vorhanden wäre. Nichts mehr von den Dingen, die wir hier sehen, würde noch in unsere Hand, ja in niemandes Hände mehr gelangen. So betrachte denn nur einmal die hier an diesen Fäden hängenden Vorratspäckchen. Alles, was uns so fern liegt, alle Schwierigkeiten, Probleme, ja Katastrophen und alles, was unmöglich ist, entsteht in der Tat daraus, dass wir nicht an Ihn glauben. So bekommt ein Baum seine Lebenskraft aus einer einzigen Wurzel, entsprechend einem einzigen Gesetz, aus ein und demselben Boden. Die Gestaltung tausender von Früchten geschieht demnach mit der gleichen Leichtigkeit wie die einer einzigen Frucht. Wenn die Früchte dieses Baumes mit jeweils einem anderen Platz, einer anderen Wurzel, einem jeweils unterschiedlichen Gesetz verbunden wären, würde die Gestaltung jeder einzelnen Frucht genauso schwierig werden, wie die des ganzen Baumes. Auch die Ausrüstung eines ganzen Heeres von einer einzigen Zentrale aus, einem einzigen Gesetz entsprechend und durch eine einzige Fabrik geschieht trotz einer großen Zahl (Soldaten) genauso leicht wie die Ausrüstung eines einzigen Soldaten. Erfolgte aber die Ausrüstung und Versorgung jedes einzelnen Soldaten an ganz verschiedenen Orten, so müssten für die Ausstattung jedes einzelnen Soldaten ebenso viele Fabriken vorhanden sein, wie man für die Ausrüstung eines ganzen Heeres benötigt.
Den beiden Beispielen entsprechend gilt: Es ist in diesem wohlverwalteten Schloss, in dieser vollkommenen Stadt, in diesem blühenden Land, in dieser prachtvollen Welt die Erschaffung all dieser Dinge, wenn man sie auf einen einzigen Herrn zurückführt, ebenso einfach, geschieht mit der selben Leichtigkeit, dass in ihr die Ursache dafür zu finden ist, dass (alles) so unendlich billig und reichlich und in solcher Fülle vorhanden ist. Anderenfalls wären alle Dinge mit so vielen Kosten und Schwierigkeiten verbunden, dass man nichts davon erhalten könnte, gäbe man auch die ganze Welt dafür.
Zehnter Beweis: Komm nun, mein Freund, der du ein wenig zur Einsicht gelangt bist! Seit fünfzehn Tagen sind wir jetzt hier. Wenn wir die Anordnungen dieser Welt nicht kennen und ihren König nicht anerkennen, haben wir eine Strafe verdient. Es bleibt uns keine Entschuldigung mehr. Denn fünfzehn Tage lang ist man (als habe man uns eine Frist gesetzt) nicht an uns herangetreten. Doch sind wir sicherlich nicht ohne Auftrag hier. Inmitten dieser so empfindlichen, kunstvollen, schönen, harmonisch gestalteten und lehrreichen Kunstwerke können wir nicht wie Tiere umherlaufen und sie beschädigen und dürfen sie auch gar nicht beschädigen. Denn sicherlich ist auch die Strafe, die Seine Majestät, der König dieses Reiches verhängt, fürchterlich. Dass dieser Herr, welch mächtiger Herr Er in Seiner Majestät ist, mögt ihr schon daraus ersehen, dass Er diese riesengroße Welt lenkt und leitet, als sei sie ein Schloss und sie sich drehen lässt wie ein Schöpfrad. Er lenkt dieses große Reich so wie man einen Haushalt leitet, ohne dass dabei irgendwelche Mängel in Erscheinung treten. Siehe also, wie Er dieses Schloss, diese Stadt, dieses Land von Zeit zu Zeit in vollkommener Ordnung füllt und in vollkommener Weisheit wieder leert, so wie man eine Schale füllt und sie wieder leert. So wie man eine Tafel deckt und sie wieder aufhebt, so bringt Er in Seinem Riesenreich landauf, landab mit verborgener Hand der Reihe nach die verschiedensten Speisen, deckt damit die unterschiedlichsten Tafeln, lädt dazu ein und hebt sie wieder auf. Er hebt die eine auf und deckt schon wieder die nächste. Auch du kannst das beobachten und wenn du Verstand hast, kannst du verstehen, welch großzügige Gastfreundschaft sich hinter Seiner furchtbaren Majestät verbirgt. Und weiter siehe, wie alle diese Dinge Zeugnis für das Königreich ihres verborgenen Herrn und Seine Einheit ablegen. In gleicher Weise legen auch alle diese Umwandlungen und Veränderungen, (die vor unseren Augen vorüberziehen,) so wie Karawane um Karawane (vor unseren Augen) herangezogen kommt und vorüberzieht und so wie uns in der Tat (Blüten, die zu Früchten heranreifen,) Tisch um Tisch decken und danach die Tafel wieder aufheben, (wonach sich dann im Frühjahr mit Samen und Knospen der Kreis) wieder schließt, für Dauerhaftigkeit, Beständigkeit und Ewigkeit des Herrn ein Zeugnis ab. Denn zugleich mit allen vergänglichen Dingen vergeht auch ihre Zeit und mit ihr alles, was sie hervorgebracht hat.
Nach ihnen entsteht jedoch all das, was wir ihnen zugeschrieben hatten, wiederum neu. Das also heißt, dass nicht (diese vergänglichen Dinge) jene Werke hervorgebracht haben, es vielmehr die Werke dessen sind, (dessen Stern niemals sinkt und) der keinen Untergang kennt. Wenn des Stromes Wellen vergehen, der Glanz auf den ihnen nachfolgenden Wellen jedoch der gleiche ist wie der (Glanz der) ihnen vorangegangenen (Wellen), so wird daraus ersichtlich, dass (die Sonne), die ihnen Glanz verleiht, die (wahre) Herrin jenes hohen Lichtes ist, welches (das Wechselspiel aller Wellen) bescheint. So zeigt auch der rasche Wechsel aller Dinge und (der Umstand, dass) alle Dinge nach ihnen wieder die gleiche Farbe erhalten, dass dies eine Manifestation, ein Schmuck, ein Abbild, ein Kunstwerk des einen und ewigen Herrn ist, für den es nicht (Ende noch) Untergang gibt...
Elfter Beweis: Komm oh Freund! Ich will dir nun noch einen Beweis vor Augen führen, einen, der die gleiche Überzeugungskraft hat wie alle zehn vorangegangenen. Komm! Dort drüben in der Ferne ist eine Halbinsel. Wir wollen an Bord eines Schiffes gehen und hinüberfahren! Denn dort müssten die Schlüssel zu dieser verwunschenen Welt sein. Denn alle schauen nach dieser Halbinsel aus, richten auf sie ihre Erwartungen und erhalten von dort ihre Weisungen. Auf also, fahren wir hinüber! Wir sind also nun auf der Halbinsel angelangt. Siehe, dort findet eine mächtige Versammlung statt. Alle großen des Reiches scheinen sich da zu einer bedeutsamen Feier versammelt zu haben. Merke gut auf! Dort ist der Fürst, der Präsident dieser gewaltigen Versammlung. Komm, lass uns noch etwas näher herzutreten! Wir wollen diesen Fürsten kennen lernen! Sieh doch, welch berühmte Auszeichnungen er hat, und die mehr als tausend Orden, die er trägt! Und wie mächtig er im Wort ist! Und wie angenehm ist dennoch seine Gesellschaft und die Unterhaltung mit ihm! Ich habe in diesen fünfzehn Tagen ein wenig von dem erfahren, worüber er spricht. Nun magst auch du es von mir lernen. Siehe, er spricht von dem wundertätigen König dieses Landes. Er sagt: »Jener ruhmreiche König hat mich zu euch gesandt.« Siehe, er wirkt solche Wunder, dass kein Zweifel mehr daran bleibt, dass er der auserwählte Diener und Gesandte des Königs ist. Beachte nun, dass nicht nur die Geschöpfe dieser Halbinsel seinem Wort lauschen, er vielmehr auf wunderbare Weise alle im Land dazu bringt, ihn zu vernehmen. Denn von nah und fern bemüht sich jeder seine Rede hier zu hören. Ihm hören nicht nur die Menschen zu, sondern auch die Tiere, ja siehe, sogar die Berge hören die Befehle, die er erteilt, und sie erbeben. Jene Bäume begeben sich an den ihnen angewiesenen Platz. Wo immer er es will, da bringt er Wasser hervor. Ja seine Finger spenden sogar wie eine Mutter und tränken gleich dem Kauthar(-strom des Paradieses). Aus ihm lässt er lebensspendendes Wasser trinken. Siehe, die große Leuchte dort oben an der hohen Kuppel des Schlosses, die doch ein Ganzes ist, spaltet sich auf ein Zeichen von ihm in zwei Hälften. Das heißt, der Mond sah vor der Spaltung wie ein Mim (arab. Buchstabe »M«; seine Form ist rund und sein Zahlwert gleich »40«) aus, nach der Spaltung waren zwei Sicheln entstanden wie zwei Nun (arab. Buchstabe »N« sein Wert ist »50«).
Das heißt, dass das ganze Land mit allem, was darinnen ist, seinen Weisungen nachkommt. Sie horchen und gehorchen ihm, als wüssten sie: er ist »der erwählte und wahrhaftige Wortführer des verborgenen und wunderwirkenden Herrn, der Herold Seines Reiches, der Erschließer Seiner tiefen Geheimnisse (tilsim) und ein vertrauenswürdiger Gesandter, der Seine Befehle verkündet.« So sagen denn alle vernünftig denkenden an seiner Seite zu jedem Wort, das er spricht: »Ja, so ist es richtig und recht.« und bestätigen ihn damit. Ja sogar die Berge und die Bäume im Lande und die große Lampe, die alle Länder erleuchtet, sprechen wie ihr Haupt seinen Winken und Befehlen neigend: »Ja, das ist in der Tat so.« Nun denn, oh du verblendeter Freund! Wäre es denn überhaupt möglich, dass sich irgendeine Art von Falsch oder Verlogenheit in den Attributen seines wunderwirkenden Herrn fände, die er mit ganzem Nachdruck erwähnt, und in den Befehlen, die er übermittelt, da er eine so lichtvolle, würdevolle und durchaus ernstzunehmende Persönlichkeit ist, geschmückt mit tausend Orden aus des Königs eigener Schatulle und bestätigt von allen Würdenträgern im Lande? Sollte darin eine Unwahrheit möglich sein, so müsste man auch sowohl die Existenz als auch den Sinn dieses Schlosses, seiner Lichter und der dort versammelten (Würdenträger) bestreiten. Wenn du es also jetzt noch vermagst, dann strecke einmal den Finger deiner Einwendungen dagegen aus und siehe, wie dein Finger unter der Macht der Beweise zerbricht und sich dir ins eigene Auge bohrt...
Zwölfter Beweis: Nun komm also mein Bruder, der du nun schon ein wenig zur Vernunft gekommen bist! Über die gesamte Kraft der oben angeführten elf Beweise hinaus will ich dir nun noch einen weiteren Beweis zeigen. So siehe denn hier diesen leuchtende Erlass (ferman), der von oben herabgekommen ist und den jeder entweder mit Staunen oder mit Ehrfurcht, jedoch mit größter Aufmerksamkeit betrachtet.
[h=3]erstes Kapitel[/h]
»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Gott stellt für die Menschen Gleichnisse auf, damit sie sich ermahnen lassen sollten.« (Sure 14, 25) »Und so stellt Gott Gleichnisse für die Menschen auf, damit sie darüber nachdenken sollten.« (Sure 59, 21)
Einst wuschen sich zwei Männer in einem Teich. Da verloren sie wunderbarer Weise das Bewusstsein. Als sie ihre Augen wieder öffneten, sahen sie, dass sie in eine sonderbare Welt versetzt worden waren. Es war dies eine Welt, in der Anordnung und Einordnung an ein Königreich, ja eine Burg, ja sogar ein Schloss denken ließ. Voll Erstaunen blickten sie sich um. Sobald man sie in gewisser Weise betrachtete, schien sie eine riesengroße Welt zu sein. Betrachtete man sie in einer anderen Art, erschien sie ihnen wie ein wohlgeordnetes Königreich. Besahen sie sie in wieder einer anderen Art, glich sie einer vollendet schönen Burg. Und blickten sie abermals in einer anderen Weise auf sie, so kam sie ihnen wie ein Schloss vor, das eine weitere außerordentlich prächtige Welt in seinem Inneren beherbergte. Sie wanderten darin umher und betrachteten sie. Sie bemerkten, dass sie von Geschöpfen bewohnt war, die sich auf irgendeine Art miteinander verständigten. Doch verstanden sie deren Sprache nicht. Sie schlossen aber aus ihrem Verhalten, dass sie wichtige Aufgaben wahrnahmen und bedeutende Aufträge erfüllten.
Da sagte der eine der beiden Männer zu seinem Gefährten: »Dies ist eine wunderbare Welt, die sicherlich ihren Verwalter, ein wohlgeordnetes Königreich, das auch einen König, eine vollendet schöne Burg, die auch einen Burgherr, ein kunstvoll erbautes Schloss, das sicherlich auch seinen Baumeister hat. Wir sollten uns darum bemühen, ihn kennen zu lernen. Denn Er war es verständlicher Weise, der uns hierher gebracht hat. Wenn wir Ihn nicht kennen lernen, wer anders sollte uns dann helfen. Was können wir sonst schon von diesen armen Geschöpfen hier erwarten, deren Sprache wir nicht verstehen und die uns gar nicht beachten?
Außerdem wünscht der Herr, der diese riesengroße Welt in der Gestalt eines Königreiches, in der Form einer Burg, nach Art eines Schlosses gemacht und von seinem Anfang bis an sein Ende von wunderbaren Dingen erfüllt hat, es mit allen Arten von Ornamenten verziert und es mit eindruckerweckenden Wunderwerken ausgestattet hat, sicherlich etwas von uns und all denen, die hierher gekommen sind. Wir wollen Ihn kennen lernen. Zudem wäre es notwendig, zu erfahren, was Er von uns will.«
Doch der andere entgegnete ihm: »Ich glaube nicht, dass es so einen Herrn, wie du sagst, überhaupt gibt und er diese ganze Welt hier völlig allein regiert.« Sein Gefährte gab ihm zu Antwort: »Lernen wir Ihn nicht kennen und bleiben Ihm gegenüber gleichgültig, so ist der Vorteil, den wir dabei haben, gar keiner, der Nachteil, den das haben könnte, jedoch ein gewaltiger. Bemühen wir uns darum, Ihn kennen zu lernen, ist unser Einsatz nur ein geringer, der Gewinn, den wir erzielen könnten, jedoch ein gewaltiger. Ihm gegenüber gleichgültig zu bleiben ist also völlig sinnlos.« Jener Verblendete erwiderte jedoch: »Ich erblicke all meine Ruhe und mein ganzes Wohlergehen gerade darin, gar nicht an Ihn zu denken. Außerdem beschäftige ich mich nicht mit Dingen, die mein Verstand nicht erfassen kann. Alle diese Dinge hier sind nur zufällig. Ich verstehe zwar nichts von diesen Dingen, doch läuft hier alles von selbst und geht mich nichts an.« Sein verständiger Gefährte meinte aber: »Deine Verbohrtheit kann auch mich, ja sogar noch viele andere ins Unglück stürzen. Es geschieht manchmal, dass wegen eines Menschen Sittenlosigkeit ein ganzes Königreich untergeht.«
Wiederum wandte jener Verblendete ein: »Entweder beweist du mir unwiderleglich, dass dieses riesige Königreich einen einzigen König, einen einzigen Meister hat, oder aber du störst mich nicht länger!«
Nun machte ihm sein Gefährte folgenden Vorschlag: »Da also nun deine Verbohrtheit sich zum Irrsinn steigert, wirst du noch mit deiner Verbohrtheit den Zorn über uns und sogar das ganze Land heraufbeschwören. So werde ich dir also nun an Hand von zwölf Beweisen aufzeigen, dass diese Welt, die einem Schloss gleicht, dieses Königreich, das einer Burg gleicht, einen einzigen Meister hat und dass es einzig dieser Meister ist, der alles regiert. Bei Ihm gibt es weder Fehler noch Mängel. Dieser Meister, den wir nicht sehen können, sieht uns und alle Dinge, hört alle unsere Worte. Alle Seine Taten sind einzigartig und wunderbar. Alle diese Geschöpfe, die wir hier sehen, sind, auch wenn wir ihre Sprache nicht verstehen können, in Seinen Dienst gestellt.«
Erster Beweis: Komm her und schaue dich nach allen Richtungen um! Gib Acht auf alles! In allen diesen Dingen ist eine verborgene Hand am Werk. Denn siehe: ein Ding, das so klein ist wie ein Kern, der kaum soviel wiegt wie ein Dirhem (etwa 3g), vermag eine Last von tausenden Batman (etwa 8kg) zu tragen. Eine Anspielung auf so zarte Pflänzchen wie die Reben des Weinstocks, die sich selbst nicht erheben und ihre Früchte nicht selbst tragen können, strecken ihre kleinen Hände nach anderen Bäumen aus, umarmen sie und suchen an ihnen Halt. Das also heißt, dass sie nicht aus eigenem Antrieb arbeiten. Es ist da jemand im Verborgenen, der ihr mächtiger Herr ist und sie ans Werk setzt. Würden sie dies von sich aus tun, dann müsste alles hier im Lande rings umher einem Wunder gleichen. Es müssten alles dies hier außerordentliche Dinge sein, die von einem Wundertäter bewirkt wurden. Das aber wäre jedoch absurd.
Zweiter Beweis: Komm und achte einmal darauf, wie schön alle diese Felder und Wälder, die Straßen und Plätze, die Häuser und Wohnungen geschmückt sind! In ihnen allen gibt es etwas, das von diesem verborgenen Herrn Kunde gibt. Es ist so als trügen sie alle ein Siegel oder Wappen, dass von ihrem verborgenen Herrn Kunde gibt. Sieh doch einmal, was Er hier vor unseren Augen aus einem Dirhem Baumwolle schafft! Siehe, wie viele Ballen Tücher aller Art wie Batist oder Batikstoffe u. dgl. Er daraus hervorbringt! Siehe, wie viele Arten Süßigkeiten, wohlschmeckende Bällchen Köfte hier hergestellt werden! Kämen auch tausende von Menschen wie wir, sich damit zu bekleiden oder davon zu essen, es würde für sie alle reichen! Und betrachte einmal weiter, wie Er das Eisen hier, die Erde, das Wasser, die Kohle, das Kupfer, Silber und Gold unsichtbar in Seine Hand nimmt (und sie formt und in Seiner Hand aus Erde) Fleisch wird. Dritter Beweis: Komm und siehe diese einzigartigen, beweglichen Kunstwerke! Vierter Beweis: Oh du eigensinniger Freund! Ich will dir etwas zeigen, was noch wunderbarer ist. Schau, in diesem Land hat sich jedes Werk, jedes Ding verändert und verändert sich weiterhin. Nichts verbleibt im selben Zustand. Gib Acht, alle diese toten Gegenstände, die wir hier sehen, diese Kästchen, die nichts zu empfinden scheinen, haben alle die Gestalt eines absoluten Herrschers angenommen. Es ist, als herrsche jedes Ding über alle anderen Dinge. Betrachte also einmal diese Maschine hier! Es ist als erteile sie ihre Befehle. So kommen denn alle Werkzeuge und Materialien, die sie für Schmuck und Werk benötigt, von weit entfernten Stätten herbeigelaufen. So siehe denn, wie auch dieses leblose Ding hier sich so, als ob es nur eines Winkes bedürfe, ein anderes riesengroßes Ding dienstbar macht und für sich arbeiten lässt. Ziehe hierzu auch noch andere Dinge zum Vergleich heran! Es ist, als ob ein jedes Ding alles in der Welt erschaffene in seinen Dienst stellte. Wolltest du also nun diesen verborgenen Herrn nicht anerkennen, dann müsstest du alle die Meisterschaft, die Kunstfertigkeiten, Vollkommenheiten, die wir in allem Geschaffenen, in den Steinen, in der Erde, den Tieren und den Menschen finden, (Stück für Stück) jedem einzelnen Ding zuschreiben. So müssten also an Stelle des allein wunderwirkenden Herrn, (an den zu glauben dir) weit davon entfernt (erscheint,) vernünftig zu sein, Milliarden von Wundertätern da sein, die gleich Ihm und zugleich einander entgegengesetzt und dennoch einander gleich und wiederum ineinander zu finden sein sollten, sodass diese Ordnung nicht zerstört werde und die Welt nicht in Unordnung gerate. Würden sich jedoch in diesem Riesenreich auch nur zwei Finger (eines fremden Partners von außen) einmischen, (geriete alles) durcheinander. Denn wo zwei Schulzen in einem Dorf, zwei Meister auf einer Burg, zwei Könige in einem Reich wären, bringen sie alles durcheinander. Wie also wäre es denkbar oder möglich, dass es unzählige absolute Herrscher geben könnte?!
Fünfter Beweis: Oh du argwöhnischer Freund! Komm nun und achte auf die Kunstwerke dieses Schlosses, alle die Schönheiten dieser Stadt, die ganze große Ordnung in diesem Reich und denke über alle die wundervollen Werke in dieser Welt nach! Wäre die Feder des verborgenen Herrn, der so wunderbar und meisterhaft ist, nicht am Werke und müsste man also die Kunstwerke anderen unbedachten Ursachen, blindem Zufall und den tauben Kräften der Natur zuschreiben, so wäre es auch notwendig, dass in diesem Reich selbst jeder Stein und jedes Kraut ein so wundervoller Schreiber, ein so außerordentlicher Kalligraph sein müsste, dass er in einen einzigen Buchstaben tausend Bücher hineinschreiben und in einem einzigen Ornament Millionen von Kunstwerken zusammenfassen könnte. Denn sieh einmal wie sich in jedem dieser Steine die Kunstwerke des ganzen Schlosses, die Gesetze zur Verwaltung einer ganzen Stadt, das Programm zur Gestaltung eines großen Reiches wiederfinden. Das aber heißt, dass die Verfertigung solcher Kunstwerke ebenso wunderbar ist wie die Gestaltung des großen Reiches. Wenn das aber so ist, dann ist auch jedes Schmuckstück, jedes Kunstwerk gleich einer Verkündigung oder einem Siegel dieses verborgenen Herrn. Sechster Beweis: Komm, wandern wir über diese weite Ebene! Könnte es also in dieser Welt etwas geben, was noch unvorstellbarer wäre, als dass unter diesen Dingen, die wir hier sehen, Dinge rein zufällig sein könnten, oder sinnlos oder nutzlos, oder dass sich verschiedene Hände (in ihre Verwaltung) einmischen könnten, dass ihr Meister nicht aller Dinge mächtig wäre, oder sie Ihm nicht dienstbar wären?! Nun denn, mein Freund! Wenn du nun noch dazu in der Lage bist, versuche doch noch einen Einwand dagegen vorzubringen!
Siebenter Beweis: Nun komm, mein Freund! Lassen wir nun die Einzelheiten und wollen wir statt dessen das Verhältnis der einzelnen Bestandteile dieser wunderbaren Welt zueinander betrachten, welche die Gestalt eines Schlosses hat. Siehe nun: In dieser Welt geschehen alle Dinge, vollziehen sich die großen, allgemeinen Umwandlungen in einer Ordnung von so hohem Grade, dass alle Steine, die Erde und die Bäume und alle Dinge, die wir in diesem Schloss (und in seinen Gärten) vorfinden, jede für sich wie selbständig handelnd, die ganze, umfassende Ordnung in dieser Welt beobachten und sich im Einklang mit ihr bewegen. Dinge, die am weitesten voneinander entfernt sind, eilen einander zu Hilfe. So siehe denn: Aus der unsichtbaren Welt kommt eine Karawane gezogen. Ihre Tragtiere sind die Bäume und alle die übrigen Pflanzen, ja selbst die Berge, sie tragen ein Tablett mit Speisen auf ihren Köpfen. Siehe nun: Sie bringen den verschiedenen Tieren, die auf dieser Seite (= dem Diesseits) warten, ihre Nahrung. Und siehe weiter: Jene gewaltige elektrische Lampe in der Kuppel (des Schlosses) spendet ihnen Licht und kocht ihnen zugleich auch all ihre Speisen auf das Beste. Man braucht nur die Speisen, die wie von unsichtbarer Hand an einem Strick befestigt zu sein scheinen, zum Kochen vor sie zu halten. Und siehe nun weiter, wie dort vor diesen armen, schwachen, kraftlosen und hilflosen Jungen (der Tiere) kleine mit köstlicher Nahrung gefüllte Säckchen herabhängen, Brunnen gleich, an denen sich diese kraftlosen Geschöpfe nur noch mit ihrer Schnauze festzusaugen brauchen. Zusammenfassung: Alle Dinge in dieser ganzen Welt helfen einander, als wären sie für einander bestimmt, reichen einander die Hand, als könnten sie einander erkennen und verstehen. Um sich einander zu vervollkommnen, stehen sie zueinander Schulter an Schulter. Sie stärken einander den Rücken und arbeiten zusammen. Du kannst nun alle Dinge heranziehen, um sie damit zu vergleichen! Die Anzahl der Beispiele ist nicht zu zählen... So zeigen denn alle diese oben angeführten Beziehungen und Verhältnisse mit der gleichen Sicherheit, mit der zwei mal zwei vier ist, dass dem Meister dieses wunderbaren Schlosses, d.h. dem Herrn dieser einzigartigen Welt, alle Dinge dienstbar sind. Jedes Ding arbeitet nach Seinem Willen. Alle Dinge gleichen Soldaten, die bereit sind, Ihm zu dienen. Alle Dinge laufen (wie ein Geschäft, eine Maschine) durch Seine Kraft. Alle Dinge bewegen sich auf Seinen Befehl. Alle Dinge werden in Seiner Weisheit geordnet. Alle Dinge helfen einander mit Hilfe Seiner Freigiebigkeit (d.h. des Menschen Hilfe kommt von Gott). Alle Dinge eilen in Seiner Barmherzigkeit einander zu Hilfe, d.h. sie werden durch sie in Bewegung gesetzt. Nun denn, mein Freund, wenn du nun noch dazu in der Lage bist, versuche doch noch ein Wort dagegen vorzubringen!
Achter Beweis: Komm, oh du mein unvernünftiger Freund, der du dich, gleich meiner Seele (nefs), selbst für klug hältst! Da willst du den Herrn dieses prächtigen Schlosses nicht anerkennen. Dabei weist doch jedes Ding auf Ihn hin, tut Ihn kund, legt für Ihn Zeugnis ab. Wie kannst du das Zeugnis all dieser Dinge leugnen! Doch in diesem Fall musst du auch dieses Schloss leugnen und sagen: »Die Welt gibt es gar nicht. Dieses Land gibt es nicht.« und leugne dich selbst und dann löse dich selbst in Nichts auf! Oder aber komm zur Vernunft und höre mich an! So siehe denn: Es gibt in diesem Schloss einheitliche Elemente, Stoffe, die dieses Schloss und das ganze Land erfüllen und es zugleich umschließen. Alle Dinge, die in diesem Lande hergestellt werden, sind offensichtlich aus diesen Stoffen gemacht. Das aber heißt, wem diese Stoffe gehören, dem gehören auch alle Dinge, die daraus verfertigt werden. Wem der Acker gehört, dem ist auch die Ernte. Wem das Meer gehört, dem ist auch alles, was darinnen ist. Und weiter siehe: alle diese gewebten Stoffe, diese mit kunstvollen Mustern angefertigten Tücher werden alle aus der gleichen Materie (z.B. aus Wollfäden) hergestellt. Derjenige, der das Ausgangsmaterial herbeischafft, es vorbereitet und sodann zu Fäden verspinnt, ist offensichtlich ein und derselbe. Denn diese Arbeit duldet keinen Partner. Da dies aber so ist, sind alle diese kunstvoll gewebten Stoffe Sein Eigentum.
Und weiter siehe: alle diese hier gewebten und verfertigten Stoffe aller Art finden sich überall im ganzen Land. Alle diese Kinder von der gleichen Art sind so verbreitet, dass sie alle gleichzeitig miteinander, nebeneinander, in gleicher Weise hervorgebracht werden. Das aber heißt, dass dies die Tätigkeit eines einzigen Herrn ist, auf einen einzigen Befehl in Gang gesetzt wird. Anderenfalls wäre es unmöglich, dass sie in ein und derselben Zeit auf gleiche Art, auf dieselbe Weise, übereinstimmend in Aufbau und Form miteinander harmonieren könnten. Da dies aber so ist, weisen alle diese kunstvoll gestalteten Dinge als eine Verkündigung jenes verborgenen Herrn auf Ihn allein hin.
Es ist, als sagte jeder einzelne dieser geblümten Stoffe, jede kunstvolle Maschine, jeder wohlschmeckende Bissen als Siegel dieses wundertätigen Herrn, Sein Stempelabdruck, Sein Kennzeichen, als das Mal Seiner Spur unausgesprochen: »Ich bin das Kunstwerk dessen, welcher auch der Eigentümer der Kisten und der Besitzer der Kaufläden ist, in denen ich mich befinde.« Und ein jedes Muster spricht: »Ich bin ein Muster, eingewebt in das Tuch dessen, der das Tuch und sein Muster und den ganzen Ballen Stoff gewebt hat.« Jeder wohlschmeckende Bissen spricht: »Der mich zubereitet hat, ist auch derjenige, dem der Topf ist, in dem ich mich befinde.« Jede Maschine spricht: »Der mich gebaut hat, ist auch derjenige, der im ganzen Lande alle die gebaut hat, die mir gleichen und der uns überall im ganzen Lande herstellt. Das heißt, Er ist auch der Eigentümer des Landes und der König dieses Reiches. Da dies aber so ist, kann nur der, dem das ganze Land gehört und welcher der Herr jenes Schlosses ist, unser Herr und Besitzer sein.« Um z.B. ein einziges Koppelschloss oder einen einzigen Uniformknopf besitzen zu können, wäre es notwendig, alle Fabriken zu besitzen, die sie herstellen, um deren tatsächlicher Besitzer zu sein. Man würde (diese Dinge) sonst einem zivilen Angeber aus der Hand nehmen, ihm sagen, dass sie Militärgut sind, und ihn deswegen bestrafen.
Zusammenfassung: Die Elemente dieses Landes sind Stoffe, die im ganzen Lande vorkommen. Auch ihr Besitzer kann nur ein Einziger sein, der Herr, dem auch das ganze Land gehört. So weisen denn die Kunstwerke, die im ganzen Reich verbreitet sind, da sie einander gleichen und dieselbe Prägung tragen, ja alles, was sich überall im ganzen Lande findet, darauf hin, dass sie Kunstwerke eines einziges Herrn sind, der über alle Dinge herrscht. Nun denn mein Freund! Es gibt nun einmal in diesem Lande, d.h. in jenem prächtigen Schloss, ein Merkmal der Einheit, ein einheitliches Siegel. Denn ein Teil der Dinge ist einfach und allumfassend. Ein anderer hingegen weist, obwohl sich (die Dinge einander) gleichen und sich überall finden, dennoch eine Einheit in seiner Art auf. Was diese Einheit betrifft, so weist sie immer auf den Einen hin. Das also heißt, dass sein Meister, sein Eigentümer, sein Herr, sein Erbauer ein und derselbe sein muss. Darüber hinaus achte nun auch darauf, wie hinter dem Schleier des Unsichtbaren ein Seil hervortritt. Siehe, wie sodann tausende von Fäden aus ihm hervor wachsen. Betrachte die Enden der Fäden: An ihnen sind Diamanten, Orden, Gaben und Geschenke angebunden. Sie bieten jedem das ihm entsprechende Geschenk an. Ja weißt du denn nicht, was für ein törichtes Verhalten es ist, einen solchen Herrn, der hinter einem so einzigartigen Schleier vor dem Unsichtbaren so wunderbare Gaben und Geschenke für Seine Geschöpfe hervorbringt, nicht anzuerkennen und Ihm nicht zu danken. Wolltest du Ihn jedoch nicht anerkennen, so wärest du ja gezwungen zu sagen: »Diese Fäden bringen an ihren Enden von selbst Diamanten und andere Geschenke hervor und bieten sie uns an.«
Dann aber müsste man auch einem jeden Faden die Bedeutung eines ganzen Königreiches zuschreiben. Dabei macht doch eine unsichtbare Hand vor unseren Augen diese Fäden und befestigt an ihnen die Geschenke. Das aber heißt, dass jedes Ding in diesem Schloss weit mehr auf jenen wundertätigen Herrn hinweist als auf sich selbst. Erkennst du Ihn nicht an, wirst du durch eine solche Leugnung all dieser Dinge hundertfach unter das Tier hinabsinken.
Neunter Beweis: Komm nun, mein Freund, der du nicht recht zu urteilen weißt! Du glaubst nicht an den Herrn dieses Schlosses und willst auch gar nicht an Ihn glauben. Denn das liegt dir fern. Da Seine Kunstwerke und Seine Taten so wunderbar sind, dass sie die Vernunft übersteigen, verirrst du dich zu deren Leugnung. Doch das, was dir wirklich fern liegt und was eigentlich schwierig für dich ist, die wahren Probleme und all die fürchterliche Mühsal entsteht daraus, dass du nicht an Ihn glaubst. Denn wenn wir an Ihn glauben, wird alles, was mit diesem Schloss, dieser Welt zu tun hat, so leicht, als handele es sich dabei nur um eine einzige Sache, wird ganz einfach. Darin findet sich die Quelle dafür, dass alles auf dem Markt so billig und so reichlich vorhanden ist. Wenn wir nicht an Ihn glauben und es Ihn gar nicht gäbe, dann würde jede einzelne Angelegenheit ebenso schwierig sein, wie sämtliche Angelegenheiten dieses ganzen Schlosses. Denn jedes einzelne Ding ist genauso kunstvoll wie das ganze Schloss. So bliebe dann nichts mehr, was noch billig und reichlich vorhanden wäre. Nichts mehr von den Dingen, die wir hier sehen, würde noch in unsere Hand, ja in niemandes Hände mehr gelangen. So betrachte denn nur einmal die hier an diesen Fäden hängenden Vorratspäckchen. Alles, was uns so fern liegt, alle Schwierigkeiten, Probleme, ja Katastrophen und alles, was unmöglich ist, entsteht in der Tat daraus, dass wir nicht an Ihn glauben. So bekommt ein Baum seine Lebenskraft aus einer einzigen Wurzel, entsprechend einem einzigen Gesetz, aus ein und demselben Boden. Die Gestaltung tausender von Früchten geschieht demnach mit der gleichen Leichtigkeit wie die einer einzigen Frucht. Wenn die Früchte dieses Baumes mit jeweils einem anderen Platz, einer anderen Wurzel, einem jeweils unterschiedlichen Gesetz verbunden wären, würde die Gestaltung jeder einzelnen Frucht genauso schwierig werden, wie die des ganzen Baumes. Auch die Ausrüstung eines ganzen Heeres von einer einzigen Zentrale aus, einem einzigen Gesetz entsprechend und durch eine einzige Fabrik geschieht trotz einer großen Zahl (Soldaten) genauso leicht wie die Ausrüstung eines einzigen Soldaten. Erfolgte aber die Ausrüstung und Versorgung jedes einzelnen Soldaten an ganz verschiedenen Orten, so müssten für die Ausstattung jedes einzelnen Soldaten ebenso viele Fabriken vorhanden sein, wie man für die Ausrüstung eines ganzen Heeres benötigt.
Den beiden Beispielen entsprechend gilt: Es ist in diesem wohlverwalteten Schloss, in dieser vollkommenen Stadt, in diesem blühenden Land, in dieser prachtvollen Welt die Erschaffung all dieser Dinge, wenn man sie auf einen einzigen Herrn zurückführt, ebenso einfach, geschieht mit der selben Leichtigkeit, dass in ihr die Ursache dafür zu finden ist, dass (alles) so unendlich billig und reichlich und in solcher Fülle vorhanden ist. Anderenfalls wären alle Dinge mit so vielen Kosten und Schwierigkeiten verbunden, dass man nichts davon erhalten könnte, gäbe man auch die ganze Welt dafür.
Zehnter Beweis: Komm nun, mein Freund, der du ein wenig zur Einsicht gelangt bist! Seit fünfzehn Tagen sind wir jetzt hier. Wenn wir die Anordnungen dieser Welt nicht kennen und ihren König nicht anerkennen, haben wir eine Strafe verdient. Es bleibt uns keine Entschuldigung mehr. Denn fünfzehn Tage lang ist man (als habe man uns eine Frist gesetzt) nicht an uns herangetreten. Doch sind wir sicherlich nicht ohne Auftrag hier. Inmitten dieser so empfindlichen, kunstvollen, schönen, harmonisch gestalteten und lehrreichen Kunstwerke können wir nicht wie Tiere umherlaufen und sie beschädigen und dürfen sie auch gar nicht beschädigen. Denn sicherlich ist auch die Strafe, die Seine Majestät, der König dieses Reiches verhängt, fürchterlich. Dass dieser Herr, welch mächtiger Herr Er in Seiner Majestät ist, mögt ihr schon daraus ersehen, dass Er diese riesengroße Welt lenkt und leitet, als sei sie ein Schloss und sie sich drehen lässt wie ein Schöpfrad. Er lenkt dieses große Reich so wie man einen Haushalt leitet, ohne dass dabei irgendwelche Mängel in Erscheinung treten. Siehe also, wie Er dieses Schloss, diese Stadt, dieses Land von Zeit zu Zeit in vollkommener Ordnung füllt und in vollkommener Weisheit wieder leert, so wie man eine Schale füllt und sie wieder leert. So wie man eine Tafel deckt und sie wieder aufhebt, so bringt Er in Seinem Riesenreich landauf, landab mit verborgener Hand der Reihe nach die verschiedensten Speisen, deckt damit die unterschiedlichsten Tafeln, lädt dazu ein und hebt sie wieder auf. Er hebt die eine auf und deckt schon wieder die nächste. Auch du kannst das beobachten und wenn du Verstand hast, kannst du verstehen, welch großzügige Gastfreundschaft sich hinter Seiner furchtbaren Majestät verbirgt. Und weiter siehe, wie alle diese Dinge Zeugnis für das Königreich ihres verborgenen Herrn und Seine Einheit ablegen. In gleicher Weise legen auch alle diese Umwandlungen und Veränderungen, (die vor unseren Augen vorüberziehen,) so wie Karawane um Karawane (vor unseren Augen) herangezogen kommt und vorüberzieht und so wie uns in der Tat (Blüten, die zu Früchten heranreifen,) Tisch um Tisch decken und danach die Tafel wieder aufheben, (wonach sich dann im Frühjahr mit Samen und Knospen der Kreis) wieder schließt, für Dauerhaftigkeit, Beständigkeit und Ewigkeit des Herrn ein Zeugnis ab. Denn zugleich mit allen vergänglichen Dingen vergeht auch ihre Zeit und mit ihr alles, was sie hervorgebracht hat.
Nach ihnen entsteht jedoch all das, was wir ihnen zugeschrieben hatten, wiederum neu. Das also heißt, dass nicht (diese vergänglichen Dinge) jene Werke hervorgebracht haben, es vielmehr die Werke dessen sind, (dessen Stern niemals sinkt und) der keinen Untergang kennt. Wenn des Stromes Wellen vergehen, der Glanz auf den ihnen nachfolgenden Wellen jedoch der gleiche ist wie der (Glanz der) ihnen vorangegangenen (Wellen), so wird daraus ersichtlich, dass (die Sonne), die ihnen Glanz verleiht, die (wahre) Herrin jenes hohen Lichtes ist, welches (das Wechselspiel aller Wellen) bescheint. So zeigt auch der rasche Wechsel aller Dinge und (der Umstand, dass) alle Dinge nach ihnen wieder die gleiche Farbe erhalten, dass dies eine Manifestation, ein Schmuck, ein Abbild, ein Kunstwerk des einen und ewigen Herrn ist, für den es nicht (Ende noch) Untergang gibt...
Elfter Beweis: Komm oh Freund! Ich will dir nun noch einen Beweis vor Augen führen, einen, der die gleiche Überzeugungskraft hat wie alle zehn vorangegangenen. Komm! Dort drüben in der Ferne ist eine Halbinsel. Wir wollen an Bord eines Schiffes gehen und hinüberfahren! Denn dort müssten die Schlüssel zu dieser verwunschenen Welt sein. Denn alle schauen nach dieser Halbinsel aus, richten auf sie ihre Erwartungen und erhalten von dort ihre Weisungen. Auf also, fahren wir hinüber! Wir sind also nun auf der Halbinsel angelangt. Siehe, dort findet eine mächtige Versammlung statt. Alle großen des Reiches scheinen sich da zu einer bedeutsamen Feier versammelt zu haben. Merke gut auf! Dort ist der Fürst, der Präsident dieser gewaltigen Versammlung. Komm, lass uns noch etwas näher herzutreten! Wir wollen diesen Fürsten kennen lernen! Sieh doch, welch berühmte Auszeichnungen er hat, und die mehr als tausend Orden, die er trägt! Und wie mächtig er im Wort ist! Und wie angenehm ist dennoch seine Gesellschaft und die Unterhaltung mit ihm! Ich habe in diesen fünfzehn Tagen ein wenig von dem erfahren, worüber er spricht. Nun magst auch du es von mir lernen. Siehe, er spricht von dem wundertätigen König dieses Landes. Er sagt: »Jener ruhmreiche König hat mich zu euch gesandt.« Siehe, er wirkt solche Wunder, dass kein Zweifel mehr daran bleibt, dass er der auserwählte Diener und Gesandte des Königs ist. Beachte nun, dass nicht nur die Geschöpfe dieser Halbinsel seinem Wort lauschen, er vielmehr auf wunderbare Weise alle im Land dazu bringt, ihn zu vernehmen. Denn von nah und fern bemüht sich jeder seine Rede hier zu hören. Ihm hören nicht nur die Menschen zu, sondern auch die Tiere, ja siehe, sogar die Berge hören die Befehle, die er erteilt, und sie erbeben. Jene Bäume begeben sich an den ihnen angewiesenen Platz. Wo immer er es will, da bringt er Wasser hervor. Ja seine Finger spenden sogar wie eine Mutter und tränken gleich dem Kauthar(-strom des Paradieses). Aus ihm lässt er lebensspendendes Wasser trinken. Siehe, die große Leuchte dort oben an der hohen Kuppel des Schlosses, die doch ein Ganzes ist, spaltet sich auf ein Zeichen von ihm in zwei Hälften. Das heißt, der Mond sah vor der Spaltung wie ein Mim (arab. Buchstabe »M«; seine Form ist rund und sein Zahlwert gleich »40«) aus, nach der Spaltung waren zwei Sicheln entstanden wie zwei Nun (arab. Buchstabe »N« sein Wert ist »50«).
Das heißt, dass das ganze Land mit allem, was darinnen ist, seinen Weisungen nachkommt. Sie horchen und gehorchen ihm, als wüssten sie: er ist »der erwählte und wahrhaftige Wortführer des verborgenen und wunderwirkenden Herrn, der Herold Seines Reiches, der Erschließer Seiner tiefen Geheimnisse (tilsim) und ein vertrauenswürdiger Gesandter, der Seine Befehle verkündet.« So sagen denn alle vernünftig denkenden an seiner Seite zu jedem Wort, das er spricht: »Ja, so ist es richtig und recht.« und bestätigen ihn damit. Ja sogar die Berge und die Bäume im Lande und die große Lampe, die alle Länder erleuchtet, sprechen wie ihr Haupt seinen Winken und Befehlen neigend: »Ja, das ist in der Tat so.« Nun denn, oh du verblendeter Freund! Wäre es denn überhaupt möglich, dass sich irgendeine Art von Falsch oder Verlogenheit in den Attributen seines wunderwirkenden Herrn fände, die er mit ganzem Nachdruck erwähnt, und in den Befehlen, die er übermittelt, da er eine so lichtvolle, würdevolle und durchaus ernstzunehmende Persönlichkeit ist, geschmückt mit tausend Orden aus des Königs eigener Schatulle und bestätigt von allen Würdenträgern im Lande? Sollte darin eine Unwahrheit möglich sein, so müsste man auch sowohl die Existenz als auch den Sinn dieses Schlosses, seiner Lichter und der dort versammelten (Würdenträger) bestreiten. Wenn du es also jetzt noch vermagst, dann strecke einmal den Finger deiner Einwendungen dagegen aus und siehe, wie dein Finger unter der Macht der Beweise zerbricht und sich dir ins eigene Auge bohrt...
Zwölfter Beweis: Nun komm also mein Bruder, der du nun schon ein wenig zur Vernunft gekommen bist! Über die gesamte Kraft der oben angeführten elf Beweise hinaus will ich dir nun noch einen weiteren Beweis zeigen. So siehe denn hier diesen leuchtende Erlass (ferman), der von oben herabgekommen ist und den jeder entweder mit Staunen oder mit Ehrfurcht, jedoch mit größter Aufmerksamkeit betrachtet.