Über den Schleier

ABDULLAH4

Forum Yöneticisi
Das Wort "Pardah" bedeutet Vorhang und Schleier, steht im Islam aber für das islamische Moralsystem, für eine bestimmte Lebensweise.
Dieser Aufsatz soll sich vor allem mit dem Schleier beschäftigen, der, da völlig mißverstanden bei Nicht-Muslimen, als das Symbol für die angebliche Unterdrückung und Mißachtung der Frau durch den Islam schlechthin gilt. Aber auch Muslime glauben häufig, der Schleier sei kein "Muß", sei überholt, oder in einer so freizügigen Gesellschaft wie der unseren ganz einfach überflüssig. Dieser Aufsatz soll den Gegenbeweis antreten und aufzeigen, warum der Schleier untrennbar mit dem Islam verbunden ist und für uns Ahmadi-Muslime nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
Das Wort "Islam" bedeutet "Ergebung in den Willen Gottes", was heißt, daß der Gläubige seinen Frieden dadurch findet, daß er seinem Schöpfer gehorsam ist und sich Ihm unterordnet und unterwirft, selbst dann, wenn er den Sinn der Anweisungen des Qur-âns nicht sofort versteht. Ein Muslim, ein gläubiger Mensch, kennt den Willen seines Schöpfers aus dem Qur-ân, der Sunna des Propheten Muhammad (Friede und Segen Allahs seien auf ihm), den Hadith-Büchern, in denen die authentischen Worte des Heiligen Propheten gesammelt sind, zudem, für unsere heutige Zeit, aus den Schriften des Verheißenen Messias und Mahdis, Hazrat Mirza Ghulam Ahmad und den Anweisungen seiner Kalifen.
Der Heilige Qur-ân beginnt die Sure AI-Baqara mit den folgenden Worten:
"Ich bin Allah, der Allwissende. Dies ist ein vollkommenes Buch; es ist kein Zweifel darin; eine Richtschnur für die Rechtschaffenen; die da glauben an das Ungesehene und das Gebet verrichten und spenden von dem, was wir ihnen gegeben haben; und die glauben an das, was wir ihnen gegeben haben; und die glauben an das, was vor dir offenbart ward, und fest auf das bauen, was kommen wird. Sie sind es, die der Führung ihres Herren folgen, und sie werden Erfolg haben." (2:2-6)
Mit diesen Worten erklärt Allah Ta'ala Sein Gesetz, Seine Anweisungen als verbindlich und endgültig. Wer sich Ihm anvertraut, ist rechtgeleitet. Über Pardah schreibt der Heilige Qur-ân in der Sure 24 Vers 32 folgendes:
"Und sprich zu den gläubigen Frauen, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen, und daß sie ihre Reize nicht zur Schau tragen sollen, bis auf das, was davon sichtbar sein muß, und daß sie ihre Tücher über ihren Busen ziehen sollen und ihre Reize vor niemandem enthüllen als vor ihren Gatten, oder ihren Vätern, oder den Vätern ihrer Gatten, oder ihren Brüdern, oder den Söhnen ihrer Gatten, oder ihren Brüdern, oder den Söhnen ihrer Brüder, oder den Söhnen ihrer Schwestern, oder ihren Frauen, oder denen, die ihre Rechte besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb haben, und den Kindern, die von der Blöße der Frauen nichts wissen. Und sie sollen ihre Füße nicht zusammenschlagen, so daß bekannt wird, was sie von ihrem Zierat verbergen. Und bekehrt euch zu Allah insgesamt, o ihr Gläubigen, auf daß ihr erfolgreich seid."
Dies wird ergänzt durch den Vers 60 der Sure AI-Ahzab:
"O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Tücher tief über sich ziehen. Das ist besser, da mit sie erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist allverzeihend, barmherzig.
Beide Verse enthalten klare Anweisungen über die Gründe für Pardah und seine Ausführung. Über die Gründe wäre zu sagen, daß sie sowohl spiritueller als auch moralischer Natur sind. Wenden wir uns den spirituellen Gründen zu: Das Lebensziel eines jeden Muslims muß sein, das Wohlgefallen Allahs zu erlangen und sich ihm durch das Streben nach Vollkommenheit zu nähern; Ihm so zu dienen. Wie sich Allah die gläubigen Frauen vorstellt, teilt Er uns unter anderem in der Sure AI-Azhab Vers 36 mit:
"Wahrlich, die muslimischen Männer und die muslimischen Frauen, die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer und die gehorsamen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die standhaften Männer und die standhaften Frauen, die demütigen Männer und die demütigen Frauen, die Männer, die Almosen geben und die Frauen, die Almosen geben, die Männer, die fasten und die Frauen, die fasten, die Männer, die ihre Keuschheit wahren und die Frauen, die ihre Keuschheit wahren, die Männer, die Allahs häufig gedenken und die Frauen, die Allahs häufig gedenken – Allah hat ihnen Vergebung und herrlichen Lohn bereitet."
Wir fassen also zusammen: Sie sollen gottergeben, gläubig, gehorsam, wahrhaftig, standhaft, Almosen gebend, demütig, keusch sein und Allahs häufig gedenken. Vers 60 der Sure 33 fordert:
"Sie sollen ihre Tücher tief über sich ziehen …, damit sie erkannt … werden."
Das heißt: Eine muslimische Frau soll Schleier tragen, damit sie in der Öffentlichkeit als Muslima erkannt wird. Sie soll sich offen zu ihrem Glauben bekennen und so Standhaftigkeit demonstrieren.
Durch den Schleier ist eine muslimische Frau im Westen natürlich in der Öffentlichkeit vielerlei Unannehmlichkeiten und Demütigungen ausgesetzt. Aber gerade dadurch wird der Schleier, speziell also in unserer Gesellschaft, ein Mittel, uns Gott zu nähern.
Wir demonstrieren im Schleier, für alle Welt sichtbar, unseren Glauben, denn im Gegensatz zu Schal oder Kopftuch kann er nicht als modische Extravaganz mißverstanden werden. Wir üben mit seiner Hilfe tagtäglich Standhaftigkeit, Gläubigkeit und Demut. Eine verschleierte Frau hat Allah bewußt ihre Eitelkeit, ihren Wunsch zu gefallen, von der Gesellschaft anerkannt zu werden (was auch immer man darunter verstehen mag) und ihren Hochmut geopfert. Sie demonstriert ihre Keuschheit, ihren Verzicht auf das leichte, prickelnde Spiel des Flirts öffentlich.
Somit ist der Schleier auch ein öffentliches Bekenntnis zur Familie.
Somit erinnert der Schleier die Trägerin aber auch ständig daran, daß sie Muslima ist und erleichtert ihr somit die Übungen des Dhikr, des ständigen Betens zu ihrem Schöpfer.
Der Schleier ist also ebenso ein Mittel, größere Nähe zu Allah zu erlangen, wie das Verrichten freiwilliger Gebete oder das Fasten an nicht vorgeschriebenen Tagen. Es ist ein bewußter Akt der Unterwerfung und des Gehorsams. Die Frauen des Heiligen Propheten und die des Verheißenen Messias trugen Schleier. Der Heilige Qur-ân nennt sie in Sure 33:7 unsere "Mütter". Seiner Mutter schuldet der Gläubige Respekt und Gehorsam. Eine Mutter prägt durch ihr Vorbild, erzieht und leitet. Allah Ta'ala hat im Qur-ân also für die Frauen des Propheten den Begriff "Mutter" gewählt, um auf ihre Stellung als Vorbilder für das islamische Frauenbild aufmerksam zu machen.
Pardah, das Tragen eines Schleiers, hat aber auch etwas mit der Verantwortung des Einzelnen, in diesem Fall: der Frau in der Gesellschaft zu tun.
Allah hat jedem Menschen Verantwortung zugeteilt; der Heilige Prophet Muhammad (Friede und Segen Allahs seien auf ihm) belehrt uns darüber wie folgt:
"Jeder von euch ist ein Hirte, und jeder von euch ist für die anvertraute Herde verantwortlich. Der Imam, der die Leute leitet, ist ein Hirte und verantwortlich für die ihm anvertraute Herde. Der Mann ist ein Hirte für die Leute seines Haushalts und verantwortlich für die ihm anvertraute Herde. Die Frau ist Hirtin des Hauses ihres Gatten und seiner Kinder und für diese verantwortlich." (Buchari)
Und des weiteren:
"Wenn eine Frau die fünf Gebete verrichtet, im Fastenmonat fastet, ihre Scham hütet und ihrem Gatten folgt, mag sie in das Paradies eintreten, durch welches Tor sie will." (Anas, Mischkat)
Somit ist die Frau für ihre Familie, deren Wohlergehen und die Wahrung ihrer Keuschheit und in diesem Zusammenhang ihres guten Rufes verantwortlich. Sie trägt aber, soweit ihr Leben das anderer Menschen tangiert, auch Verantwortung für ihre Mitmenschen, soweit ihr Tun und Lassen andere beeinflußt. Der Heilige Prophet Muhammad (Friede und Segen Allahs seien auf ihm) hat uns darüber folgendermaßen belehrt:
"Der Gläubige ist für den Gläubigen wie ein Gebäude, dessen einer Teil den anderen stützt." Dann verschränkte er seine Finger. (Buchari, Muslim)
Und:
"Wahrlich, Taten werden nach ihren Absichten gerichtet und für jedermann gibt es eine Belohnung gemäß seiner Absicht." (Buchari)
Und weiter:
"Bei Gott, Der mein Leben in Seiner Hand hält, keiner von euch kann ein treuer, gläubiger Muslim sein, wenn er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selber möchte." (Buchari)
Womit ich zu den moralischen Gründen für das Schleiertragen komme. Der Heilige Qur-ân lehrt uns, daß Allah Ta'ala die Menschen in Paaren, also als etwas sich Ergänzendes, Zusammengehörendes erschaffen hat und zwischen sie Liebe, zu der auch die sexuelle gehört, gelegt hat. Allah erlaubt aber die sexuelle Liebe zwischen Mann und Frau nur innerhalb der Ehe. Da Taten, wie wir aus obigem Hadith erfahren, nach ihren Absichten beurteilt werden, ist bereits der Wunsch nach einer fremden Frau verboten. Der Heilige Prophet lehrt Hazrat Ali:
"Ali, laß dem ersten Blick nicht einen zweiten Blick folgen, denn der erste ist deiner, der zweite aber nicht, d.h. vom Schaitan."
(Abu Dawud)
Es liegt in der Natur der Sache, daß eine verschleierte Frau weniger sexuelles Interesse erweckt als eine unverschleierte Frau. Eine Frau, die sich verschleiert, übernimmt damit auch ein Stück moralische und spirituelle Verantwortung für ihre männliche Umwelt, indem sie diese daran hindert, vom rechten Weg abzukommen.
Der richtig angelegte Schleier signalisiert jedem Mann, daß seine Trägerin ihr Leben Gott geweiht hat und an weltlichen Affairen nicht interessiert ist.
Welche wichtige Bedeutung Allah Ta'ala dern Schleier innerhalb des islamischen Moralsystems zukommen läßt, ist aus folgendem Hadith zu ersehen:
"Asma Bint Abu Bakr (Hazrat Mohammads Schwägerin) kam zu Allahs Gesandten, als sie durchsichtige Kleider trug. Da wandte Allahs Gesandter von ihr ab und sagte: »Asma, wenn eine Frau die Pubertät erreicht, schickt es sich nicht, daß irgendetwas von ihr zu sehen ist außer diesem und diesem«; und er zeigte auf sein Gesicht und seine Hände." (Abu Dawud)
Ich denke, es dürfte jedem einleuchten, daß das Pardah Fremden gegenüber noch strenger sein muß als das vor dem Schwager. Wie bindend auch die Vorschriften und die Lebensweise des Heiligen Propheten sind, lehrt uns der Qur-ân mit folgenden Worten:
"Wahrlich, ihr habt an dem Propheten Allahs ein schönes Vorbild für jeden, der auf Allah und den Letzten Tag hofft und Allahs häufig gedenkt." (33:22)
Und:
"Und es ziemt sich nicht für einen gläubigen Mann oder eine gläubige Frau, wenn Allah und Sein Gesandter eine Sache entschieden haben, daß sie in ihrer Angelegenheit eine Wahl haben sollten. Und wer Allah und seinem Gesandten nicht gehorcht, der geht wahrlich irre in offenkundigem Irrtum." (33:37)
Und weiter:
"Und du besitzest ganz sicherlich hohe moralische Eigenschaften" (68:5)
Der Verheißene Messias und Mahdi Hazrat Mirza Ghulam Ahmad, dessen Ankunft der Heilige Prophet Muhammad prophezeite, schreibt zu Pardah in seinem Buch »Die Philosophie der Lehren des Islams«:
"Die göttliche Unterweisung ist daher nicht, daß wir wohl auf fremde Frauen blicken, ihre Schönheit und ihren Schmuck und ihr Gehen und Tanzen betrachten dürfen, solange wir es aus reinem Herzen tun, oder daß es wohl erlaubt sei, ihre süßen Gesänge oder die verführerischen Gesschichten über ihre Schönheit anzuhören, vorausgesetzt, daß wir alles aus reiner Absicht tun, sondern es ist ganz und gar nicht erlaubt, auf sie zu blicken, noch ihren verführerischen Stimmen Gehör zu schenken, mit oder ohne gute Absichten. Wir müssen uns von allem fernhalten, was uns verführen könnte, genauso, wie wir uns des Aasessens enthalten. Begehrliche Blicke können mit ziemlicher Sicherheit früher oder später zu unserem Fall führen. Weil Gott der Allmächtige wünscht, daß unsere Augen, Herzen, Gedanken und Glieder fortgesetzt in einem Zustand der Reinheit bleiben sollten, hat Er uns diese ausgezeichnete Lehre gegeben. Wer kann daran zweifeln, daß ungezügelte Blicke eine Gefahr darstellen?"
Wir sehen, der Schleier als Bestandteil des islamischen Moralsystems schützt die Reinheit seiner Trägerin und die des (un-)gewollten Betrachters und dient somit dem Schutze der Familie. In der Bundesrepublik Deutschland wird zur Zeit jede dritte Ehe geschieden – bei steigender Tendenz. Diese Zahl enthält nicht die Dunkelziffer der getrennt lebenden Ehepaare, die sich zum Beispiel aus finanziellen Gründen anders arrangiert haben.
Da aber die Familie die kleinste Zelle, der Baustein der Gesellschaft, ist, in der soziales Verhalten geübt wird, ist ein Volk, dessen Familien zerstört sind, in ernsthafter Gefahr. Der Zusammenhang zwischen den sich ständig lockernden Moralvorstellungen und den ständig ansteigenden Scheidungsziffern ist wohl nicht zu leugnen.
Vers 5 und 6 der Sure AI-Baqarah lauten:
"Und die glauben an das, was dir offenbart worden, und an das, was vor dir offenbar ward, und fest auf das bauen, was kommen wird. Sie sind es, die der Führung ihres Herrn folgen, und sie werden Erfolg haben."
Auf Pardah bezogen bedeutet das: Das Volk, das gläubig und moralisch einwandfrei lebt, und somit seine Familien schützt, wird erfolgreich und gesegnet sein..
An das Ende dieses Aufsatzes möchte ich zwei Aussprüche des Heiligen Propheten des Islams, Mohammad Mustafa, Friede und Segen Allahs seien auf ihm, dem »Khatam-nabiyyen«, d.h. dem Siegel des Prophetentums, stellen:
"Allah spricht: Nichts, wodurch sich mein Diener Mir nähert, ist mir lieber, als was Ich ihm als Pflicht auferlegte. Doch Mein Diener hört nicht auf, sich Mir durch freiwilliges Tun zu nähern, bis Ich ihn dafür liebe; dann bin Ich sein Ohr, mit dem er hört, und sein Auge, mit dem er sieht, seine Hand, mit der er etwas ergreift, und sein Fuß, mit dem er geht." (Buchari)
(Dies ist ein sog. Hadith-Qudsi, d.h. eine Offenbarung, die Allah dem Heiligen Propheten Muhammad (Frieden und Segen Allah seien auf ihm) gewährte, die Gott indes nicht als dem Gesetzbuch des Qur-âns zugehörig bezeichnete).
Und weiter:
"Ein Teil meiner Gemeinschaft wird nicht aufhören, für die Wahrheit zu kämpfen, und sie werden den Sieg über ihre Gegner davontragen." (Abu Dawud, Mischkat).
Rabia Yalniz
 
Üst