W as bedeutet eigentlich Schicksal?

ABDULLAH4

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Kurze Beschreibung ihrer Frage:
Was bedeutet eigentlich Schicksal?

Antwort:
Das Schicksal ist im Grunde genommen die Tatsache, dass Allah/Gott von allem was in unserem Leben, bzw. im Universum passiert in uneingeschränkter Kenntnis darüber ist. Allah ist Der, Der weiß was wann und wo geschehen wird und wer wann und wo seinen freien Willen wie anwenden wird. Zwar verfügen wir Menschen über einen eigenständigen und freien Willen, allerdings vermögen wir nicht einmal zu wissen was uns in den nächsten Minuten widerfahren wird, geschweige denn was uns in den nächsten Tagen, Monaten oder Jahren erwartet. Wir sind ermächtigt unseren freien Willen eigenständig zu nutzen, nur wissen wir nicht immer wie wir uns entscheiden sollen. Aber nichts desto trotz treffen wir selbst unsere Entscheidungen und handeln eigenmächtig. Wir Menschen tun die Dinge nicht aus dem Grund weil Allah das so gewollt hat. Wir sind nicht vorprogrammiert, so dass wir keine andere Möglichkeit haben. Gegenteiliges ist der Fall, denn Allah weiß schon im Voraus wie wir uns verhalten und entscheiden werden. Er hat uns erschaffen und kennt uns besser als wir oder unsere Mütter uns zu kennen wissen. Er hat lediglich schon im Voraus niedergeschrieben wie wir uns verhalten und entscheiden werden im Leben, weil Er das von Anfang an wusste.

Schicksal An sich bedeutet, dass Allah der Allwissende in Kenntnis darüber ist was alles einst mal gewesen war, was alles ist und was alles eines Tages seien wird.

Dies bedeutet nicht, dass wir Menschen keinen freien Willen besitzen.

Hierbei wird auch nicht der menschliche Wille aberkannt. Wissen ist etwas anderes und Handeln ist etwas anderes. Allah ist der Wissende und der Mensch ist der Handelnde. Ein Beispiel: Unser ehrenwerter Prophet (sav) hatte bereits hunderte Jahre im Voraus die Eroberung Istanbuls samt seinem Befehlshaber angekündigt. Als es dann soweit war, traf dieses Ereignis ein und zwar exakt wie vorhergesagt. Nun, wurde Istanbul erobert weil unser Prophet (sav) das vorhergesagt hatte? Oder hatte er die Eroberung Istanbuls zu seiner Lebzeit nur erwähnt, weil er das schon damals gewusst hatte? Wäre die Eroberung denn überhaupt eingetroffen, wenn der Eroberer Fatih Sultan Mehmet nicht darauf hin gearbeitet hätte und nur Faul herumgelegen hätte und seine Truppen nicht auf eine Eroberung vorbereitet hätte? Also wusste Allah, dass Fatih Sultan Mehmet ein hochstrebender Eroberer sein würde und Er hat Seinen Gesandten (sav) schon im Voraus eingeweiht.
Hierbei sollten wir folgendes wissen: Wir tun nicht etwas, weil Allah das weis und Er es so gewollt, bestimmt oder erzwungen hat. Allah ist in immerwährender Kenntnis über unser körperliches und geistiges Befinden. Er weiß zu jeder Zeit wie wir denken und handeln werden. Generell ist es undenkbar, dass Allah als Erschaffer aller Dinge keine Kenntnis über Seine Schöpfung verfügt. Dann wäre Er kein Allmächtiger Gott. Ein weiteres Beispiel: Stellen wir uns einen Lehrer vor, der einen seiner Schüler auswählt und ihm ankündigt, dass er ihn Morgen in einem Fach (z.B: Mathe) zum Aktuellen Thema mündlich prüfen wird. Der Lehrer kennt seinen Schüler und weiß nur zu gut, dass dieser seinen Tag nicht mit dem Lernen des Mathe Stoffs verbringen wird, sondern wie üblich mit Fernsehen, Fußball, Spiel und Spaß und schreibt schon am selbigen Tag dessen schlechte Note im Klassenbuch nieder. Der Lehrer weiß, dass sein Schützling am nächsten Tag ungelernt zur Schule kommen und die Prüfung vergeigen wird. Am folgenden Tag erscheint dieser besagte Schüler im Unterricht und ist tatsächlich nicht im Stande auf die gestellten Fragen seines Lehrers auch nur ausreichend zu Antworten und realisiert, dass er eine schlechte Note bekommen wird. Im selben Moment öffnet der Lehrer dass Klassenbuch und sagt: „Weil ich das gestern schon gewusst habe, dass Du nicht lernen und diese mündliche Prüfung vergeigen wirst habe ich Dir bereits gestern eine schlechte Note niedergeschrieben.“ Worauf der Schüler entgegnete: „Herr Lehrer, ich habe die Prüfung nur nicht bestanden, weil Sie das Gestern schon festgesetzt haben. Hätten Sie mir eine Gute Note gegeben, so hätte ich bestimmt bestanden.“ Stimmt das? Kann dieser Schüler so etwas behaupten? Wir alle wissen, der Schüler ist im Irrtum. Ebenso können wir Menschen nicht behaupten, dass wir etwas (in der Regel) Schlechtes nur gemacht haben, weil Allah das schon so festgesetzt hat. Das bedeutet, all unsere Handlungen basieren auf unserem freien Willen und eigenmächtig getroffenen Entscheidungen und nicht weil Allah das so im Vorhinein niedergeschrieben hat. Allah hat das aufgrund Seiner Allwissenheit und AllKenntnis nur niedergeschrieben und das nennen wir dann Schicksal.

Jeder Mensch der auf die Erde kommt ist an sein individuelles Schicksalsprogramm gekettet. Alles was die Menschen tun und lassen werden und alles was ihnen einst widerfahren wird weiß Allah mit Seinem vorewigen Wissen. Jedoch bedeutet das nicht, dass die Kenntnis von Allah uns in unseren Entscheidungen zwanghaft beeinflusst und uns zu gewissen Entscheidungen zwingt. Denn Allah hat jedem Menschen unendliche Optionen zur Auswahl aufgestellt. Allah erschafft die Wege, die der Mensch durch die Nutzung seines eigenen und freien Willens auswählt. Folglich ist auch Jeder für seine eigenen Entscheidungen selbst verantwortlich und niemand sonst. Zu dieser Angelegenheit folgendes Beispiel: Stellen wir uns ein Gebäude mit einem Ober- und Untergeschoss vor. Im Obergeschoss erwartet uns unendlicher Segen, Glückseligkeit und Wohltat und im Untergeschoss lauern Foltergeräte. Weiterhin stellen wir uns vor, dass sich nun ein Jemand im Aufzug im Erdgeschoss dieses Gebäudes befindet. Diese Person ist über diese Begebenheiten bestens informiert und weiß, dass ihn im Obergeschoss die Glückseligkeit erwartet und im Untergeschoss ihm Unheil zuteil wird. Der freie Wille dieser Person muss sich nur entscheiden welche Taste sie betätigen möchte. Entweder die Taste für die Fahrt ins Obergeschoss oder die Taste die ins Untergeschoss führt. Hierbei ist keine körperliche oder geistige Anstrengung erforderlich, denn dieser Aufzug ist vollautomatisch und fährt auf Knopfdruck. Die Aufgabe dieser Person besteht einzig und allein darin sich für eine Richtung zu entscheiden und die entsprechende Taste zu betätigen, sonst nichts. Das bedeutet, dass diese Person nicht aus eigener Kraftanstrengung das Ober- oder Untergeschoss erreichen kann, sondern nur durch das Wissen über die Begebenehieten in den jeweiligen Geschossen und seiner eigenständigen Entscheidung in seinem Innern für das Gute oder für das Böse. Alles was wir Menschen tun ist wie in diesem Beispiel zu bewerten.

Zum Beispiel: Gott verkündet, dass das Betreten einer Schenke sünde und das Begehen einer Moschee tugendhaft ist. Der Mensch jedoch ist in der Lage beide Einrichtungen aufzusuchen, wie es bereits in dem zuvor erwähnten Beispiel erwähnt ist. Welche Taste er auch betätigt, also wohin er auch gehen mag, in die Richtung begibt sich dann auch sein gesamter Körper. Folglich ist die positive oder aber auch die negative Konsequenz (Lohn oder Strafe) der bewusst aufgesuchten Orte dieser Person verbindlich. Das gilt auch bei der wahl der Ehepartner usw.

Das Schicksal besteht aus Zwei Teilen. Einerseits aus einem ausweglosen Schicksal und andererseits aus einem eigenmächtigen Schicksal. Bei dem ersteren ausweglosen Schicksal haben wir gar keinen Einfluss auf die Begebenheiten. Diese Vorherbestimmung ist ausserhalb unseres Einflusses, wie zum Beispiel unser Geburtsort, unsere Eltern, unser Aussehen, unsere Hautfarbe usw. Diese Merkmale können wir nicht selbser bestimmen und wir werden bezüglich dieser auch nicht zur Rechenschafft gezogen werden.
Der zweite Teil unserer Vorsehung, das eigenmächtige Schicksal, ist gebunden an den freien Willen und dieser liegt in unserem Machtbereich und ist zugleich auch das Resultat unserer Entscheidungen. Gleichgültig wofür wir uns entscheiden und egal was wir machen möchten und oder machen werden, Allah ist aufgrund Seiner Allwissenheit in Kenntnis darüber und Er hat das Alles schon in der Vorewigkeit niedergeschrieben und festgesetzt.

Wir nominieren einen Menschentyp für uns als möglichen Lebenspartner und begeben uns auf die Suche nach ihr/ihm. Allah führt uns dann einige solcher Typen mit den entsprechenden Merkmalen vor und wir nutzen unseren freien Willen und entscheiden uns dann für einen von ihnen. Die Sympathie und die Anerkennung obliegen unserem freien Willen. Ebenso aber auch die Ablehnung und die Antipathie. Und die Tatsache, dass Allah schon im Voraus weiß wen wir wann und wo heiraten werden nennen wir eben Schicksal und unsere Entscheidung diese auserwählte Person zu ehelichen ist der freie Wille.

Unser Herz schlägt permanent, unser Blut wird kontinuierlich gereinigt, unsere Zellen teilen sich, sie wachsen, vermehren sich und sterben. In unserem Körper laufen unendlich viele Prozesse ab, von denen wir größtenteils gar keine Ahnung haben. Wir verrichten nicht eine einzige Sache, die in unserem Körper stattfindet. Selbst während wir sorglos schlafen gehen diese Aktivitäten weiter. Andererseits gibt es auch viele Dinge, die wir bewusst und mit freiem Willen und eigenmächtiger Entscheidung machen, wie zum Beispiel Essen und Trinken, Reden, Laufen usw. Auch wenn unser Wille schwach und unser Entscheidungsvermögen sehr dürr ist, besitzen wir dennoch diese Fähigkeiten. An einer Weggabelung entscheiden wir selbst, welchen dieser beiden Wege wir weitergehen werden. Das Leben ist nur zu voll mit solchen Weggabelungen. Folglich sind wir auch einzig und allein verantwortlich für unsere Entscheidungen, sofern wir nicht gegen unseren Willen gezwungen wurden diese zu treffen. Also hat es keinen Sinn sich rein zu reden durch die Anschuldigung anderer. Bei genauer Betrachtung werden wir feststellen, dass oftmals das „Schicksal“ als Entschuldigung und Ausrede angewendet werden um die eigene Schuldigkeit zu vertuschen und sich selber unschuldig zu reden. Wir sind nicht wie ein Blatt im Wind, das sich willenlos vom ihm treiben lässt. Wir Menschen besitzen einen freien Willen und die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen, ob mit oder ohne Wind (widrige Umstände). Warum empfinden wir das Gefühl der Unrichtigkeit bei begangenem und oder widerfahrenem Unrecht? Wenn das alles doch Schicksal ist und der oder die Täter aufgrund der göttlichen Vorherbestimmung gar nicht anders hätten handeln können? Wenn wir tatsächlich willenlose Gestalten wären, dann hätten doch Begriffe wie Gut und Böse, Positiv und Negativ absolut keine Bedeutung. Dann wären Helden und Verräter gleich zu betrachten, weil sie dann für ihre Charackterfestigkeit oder Charakterschwäche keine Schuld hätten. Denn beide hätten ungewollt und unbewusst gehandelt und somit wären sie unschuldig für ihre Handlungen. Solch eine Denk- und Betrachtungsweise wird (Gott sei Dank) vom rationalen menschlichen Verstand jedoch striktens abgelehnt. Und wenn jeder Mensch sich selbst, bzw. sein Gewissen einmal befragt, dann wird er feststellen, dass er kein willenloses Blatt im Wind ist.

Alles das was der Mensch mit seinem freien Willen und seiner eigenmächtigen Entscheidungen verlangt, erwünscht und begehrt, wird gemäß dem Sprichwort: „Der Mensch denkt und Gott lenkt“ von Allah so umgesetzt. Das bedeutet, dass Allah unabhängig von der Gut- oder Schlechtartigkeit der Begehren und Absichten der Menschen, die Dinge entsprechend dem Verlangen erschafft und arrangiert. Auch wenn wir Menschen uns für das Schlechte entscheiden, Allah wird uns diesen Wunsch Wirklichkeit werden lassen. Als Folge dieser Tatsache ist es unbedingt erforderlich, dass wir Menschen immerwährend an das Gute denken und uns nur zu oft für das Gute entscheiden.

Fragen an den Islam – Team
 
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