NuruAhsen
Sonsuz Temâþâ
Kommentar von Ali Ulvi Kurucu
»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.« »und mit Seiner Hilfe«
Vorwort
Dieses Vorwort wurde von einem bedeutenden islamischen Gelehrten aus Medina geschrieben. In dem Vorwort, das ich über den großen Iqbal geschrieben habe, sagte ich: »Wenn man die Biographie der Großen der Menschheit liest, oder die Sagen und Legenden der Helden und Heiligen erzählt, sich ihr teures Andenken ins Gedächtnis ruft, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Das Herz wird von der erhabenen Flamme einer ganz reinen Liebe entzündet und von Gottes Segen umhüllt. Die Geschichte weist Menschen von einer solchen Größe auf, dass im Vergleich mit ihnen viele Große klein erscheinen.«
Bei der Erwählung von Menschen, die einen Ehrenplatz in der Geschichte haben, Erhebt sich der Geist von der Erde in weiteste Welten?
Aus den Tiefen umhüllt die Seele ein Segen wie von tausend Wohlgerüchen,
Als sei sie durch die Rosengärten des Paradieses hindurchgegangen.
Als ich dieses Vorwort schrieb, fand ich mich von dieser tiefen Wahrheit mit all ihrer Gewalt und Majestät ergriffen. Denn dieses Werk, welches wir unserem verehrten Leser in tiefster Aufrichtigkeit ans Herz legen, berichtet von Bediüzzaman Said Nursi, dem großen Ustadh (Meister), dem Eroberer der Herzen, in dessen nahezu hundert Jahre währendem Leben sich zu jeder Zeitspanne Tausende von Wundern zeigten, sowie von seinem Gesamtwerk, der Risale-i Nur (Botschaft vom Licht), die aus 130 Einzelwerken besteht und schließlich von den »Nur«-Schüler (Nur; Licht), die durch ihren Charakter, ihre Tugenden, ihre Aufrichtigkeit, ihre Innigkeit, ihren Glauben und ihre Erkenntnis zu jeder Zeitspanne ihres Lebens nicht nur für ein einzelnes Land, sondern für die Menschen der ganzen Welt auch weiterhin ein untadeliges Beispiel geben.
Man sagt, dass dieses Vorwort eine kurze Zusammenfassung des ganzen Buches sei. Aber ist es denn möglich, den Inhalt dieses gewaltigen Buches, in dem jedes Thema so tief und weit gefasst ist, dass man ein eigenes Buch dafür benötigte, in wenigen Seiten zusammenzufassen?
Bis heute habe ich mich angesichts dessen, was meine Wenigkeit in Gedichtform oder Prosa niedergeschrieben hat, noch nie so hilflos und unschlüssig gefühlt. Infolgedessen werden diejenigen, welche dieses Buch mit tiefer Liebe, mit göttlicher Freude und glühender Begeisterung lesen mit Erstaunen feststellen, dass Bediüzzaman ein Gelehrter völlig anderer Art und eine führende Persönlichkeit gewesen ist, die schon seit seiner Kindheit in einer ganz ungewöhnlichen Weise herangewachsen ist und durch die Erscheinung der Namen Gottes ein Leben lang begnadet worden ist.
Nachdem ich diese Persönlichkeit, ihre Werke, ihre Schüler bis in die feinsten Feinheiten hinein untersucht hatte und seine lichte Welt mit meinen Gefühlen, Gedanken, ja meiner Seele in mich aufgenommen hatte, begriff ich, welche profunde Wahrheit in diesem Verse eines großen Dichters der alten Araber enthalten ist, wenn er sagt: »Es ist für Gott, den Gerechten, ein Leichtes diese ganze Welt in einer einzigen Person zu konzentrieren?«
Die Zahl derer, die in den Anziehungsbereich dieses Zentrums des Geistes (Qutub) gelangen, der von seinem erhabenen Ziel, seiner königlichen Berufung, der gewaltigen Größe seines Glaubens her Segen und Inspiration empfing, wächst von Tag zu Tag.
Dieses erhabene Geschehnis, das den Verstand in Erstaunen versetzt, pflanzt sich fort in den Ungläubigen, indem es sie quält und bei den Gläubigen, indem es sie erfreut und beglückt.
Sehen Sie bitte, was ein bedeutender Mudjahid über dieses göttliche Geschehnis schreibt, das in den Herzen der Gläubigen fortlebt, so dass sie sich in ihrem Inneren mit ihm verbunden fühlen. Seine Worte lassen die Herzen in heiliger Begeisterung höher schlagen, wenn er sagt:
»In diesen dunklen Tagen, da sich die stinkenden Abwässer der Unmoral gleich einer Sintflut überall hin auszubreiten beginnen, jede Tugend unter sich erstickend, finden wir Trost, wenn wir sehen, wie der Segen, der von Bediüzzaman ausgeht, jeden Widerstand bricht und die Herzen aller wie ein Sturmwind erobert? Unsere Nächte waren sehr finster geworden und der Morgen nach so finsteren Nächten ist schon nahe herbeigekommen.«
Ja, diejenigen, welche gesehen haben, wie sich das Licht gleich einem Geheimnis von Herz zu Herz, jeden Widerstand brechend, mit seinem segensreichen Einfluss in jeder Ecke des Landes verteilt und verbreitet, beginnen seich erstaunt und erschreckt zu fragen: »Wer ist dieser Mann, dessen Ruhm unser Land von allen Seiten her überzieht? Was ist sein Leben, sein Werk, seine Berufung, sein Charakter? Ist der Weg, dem er folgt ein Orden (Tariqat), eine Vereinigung oder eine politische Organisation?«
Nicht nur das. Mit einem Mal begann der Strom schwerer Verfolgungen, peinlicher Untersuchungen, langwieriger, nahezu pausenloser Prozesse, ausgelöst teils direkt von der Regierung, teils von dem Justizministerium, nicht mehr abzureißen? Als sich in der Folge herausstellte, dass es sich hierbei lediglich um eine Gründung von »Glaube und Erkenntnis« handelte, welche die göttlichen Manifestationen im Lande der Herzen errichtet hatte, manifestierte sich auch die Gerechtigkeit in göttlicher Weise folgendermaßen: »Es ergeht das Urteil: Bediüzzaman wird mit allen seinen Werken freigesprochen.« Dies wurde öffentlich bekannt gegeben. So zeigte sich schließlich sonnenklar, dass der Geist über die Materie, die Wahrheit über den Irrtum allezeit, das Licht über die Finsternis, der Glaube über den Unglauben allezeit siegen wird. Diese Wahrheit ist göttliches Gesetz vor allen anderen, unveränderbar von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Man sagt, der wahre Maßstab, zu prüfen, ob Wesen und Wirklichkeit eines Reformers, in welcher Atmosphäre auch immer er erscheinen mag, echt und aufrichtig sind, bestehe darin, die Unterschiede festzustellen, die sich aus den Veränderungen im persönlichen und öffentlichen, körperlichen und seelischen Leben zwischen dem ersten Tage ergeben, an dem er mit seiner Verkündung begonnen hatte, bis zu dem Tage, wo er seine Verbesserungen erfolgreich durchsetzen konnte.
Zum Beispiel; da ist ein Mann, der ist in den ersten Tagen unaufdringlich, hochherzig, selbstlos, bescheiden, kurz eine makellose Persönlichkeit ersten Ranges, also ein wahres Beispiel von Anstand und Charakter. Sehen wir, ob er, nachdem er mit seinen Bemühungen zum Erfolg gelangt ist und sich die Gefühle, Hoffnungen und Herzen ihm zugewandt haben, sich noch immer seine frühere makellose und beispielhafte Haltung bewahren konnte? Oder glaubt er etwa in seinem Siegestaumel wie so viele, die man als groß ansieht, dass ihm der Raum zwischen Himmel und Erde zu eng geworden sei?
Dies also ist der reinste Spiegel, der das absolut wahre Gesicht irgendeines großen oder kleinen Trägers von Ziel und Aufgabe zurückwirft, Wesen und Wirklichkeit, seine Persönlichkeit und seinen wahren Charakter.
Im Verlauf der Geschichte waren es zunächst die Propheten insbesondere der Fürst aller Propheten, mit dem Friede und Segen sei, unser Herr, sodann seine Nachfolger, die Kalifen und seine Bundesgenossen, die Sahabis, sodann die großen Persönlichkeiten, die ihrer lichtvollen Spur gefolgt sind, die das königliche Beispiel derer geben, welche die große Prüfung bestanden haben.
»Die Gelehrten sind die Nachfolger der Propheten.«
In dieser Ehrwürdigen Überlieferung bringt unser Prophet in seiner so wunderbar klaren Art zum Ausdruck, dass es keineswegs eine leichte Sache ist, ein Gelehrter zu werden.
Weil also nun ein Gelehrter der Erbe der Propheten ist, muss er auch, wenn er Recht und Wahrheit lehren und verbreiten will, genau dem gleichen Weg folgen, den auch sie beschritten haben, auch wenn er übersät ist mit Felsbrocken, Steinen, Kieseln, Schlamm, auch wenn sich auf ihm Berge und Abgründe befinden, oder noch schlimmer: Verfolgung, Einzelhaft, Mordanschläge und Todesurteile und noch andere tausenderlei Arten von Unterdrückung und Folter, wie man sie sich kaum vorstellen, ja noch nicht einmal träumen kann?
So ist also Bediüzzaman eine Persönlichkeit, die ein ganzes Leben lang - mehr als ein halbes Jahrhundert - in diesem heiligen Bemühen (Cihad) einen schwierigen Weg zähen Ringens beschritt, Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten mit Fallgeschwindigkeit überwand und damit bewies, dass er in der Tat ein Gelehrter war, der den Fußspuren der Propheten gefolgt ist.
Was mich an ihm am meisten begeistert hat, war neben seinen außergewöhnlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten, seinem charakterlichen Wert und seiner hohen Bildung, vor allem sein Glaube, unerschütterlicher als die Berge, tiefer als die Meere, höher und weiter als die Himmel.
Oh mein Herr! Welch ein gewaltiger Glaube! Was für eine unendliche, nie versiegende Geduld! Was für ein eiserner Wille! All diesen Unterdrückungen, Warnungen, Peinigungen und Schikanen beugte er seinen Nacken nicht! Sie konnten ihn nicht mundtot machen. Stets behielt er den längeren Atem.
Inspiriert durch die Gedichte des großen Iqbal, schrieb ich einmal in meiner Begeisterung ein Gedicht, das ich »Mucahid« nannte. Manch einer von denen, welche die unten angeführten Zeilen gelesen haben, mag danach vielleicht gedacht haben, dies sei eine dichterische Übertreibung.
Wer aber dieses wunderbare Werk gelesen hat, zu dem das Vorwort zu schreiben ich die Ehre habe, der kann nur von jener überströmenden Begeisterung erfüllt werden, welche begreift, was für einen Diener sich Allah erwählt hat. Welch ein Glaube, wenn er zur Vollkommenheit gelangt! Und was für Wunder vermag er zu vollbringen!?
Sobald ein fester Entschluss eines vom Glauben erfüllten Menschen ergreift
und dieser Mensch dann vom letzten Geheimnis des Glaubens berührt wird,
kann auch der schrecklichste Tod ihn nicht in Ketten halten?
wie einen Lavastrom kann nichts ihn mehr binden?
Von meinem Herren herab gibt Kraft seinem Entschluss seine Eingebung?
Den Propheten im Traum sieht er vielleicht jeden Abend?
Ganz Licht, von seinem Glauben voll in seinem Herzen der Mihrab (Gebetsnische, Ehrenplatz)
Eine Leuchte seinem Horizont vermag in dieser Welt der Mond nicht zu sein?
Der Schnee der Winter spricht ihn nicht an, erschreckt ihn nicht, bekümmert ihn nicht, schmerzt ihn nicht?
Die Jahreszeit seines ganzen Lebens ist ein linder schattiger Sommer?
Auch des Paradieses Welten sieht er im Diesseits.
Suchte man ihn auch zu vernichten, so kümmert er sich doch nicht um seinen Kummer und Leiden so groß wie Berge?
Und öffneten sich auch rings um ihn unzugänglich steile Abgründe,
Ginge der Mond unter, verlösche die Sonne, verdunkelte sich der Horizont,
fiele der Himmel ein und stürzte herunter, er wiche nicht ab von seinem Weg und kehrte nicht um!
Und die Fackel des Glaubens, die in seiner Seele brennt, löscht nicht aus?
Wie heilig ist doch der Glaube in seinem Herzen, wie ein Vulkan!
Und in seinem Gewissen ruft jeden Augenblick eine Stimme:
Vorwärts Reisender! Die Morgen dämmern herauf! Halte sich nicht auf!
Lass die Finsternisse blutige Tränen weinen mit deiner Fackeln Schein!
Klimme der Sterne Leiter empor zu hohen Welten!
Oh Du Hand, die du aus dem Paradiese gekommen bist, die Menschheit zu erretten!
»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.« »und mit Seiner Hilfe«
Vorwort
Dieses Vorwort wurde von einem bedeutenden islamischen Gelehrten aus Medina geschrieben. In dem Vorwort, das ich über den großen Iqbal geschrieben habe, sagte ich: »Wenn man die Biographie der Großen der Menschheit liest, oder die Sagen und Legenden der Helden und Heiligen erzählt, sich ihr teures Andenken ins Gedächtnis ruft, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Das Herz wird von der erhabenen Flamme einer ganz reinen Liebe entzündet und von Gottes Segen umhüllt. Die Geschichte weist Menschen von einer solchen Größe auf, dass im Vergleich mit ihnen viele Große klein erscheinen.«
Bei der Erwählung von Menschen, die einen Ehrenplatz in der Geschichte haben, Erhebt sich der Geist von der Erde in weiteste Welten?
Aus den Tiefen umhüllt die Seele ein Segen wie von tausend Wohlgerüchen,
Als sei sie durch die Rosengärten des Paradieses hindurchgegangen.
Als ich dieses Vorwort schrieb, fand ich mich von dieser tiefen Wahrheit mit all ihrer Gewalt und Majestät ergriffen. Denn dieses Werk, welches wir unserem verehrten Leser in tiefster Aufrichtigkeit ans Herz legen, berichtet von Bediüzzaman Said Nursi, dem großen Ustadh (Meister), dem Eroberer der Herzen, in dessen nahezu hundert Jahre währendem Leben sich zu jeder Zeitspanne Tausende von Wundern zeigten, sowie von seinem Gesamtwerk, der Risale-i Nur (Botschaft vom Licht), die aus 130 Einzelwerken besteht und schließlich von den »Nur«-Schüler (Nur; Licht), die durch ihren Charakter, ihre Tugenden, ihre Aufrichtigkeit, ihre Innigkeit, ihren Glauben und ihre Erkenntnis zu jeder Zeitspanne ihres Lebens nicht nur für ein einzelnes Land, sondern für die Menschen der ganzen Welt auch weiterhin ein untadeliges Beispiel geben.
Man sagt, dass dieses Vorwort eine kurze Zusammenfassung des ganzen Buches sei. Aber ist es denn möglich, den Inhalt dieses gewaltigen Buches, in dem jedes Thema so tief und weit gefasst ist, dass man ein eigenes Buch dafür benötigte, in wenigen Seiten zusammenzufassen?
Bis heute habe ich mich angesichts dessen, was meine Wenigkeit in Gedichtform oder Prosa niedergeschrieben hat, noch nie so hilflos und unschlüssig gefühlt. Infolgedessen werden diejenigen, welche dieses Buch mit tiefer Liebe, mit göttlicher Freude und glühender Begeisterung lesen mit Erstaunen feststellen, dass Bediüzzaman ein Gelehrter völlig anderer Art und eine führende Persönlichkeit gewesen ist, die schon seit seiner Kindheit in einer ganz ungewöhnlichen Weise herangewachsen ist und durch die Erscheinung der Namen Gottes ein Leben lang begnadet worden ist.
Nachdem ich diese Persönlichkeit, ihre Werke, ihre Schüler bis in die feinsten Feinheiten hinein untersucht hatte und seine lichte Welt mit meinen Gefühlen, Gedanken, ja meiner Seele in mich aufgenommen hatte, begriff ich, welche profunde Wahrheit in diesem Verse eines großen Dichters der alten Araber enthalten ist, wenn er sagt: »Es ist für Gott, den Gerechten, ein Leichtes diese ganze Welt in einer einzigen Person zu konzentrieren?«
Die Zahl derer, die in den Anziehungsbereich dieses Zentrums des Geistes (Qutub) gelangen, der von seinem erhabenen Ziel, seiner königlichen Berufung, der gewaltigen Größe seines Glaubens her Segen und Inspiration empfing, wächst von Tag zu Tag.
Dieses erhabene Geschehnis, das den Verstand in Erstaunen versetzt, pflanzt sich fort in den Ungläubigen, indem es sie quält und bei den Gläubigen, indem es sie erfreut und beglückt.
Sehen Sie bitte, was ein bedeutender Mudjahid über dieses göttliche Geschehnis schreibt, das in den Herzen der Gläubigen fortlebt, so dass sie sich in ihrem Inneren mit ihm verbunden fühlen. Seine Worte lassen die Herzen in heiliger Begeisterung höher schlagen, wenn er sagt:
»In diesen dunklen Tagen, da sich die stinkenden Abwässer der Unmoral gleich einer Sintflut überall hin auszubreiten beginnen, jede Tugend unter sich erstickend, finden wir Trost, wenn wir sehen, wie der Segen, der von Bediüzzaman ausgeht, jeden Widerstand bricht und die Herzen aller wie ein Sturmwind erobert? Unsere Nächte waren sehr finster geworden und der Morgen nach so finsteren Nächten ist schon nahe herbeigekommen.«
Ja, diejenigen, welche gesehen haben, wie sich das Licht gleich einem Geheimnis von Herz zu Herz, jeden Widerstand brechend, mit seinem segensreichen Einfluss in jeder Ecke des Landes verteilt und verbreitet, beginnen seich erstaunt und erschreckt zu fragen: »Wer ist dieser Mann, dessen Ruhm unser Land von allen Seiten her überzieht? Was ist sein Leben, sein Werk, seine Berufung, sein Charakter? Ist der Weg, dem er folgt ein Orden (Tariqat), eine Vereinigung oder eine politische Organisation?«
Nicht nur das. Mit einem Mal begann der Strom schwerer Verfolgungen, peinlicher Untersuchungen, langwieriger, nahezu pausenloser Prozesse, ausgelöst teils direkt von der Regierung, teils von dem Justizministerium, nicht mehr abzureißen? Als sich in der Folge herausstellte, dass es sich hierbei lediglich um eine Gründung von »Glaube und Erkenntnis« handelte, welche die göttlichen Manifestationen im Lande der Herzen errichtet hatte, manifestierte sich auch die Gerechtigkeit in göttlicher Weise folgendermaßen: »Es ergeht das Urteil: Bediüzzaman wird mit allen seinen Werken freigesprochen.« Dies wurde öffentlich bekannt gegeben. So zeigte sich schließlich sonnenklar, dass der Geist über die Materie, die Wahrheit über den Irrtum allezeit, das Licht über die Finsternis, der Glaube über den Unglauben allezeit siegen wird. Diese Wahrheit ist göttliches Gesetz vor allen anderen, unveränderbar von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Man sagt, der wahre Maßstab, zu prüfen, ob Wesen und Wirklichkeit eines Reformers, in welcher Atmosphäre auch immer er erscheinen mag, echt und aufrichtig sind, bestehe darin, die Unterschiede festzustellen, die sich aus den Veränderungen im persönlichen und öffentlichen, körperlichen und seelischen Leben zwischen dem ersten Tage ergeben, an dem er mit seiner Verkündung begonnen hatte, bis zu dem Tage, wo er seine Verbesserungen erfolgreich durchsetzen konnte.
Zum Beispiel; da ist ein Mann, der ist in den ersten Tagen unaufdringlich, hochherzig, selbstlos, bescheiden, kurz eine makellose Persönlichkeit ersten Ranges, also ein wahres Beispiel von Anstand und Charakter. Sehen wir, ob er, nachdem er mit seinen Bemühungen zum Erfolg gelangt ist und sich die Gefühle, Hoffnungen und Herzen ihm zugewandt haben, sich noch immer seine frühere makellose und beispielhafte Haltung bewahren konnte? Oder glaubt er etwa in seinem Siegestaumel wie so viele, die man als groß ansieht, dass ihm der Raum zwischen Himmel und Erde zu eng geworden sei?
Dies also ist der reinste Spiegel, der das absolut wahre Gesicht irgendeines großen oder kleinen Trägers von Ziel und Aufgabe zurückwirft, Wesen und Wirklichkeit, seine Persönlichkeit und seinen wahren Charakter.
Im Verlauf der Geschichte waren es zunächst die Propheten insbesondere der Fürst aller Propheten, mit dem Friede und Segen sei, unser Herr, sodann seine Nachfolger, die Kalifen und seine Bundesgenossen, die Sahabis, sodann die großen Persönlichkeiten, die ihrer lichtvollen Spur gefolgt sind, die das königliche Beispiel derer geben, welche die große Prüfung bestanden haben.
»Die Gelehrten sind die Nachfolger der Propheten.«
In dieser Ehrwürdigen Überlieferung bringt unser Prophet in seiner so wunderbar klaren Art zum Ausdruck, dass es keineswegs eine leichte Sache ist, ein Gelehrter zu werden.
Weil also nun ein Gelehrter der Erbe der Propheten ist, muss er auch, wenn er Recht und Wahrheit lehren und verbreiten will, genau dem gleichen Weg folgen, den auch sie beschritten haben, auch wenn er übersät ist mit Felsbrocken, Steinen, Kieseln, Schlamm, auch wenn sich auf ihm Berge und Abgründe befinden, oder noch schlimmer: Verfolgung, Einzelhaft, Mordanschläge und Todesurteile und noch andere tausenderlei Arten von Unterdrückung und Folter, wie man sie sich kaum vorstellen, ja noch nicht einmal träumen kann?
So ist also Bediüzzaman eine Persönlichkeit, die ein ganzes Leben lang - mehr als ein halbes Jahrhundert - in diesem heiligen Bemühen (Cihad) einen schwierigen Weg zähen Ringens beschritt, Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten mit Fallgeschwindigkeit überwand und damit bewies, dass er in der Tat ein Gelehrter war, der den Fußspuren der Propheten gefolgt ist.
Was mich an ihm am meisten begeistert hat, war neben seinen außergewöhnlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten, seinem charakterlichen Wert und seiner hohen Bildung, vor allem sein Glaube, unerschütterlicher als die Berge, tiefer als die Meere, höher und weiter als die Himmel.
Oh mein Herr! Welch ein gewaltiger Glaube! Was für eine unendliche, nie versiegende Geduld! Was für ein eiserner Wille! All diesen Unterdrückungen, Warnungen, Peinigungen und Schikanen beugte er seinen Nacken nicht! Sie konnten ihn nicht mundtot machen. Stets behielt er den längeren Atem.
Inspiriert durch die Gedichte des großen Iqbal, schrieb ich einmal in meiner Begeisterung ein Gedicht, das ich »Mucahid« nannte. Manch einer von denen, welche die unten angeführten Zeilen gelesen haben, mag danach vielleicht gedacht haben, dies sei eine dichterische Übertreibung.
Wer aber dieses wunderbare Werk gelesen hat, zu dem das Vorwort zu schreiben ich die Ehre habe, der kann nur von jener überströmenden Begeisterung erfüllt werden, welche begreift, was für einen Diener sich Allah erwählt hat. Welch ein Glaube, wenn er zur Vollkommenheit gelangt! Und was für Wunder vermag er zu vollbringen!?
Sobald ein fester Entschluss eines vom Glauben erfüllten Menschen ergreift
und dieser Mensch dann vom letzten Geheimnis des Glaubens berührt wird,
kann auch der schrecklichste Tod ihn nicht in Ketten halten?
wie einen Lavastrom kann nichts ihn mehr binden?
Von meinem Herren herab gibt Kraft seinem Entschluss seine Eingebung?
Den Propheten im Traum sieht er vielleicht jeden Abend?
Ganz Licht, von seinem Glauben voll in seinem Herzen der Mihrab (Gebetsnische, Ehrenplatz)
Eine Leuchte seinem Horizont vermag in dieser Welt der Mond nicht zu sein?
Der Schnee der Winter spricht ihn nicht an, erschreckt ihn nicht, bekümmert ihn nicht, schmerzt ihn nicht?
Die Jahreszeit seines ganzen Lebens ist ein linder schattiger Sommer?
Auch des Paradieses Welten sieht er im Diesseits.
Suchte man ihn auch zu vernichten, so kümmert er sich doch nicht um seinen Kummer und Leiden so groß wie Berge?
Und öffneten sich auch rings um ihn unzugänglich steile Abgründe,
Ginge der Mond unter, verlösche die Sonne, verdunkelte sich der Horizont,
fiele der Himmel ein und stürzte herunter, er wiche nicht ab von seinem Weg und kehrte nicht um!
Und die Fackel des Glaubens, die in seiner Seele brennt, löscht nicht aus?
Wie heilig ist doch der Glaube in seinem Herzen, wie ein Vulkan!
Und in seinem Gewissen ruft jeden Augenblick eine Stimme:
Vorwärts Reisender! Die Morgen dämmern herauf! Halte sich nicht auf!
Lass die Finsternisse blutige Tränen weinen mit deiner Fackeln Schein!
Klimme der Sterne Leiter empor zu hohen Welten!
Oh Du Hand, die du aus dem Paradiese gekommen bist, die Menschheit zu erretten!