Rechenschaft vor uns selbst

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Rechenschaft vor uns selbst



Bismillahirrahmanirrahim

[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“O ihr, die ihr glaubt, habt Ehrfurcht vor Allah; und eine jede Seele sollte
darauf achten, was sie für Morgen vorausschickt! Und habt Ehrfurcht vor Allah.
Wahrlich, Allah hat Kunde über das, was ihr macht.”
[Sure “Haschr”, Vers 18]



Verehrte Muslime,

wie jedem anderen Geschöpf auch, hat unser erhabener Herr dem Menschen ein
zeitlich befristetes Leben geschenkt und ihn hierfür mit besonderen Fähigkeiten
ausgestattet. So besitzt der Mensch Verstandesbegabung und Willenskraft. Vom
Eintritt in die Pubertät bis zu seinem Tode trägt der Mensch auf Grund dieser
Fähigkeiten Verantwortung für das, was er macht. Auf diese Realität weist uns der
Koran hin, wenn es hier heißt: “Denkt der Mensch etwa, dass er dem sinnlosen
Treiben überlassen ist.” [1] - “Habt ihr gedacht, dass Wir euch ohne Sinn und
Zweck erschaffen haben und dass ihr nicht zu Uns zurückkehrt (und
Rechenschaft ablegen müsst).” [2]



Verehrte Gläubige,

auch wenn wir dies vergessen und der Tatsache nicht ins Auge schauen möchten:
der Tod ist uns eine unausweichliche Realität und kommt eilenden Schrittes auf uns
zu. Der Gottesgesandte wies uns darauf hin, als er in einem Hadis sagte: “Das
irdische Leben hat uns den Rücken zugekehrt und zieht davon. Das Jenseits
jedoch hat sich uns zugewandt und kommt auf uns zu. Alle beide haben ihnen
eigene Kinder. Seid Kinder des Jenseits und nicht etwa die des irdischen
Lebens. Denn heute wird gehandelt und nicht abgerechnet. Morgen jedoch wird
nur noch abgerechnet, da zählen die Taten nicht mehr.” [3]

Diese Realität dürfen wir bei unserer Lebensgestaltung nicht aus den Augen
verlieren und sollten vielmehr darüber nachdenken, ob und wie wir uns auf das
jenseitige Leben vorbereitet haben. So heißt es hierzu im Koran: “O ihr, die ihr
glaubt, habt Ehrfurcht vor Allah; und eine jede Seele sollte darauf achten, was
sie für Morgen vorausschickt! Und habt Ehrfurcht vor Allah. Wahrlich, Allah hat
Kunde über das, was ihr macht.” [4]




Und unser geliebter Prophet sagte dereinst in einem weiteren Hadis: “Ein kluger
Mensch zieht sich selbst zur Rechenschaft und müht sich für das Leben nach
dem Tode.” [5]


Verehrte Muslime,

in das neue Jahr sollten wir nicht eintreten mit Handlungen, die aus islamischer
Sicht verboten sind, sondern indem wir das letzte Jahr Revue passieren lassen und
Rechenschaft vor uns selbst ablegen für unser Verhalten hierdrin. Es sollte uns
aufrütteln, dass eine Reihe von Menschen, die letztes Jahr noch unter uns weilten,
nun nicht mehr mit uns sind. Für das neue Jahr sollten wir uns alle vornehmen,
Abstand zu nehmen von den Fehlern und Sünden des vergangenen Jahres. Ferner
sollten wir uns für das neue Jahr neue Ziele stecken. Wir sollten auch nicht
vergessen dafür zu beten, dass das neue Jahr uns allen Wohl bringt und die Welt zu
einer lebenswerteren und friedlicheren macht.



Verehrte Gläubige,

wer Glück im Dies- und im Jenseits erlangen will, muss das irdische Leben
gewinnbringend nutzen und Handlungen tätigen, die ihm das Jenseits einbringen.
Und dafür ist es notwendig, dass wir, ganz wie es uns unser Prophet seinerzeit
anriet, “an den Tod denkend, der uns die süßen Seiten des Lebens vergällt” [6]
uns selbst zur Rechenschaft ziehen für unsere Handlungen.
Meine Predigt möchte ich an dieser Stelle beenden mit den Worten des
Prophetengefährten Omar (r.a.): “Zieht euch selbst zur Rechenschaft, bevor ihr
zur Rechenschaft gezogen werdet, und legt eure Handlungen auf die
Wagschaale, bevor sie auf die Waagschaale gelegt werden.” [7]


[1] Qiyama, 75/36.
[2] Mu’minun, 23/115.
[3] Buhari, Rikak 4.
[4] Haschr, 59/18.
[5] Tirmizi, Qiyama, 26.
[6] Tirmizi, Zuhd, 4.
[7] Ibn Abi Schayba, Musannaf, 7/96, no:34459.
Predigtkommission DITIB Köln
 
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