Wetteifern um Wohltaten

garp

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Wetteifern um Wohltaten



“Jeder hat eine Richtung, der er sich zukehrt. So wetteifert um Wohltaten. Wo
auch immer ihr euch befinden möget, Allah wird euch alle zusammen kommen
lassen. Wahrlich, Allah hat die Macht zu Allem.”
[Sure “Bakara”, Vers 148]


Verehrte Muslime,

was der Islam beim Menschen etablieren und weiter entwickeln will, ist ein
Charakter, getragen von Vollkommenheit in Moral und Ethik (ahlak-ı kamil). Eine
Vielzahl von Handlungen sind es, die uns unseren moralisch-ethischen
Handlungsrahmen setzen: angefangen von unserem Glauben, bzw. unserer
Glaubenspraxis, bis zu dem, was wir tun, bzw. unterlassen. Die Gebote unserer
Religion und die Gottesdienste – seien es solche, die mit dem Körper verrichtet
werden oder auch solche, die wir unter Einsatz unseres Vermögens erfüllen -
verhelfen uns dazu, dass wir in Richtung dieses vollkommenen Charakters
voranschreiten und einen Rang erklimmen, auf dem uns zu sehen unseren Schöpfer
mit Wohlwollen erfüllt. Das Einzige, womit sich der Mensch in der Tat rühmen
kann, sind hier seine tugendhaften Taten und Handlungen, die er unternimmt im
Bewusstsein, bzw. niemals außer Acht lassend, dass sein Schöpfer ihn dabei sieht.
Der Begriff hierfür lautet “takva”, Ehrfurcht vor, bzw. Bewusstsein um Gott.
Nicht wenige Koranverse und Prophetensprüche, Hadise, gemahnen uns das Gute zu
tun und stets danach zu trachten, ein guter Mensch zu sein. Sie zeigen uns auch
Beispiele und Wege hierfür.

Diese Wegweisung und Rechtleitung bewahrt den Muslim davor, dass er zum
Gefangenen seiner Gefühle und der Materie wird. So misst er Hab und Gut nur den
Wert bei, den diese auch verdienen. Er versucht seine Gefühle unter Kontrolle zu
halten, so dass diese ihm nicht Schaden zufügen, ihn nicht überwältigen oder gar
irreleiten. In Freud und Leid ist er ausgeglichen, seinen Taten liegen zu Grunde
Vertrauen in Gott (tevekkül), sein Verdienst wird begleitet von Dankbarkeit und
Segen. Seine Angelegenheiten verfolgt er mit Entschlossenheit, Geduld und Fleiß.
Hat er von den weltlichen Dingen gerade soviel, wie er braucht, überkommen ihn
Glück und innere Ruhe, als besäße er die Welt. Sieht er jedoch einen bedürftigen
Menschen, oder eine Arbeit, die sein Zupacken, bzw. seine helfende Hand


erfordern, fühlt er sich verpflichtet, einzugreifen. Ein: “Was geht mich das an!” -
oder: “Lass es die Anderen machen!” kommt für ihn nicht in Frage.
Aus dieser sozialen Warte betrachtet, ist die islamische Zivilisation eine des
Verantwortungsbewusstseins, der Solidarität, der Verantwortung und Sensibilität
gegenüber Mensch und Natur. Eine Zivilisation, die das Hehre und Edle in den
Herzen nach Außen trägt, so dass dieses sich wieder spiegelt in unserer Umgebung,
in der Kunst, in unserer Arbeit aber auch angelangt beim Menschen.

Diese Tugendhaftigkeit sollte sich nicht nur zeigen da, wo Muslime die Mehrheit der
Gesellschaft bilden, sondern auch da, wo sie als Migranten in Minderheit leben; und
sie zeigt sich hier auch. So sind die errichteten Moscheen mit ihren Frauen- und
Jugendabteilungen, sind die Bildungsangebote, das Verrichten, bzw. die
Ermöglichung der Verrichtung der körperlich oder unter Einsatz des Vermögens zu
erfüllenden gottesdienstlichen Handlungen, ist die helfende Hand, die sich Not
leidenden Menschen in Nah und Fern ausstreckt, nichts anderes als ein Ausdruck
eben dieser eurer edlen Tugenden.

Und diese Tugendhaftigkeit war es, die euch als DITIB-Gemeinden und in Befolgung
des Gebots unseres Herrn: “... und helft einander das Gute zu tun und zur
Ehrfurcht vor Allah.” [1] nach dem Erdbeben von Pakistan im Jahre 2005 dazu
veranlasst hat, Hand in Hand und alle beseelt von den selben Gefühlen, dort ein
Mädchen-College wieder aufzubauen. Sie war es auch, die euch nach dem Erdbeben
von Haiti im Februar dieses Jahres mehr als 100.000 Euro an Spendengeldern für
dieses Land zusammen bringen ließ. Ebenso habt ihr im vergangenen Ramadan mit
den Flutopfern von Pakistan gefühlt und euch an der Spendenkampagne beteiligt,
die die Türkisch Islamische Union unter der Schirmherrschaft des Botschaftsrats für
Religionsangelegenheiten ausgerufen hat. An die 2,4 Millionen Euro habt ihr hierbei
gesammelt. All diese Spendengelder wurden als euer Anvertrautes und eure
Wohltaten an ihre jeweiligen Bestimmungsorte weiter geleitet. Eure Wohltaten, die
ihr im vergangenen Ramadan erbracht habt, sind gar nicht genug zu loben. So habt
ihr in diesem Monat nicht nur den Flutopfern in Pakistan geholfen, sondern auch
allen anderen Bedürftigen. Insbesondere habt ihr mit euren Almosenspenden (fitre)
und euren Pflichtabgaben (zekat) den jungen Menschen Stipendien ermöglicht und
damit in unser aller Zukunft investiert. Die uns im diesjährigen Ramadan
anvertrauten Almosenspenden und Pflichtabgaben (insgesamt 1,3 Millionen Euro)
wurden an all die Genannten weiter gegeben. All diese Wohltaten und Spenden
werden ihrem Zweck überführt, mit ihnen Bedürftige und Pläne unterstütz, um
islamische Theologen und akademischen Nachwuchs hierdrin auszubilden. Somit
sind eure Spenden und eure Wohltaten nicht nur nachhaltig, sondern werden euch
zu frommen Taten, die von Generation zu Generation weiter wirken und solange,
wie jemand von diesen Wohltaten Nutzen zieht, in eurem Tatenbuch
fortgeschrieben, zur sadak-i cariye.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei denjenigen, die diese Spenden verrichten
und damit Wohltaten begehen. Mögen sie von unserem Herrn angenommen werden.



Verehrte Muslime,

abgesehen von diesen Spenden und Wohltaten tragt ihr auch bei und spendet für
den Bau der neuen Zentralmoschee von Köln. Diese entsteht gerade mit eurer Hilfe
und euren wohltätigen Spenden. An dieser Stelle möchten wir uns auch bedanken
für die mehr als 7,5 Millionen Euro, die bis heute an Spenden für die
Zentralmoschee eingegangen sind.

Zum Opferfest werden eure Wohltaten andererseits, in Form von Opfertieren vor
allen Dingen wieder Pakistan, Afrika aber auch andere Regionen erreichen. Wir
hoffen, dass auch in diesem Jahr zum Opferfest wieder von der Möglichkeit
Gebrauch gemacht wird, mit der vom Botschaftsrat für Religionsangelegenheiten
geführten und von DITIB unterstützten Kampagne ein Opfertier darbringen zu
lassen.


Mögen wir alle zu denjenen gehören, die Wohltaten zu ihren zählen können.
[1] Maide, 2

:
Verehrte Gläubige,

heute begeht die Türkei ein Jubiläum: heute vor nunmehr 87 Jahren wurde dort die
Republik gegründet. Die Türkei und die Türken dort blicken nunmehr auf eine fast
hundertjährige Erfahrung zurück auf ihrem Weg in die Zukunft, den sie sicheren
Schrittes und voller Hoffnung begehen und dabei das moderne Leben genauso
einfangen, wie sie ihren Bedürfnissen und ihren Verantwortungen nachkommen.
Dank dieser Vorzüge, bzw. des Bewusstseins für die Vorzüge der Republik, das wir
Türkischstämmige in Deutschland verinnerlicht haben, sind wir auch hier, in
unserer neuen Heimat, in der Lage uns in der Gesellschaft als ihr gleichberechtigter
Teil einzubringen, weiterzuentwickeln und dieser Gesellschaft materiell wie
immateriell-geistig beizutragen. Denn die Staatsform der Republik ermöglicht die
Religions- und Gewissensfreiheit. Sie gewährt Chancengleichheit in Bildung und
Beruf sowie sie Pluralität und Partizipation ermöglicht. Diese Besonderheit der
Türkei und der Türken darf bei der Integrationsdebatte in Deutschland auf keinen
Fall außer Acht gelassen werden.

Möge unser Herr und Schöpfer die Türkei schützen, möge Er uns unsere neue
Heimat Deutschland zu einem trauten Heim machen und vor allem Übel schützen.


Predigtkommission DITIB Köln
 
Üst