Der Gerechtigkeitssinn im Islam

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Der Gerechtigkeitssinn im Islam


بسم الله الرجمن الرحيم
إنَّ اللهَ یَاْمُرُ بِالعَدْلِ وَ الإحْسان وَ إیتاء ذِي القُرْبَى وَ یَنْهَى عَنِ الفَحْشَاء وَ المُنْكرِ وَ البَغْ يِ
یَعِظكُم لَعَلَّكُمْ تَذَآَّرونَ
„Siehe, Allah gebietet, Gerechtigkeit zu üben, Gutes zu tun und die Nahestehenden zu beschenken. Und Er verbietet das Schändliche und Unrechte und Gewalttätige. Er ermahnt euch, euch dies zu Herzen zu nehmen.”
Der Koran, Sure “Nahl”, Vers 90 (Nahl:90)


Verehrte Gläubige,

Gerechtigkeit bedeutet, Recht walten zu lassen, gerecht zu urteilen und kein Unrecht zu tun. Das Gegenteil von Gerechtigkeit sind Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Alle Propheten, angefangen von Adam bis Muhammed (Allahs Segen und Heil seien auf ihm), sind gesandt worden, um den Menschen Recht und Gerechtigkeitssinn zu verkünden. Solange sich die Menschen auf Erden an diese göttliche Offenbarungen hielten und Gerechtigkeit walten ließen, herrschten Frieden, Ruhe und Respekt. Hielt man sich jedoch nicht an dieses Gebot, herrschten Unterdrückung und Unrecht. Der Islam ist eine Religion, die angetreten ist, um Recht und Gerechtigkeit zu verbreiten. Gerechtigkeit heißt im Islam, zwischen den Menschen keinen Unterschied zu machen auf Grund ihrer Religion, ihrer Sprache, ihrer Herkunft oder ihres Geschlechts. Die Menschen müssen auf Grund der Tatsache, dass sie alle von dem selben Schöpfer geschaffen worden sind, alle gleich behandelt werden. Der Islam gewährt und schützt elementare Rechte oder Grundrechte, wie z.B. das Recht auf Leben, Eigentum, Ehre, Religion usw.
Nur weil sie diesem Prinzip gefolgt sind, waren unsere Vorfahren im Stande, über Jahrhunderte hinweg mit Millionen von Menschen unterschiedlichster Kultur und Herkunft brüderlich und in Frieden zusammen zu leben.
Eine der wichtigsten Themen, die der Koran behandelt, ist die Gerechtigkeit, die die beste Medizin ist gegen Unrecht und Unterdrückung. Ich möchte Ihnen einige Koranverse geben, die von der Gerechtigkeit handeln und das soeben Gesagte veranschaulichen: „Oh ihr, die ihr glaubt! Tretet für die Gerechtigkeit ein, wenn ihr vor Allah Zeugnis ablegt, und sei es gegen euch selber oder eure Eltern und Verwandten. Handele es sich um arm oder reich, Allah steht euch näher als beide. Und überlasst euch nicht der Leidenschaft, damit ihr nicht vom Recht abweicht. Wenn ihr das Recht verdreht oder euch von ihm abkehrt, siehe, Allah weiß, was ihr tut. [1]

„Oh, ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Allah bezeugt. Der Hass gegen bestimmte Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht. Das entspricht mehr der Gottesfurcht.“[2]

„Siehe, Allah gebietet euch, die euch anvertrauten Güter ihren Eigentümern zurückzugeben, und wenn ihr unter den Leuten richtet, nach Gerechtigkeit zu richten.“ [3]
Gerechtigkeit ist die Quelle aller guten und tugendhaften Dinge. Wenn der Mensch Gerechtigkeit walten lassen will, darf er nicht sentimental handeln und dadurch ungerecht urteilen. Er muss, selbst wenn sich das Urteil gegen seine eigenen Freunde, Bekannte und Verwandte richten sollte und diesen zum Nachteil gereicht, gerecht urteilen. Folgende Geisteshaltung, die unser Prophet Muhammed (Allahs Segen und Heil seien über ihm) an den Tag gelegt hat, führt uns allen vor Augen, dass Gerechtigkeit für jeden gilt und dass eine Ordnung, in der es keine Gerechtigkeit gibt, nur kurzlebig ist: Eine Frau, die einem der örtlichen Stämme angehörte, hatte einen Diebstahl begangen. Üsame bin Zeyd sollte in diesem Fall schlichten, damit die Strafe nicht vollzogen werden sollte. Als er die Angelegenheit an den Propheten herantrug, verzog dieser sein Gesicht und sagte: „Oh Üsame! Die Völker vor euch sind zu Grunde gegangen, weil sie reiche und hochrangige Menschen, die einen Diebstahl oder sonstige Vergehen begangen hatten verschonten, schwache Menschen aber bestraften. Ich schwöre bei Allah, selbst wenn es die Tochter von Muhammed wäre, würde ich dieselbe Strafe verhängen.“ [4]
Es war u.a. dieser Gerechtigkeitssinn, der die Menschen in den Anfangsjahren des Islam dazu veranlasst hat, den neuen Glauben anzunehmen.
Gerechtigkeit umfasst im Islam alle Bereiche des Lebens. Überall und bei jeder Gelegenheit muss man Gerechtigkeit walten lassen: in Krieg und Frieden, bei der Verteilung der Güter, im Abwiegen und Abmessen, in der Rede, in der Arbeit und der Entlohnung, in der Zuneigung für die Kinder, bei der Verteilung des Erbes, gegenüber unseren Ehefrauen und Ehemännern, gegenüber unseren Nachbarn, kurz gesagt überall. Der Islam gebietet sogar Gerechtigkeit bei den gottesdienstlichen Handlungen. Er erinnert uns daran, dass auch unser Körper und unsere Seele gewisse Rechte haben, die wir ihnen geben müssen. Zusammen gefasst ist Gerechtigkeit notwendig für die Ordnung des Kosmos, das Überleben eines Staates, den Frieden in der Familie und der Gesellschaft und den Weltfrieden. Gläubigen hingegen verhilft Gerechtigkeit im Jenseits zu Glückseeligkeit. Ich beende meine Predigt mit dem Wunsch, dass der Gerechtigkeitssinn, der für die Menschheit so lebenswichtig ist wie die Luft zum Atmen, wieder Überhand gewinnt in unseren Häusern, unserer Arbeitswelt und in der ganzen Welt.
1-Nisa 135
2-Maide 8
3-Nisa 58
4-Buhari Hudud 11
Die Predigtkommission
 
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